Hier muss ich dann wieder einhaken und auf meinen Punkt der persönlichen Zielsetzung hinweisen, denn genau an dem Punkt kommt der ins Spiel. Ich selber kenne unmengen Musiker, die einfach nur für sich selber spielen wollen, andere wollen ihre Songs nur aufnehmen, wieder andere möchten nur mit anderen zusammen im Wohnzimmer spielen, wieder andere möchten einfach nur ein Instrument spielen können. Sind das keine Musiker? Und sind Menschen, die elektronische Musik am PC machen keine richtigen Musiker? Hier ist das "Songwriting" oder besser "trackwriting" zwar was völlig anderes, aber ebenfalls ein sehr sehr kreativer Prozess der oft sehr unterschätzt wird. Meine Musik ist das nicht, aber ich habe durchaus Respekt davor, denn auch hier ist mehr Kreativität gefragt, als man meinen mag. Er funktioniert nur völlig anders als man das als klassischer Instrumentenmusiker kennt. Ich denke das Thema Musik ist viel zu persönlich und zu weit gefächert, um da wirklich pauschal solche Aussagen treffen zu können. Interaktion und live Publikum sind ein guter Grund um Musik öffentlich zu machen, aber bei Weitem nicht die Einzigen.
Versteh mich nicht falsch, ich will die live Musik keinesfalls abwerten, ich denke nur nicht, dass es in der Musik ein "richtig" oder "falsch" gibt, sondern nur ein ganz wertfreies anders.
Als Musiker brauche ich aber die Interaktion mit dem Publikum. Das kann mir keine Online-Plattform ersetzen
Einhaken muss ich außerdem bei dem Klischee der 13 jährigen Mädchen, die wenigstens sind in dem Alter, die schreien auf solchen Plattform nur am lautesten.
Und auch wenn das heute für viele vorrangiger Grund sein mag mit Likes und dem angehimmelt werden. Nicht jeder, der sich da rumtreibt hat dieses Ziel. Ein "Ersatz" für live Publikum ist das auch nicht. Das was du beschreibst ist lediglich die Oberfläche der Startseite, und das Verhalten derer, die genau dieses Ziel haben. Das Business der großen funktioniert so, aber nicht die Plattform.
Bei mir ist es so: Ich war in unmengen Bands, und war in keiner davon wirklich glücklich. Das hatte verschiedene Gründe. Mal passte es menschlich nicht so, mal wars der kreative Prozess. Letztendlich habe ich Freude daran mit meinen Freunden, die ich auch abseits der Musik habe, was zusammen zu machen. Genau das kann ich über den Weg tun, auch wenn sie kein Instrumente spielen. Wir können darüber im Rahmen unserer Möglichkeiten und unserem Können unsere Freude an der Sache ausleben, und laden letztendlich über die Plattform nur jeden dazu ein, uns dabei ein Stückweit begleiten zu können, und präsentieren unsere Hobbys, und haben hier eben auch eine Motivation selber was dazu zu lernen, uns mit anderen Dingen auseinander zu setzen, und uns auf einer Ebene auszuprobieren, die wir selber vorher noch nicht kannten, wo wir selber bei 0 anfangen. Es ist was völlig anderes als live spielen, da gebe ich dir vollkommen Recht. Schlechter ist es deswegen aber nicht.
Es gibt auch viele Komponisten, die selber kaum einen geraden Ton aus einem Instrument raus bekommen. Sind für mein Verständnis ebenfalls Musiker, nur eben auch auf eine andere ... ich sage mal theoretischere....Art. Ich selber sehe mich auch vorrangig als Songwriter, und weniger als Musiker im Sinne vom "Instrumente gut spielen können". Meine Kernkompetenz liegt für mein Empfinden vor Allem im Songwriting.
Live spielen schließen wir btw auch nicht aus. Für uns ist das kein entweder / oder.
Und ich denke, um jetzt auch wieder zum eigentlichen Thema zurück zu kommen, dass viele Streicher ähnlich ihre Prioritäten einfach nicht dahin setzen, wo es viele andere Musiker gern hätten, oder wo es der öffentlichen Wahrnehmung zuträglich wäre. Ich denke sehr viele möchten vor Allem das Instrument spielen können, und sich daran erfreuen, oder eben bewusst bei ihrer Sparte der Musik bleiben. Verübeln kann man das auch niemandem, und ich finde das auch völlig ok so. Es bringt nichts, Dinge zu erzwingen. Unser Geiger damals wollte das Band-spielen von sich aus lernen, und war deshalb da. Aber wirklich wohl gefühlt hat er sich langfristig dann doch bei den Noten. Für ihn war es eine Freude ein schweres Stück zu lernen, und sich selber dabei beobachten zu können wie er es nach und nach meistert. Das improvisieren machte ihm Freude für eine Zeit, aber es war nicht das, was ihn letztendlich erfüllt hat. Genauso war das live spielen nicht das, was ihn erfüllt hat. Er liebte es einfach sich ein schweres Stück vorzunehmen, und das nach und nach zu meistern. Zuhause. Alleine und für sich.
Ich würde mir wünschen, dass mehr Geiger in die Richtung Pop, Folk & Rock gehen, und auch dass mehr Geiger andere an ihrem Hobby teilhaben lassen (z.B. über Internetplattformen) und einfach präsenter wären. Aber letztendlich muss jeder selber schauen, wie er das Musik machen für sich so gestalten kann, dass er Freude daran hat, denn darum geht es am Ende ja. Ich persönlich denke Geiger sind einfach häufiger introvertierter unterwegs als Gitarristen oder Sänger, oder eben eher in weniger präsenten Sparten unterwegs. Und sicher spielt auch die "coolness" des Instrumentes eine Rolle hier. Ich wollte mit meinen Aussagen in der Diskussion vorrangig nur sagen, dass ich mir aus meiner Position heraus, wünschen würde, dass sich das ändert, mehr nicht. Und ich denke gerade in öffentlichen Bereichen (unabhängig von der Reichweite oder dem "Erfolg"), wo die Musik nicht so fokussiert im Mittelpunkt steht, wäre es schön, mehr Geiger anzutreffen, die anderen das Instrument ein Stückweit näher bringen. Muss auch nicht unbedingt über eine Online-Plattform sein. Kann ja auch z.B. bei Instrumentenbauern sein, die Schulklassen zu einer Besichtigung einladen, oder eben völlig andere Dinge. Ich würde mir einfach wünschen, dass Streichinstrumente präsenter im Leben von Menschen wäre, die keine Instrumente spielen, aber vielleicht eins lernen möchten. Ich finde solche Instrumente toll, und finde es schade, dass an dem Punkt die Kontaktmöglichkeiten nicht so zahlreich sind, wie sie sein könnten.