Für meinen AkkordeonZoo bin ich momentan auf der Suche nach einem weiteren Instrument.
Es soll leicht sein, durchsetzungsfähig, vor allem im Bass, Standardgröße 41/120 .
Des weiteren hätte ich gerne a-mano Platten, um an die zungentechnischen Eigenschaften meiner Gola aus 1962 heranzukommen. Momentan verwende ich für diesen Zweck (Spielen im Freien ohne Verstärker, mitunter mit meinem Klezmer-Ensemble), eine Morino IV N aus 1966, also eine von den ganz alten.
Ich suche also keine zweite Gola, sondern ein Instrument, welches ein Stück weit 'besser' als eine Morino ist.
Aufgrund von anderen Instrumenten die ich von Pigini kenne, fiel mir die Super King Gold auf.
Um das Instrument im Vorfeld kennenzulernen habe ich mich auf die Webpräsenz der deutschen Pigini Vertretung (
www.pigini.de) begeben.
Dort haben mich vor allem folgende Zeilen angesprochen:
Zitat:
Warum PIGINI ?
- absolut geräuscharme und zuverlässige Mechanik
- geringstes Gewicht
- perfekte Ergonomie
- brillianter Klang mit ausgewogener Balance zwischen rechter und linker Hand
Zitat Ende.
Das ist genau das, was ich gerne hätte.
Ganz nebenbei habe ich auf der Seite gesehen, welche Informationen über Hohner dort feilgeboten werden. Das meiste was dort stand, war mir bereits bekannt, aber nicht in dieser Ausführlichkeit, wie es dort breitgetreten wird.
Zuerst habe ich diese Informationen interessiert aufgenommen, fühlte mich dann aber recht schnell wegen der Darstellung und des Inhalts eher abgestoßen. Was haben diese Darstellungen überhaupt auf der Seite von Pigini zu suchen!
Richtig abgestoßen hat mich der Vergleich eines alten VWKäfers mit einem modernen Ferrari.
Ganz schlimm war dann der Absatz über die Gola:
Zitat:
ACH JA - und dann gibt es da noch so eine alte, sehr bekannte Akkordeongeschichte. Genau ! Die von der alten gola ! Die noch selbst gebaut wurde... Die ist sehr ähnlich ! Aber aus Umweltschutzgründen um die große Menge von Elektronikschrott durch faustschlagbeschädigte Computerbildschirme nicht noch zusätzlich in die Höhe zu treiben soll diese uralte Geschichte hier nicht auch noch erzählt werden. Die kennt sowieso jeder.
Ist ein guter alter deutscher VW Käfer immer noch besser als ein nagelneuer italienischer Ferrari ? Auch dann wenn er schon bald auseinanderfällt ? Welches Auto fahren Sie ?
Zitat Ende.
Das fand ich dann doch sehr befremdlich.
Da ich ja aber kein neues Instrument kaufen möchte, sondern ein gebrauchtes, machten mir diese Ausführungen (noch nicht) viel aus.
Dann stieß ich in einer Anzeige auf eine 'Super King Gold' 5-chörig a-mano.
Sie gefällt mir von der Optik. Die klare Struktur des Diskantverdeckts, die Goldtöne, hübsch.
Nicht so sehr gefällt mir der Name. 'Super King' hat schon so ein wenig etwas von Anmaßung. - Sei es drum, der Name steht nicht auf dem Instrument.
Schwieriger war es, den aktuellen Neupreis der Super King herauszufinden. Das wäre für mich schon wichtig, um den Gebrauchtwert besser einschätzen zu können
Pigini verfolgt da aber eher eine Desinformationsstrategie des Kunden und verweist auf seine Händler.
Ebensowenig ist es möglich, anhand einer Seriennummer das Alter eines Instruments herauszufinden, weil es solch eine Seriennummer schlicht und ergreifend nicht gibt. Es gibt lediglich eine laufenden Nummer jeder Serie, die irgendwann wieder bei 000 startet.
Solche mangelhaften Infos bin ich von anderen Herstellern speziell Hohner gewöhnt. dort kann man jedoch nachfragen, wann ein Instrument gebaut wurde und eine Preisliste gibt es auch.
Ich habe also meine Geldkatze gefüllt, meine Gola als a-mano-Referenzinstrument eingepackt und bin mit einer festen Kaufabsicht die fast 200 km gefahren um das Instrument auszuprobieren.
Erster optischer Eindruck: gefällt.
Alter: noch keine 10 Jahre
Zustand und Spielverhalten:
Bass:
Der erste Schock war die Bassmechanik. Wie wird auf der Pigini-Seite speziell über die M-Morino (50er Jahre Modell) geschimpft, was das für ein lautes Bassgeklapper ist, da wird ein Vergleich mit einer Dose voller Nägel herangezogen. Dem stand die Pigini kaum nach. Ich habe selten solch einen Klapperatismus eines modernen Instruments im Bass erlebt.
Der Bass sollte recht kräftig sein, weil Bass- und Beibasszungen jeweils auf einer durchgängigen Platte zu finden sind. Ich durfte das Instrument öffnen. Dem war auch so.
Einschub:
Pigini öffnen: Keine Balgnägel sondern Schrauben. 4 Stück je Seite, die in Buchsen greifen. Sehr schön gemacht.
Der Klang enttäuschend. Der Bass wird von jeder Wald- und Wiesen-Morino in Grund und Boden gespielt. NICHTS von dem, was ich, vor allem aufgrund der Konstruktion erwartet hätte.
Ich habe nicht den Bass einer Helipolka erwartet, aber doch mehr als von einem 'Standard'-Bass. Und das ganze natürlich -ich zitiere- : 'harmonisch zwischen Bass und Diskant abgestimmt'
Diskant:
Der 16" war wie erwartet dünn.
Ausspielen durfte (sollte) die Pigini dann ihre Qualitäten in den 8" und 4" Registern.
Nun ja, als ich das selbe dann mit der alten Gola spielte, war auch dem Zuhörer klar, die Pigini kann auch da nicht mithalten. Braucht sie auch nicht, denn die Gola kann da einfach mehr, viel mehr, aber deutlich mehr als eine Morino hätte sie dann schon leisten müssen.
Achso: Geklapper: War das nicht eine Aussage von Pigini, besonders leise zu sein. Nein auch im Diskant die Enttäuschung: zu laut. Wenn das Aufsetzen der Klappen durch andere Geräusche übertönt wird, ist das zu laut.
Das a-mano-Erlebnis der Stimmplatten:
Die Morinos wurden ja bis auf wenige Ausnahmen mit tipo a mano gebaut. In der Richtung war die Pigini ein wenig (wirklich nur ein wenig!) besser, aber der Vergleich mit der Gola brachte dann doch an den Tag, dass das, was da früher in Trossingen gebaut wurde HEUTE NOCH (Das sind keine alten VW Käfer die am Auseinanderfallen sind!) jedem Vergleich standhält, wenn das Instrument in den Jahren gut gepflegt wurde..
Mich würde jetzt einmal interessieren, ob bei Pigini bei den Sirius Modellen ein anderes 'a-mano' eingebaut wird als bei der 'super king'?
In der Plattenklassifikation stufe ich mittlerweile wie folgt ein::
Maschine Qualität (1-x)
Tipo-a-mano
a-mano
UndDannDasWasInManchenAltenGolasVerbautWurde
War diese Super King nun ein 'Montagsinstrument' oder wurde es fasch behandelt oder ist es einfach durch die Endkontrolle durchgerutscht:
Da das Instrument nun nicht 40 Jahre alt ist, darf das so nicht sein. Einer alten Morino oder Gola sehe ich schon mal nach, dass durch die vielen Betriebsstunden, die diese Instrumente mitunter auf dem Buckel haben, diverse Reparaturen und Korrekturen nötig sind und verschiedenes nicht mehr so ist, wie es sein sollte.
Auch meine Gola war in einem schlechten Zustand, als ich sie kaufte, sie wurde aber von Gerhard Herbach in den traumhaften Zustand versetzt, in dem sie heute ist. Es geht am Akkordeon alles zu richten, auch diese 'Super King' wäre vielleicht zu reparieren und in den Zustand zu versetzen, der von Pigini so vollmundig versprochen wird.
Da das Instrument aber noch keine 10 Jahre alt ist, dürfen solche technischen Mängel nicht sein, von der Stimmung ganz zu schweigen, die ebenfalls zu wünschen übrig lies.
Wenn ich da meine Morino V S aus 1987 nehme, die hat die Zeit gut überdauert.
Einziger Nachteil der Morino: sie ist mehr als 2 Kg schwerer, steht aber nach 30! Jahren auch stimmlich noch ganz anders da, als es diese wesentlich neuere Pigini tat.
Von der Verarbeitung sah die Super King gut aus und ich habe auch keine Lagerungsfehler entdecken können, die begründet hätten, warum das Instrument in solch einen schlechten Zustand war.
Wäre das Instrument nun so gewesen, wie es sein sollte, hätte ich es wohl gekauft.
Resume:
Mit Sicherheit werde ich Pigini im Auge behalten, vielleicht bietet sich mal wieder ein interessantes Instrument, aber ich werde dann mit vorbelasteten (kritischen) Augen das Instrument betrachten.
Die selbst gemachten Versprechungen von Pigini wurden nicht erfüllt, und Pigini reiht sich ein in die Liste der italienischen Hersteller, welche für ihre wechselhaften Qualitäten berühmt sind.
Da hilft es auch nicht, dass Pigini (angeblich) mit modernsten Maschinen produziert und für sich eine sehr hohe Fertigungstiefe angibt.
Ach ja HOHNER
Über Hohner wurde schon immer viel geschimpft. Das kenne ich aber auch von Marktführern in anderen Bereichen. Das sind immer die, die am meisten kritisiert werden, aber auch über einen langen Zeitraum eine beständige Qualität liefern und kurioserweise auch jede Menge Umsatz machen.
Der typische (von vielen ungeliebte) 'Hohnerklang':
Wir haben hier aus dem Forum schon mehrere 'Blindverkostungen' gemacht. Dabei kamen 'entsetzliche' Ergebnisse zustande.
Ich bin weiter auf der Suche nach einem Instrument welches folgende Kriterien erfüllt:
- absolut geräuscharme und zuverlässige Mechanik
- geringstes Gewicht
- perfekte Ergonomie
- brillanter (Ich habe mir erlaubt den Schreibfehler von Pigini s.o. zu korrigieren)
Klang mit ausgewogener Balance zwischen rechter und linker Hand
Noch ein Nachtreter:
Diese völlig dilletantische Internetpräsenz von Pigini!
Endlos lange Absätze, mitunter ohne jegliche Gliederung. Der Inhalt ist eine einzige Selbstbeweihräucherung, auf andere Hersteller speziell Hohner wird getreten, als ob es kein morgen gäbe.
Das ganze macht den Eindruck einer mit einfachsten Mitteln zusammengeschusterten Leistung eines Schülers, der hobbymäßig solche Seiten erstellt, als die repräsentative Präsentation einer Weltfirma, die Pigini wohl gerne sein möchte.
Ich hoffe, dass die Instrumente dann doch nicht ganz so schlecht sind, wie diese Webpräsenz.