Hi tschortschii,
meine Classic ist eine frühe 1990er, gehört also noch zu den im Customshop handgefertigten Vorserienexemplaren.
Der Les Paul Schriftzug auf der Kopfplatte sagt noch "MODEL" anstatt "CLASSIC" und ist, historisch korrekt, im Siebdruckverfahren aufgebracht.
All die netten Kleinigkeiten sind exakt wie bei den späteren Historics gemacht worden: Anilyne Dye, schmale Kopfplatte, Vintage Mechaniken, dünne Nitrolackierung, historisch korrekte leicht geagede Nickelhardware, echte Perlmutt Inlays im schönen Palisander Griffbrett, durchgehend schmales Binding im Cutaway mit durchscheinendem Deckenansatz ... usw.
Der einzige Unterschied zu einer späteren R0 ist der Umstand, daß es sich bei der Classic um eine short Neck Tenon Gitarre handelt, d.h. der eingeleimte Halsansatz nicht wie bei den Historics und 50´s Les Pauls bis zum Halspickup reicht, sondern etwas früher endet.
Das dadurch bedingte angeblich leicht schlechtere Resonanzverhalten der Konstruktion ist so minimal oder unmerklich, daß ich es selbst im direkten Vergleich zu meiner wirklich hervorragend resonierenden R9 nicht wirklich feststellen kann.
In Sachen Verarbeitung und Bespielbarkeit ist das Ding ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
Wenn ich mir dagegen allerdings manch spätere Exemplare der Classics ansehe und höre, mit werksmässig umgestylten Schriftzügen, eklig grünlichen Plastikinlays, usw. dann wird schnell eines klar, nämlich was das Objekt der Begierde in Sachen Les Paul Classic ausmacht.
Ich habe die Gitarre Anfang des neuen Jahrtausends in den Staaten, genauer gesagt in Cinicinatti/Ohio, von einem durchgeknallten "Ami" mit dem schönen arabischen Namen "Ramzi Bayazid" im absoluten Neuzustand gekauft.
Das wiederum ist jedoch eine ganz andere, nicht minder spannende, aber abendfüllende Geschichte, die ich hier nicht niederschreiben werde.
Zurück in Germany, wurde der Les Paul noch ein historisch korrektes vernickeltes Alutailpiece, sowie ein Satz Burstbuckers mit leicht geageden Nickelkappen verpasst und die beschrifteten Plastikbrettchen ("1960" Pickguard und "Classic" Trussrodcover) wurden durch historisch korrekte, neutrale Originalexemplare ersetzt und in der Mottenkiste zwischengelagert.
Die Decke der Gitarre hat etliche wunderschöne Clouds & Curls, die aber nur so richtig zutage treten, wenn Licht, insbesondere direktes Sonnenlicht, in einem bestimmten Winkel auf die Decke fällt. Sonst kommt sie eher schlicht daher, was aber, bei der ganzen Monsterflame-Schwemme und Hysterie der letzten Jahre, auch schon wieder einen ganz eigenen Reiz hat.
Die Lackierung würde ich als klassisches und noch relativ wenig ausgeblichenes "Heritage Cherry Sunburst" bezeichnen.
Klanglich hatte sie mit den Serienpickups schon einen sehr schönen Jimmy Page Ton und mit den PAFs steht sie auch tonal den Historic Modellen in keiner Weise nach. Der "Katzenshop" lässt halt grüßen .... ;-)
So, genug der Worte zu meiner alten Classic, die nun auch schon stolze 27 Lenze zählt und sich damit eigentlich schon mit Fug & Recht
"Vintage" nennen darf.
(Schon in nur 3 Jahren ist sie bereits genau so alt, wie ein 1960er Original in ihrem Produktionsjahr 1990 war - als ich beispielsweise im Jahre 1984 meine alte 61´er SG erwarb, da war diese erst 23 Jahre alt und kam mir als 18jährigem Spund aber schon beinahe prähistorisch vor)
Von Deinen drei Classics mag ich jedenfalls persönlich, unter rein optischen Aspekten betrachtet, die "Zitronenbürste" am liebsten.
Ich hoffe, Du hattest ein wenig Spass beim Lesen ....