splintering
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Motivation
Statt etwas wirklich Sinnvolles zu tun und mich ums Basspielen zu kümmern war ich mal wieder auf der Suche nach technischen Mitteln der Klangbeeinflussung Der aktive Zwei-Band-EQ an meinem Cort Arona 5 ist mir zum einen zu grob, und außerdem spiele ich den Cort eh nur passiv. Die Drei-Band-Regelung am VT Bass DI ist schön für das Verbiegen des Grundsounds, aber sie ist recht breitbandig und ich suchte nach etwas, mit dem ich gezielter eingreifen konnte. Ich wollte auch meinem Bass mehr Knurren entlocken. Dafür gibt es natürlich diverse andere Ansätze (Spielweise, Saiten, Pickups usw.), aber ich las neulich, dass sich da im Tiefmitten-Bereich um 200 bis 400 Hz eine Menge rauskitzeln lässt, was sich mit einem Software-EQ am Rechner auch gut nachstellen liess.
Und außerdem quälte mich schon lange die Frage: Brauche ich einen EQ? Wie sollte ich es wissen, wenn ich es nicht ausprobierte...?
Exkurs: Ein bisschen Theorie (für EQ-Einsteiger)
Die Grundlagen des Equalizers sind anderswo sicher besser/ausführlicher/verständlicher erklärt, aber ein paar Grundbegriffe will ich dennoch erläutern, damit mein altes Dozentenherz befriedigt ist und die Begriffe für dieses Review auch für Einsteiger klar sind. Kenner können das natürlich überspringen.
Grundlagen
Ein Equalizer ist ein Filter, der in einem Tonsignal einen bestimmten Frequenzbereich verstärkt oder abschwächt. Angehoben oder abgesenkt wird nicht genau eine Frequenz, sondern ein Frequenzbereich (Band). Die meisten Equalizer haben mehrere regelbare Frequenzbereiche. Viele Bässe haben z.B. eine eigenbaute zwei- oder dreibändige Klangregelung (Tiefen/Höhen bzw. Tiefen/Mitten/Höhen), sei es passiv (dann nur Absenkung des jeweiligen Frequenzbereichs) oder aktiv (dann ist auch eine Anhebung möglich) - also einen einen eingebauten Zwei-Band- oder Drei-Band-Equalizer.
Wenn wir von einem Equalizer als technischem Gerät reden, dann meinen wir also eine Ansammlung von Equalizer-Filtern. Jeder Filter wird dabei durch drei technische Größen beschrieben:
- die Mittenfrequenz (engl. "Frequency"), bei der der Filter am stärksten eingreift. Das Wort "Mitten" ist hier nicht zu verwechseln mit den tonalen Höhen/Mitten/Tiefen, sondern meint die Mitte einer gleichmäßigen Filterkurve (eben bei Anhebung den höchsten bzw. bei Absenkung den tiefsten Punkt der Kurve).
- die Verstärkung (engl. "Level" oder "Gain"; bei Verstärkung auch "Boost", bei Absenkung "Scoop" oder "Cut"), um den die Mittenfrequenz angehoben bzw. abgesenkt wird. Gemessen wird diese in dB. +10 dB entspricht ungefähr einer Verdoppelung der wahrgenommenen Lautstärke.
- die Bandbreite (engl. "Bandwidth") beschreibt, wie weit der Filter auch auf niedrigere bzw. höhere Frequenzen neben der Mittenfrequenz eingreift, also wie breit die Kurve ist. Je schmaler die Bandbreite, desto gezielter ist der klangliche Eingriff auf einen Frequenzbereich. Die Bandbreite gibt dabei technisch den Frequenzbereich an, in dem die Signalverstärkung durch den Filter noch mindestens halb so stark ist, wie auf der Mittenfrequenz. "Halb so stark" bezieht sich hier auf den Signalpegel und keineswegs auf die vom Menschen wahrgenommene Lautstärke.
Ein anderer Ansatz zur Beschreibung der Bandbreite ist die Güte (Q, von englisch "Quality") des Filters. Die Güte ist ein Zahlenwert, der die Bandbreite abhängig von der Mittenfrequenz angibt. Er entspricht der Mittenfrequenz geteilt durch die Bandbreite. Oder anders gesagt: Die Bandbreite ist gleich der Mittenfrequenz geteilt durch die Güte. Je größer die Güte, desto kleiner die Bandbreite bzw. desto schmalbandiger ist der Filter.
Ein Beispiel wäre ein Filter mit einer Mittenfrequenz von 100 Hz. Bei Q=2 wäre die Bandbreite 50 Hz (100 geteilt durch 2), bei Q=1 wäre die Bandbreite 100 Hz (100 geteilt durch 1). Aber Achtung: wegen der logarithmischen Frequenzskala (man erinnere sich: um eine Oktave erhöhter Ton = verdoppelte Grundtonfrequenz) ist bei Q=1 der durch die Bandbreite erfasste Frequenzbereich dann nicht wie man zunächst denken könnte 50 bis 150 Hz, sondern (gerundet) 62 bis 162 Hz (mit einem Höhepunkt bei 100 Hz).
Von der Güte kann man auf den durch das Filterband abgedeckten Oktavbereich rückschließen. Eine Güte Q=1,4 entspricht etwa einer Bandbreite von einer Oktave, Q=4 ungefähr einer Dritteloktave. Hieraus wird dann auch klar, warum die Angabe der Güte praktischer ist, als die der Bandbreite: bei einem Filter mit feststehender Güte kann man die Frequenz erhöhen, er deckt aber tonal immer das gleiche tonale Spektrum (z.B. eine Oktave) ab. Die Bandbreite müsste man dagegen mit der Mittenfrequenz justieren, da ein 100 Hz breiter Filter bei einer Mittenfrequenz von 100 Hz (Bandbreite von 62 bis 162 Hz, fast eineinhalb Oktaven) eine ganz andere tonale Eingriffsbreite hat, als bei 1000 Herz (Bandbreite von 951 bis 1051 Herz, etwas mehr als ein Halbton).
Im Netz findet man unzählige Erläuterungen zu diesen Begriffen. Für mich erhellende Links zum Thema waren
- Q-Faktor und Bandbreite
- Bandbreite und Grenzfrequenzen
Grafisch vs. Parametrisch
Zwei Arten von Equalizern spielen in der Audiobearbeitung eine große Rolle.
- Grafische Equalizer haben mehrere nebeneinander angeordnete Regler für je ein Band. Dabei ist sowohl die Mittenfrequenzen als auch die Güte für jedes Band festgelegt. Nur die Verstärkung kann durch hoch- oder herunterziehen des Reglers beeinflusst werden. Da sich aus dem Gesamtbild der Regler ein bildlicher Eindruck der gesamten Equalizer-Regelkurve (Graph) über alle Bänder ergibt, spricht man von einem grafischen Equalizer. Die Bänder können alle den gleichen Abstand zueinander haben (z.B. 1 Oktave, also jeweils verdoppelte Frequenz pro Regler), müssen aber nicht. Auch die Bandbreite kann sich je Regler unterscheiden. Oft überlappen sich die Bänder.
- Bei parametrischen Equalizern kann man für jedes vorhandene Band die Mittenfrequenz, die Güte/Bandbreite und die Verstärkung einstellen. Ist die Güte dagegen fest eingestellt, so spricht man von einem semiparametrischen Equalizer. Die einzelnen Bänder müssen nicht unbedingt den vollen Frequenzbereich abdecken - üblich sind z.B. dreibandige (semi)parametrische Equalizer mit je einem Band für Tiefen, Mitten und Höhen. Parametrische EQs werden auch oft für den gezielten Eingriff auf bestimmte Frequenzen genutzt, um zum Beispiel ein Störgeräusch (Wummern beim Bass aufgrund Raumakustik) zu eliminieren.
Die Tonregelung an aktiven Bässen hat i.d.R. die Funktion eines grafischen Zwei- oder Drei-Band-Equalizers, ebenso die Tonregelung vieler Bassverstärker bzw. Preamps (dort tendenziell Drei- oder Vier-Band). Teurere Modelle haben aber auch oft neben den fixen Tiefen- und Höhenreglern einen oder mehrere semiparametrischen Mittenregler, bei denen die zu regelnde Mittenfrequenz gewählt werden kann.
Tiefbass, Hochmitten, häh?
Es gibt keine saubereren Definitionen für die Begriffe Tiefen, Mitten und Höhen und deren Abbildung auf das Frequenzspektrum. Hier im Forum eingebürgert haben sich wohl die Abstufungen Sub/Tiefass, Bass, Tiefmitten, Hochmitten, Höhen. Insbesondere die Unterteilung der Mitten in verschiedene Bereiche ergibt für Bassisten Sinn, da unterschiedlichen Bereiche des Mittenspektrums verschiedene Auswirkungen auf den erzeugten Klang haben.
Ganz nett für die Vertiefung ist diese Auflistung der tonalen Frequnezbereiche oder auch diese Übersicht mit etwas beschreibenderem Vokabular.
Casting: Die Models
Da ich nicht wusste, ob ich einen EQ brauche, wusste ich noch weniger, ob es ein grafischer oder ein parametrischer sein sollte. Einerseits hatte ich den Eindruck, mehr als drei Bänder könne man kaum richtig im Griff haben, andererseits könnte ich dann auch gleich beim VT Bass DI bleiben... und obwohl die grafischen mit ihren vielen Bändern mehr Möglichkeiten suggerieren schienen mir die parametrischen doch eher die Werkzeuge für sehr zielgerichtetes Klangformen zu sein. Hilft also alles nix, beide Arten von EQs mussten her. Folgende Spieler habe ich mir ausgesucht:
Die grafischen - hier ist die Auswahl insgesamt relativ groß:
[THEAD]
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[TBODY] [/TBODY]Die parametrischen - hier ist das Angebot eher übersichtlich (und auch deutlich hochpreisiger):
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Ich habe heute leider kein Bild für Dich: Die Abgrenzung
Es gibt natürlich noch zahllose weitere EQs auf dem Markt. Als erste und offensichtlich Abgrenzung kamen für mich nur Bodentreter in Betracht. Sowohl im Bereich der grafischen wie auch im Bereich der parametrischen EQs gibt es Rack-Geräte, die schon bauartbedingt wesentlich mehr Reglungsmöglichkeiten (durch Platz für mehr Regler) bieten können.
Aber auch bei den Bodentretern gibt es noch mehr Auswahl. Einige davon habe ich mir zumindest am Bildschirm mal angeschaut, aber aus verschiedenen Gründen aussortiert:
Gitarren-EQs
Bei den grafischen Equalizern gibt es einige Modelle, die sich offenbar eher an Gitarristen als an Bassisten richten. Das zeigt sich in der Wahl der Frequenzbänder, bzw. im Fehlen eines Tiefbass-Bandes. Das macht die EQs nicht per se unbrauchbar für den Bass, aber schränkt die Eingriffsmöglichkeiten etwas ein. Hierzu gehören z.B.
Eingeschränkte Möglichkeiten
Zwei EQs habe ich nicht in die Auswahl aufgenommen, weil mir ihre Regelungsmöglichkeiten zu eingeschränkt waren:
Nicht erhältlich
Zwei EQs hätte ich mir durchaus gerne angeschaut, waren aber nicht verfügbar:
Laufsteg: Fotos und Test-Setup
Mein Testsetup bestand aus meinem Cort Arona 5, mit dem ich direkt in den jeweiligen EQ gegangen bin. Von dort ging es im ersten Durchlauf über einen nur als DI-Box genutzten Tech 21 VT Bass DI (inaktiv) in ein Focusrite Scarlett 2i4 Audio-Interface, von dem aus ich das Eingangssignal direkt ohne Umweg über den Rechner auf dem Kopfhörer (einem Beyerdynamic DT-770) abgehört habe. Als zweite Variante bin ich vom Ausgang des EQ direkt in meinen Fender Rumble 75 gegangen, um das Zusammenspiel mit dem Bassamp zu hören.
Klangliche Eigenschaften sind bei einem EQ nicht schwer zu erfassen - dass er in den Klang färbend eingreift ist ja gerade gewünscht. Die Unterschiede der Geräte liegen für mich daher weniger im Klang, als mehr in der Möglichkeit, durch einfache Bedienung seine eigene Soundvorstellung umsetzen zu können oder andersherum durch Ausprobieren ein klares Bild zu bekommen, wie man den Klang beeinflussen kann.
Soundbeispiele sind bei einem EQ-Vergleich aus diesen Gründen meines Erachtens wenig zielführend, und so habe ich auf Aufnahmen verzichtet.
Posing: Die Geräte im Einzelnen
Boss GEB-7
Verfügbare Bänder:
Bedienung: Die acht Regler (sieben Bänder und ein Output-Regler) sind auf recht kleinem Raum verbaut und daher in der Bedienung ein bisschen fummelig. Die Regler sind aber angenehm (und nicht zu) leichtgängig und lassen sich durch eine Gummikappe auch gut fassen. Die Regler haben eine Mittenraste (Nullstellung). Feinheiten sind bauartbedingt schwer einstellbar.
Sound: Der GEB-7 erzeugt keinen höhrbaren Einschaltklick, der Schalter ist elektronisch, nicht mechanisch. Das Eigenrauschen ist vernachlässigbar. Die Bänder gut gewählt für bestimmte Soundmodifikationen, aber statt einem der Höhenbänder hätte ich mir lieber eines um die 250 Hz gewünscht. Der Verstärkungs-/Absenkungsbereich fühlt sich gut gewählt an.
Verpackung & Zubehör: Das Gerät ist in eine schwarze, im Firmendesign bedruckte leichte Pappschachtel verpackt. Innenliegend sind außerdem
Eindruck: Die Bandbreitengrafik im Handbuch zeigt deutlich: der Bereich um 250 Hz wird nur eingeschränkt von den Nachbarbändern mitgeregelt. Das Band um 2 kHz ist praktisch ungeregelt. Es wundert mich, warum Boss dem GEB-7 kein 250-Hz-Band spendiert hat. Die Aufteilung in zwei schmale Bänder bei 400 und 500 Herz ergibt für mich weniger Sinn, und wenn, dann hätte ich lieber ein Höhenband weggelassen, um den für den Bass so wichtigen Tiefmittenbereich feiner aufzulösen.
MXR M 108 siehe Beitrag #2 unten
Source Audio Programmable EQ siehe Beitrag #3 unten
Carl Martin 3-Band Parametric Preamp siehe Beitrag #4 unten
Empress ParaEq w/Boost siehe Beitrag #5 unten
Kurvenvergleich
Die Herangehensweise bei grafischen bzw. parametrischen EQs ist schon eine ganz andere. Während die grafischen EQs zum Spielen nach Augenmaß einladen muss man bei den parametrischen schon viel genauer hinhören, um erst mal die Frequenz zu finden, die man regeln möchte. Das setzt auch voraus, dass man überhaupt weiß, was man regeln möchte. Ein bisschen drauf los mit dem Klang zu experimentieren ist mit den parametrischen EQs wesentlich schwieriger, als mit den grafischen. Bei letzteren neigt man dafür anfangs auch erst mal zum Übertreiben, schließlich will man die Veränderung deutlich hören. Die parametrischen Kollegen sind eher für gezielte Manipulationen geeignet, denn zum völligen Verbiegen der Klangkurve. Die Entscheidung für einen parametrischen EQ sollte sehr bewusst fallen.
Bei der Verarbeitung gibt es keine Totalausfälle - alle Treter sind auf den ersten Eindruck von mindestens ordentlicher Bauweise. Bühnentauglichkeit konnte ich natürlich nicht testen. Über den Source Audio Programmable EQ, den auch ich als in dieser Hinsicht den am wenig wertigsten Kandidaten empfand, liest man vereinzelt Kritik bezüglich der Langzeithaltbarkeit. Der MXR ist dagegen zwar an sich ein Backstein, aber einem Tritt auf die Reglersektion möchte ich ihn auch nicht aussetzen - was beim Boss durch den höherliegenden Fußschalter fast ausgeschlossen ist.
Auch bei der Bedienbarkeit kann ich keine großen Klagen erheben, es gibt nur wenige Auffälligkeiten. Der MXR glänzt gegenüber dem Boss durch seine langen Regelwege, die man aber mit Baugröße und Gewicht bezahlt. Der Empress wird mit seinen elegant-griffigen, aber sehr leichtgängigen Reglern sicher zum Verstellen neigen. Bei allen anderen Geräten würde ich die Regler als "unauffällig" bezeichnen. Die Bedienung ist selbst beim digitalen Source Audio weitgehend intuitiv. Beim ersten Hinsehen empfinde ich dessen schwierige Ablesbarkeit als Nachteil, aber am Ende sollte man sowieso mehr nach Gehör als nach Augenmaß regeln. Zum schnellen Nachregeln auf der Bühne zwischen zwei Songs eignet sich eigentlich keines der Geräte - was auch der Frage Raum gibt, ob ein EQ im Bodentreterformat überhaupt sinnvoll ist. Am Ende hört man ja sowieso nicht den PA-Sound, sondern den aus dem Monitoring, und sollte die Klangformung im Detail vielleicht lieber dem Mischer überlassen.
Klanglich fiel auf, dass mit dem Empress gerade das vermeintlich hochwertigste Gerät hörbares Rauschen beisteuert. Präsent war das eigentlich nur auf dem Kopfhörer, nicht auf dem Bassamp. Insofern ist das im Praxiseinsatz auf der Bühne vermutlich von wenig Relevanz, und im Studio wird man sich wohl nicht mit einem EQ im Bodentreterformat rumschlagen. Unter den grafischen EQs bietet der MXR aufgrund der vielen Bänder im Oktavabstand die detailliertesten Eingriffsmöglichkeiten, während er mit seinen maximal +/- 12 dB Verstärkung Feinsinn bewahrt. Beim Boss vermisse ich wie gesagt das 250Hz-Band, damit fällt er (und auch seine Klone und der Mooer) für mich raus. In der Bedienung ist er durch seine enge Bauweise auch der schwierigste und erfordert Fingerspitzeneinstellung. Wenn es schon ein grafischer EQ sein soll, dann würde ich jedem dazu raten, 50 Euro mehr in die Hand zu nehmen und zum MXR zu greifen, oder es vielleicht zum gleichen Preis mal mit dem kleinen Bruder MXR M109 zu probieren - auf das Tiefbassband kann man unter Umständen eher verzichten, als auf das Tiefmittenband. Unter den parametrischen EQs empfand ich den Empress als feinsinniger, transparenter, griffiger, irgendwie klarer in seinem Regelverhalten, ohne dass ich sicher sagen kann, woran das liegt. Mit den Bandbreitenschaltern hat er sicher auch einen Regelvorteil gegenüber dem Carl Martin, der mich in der B-Note auch wegen der klobigen Bauweise (zugunsten eines eher nutzlosen DI-Ausgangs) etwas weniger überzeugt hat. Das Kerngeschäft der parametrischen Klangregelung beherrscht der natürlich trotzdem einwandfrei.
In Sachen Verpackung habe ich keine gesteigerten Ansprüche, heutzutage ist ja zum Glück alles aus recyclebarer Pappe. Dass Carl Martin auf das Beilegen der einseitigen Bedienungsanleitung verzichtet finde ich angseichts der beigefügten Hochglanz-Broschüre etwas knauserig. Bei Empress sticht die Anleitung durch lehrreiches Material zu den Klangauswirkungen hervor. Bei allen anderen erklärt das Handbuch alle wesentlichen Funktionen klar und unmissverständlich. Den mit Batterie betreibbaren Geräten (Boss, Source Audio) liegt eine solche auch bei. MXR bringt schon wegen der 18V-Spannung seine eigenes Netzteil mit, alle anderen setzen auf vorhandene Stromversorgung.
Persönliches Fazit
Wenn man sich fragt, ob man einen EQ braucht, muss man sich natürlich fragen, wofür man ihn braucht: als Problemlöser im Bandkontext oder Bändiger einer ungünstigen Raumakustik - das ist die Paradedisziplin der parametrischen EQs; als General-Purpose-Klangformungs- und Klangfindungstool ist ein grafischer EQ sehr nützlich. Wer wie ich nicht weiß, ob er wirklich einen braucht, dem würde ich nach der kurzen Erfahrung daher erst mal zum grafischen EQ raten. Die Bedienung ist einfach direkter, klarer, mit optischer Unterstützung. Der MXR M108 wäre bei den getesten Geräten mein Favorit, wobei der Source Audio Programmable EQ durch die speicherbaren Presets und eine fast deckungsgleiche Bandauswahl (unterstes und oberstes Band des MXR sind ja eher vernachlässigbar) funktional durchaus interessant ist, um verschiedene Sounds für verschiedene Songs vorzubereiten. Aber er strahlt auf mich etwas weniger Charme aus - auch klanglich wirken die Eingriffe etwas plumper (oder hört das Auge hier mit...?). Bei den parametrischen EQs würde ich klar zum Empress greifen. Aber mit 300 Euro ist das auch das teuerste Gerät im Test, und dafür sollte man dann schon einen konkreten Verwendungszweck im Auge haben. Für ein Spielzeug ist er definitiv zu teuer und auch zu schade.
Nach dem Ausprobieren der Geräte habe ich mich mal wieder mit der Klangregelung meines VT Bass DI und meinem Fender Rumble 75 beschäftigt - es ist immer wieder schön, mit neuen Eindrücken zu Altbekanntem zurückzukehren. Die Reglungsmöglichkeiten des Fender empfinde ich (trotz vier Bändern) nach wie vor als klanglich beschränkt. Der VT Bass DI bietet dagegen auch ohne die Amp-Simulation schon sehr charakteristische Eingriffe. Wenn der noch einen Tiefmittenregler hätte wäre ich wohl auch ohne Extra-EQ rundum zufrieden...
Ich habe bei diesem Test verdammt viel über EQs im Allgemeinen und die Bass-relevanten Frequenzbänder im Speziellen gelernt, muss aber resümieren, dass ich eigentlich keinen Bodentreter-EQ brauche. Für Studioarbeit gibt es sowohl in Hardware bessere Geräte, als auch als Plugins (die Möglichkeiten und der Bedienkomfort z.B. eines Fabfilter Pro-Q lässt sich kaum in Hardware realisieren). Auf der Bühne kann man entweder über den Amp regeln, oder wenn es denn wirklich sein muss ein Rack-Gerät zum Einsatz bringen. Geht man DI auf die PA, dann ist die persönliche Kommunikation mit dem Mischer vermutlich hilfreicher, als ein Bodentreter-EQ.
Statt etwas wirklich Sinnvolles zu tun und mich ums Basspielen zu kümmern war ich mal wieder auf der Suche nach technischen Mitteln der Klangbeeinflussung Der aktive Zwei-Band-EQ an meinem Cort Arona 5 ist mir zum einen zu grob, und außerdem spiele ich den Cort eh nur passiv. Die Drei-Band-Regelung am VT Bass DI ist schön für das Verbiegen des Grundsounds, aber sie ist recht breitbandig und ich suchte nach etwas, mit dem ich gezielter eingreifen konnte. Ich wollte auch meinem Bass mehr Knurren entlocken. Dafür gibt es natürlich diverse andere Ansätze (Spielweise, Saiten, Pickups usw.), aber ich las neulich, dass sich da im Tiefmitten-Bereich um 200 bis 400 Hz eine Menge rauskitzeln lässt, was sich mit einem Software-EQ am Rechner auch gut nachstellen liess.
Und außerdem quälte mich schon lange die Frage: Brauche ich einen EQ? Wie sollte ich es wissen, wenn ich es nicht ausprobierte...?
Exkurs: Ein bisschen Theorie (für EQ-Einsteiger)
Die Grundlagen des Equalizers sind anderswo sicher besser/ausführlicher/verständlicher erklärt, aber ein paar Grundbegriffe will ich dennoch erläutern, damit mein altes Dozentenherz befriedigt ist und die Begriffe für dieses Review auch für Einsteiger klar sind. Kenner können das natürlich überspringen.
Grundlagen
Ein Equalizer ist ein Filter, der in einem Tonsignal einen bestimmten Frequenzbereich verstärkt oder abschwächt. Angehoben oder abgesenkt wird nicht genau eine Frequenz, sondern ein Frequenzbereich (Band). Die meisten Equalizer haben mehrere regelbare Frequenzbereiche. Viele Bässe haben z.B. eine eigenbaute zwei- oder dreibändige Klangregelung (Tiefen/Höhen bzw. Tiefen/Mitten/Höhen), sei es passiv (dann nur Absenkung des jeweiligen Frequenzbereichs) oder aktiv (dann ist auch eine Anhebung möglich) - also einen einen eingebauten Zwei-Band- oder Drei-Band-Equalizer.
Equalizer-Kurven
- splintering
Ein breitbandiger Hochmittenboost (blau) und ein schmalbandiger Tiefen-Cut (rot) (Quelle...
Wenn wir von einem Equalizer als technischem Gerät reden, dann meinen wir also eine Ansammlung von Equalizer-Filtern. Jeder Filter wird dabei durch drei technische Größen beschrieben:
- die Mittenfrequenz (engl. "Frequency"), bei der der Filter am stärksten eingreift. Das Wort "Mitten" ist hier nicht zu verwechseln mit den tonalen Höhen/Mitten/Tiefen, sondern meint die Mitte einer gleichmäßigen Filterkurve (eben bei Anhebung den höchsten bzw. bei Absenkung den tiefsten Punkt der Kurve).
- die Verstärkung (engl. "Level" oder "Gain"; bei Verstärkung auch "Boost", bei Absenkung "Scoop" oder "Cut"), um den die Mittenfrequenz angehoben bzw. abgesenkt wird. Gemessen wird diese in dB. +10 dB entspricht ungefähr einer Verdoppelung der wahrgenommenen Lautstärke.
- die Bandbreite (engl. "Bandwidth") beschreibt, wie weit der Filter auch auf niedrigere bzw. höhere Frequenzen neben der Mittenfrequenz eingreift, also wie breit die Kurve ist. Je schmaler die Bandbreite, desto gezielter ist der klangliche Eingriff auf einen Frequenzbereich. Die Bandbreite gibt dabei technisch den Frequenzbereich an, in dem die Signalverstärkung durch den Filter noch mindestens halb so stark ist, wie auf der Mittenfrequenz. "Halb so stark" bezieht sich hier auf den Signalpegel und keineswegs auf die vom Menschen wahrgenommene Lautstärke.
Ein anderer Ansatz zur Beschreibung der Bandbreite ist die Güte (Q, von englisch "Quality") des Filters. Die Güte ist ein Zahlenwert, der die Bandbreite abhängig von der Mittenfrequenz angibt. Er entspricht der Mittenfrequenz geteilt durch die Bandbreite. Oder anders gesagt: Die Bandbreite ist gleich der Mittenfrequenz geteilt durch die Güte. Je größer die Güte, desto kleiner die Bandbreite bzw. desto schmalbandiger ist der Filter.
Ein Beispiel wäre ein Filter mit einer Mittenfrequenz von 100 Hz. Bei Q=2 wäre die Bandbreite 50 Hz (100 geteilt durch 2), bei Q=1 wäre die Bandbreite 100 Hz (100 geteilt durch 1). Aber Achtung: wegen der logarithmischen Frequenzskala (man erinnere sich: um eine Oktave erhöhter Ton = verdoppelte Grundtonfrequenz) ist bei Q=1 der durch die Bandbreite erfasste Frequenzbereich dann nicht wie man zunächst denken könnte 50 bis 150 Hz, sondern (gerundet) 62 bis 162 Hz (mit einem Höhepunkt bei 100 Hz).
Von der Güte kann man auf den durch das Filterband abgedeckten Oktavbereich rückschließen. Eine Güte Q=1,4 entspricht etwa einer Bandbreite von einer Oktave, Q=4 ungefähr einer Dritteloktave. Hieraus wird dann auch klar, warum die Angabe der Güte praktischer ist, als die der Bandbreite: bei einem Filter mit feststehender Güte kann man die Frequenz erhöhen, er deckt aber tonal immer das gleiche tonale Spektrum (z.B. eine Oktave) ab. Die Bandbreite müsste man dagegen mit der Mittenfrequenz justieren, da ein 100 Hz breiter Filter bei einer Mittenfrequenz von 100 Hz (Bandbreite von 62 bis 162 Hz, fast eineinhalb Oktaven) eine ganz andere tonale Eingriffsbreite hat, als bei 1000 Herz (Bandbreite von 951 bis 1051 Herz, etwas mehr als ein Halbton).
Im Netz findet man unzählige Erläuterungen zu diesen Begriffen. Für mich erhellende Links zum Thema waren
- Q-Faktor und Bandbreite
- Bandbreite und Grenzfrequenzen
Grafisch vs. Parametrisch
Zwei Arten von Equalizern spielen in der Audiobearbeitung eine große Rolle.
- Grafische Equalizer haben mehrere nebeneinander angeordnete Regler für je ein Band. Dabei ist sowohl die Mittenfrequenzen als auch die Güte für jedes Band festgelegt. Nur die Verstärkung kann durch hoch- oder herunterziehen des Reglers beeinflusst werden. Da sich aus dem Gesamtbild der Regler ein bildlicher Eindruck der gesamten Equalizer-Regelkurve (Graph) über alle Bänder ergibt, spricht man von einem grafischen Equalizer. Die Bänder können alle den gleichen Abstand zueinander haben (z.B. 1 Oktave, also jeweils verdoppelte Frequenz pro Regler), müssen aber nicht. Auch die Bandbreite kann sich je Regler unterscheiden. Oft überlappen sich die Bänder.
- Bei parametrischen Equalizern kann man für jedes vorhandene Band die Mittenfrequenz, die Güte/Bandbreite und die Verstärkung einstellen. Ist die Güte dagegen fest eingestellt, so spricht man von einem semiparametrischen Equalizer. Die einzelnen Bänder müssen nicht unbedingt den vollen Frequenzbereich abdecken - üblich sind z.B. dreibandige (semi)parametrische Equalizer mit je einem Band für Tiefen, Mitten und Höhen. Parametrische EQs werden auch oft für den gezielten Eingriff auf bestimmte Frequenzen genutzt, um zum Beispiel ein Störgeräusch (Wummern beim Bass aufgrund Raumakustik) zu eliminieren.
Die Tonregelung an aktiven Bässen hat i.d.R. die Funktion eines grafischen Zwei- oder Drei-Band-Equalizers, ebenso die Tonregelung vieler Bassverstärker bzw. Preamps (dort tendenziell Drei- oder Vier-Band). Teurere Modelle haben aber auch oft neben den fixen Tiefen- und Höhenreglern einen oder mehrere semiparametrischen Mittenregler, bei denen die zu regelnde Mittenfrequenz gewählt werden kann.
Tiefbass, Hochmitten, häh?
Es gibt keine saubereren Definitionen für die Begriffe Tiefen, Mitten und Höhen und deren Abbildung auf das Frequenzspektrum. Hier im Forum eingebürgert haben sich wohl die Abstufungen Sub/Tiefass, Bass, Tiefmitten, Hochmitten, Höhen. Insbesondere die Unterteilung der Mitten in verschiedene Bereiche ergibt für Bassisten Sinn, da unterschiedlichen Bereiche des Mittenspektrums verschiedene Auswirkungen auf den erzeugten Klang haben.
Ganz nett für die Vertiefung ist diese Auflistung der tonalen Frequnezbereiche oder auch diese Übersicht mit etwas beschreibenderem Vokabular.
Casting: Die Models
Da ich nicht wusste, ob ich einen EQ brauche, wusste ich noch weniger, ob es ein grafischer oder ein parametrischer sein sollte. Einerseits hatte ich den Eindruck, mehr als drei Bänder könne man kaum richtig im Griff haben, andererseits könnte ich dann auch gleich beim VT Bass DI bleiben... und obwohl die grafischen mit ihren vielen Bändern mehr Möglichkeiten suggerieren schienen mir die parametrischen doch eher die Werkzeuge für sehr zielgerichtetes Klangformen zu sein. Hilft also alles nix, beide Arten von EQs mussten her. Folgende Spieler habe ich mir ausgesucht:
Die grafischen - hier ist die Auswahl insgesamt relativ groß:
- Boss GEB-7: ein 7-Band-EQ, scheinbar der Klassiker unter den Bass-EQs. Nicht zu teuer, und zumindest von der Verarbeitung her hat Boss einen guten Ruf.
- Source Audio Programmable EQ: ein digitaler 8-Band-EQ mit vier speicherbaren Presets zum Wechseln in einer kleinen Box - klingt absolut zeitgemäß.
- MXR M108: ein nicht speziell auf den Bass ausgerichteter 10-Band-EQ. Mehr Bänder - mehr Möglichkeiten!
Gerät | Straßenpreis | Gain (Output) | Gain (pro Band) | Bänder | Mittenfrequenzen (in Hz) | Sonstiges |
Boss GEB-7 | 100 € | +/- 15 dB | +/- 15 dB | 7 | 50, 120, 400, 500, 800, 4500, 10000 | Batteriebetrieb möglich |
Source Audio Programmable EQ | 150 € | -∞ / +12 dB | +/- 18 dB | 8 | 62.5, 125, 250, 500, 1000, 2000, 4000, 8000 | digital, 4 Presets speicherbar, Batteriebetrieb möglich |
MXR M108 | 150 € | +/- 12 dB | +/- 12 db | 10 | 31.25, 62.5, 125, 250, 500, 1000, 2000, 4000, 8000, 16000 | 18V-Netzteil inklusive |
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- Carl Martin Parametric Preamp: ein semiparametrischer 3-Band-EQ, der sich wegen seines zusätzlichen DI-Ausgangs Preamp nennt.
- Empress ParaEQ: ein (wie scheinbar alles von Empress) hochgelobter parametrischer 3-Band-EQ. Die Güte lässt sich jeweils in drei Stufen regeln, das kann man für unseren Bedarf wohl als (voll)parametrisch durchgehen lassen.
Gerät | Straßenpreis | Gain (Output) | Gain (pro Band) | Tiefenband | Mittenband | Höhenband | Sonstiges |
Carl Martin 3 Band Parametric Preamp | 230 € | +/- 15 dB | +/- 15 dB | 20 Hz - 500 Hz | 220 Hz - 5.1 kHz | 1.5 kHz - 16 kHz | DI-Ausgang |
Empress ParaEQ w/ Boost | 300 € | -12 / -6 / 0 / + 0-30 dB | +/- 15 dB | 35 Hz - 500 Hz | 250 Hz - 5 kHz | 1 kHz - 20 kHz | 3-stufiger Q-Schalter je Band, Boost zuschaltbar |
Ich habe heute leider kein Bild für Dich: Die Abgrenzung
Es gibt natürlich noch zahllose weitere EQs auf dem Markt. Als erste und offensichtlich Abgrenzung kamen für mich nur Bodentreter in Betracht. Sowohl im Bereich der grafischen wie auch im Bereich der parametrischen EQs gibt es Rack-Geräte, die schon bauartbedingt wesentlich mehr Reglungsmöglichkeiten (durch Platz für mehr Regler) bieten können.
Aber auch bei den Bodentretern gibt es noch mehr Auswahl. Einige davon habe ich mir zumindest am Bildschirm mal angeschaut, aber aus verschiedenen Gründen aussortiert:
Gitarren-EQs
Bei den grafischen Equalizern gibt es einige Modelle, die sich offenbar eher an Gitarristen als an Bassisten richten. Das zeigt sich in der Wahl der Frequenzbänder, bzw. im Fehlen eines Tiefbass-Bandes. Das macht die EQs nicht per se unbrauchbar für den Bass, aber schränkt die Eingriffsmöglichkeiten etwas ein. Hierzu gehören z.B.
- Behringer EQ 700 (7-Band)
- Artec SE-EQ8 (8-Band)
- Danelectro Fish & Chips (7-Band)
- MXR M109 (6-Band)
Eingeschränkte Möglichkeiten
Zwei EQs habe ich nicht in die Auswahl aufgenommen, weil mir ihre Regelungsmöglichkeiten zu eingeschränkt waren:
- Mooer Graphic B ist ein grafischer 5-Band EQ, der sowohl im Bereich 250 Hz als auch bei 2 kHz kein Filterband hat. Dafür ist er sehr kompakt und relativ günstig (und wie mir erst später aufgefallen ist fehlen dem Boss GEB-7 genau die gleichen Bänder - insofern ist der Mooer hierfür vielleicht eine Alternative?).
- Artec Parametric EQ ist ein parametrischer EQ mit nur einem (sehr schmalen) Band. Der ist also mehr auf das Wegfiltern einer störenden Frequenz (stehende Welle o.ä.) ausgerichtet, als auf Klangbeabeitung.
Nicht erhältlich
Zwei EQs hätte ich mir durchaus gerne angeschaut, waren aber nicht verfügbar:
- Artec SE BEQ ist ein sehr günstiger grafischer 8-Band EQ, der aber hier zu Lande nicht so recht angeboten wird. Als Schmankerl hat er noch einen eingebauten Tuner.
- Harley Benton BEQ-1 ist ein sehr günstiger Klon des Boss GEB-7 und ist den Rezensionen nach zu urteilen bis auf die deutlicher weniger stabile/wertige Bauweise dem Boss tendenziell ebenbürtig. Anscheinend ist er aber nicht mehr erhältlich. Der Behringer BEQ700 ist übrigens auch ein Klon des Boss und vermutlich mit dem Harley Benton vergleichbar.
Laufsteg: Fotos und Test-Setup
Mein Testsetup bestand aus meinem Cort Arona 5, mit dem ich direkt in den jeweiligen EQ gegangen bin. Von dort ging es im ersten Durchlauf über einen nur als DI-Box genutzten Tech 21 VT Bass DI (inaktiv) in ein Focusrite Scarlett 2i4 Audio-Interface, von dem aus ich das Eingangssignal direkt ohne Umweg über den Rechner auf dem Kopfhörer (einem Beyerdynamic DT-770) abgehört habe. Als zweite Variante bin ich vom Ausgang des EQ direkt in meinen Fender Rumble 75 gegangen, um das Zusammenspiel mit dem Bassamp zu hören.
Fünf Equalizer-Bodentreter
- splintering
Grafische EQs (links): Boss GEB-7, Source Audio Programmable EQ, MXR M108; Parametrisches EQs...
Klangliche Eigenschaften sind bei einem EQ nicht schwer zu erfassen - dass er in den Klang färbend eingreift ist ja gerade gewünscht. Die Unterschiede der Geräte liegen für mich daher weniger im Klang, als mehr in der Möglichkeit, durch einfache Bedienung seine eigene Soundvorstellung umsetzen zu können oder andersherum durch Ausprobieren ein klares Bild zu bekommen, wie man den Klang beeinflussen kann.
Soundbeispiele sind bei einem EQ-Vergleich aus diesen Gründen meines Erachtens wenig zielführend, und so habe ich auf Aufnahmen verzichtet.
Posing: Die Geräte im Einzelnen
Boss GEB-7
Verfügbare Bänder:
- 50 Hz - Tiefes Grummeln
- 120 Hz - Das klassische Bass-Band für fetten (oder weniger fetten) Sound
- 400 Hz - Ein schmales Mitten-Band
- 500 Hz - Nasalität
- 800 Hz - Grunt oder Growl
- 4,5 kHz - Perligkeit
- 10 kHz - Seidenglanz
Bedienung: Die acht Regler (sieben Bänder und ein Output-Regler) sind auf recht kleinem Raum verbaut und daher in der Bedienung ein bisschen fummelig. Die Regler sind aber angenehm (und nicht zu) leichtgängig und lassen sich durch eine Gummikappe auch gut fassen. Die Regler haben eine Mittenraste (Nullstellung). Feinheiten sind bauartbedingt schwer einstellbar.
Sound: Der GEB-7 erzeugt keinen höhrbaren Einschaltklick, der Schalter ist elektronisch, nicht mechanisch. Das Eigenrauschen ist vernachlässigbar. Die Bänder gut gewählt für bestimmte Soundmodifikationen, aber statt einem der Höhenbänder hätte ich mir lieber eines um die 250 Hz gewünscht. Der Verstärkungs-/Absenkungsbereich fühlt sich gut gewählt an.
Verpackung & Zubehör: Das Gerät ist in eine schwarze, im Firmendesign bedruckte leichte Pappschachtel verpackt. Innenliegend sind außerdem
- Zettel mit Sicherheits- und Garantiehinweisen
- ein sinnvolles Handbuch (inkl. vier Beispielsettings sowie einer Grafik zur unterschiedlichen Breite der Bänder).
Eindruck: Die Bandbreitengrafik im Handbuch zeigt deutlich: der Bereich um 250 Hz wird nur eingeschränkt von den Nachbarbändern mitgeregelt. Das Band um 2 kHz ist praktisch ungeregelt. Es wundert mich, warum Boss dem GEB-7 kein 250-Hz-Band spendiert hat. Die Aufteilung in zwei schmale Bänder bei 400 und 500 Herz ergibt für mich weniger Sinn, und wenn, dann hätte ich lieber ein Höhenband weggelassen, um den für den Bass so wichtigen Tiefmittenbereich feiner aufzulösen.
MXR M 108 siehe Beitrag #2 unten
Source Audio Programmable EQ siehe Beitrag #3 unten
Carl Martin 3-Band Parametric Preamp siehe Beitrag #4 unten
Empress ParaEq w/Boost siehe Beitrag #5 unten
Kurvenvergleich
Die Herangehensweise bei grafischen bzw. parametrischen EQs ist schon eine ganz andere. Während die grafischen EQs zum Spielen nach Augenmaß einladen muss man bei den parametrischen schon viel genauer hinhören, um erst mal die Frequenz zu finden, die man regeln möchte. Das setzt auch voraus, dass man überhaupt weiß, was man regeln möchte. Ein bisschen drauf los mit dem Klang zu experimentieren ist mit den parametrischen EQs wesentlich schwieriger, als mit den grafischen. Bei letzteren neigt man dafür anfangs auch erst mal zum Übertreiben, schließlich will man die Veränderung deutlich hören. Die parametrischen Kollegen sind eher für gezielte Manipulationen geeignet, denn zum völligen Verbiegen der Klangkurve. Die Entscheidung für einen parametrischen EQ sollte sehr bewusst fallen.
Bei der Verarbeitung gibt es keine Totalausfälle - alle Treter sind auf den ersten Eindruck von mindestens ordentlicher Bauweise. Bühnentauglichkeit konnte ich natürlich nicht testen. Über den Source Audio Programmable EQ, den auch ich als in dieser Hinsicht den am wenig wertigsten Kandidaten empfand, liest man vereinzelt Kritik bezüglich der Langzeithaltbarkeit. Der MXR ist dagegen zwar an sich ein Backstein, aber einem Tritt auf die Reglersektion möchte ich ihn auch nicht aussetzen - was beim Boss durch den höherliegenden Fußschalter fast ausgeschlossen ist.
Auch bei der Bedienbarkeit kann ich keine großen Klagen erheben, es gibt nur wenige Auffälligkeiten. Der MXR glänzt gegenüber dem Boss durch seine langen Regelwege, die man aber mit Baugröße und Gewicht bezahlt. Der Empress wird mit seinen elegant-griffigen, aber sehr leichtgängigen Reglern sicher zum Verstellen neigen. Bei allen anderen Geräten würde ich die Regler als "unauffällig" bezeichnen. Die Bedienung ist selbst beim digitalen Source Audio weitgehend intuitiv. Beim ersten Hinsehen empfinde ich dessen schwierige Ablesbarkeit als Nachteil, aber am Ende sollte man sowieso mehr nach Gehör als nach Augenmaß regeln. Zum schnellen Nachregeln auf der Bühne zwischen zwei Songs eignet sich eigentlich keines der Geräte - was auch der Frage Raum gibt, ob ein EQ im Bodentreterformat überhaupt sinnvoll ist. Am Ende hört man ja sowieso nicht den PA-Sound, sondern den aus dem Monitoring, und sollte die Klangformung im Detail vielleicht lieber dem Mischer überlassen.
Klanglich fiel auf, dass mit dem Empress gerade das vermeintlich hochwertigste Gerät hörbares Rauschen beisteuert. Präsent war das eigentlich nur auf dem Kopfhörer, nicht auf dem Bassamp. Insofern ist das im Praxiseinsatz auf der Bühne vermutlich von wenig Relevanz, und im Studio wird man sich wohl nicht mit einem EQ im Bodentreterformat rumschlagen. Unter den grafischen EQs bietet der MXR aufgrund der vielen Bänder im Oktavabstand die detailliertesten Eingriffsmöglichkeiten, während er mit seinen maximal +/- 12 dB Verstärkung Feinsinn bewahrt. Beim Boss vermisse ich wie gesagt das 250Hz-Band, damit fällt er (und auch seine Klone und der Mooer) für mich raus. In der Bedienung ist er durch seine enge Bauweise auch der schwierigste und erfordert Fingerspitzeneinstellung. Wenn es schon ein grafischer EQ sein soll, dann würde ich jedem dazu raten, 50 Euro mehr in die Hand zu nehmen und zum MXR zu greifen, oder es vielleicht zum gleichen Preis mal mit dem kleinen Bruder MXR M109 zu probieren - auf das Tiefbassband kann man unter Umständen eher verzichten, als auf das Tiefmittenband. Unter den parametrischen EQs empfand ich den Empress als feinsinniger, transparenter, griffiger, irgendwie klarer in seinem Regelverhalten, ohne dass ich sicher sagen kann, woran das liegt. Mit den Bandbreitenschaltern hat er sicher auch einen Regelvorteil gegenüber dem Carl Martin, der mich in der B-Note auch wegen der klobigen Bauweise (zugunsten eines eher nutzlosen DI-Ausgangs) etwas weniger überzeugt hat. Das Kerngeschäft der parametrischen Klangregelung beherrscht der natürlich trotzdem einwandfrei.
In Sachen Verpackung habe ich keine gesteigerten Ansprüche, heutzutage ist ja zum Glück alles aus recyclebarer Pappe. Dass Carl Martin auf das Beilegen der einseitigen Bedienungsanleitung verzichtet finde ich angseichts der beigefügten Hochglanz-Broschüre etwas knauserig. Bei Empress sticht die Anleitung durch lehrreiches Material zu den Klangauswirkungen hervor. Bei allen anderen erklärt das Handbuch alle wesentlichen Funktionen klar und unmissverständlich. Den mit Batterie betreibbaren Geräten (Boss, Source Audio) liegt eine solche auch bei. MXR bringt schon wegen der 18V-Spannung seine eigenes Netzteil mit, alle anderen setzen auf vorhandene Stromversorgung.
Persönliches Fazit
Wenn man sich fragt, ob man einen EQ braucht, muss man sich natürlich fragen, wofür man ihn braucht: als Problemlöser im Bandkontext oder Bändiger einer ungünstigen Raumakustik - das ist die Paradedisziplin der parametrischen EQs; als General-Purpose-Klangformungs- und Klangfindungstool ist ein grafischer EQ sehr nützlich. Wer wie ich nicht weiß, ob er wirklich einen braucht, dem würde ich nach der kurzen Erfahrung daher erst mal zum grafischen EQ raten. Die Bedienung ist einfach direkter, klarer, mit optischer Unterstützung. Der MXR M108 wäre bei den getesten Geräten mein Favorit, wobei der Source Audio Programmable EQ durch die speicherbaren Presets und eine fast deckungsgleiche Bandauswahl (unterstes und oberstes Band des MXR sind ja eher vernachlässigbar) funktional durchaus interessant ist, um verschiedene Sounds für verschiedene Songs vorzubereiten. Aber er strahlt auf mich etwas weniger Charme aus - auch klanglich wirken die Eingriffe etwas plumper (oder hört das Auge hier mit...?). Bei den parametrischen EQs würde ich klar zum Empress greifen. Aber mit 300 Euro ist das auch das teuerste Gerät im Test, und dafür sollte man dann schon einen konkreten Verwendungszweck im Auge haben. Für ein Spielzeug ist er definitiv zu teuer und auch zu schade.
Nach dem Ausprobieren der Geräte habe ich mich mal wieder mit der Klangregelung meines VT Bass DI und meinem Fender Rumble 75 beschäftigt - es ist immer wieder schön, mit neuen Eindrücken zu Altbekanntem zurückzukehren. Die Reglungsmöglichkeiten des Fender empfinde ich (trotz vier Bändern) nach wie vor als klanglich beschränkt. Der VT Bass DI bietet dagegen auch ohne die Amp-Simulation schon sehr charakteristische Eingriffe. Wenn der noch einen Tiefmittenregler hätte wäre ich wohl auch ohne Extra-EQ rundum zufrieden...
Ich habe bei diesem Test verdammt viel über EQs im Allgemeinen und die Bass-relevanten Frequenzbänder im Speziellen gelernt, muss aber resümieren, dass ich eigentlich keinen Bodentreter-EQ brauche. Für Studioarbeit gibt es sowohl in Hardware bessere Geräte, als auch als Plugins (die Möglichkeiten und der Bedienkomfort z.B. eines Fabfilter Pro-Q lässt sich kaum in Hardware realisieren). Auf der Bühne kann man entweder über den Amp regeln, oder wenn es denn wirklich sein muss ein Rack-Gerät zum Einsatz bringen. Geht man DI auf die PA, dann ist die persönliche Kommunikation mit dem Mischer vermutlich hilfreicher, als ein Bodentreter-EQ.
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