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Strato Incendus
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In vielen Videos, die ich momentan zum Üben verwende, sehe ich immer wieder, dass viele Geiger ihren Bogen beim Großteil der Stücke stets komplett von Frosch bis Spitze durchziehen, ehe sie wechseln. Ich schätze mal, das geschieht, weil man möglichst wenig Anschlaggeräusche haben will, insbesondere bei sehr sanften und/oder langsamen Stücken. Deshalb ist mir auch relativ schnell klar geworden, warum langsam spielen schwieriger ist als schnell spielen - zumindest für die rechte Hand
. Mit der Geschwindigkeit steigen dann die Anforderungen an die linke Hand, alle Töne trotz hohem Tempo exakt zu platzieren.
Der Gitarrist in mir übt seine Skalen natürlich eher schneller als langsam
. Zumindest, wenn es um das reine Üben von Skalen, d.h. der exakten Fingerposition, geht. Wenn man hingegen das Hauptaugenmerk gerade auf Vibrato legt, dann ist es natürlich sinnvoll, das auf jedem Ton der Skala und demnach auch mit jedem Finger zu üben, und dementsprechend die einzelnen Töne mehr stehen zu lassen. Jedoch wurde ich bereits vorgewarnt, dass Vibratoentwicklung ohnehin seine Zeit brauchen wird. Deshalb geht's mir jetzt erstmal um das "Automatisieren" der Skalen. Wie beim Singen: Erst Töne treffen, dann an der Klangfarbe herumbessern. Denn wenn das erste nicht klappt, werden Zuhörer auch bei einer angenehmen Klangfarbe denken, man kann es nicht.
Auf langsamem Tempo ist das Finden der korrekten Tonhöhe ja deutlich einfacher (insbesondere mit Fiddle Fretter
, damit geht's dann so einfach, dass es kaum mehr Übungseffekt hat). Aus dem Grund habe ich erstmal durchaus flotte Irish Folk Sachen geübt, und dabei instinktiv das gemacht, was für schnelles Spielen dann offenbar auch korrekt ist: Nur einen kleinen Teil des Bogens verwenden. Analog zur Gitarre, wo man bei höherem Tempo auch mit möglichst kleinen Bewegungen der Schlaghand arbeitet.
(Dabei hat die Schlagrichtung vor allem eine rhythmische Funktion, d.h. man versucht, die höchstmögliche rhythmische Sauberkeit zu erreichen, indem man nicht etwa nach Phrasierung, sondern stur nach Notenwerten die Richtung bestimmt. Also z.B. Achtel immer mit einem Abstrich, dazwischenliegende Sechzehntel mit einem Aufstrich. Bei allem, was nicht durchgängige Muster derselben Notenwerte sind, muss man also aufpassen. In einem typischen "Hufgetrappelrhythmus" etwa (1 + e 2 + e 3 + e 4 + e) muss man dann den Aufstrich am Ende schneller machen als die beiden Abstriche, damit man wieder in die Ausgangsposition zurückkommt.)
Auf hohem Tempo den Bogen stets komplett durchzuziehen scheint also meistens unrealistisch. Ich frage mich jedoch, warum ich es dann auf langsamerem Tempo auf einmal machen soll?
Der Bogen unterscheidet sich ja vom Plektrum dadurch, dass man ihn dosieren kann, und damit entspricht er eher dem Atem des Sängers. Und den ver(sch)wendet man ja optimalerweise auch nicht komplett, sondern hat immer noch ein wenig "Puffer" zur Sicherheit. Melissa Cross verglich das zudem noch mit einem Akkordeonspieler, der auch nicht die komplette Luft rausquetscht, sondern "at the top of the tank" arbeitet (kann ich nicht beurteilen, da ich kein Akkordeon spiele, aber wäre demnach ein weiteres Beispiel).
Würde für mich bedeuten, vieles vom Mittelteil des Bogens ausgehend zu machen, sodass man in beide Richtungen Spielraum hat
. Insbesondere fürs Improvisieren scheint mir das wichtig; wenn ich ein festgeschriebenes Stück spiele, kann ich mir ja ganz traditionell den Bogen bewusst einteilen in Achtel / Viertel / Halbe etc., während ich ihn durchziehe - ähnlich wie man Sängern auch ein "breathing map" empfiehlt, wo man die Atempausen in den Text oder die Noten einzeichnet. Beim spotanen Spielen ist das aber schwierig, weil man ja ggf. bis zu einer Sekunde vor einer Note noch nicht weiß, wohin die Reise führen wird
.
Gibt es irgendwelche tatsächlich auf den Ton bezogenen Vorteile - keine "phrasierungsbedingten" wie "weniger Wechselgeräusche" - wenn man den Bogen stets von Anfang bis Ende durchzieht?
Wichtig scheint mir doch eher, dass der Strich während einer bestimmten gehaltenen Note gleichbleibend schnell bleibt, also man nicht am Anfang viel verschwendet und einem am Ende dann ähnlich wie dem Sänger die "Puste ausgeht". Aber was ist mit der reinen dabei zurückgelegten Strecke?
Läuft das womöglich auf die alte Diskussion hinaus, wie Klassiker und Contemporary-Musiker Timing unterschiedlich empfinden? Sprich der eine denkt in Phrasen (und möchte dann eine ganze durchspielen ohne Wechselgeräusche), was auch gezieltes schneller- oder langsamerwerden einschließt; der andere denkt mehr in Notenwerten, betrachtet Timing als konstant und strebt diesbezüglich eine fast computer-mäßige Präzision an?
Der Gitarrist in mir übt seine Skalen natürlich eher schneller als langsam
![BigGrin :D :D](/data/assets/smilies/biggrin.gif)
Auf langsamem Tempo ist das Finden der korrekten Tonhöhe ja deutlich einfacher (insbesondere mit Fiddle Fretter
(Dabei hat die Schlagrichtung vor allem eine rhythmische Funktion, d.h. man versucht, die höchstmögliche rhythmische Sauberkeit zu erreichen, indem man nicht etwa nach Phrasierung, sondern stur nach Notenwerten die Richtung bestimmt. Also z.B. Achtel immer mit einem Abstrich, dazwischenliegende Sechzehntel mit einem Aufstrich. Bei allem, was nicht durchgängige Muster derselben Notenwerte sind, muss man also aufpassen. In einem typischen "Hufgetrappelrhythmus" etwa (1 + e 2 + e 3 + e 4 + e) muss man dann den Aufstrich am Ende schneller machen als die beiden Abstriche, damit man wieder in die Ausgangsposition zurückkommt.)
Auf hohem Tempo den Bogen stets komplett durchzuziehen scheint also meistens unrealistisch. Ich frage mich jedoch, warum ich es dann auf langsamerem Tempo auf einmal machen soll?
Der Bogen unterscheidet sich ja vom Plektrum dadurch, dass man ihn dosieren kann, und damit entspricht er eher dem Atem des Sängers. Und den ver(sch)wendet man ja optimalerweise auch nicht komplett, sondern hat immer noch ein wenig "Puffer" zur Sicherheit. Melissa Cross verglich das zudem noch mit einem Akkordeonspieler, der auch nicht die komplette Luft rausquetscht, sondern "at the top of the tank" arbeitet (kann ich nicht beurteilen, da ich kein Akkordeon spiele, aber wäre demnach ein weiteres Beispiel).
Würde für mich bedeuten, vieles vom Mittelteil des Bogens ausgehend zu machen, sodass man in beide Richtungen Spielraum hat
Gibt es irgendwelche tatsächlich auf den Ton bezogenen Vorteile - keine "phrasierungsbedingten" wie "weniger Wechselgeräusche" - wenn man den Bogen stets von Anfang bis Ende durchzieht?
Wichtig scheint mir doch eher, dass der Strich während einer bestimmten gehaltenen Note gleichbleibend schnell bleibt, also man nicht am Anfang viel verschwendet und einem am Ende dann ähnlich wie dem Sänger die "Puste ausgeht". Aber was ist mit der reinen dabei zurückgelegten Strecke?
Läuft das womöglich auf die alte Diskussion hinaus, wie Klassiker und Contemporary-Musiker Timing unterschiedlich empfinden? Sprich der eine denkt in Phrasen (und möchte dann eine ganze durchspielen ohne Wechselgeräusche), was auch gezieltes schneller- oder langsamerwerden einschließt; der andere denkt mehr in Notenwerten, betrachtet Timing als konstant und strebt diesbezüglich eine fast computer-mäßige Präzision an?
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