@daenou Betrachtest Du die Kanzelle als Resonanzraum? Also vergleichbar mit einer Resonatorröhre von Marimba- oder Vibraphon und ähnlichen Instrumenten? Oder habe ich Dich da missverstanden?
Im Prinzip ja, das heisst nicht wirklich genau so, aber ähnlich. Ist ja kein Zufall, dass der Kanzellenkörper der Mundharmonika aussieht wie eine Panflöte und nicht wie ein Kamm. Du kannst ja mal eine alte Muha aus Deiner Kollektion nehmen und alle Kanäle mit einer Laubsäge auf die Länge von Kanal 1 bringen. Die höheren Töne werden nicht mehr vernünftig ansprechen und allenfalls fiepen, aber sicher nicht klingen, wie sie sollten.
Im Gegensatz zu den von Dir genannten Instrumenten oder eben auch der Panflöte ist aber Mundhöhle und Rachen ebenfalls Teil des Resonansraumes, deshalb kannst Du ja biegen und überblasen. Wir haben also keine ganz feste Resonanzfrequenz in der Kanzelle, sondern können diese bei zu einem gewissen Mass verändern. Da sind dann ganz viele Obertöne mitbeteiligt, die dann den Grundton quasi mitziehen. Vergleichbar vielleicht mit einer Flöte, wenn ein Loch nur teilweise geöffnet wird. Dann ist die schwingende Luftsäule im Prinzip genauso so lang, wie bei ganz offenem Loch, aber es entwickelt sich trotzdem so etwas wie ein Halbton.
Aus der Praxis: Ein Millimeter macht tatächlich etwas aus. Eine alte Hohner in Db spielt sich anders, irgendwie härter, als das gleiche Modell in C, weil früher bei Hohner die höheren Modelle etwas kürzere Kanäle hatten. Bei einer Seydel merkst Du keinen Unterschied, da sind die Kanzellenkörper auch identisch.
Fazit: Wenn Du die Platten um einen Millimeter verschiebst, dann wird das Spielgefühl anders, nicht nur wegen den wegfallenden Schienen, sondern eben auch wegen der längeren Kanäle.