aber ich gehe ins Studio und zahle nicht wenig für Fachpersonal die ihr Handwerk beherrschen.
Das ist ein guter Ansatz. Und ich will auch niemand kritisieren, der seinen Sound gefunden hat und damit glücklich ist.
Aber, man darf dem Fachpersonal auch mal was glauben, und wenn so jemand dann sagt, es sollten auf jeden Fall frische Saiten auf den Bass, dann kann man das auch mal ausprobieren. Das heißt ja noch lange nicht, dass man die gleichen Saiten nehmen soll wie "alle Anderen" und schon gar nicht das gleiche Instrument, Amp, Box, DI Box, Spielweise oder was auch immer den Sound mitprägt.
Ich kenne das mit den alten Saiten aus meinem Studio und möchte mal nur paar Denkanstöße dazu beitragen, die natürlich für alle gedacht sind.
Wenn Eure alten Saiten, die Wochen oder sogar Monate brauchen um so zu klingen, reißen, was macht Ihr dann? Warten, bis die nächsten Saiten genauso klingen wie die letzten? Oder habt ihr mehrere Sätze vorbereitet (wie viele Monate / Jahre dauert es um drei / vier Sätze nach der Taktik einzuspielen)?
Habt ihr mal wirklich eine Aufnahme mit ganz frischen Saiten, quasi aus der Packung mit einer verglichen, deren Saiten ein paar Tage oder ein / zwei Wochen alt waren? Man darf auch nicht vergessen, dass man beim spielen die Saiten auch direkt vom Instrument mithört. Ich mag den Höhenanteil bei ganz frischen Saiten auch nicht so sehr und bin immer geneigt, die Höhen dann am Amp etwas raus zu drehen. Das ändert den Sound aber nicht so, wie ich mir das dann vorstelle. Wenn ich aber anhöre, was aus Box oder DI out aufgenommen habe, höre ich die Sache ganz anders.
Wie schon im Thread angesprochen ist es viel einfacher mit einem EQ die "über"-brillianten Höhe etwas rauszunehmen als Frequenzen anzuheben, die auf Grund der Saiten einfach nicht da sind oder sehr schwammig und undefiniert klingen. Die Physik schein in der digitalen Welt gut kontrollierbar, aber außer Kraft setzen lässt sie sich nicht so gern.
Jeder darf und soll seinen eigenen individuellen Weg gehen, es schadet aber nicht, mal zu schauen, was die viel gelobten Profis so machen um ihren Sound dem Hörer optimal zu präsentieren. Da werden bei Aufnahmesessions auch mal mehrfach täglich die Saiten gewechselt. Das wird für die meisten Hobby Musiker auch im Studio den Rahmen sprengen, aber wer ev. 300 Euro und mehr für einen Tag im Studio ausgibt sollte sich Gedanken machen ob 40 bis 60 Euro mehr für frische Saiten nicht sinnvoll sind.
Ich habe mich viele Jahre damit beschäftigt, den für mich perfekten Bass Sound zu finden. Ich war oft sehr nahe dran oder hatte für die jeweilige Anwendung mein Ziel erreicht. Im Moment bin ich zufrieden und bastle lieber mein neues Musik Projekt um meinen Sound herum, als da Kompromisse einzugehen, einfach weil es mir so gut gefällt. Ich weiß aber aus Erfahrung auch, Studio, Probe und live sind drei Paar Stiefel und live eigentlich jedes mal ein neues Paar. Es hilft ungemein, wenn man sich davon trenn für jede Anwendung den gleichen Sound haben zu wollen. Es ist praktikabler, individuelle Anpassungen zuzulassen. Am Ende kann genau das dazu führen, dass der Zuhörer den Eindruck hat, es klingt gleich wie auf Platte / live oder, noch wichtiger, es klingt mitreißend, groovend, fett, brachial, beswingt oder wtf. Hauptsache es macht Spaß!
In diesem Sinne: Habt Spaß! Probiert verschiedenes aus und seid offen für Experimente. Achtet darauf, dass Dinge im Notfall reproduziert werden können und verbaut euch niemals den Hammer Sound auf der CD oder ein zufriedenes Publikum, weil Ihr Euren Sound so hören wollt, wie Ihr es gewohnt seid. Und ich bin mir sicher, das geht ohne sich selbst untreu zu werden.