GeiGit
Helpful & Friendly User
Umbau Sennheiser MD421-HL mit Mini Tuchel-Stecker zu "MD421-U" mit XLR-Stecker
Vorgeschichte
Mein Opa hatte sich irgendwann in den 1960ern ein Sennheiser MD421-HL für sein Tonbandgerät gekauft um sein Streich-Trio, Streich-Quartett und seine sonstigen Auftritte als Geiger aufnehmen zu können.
Nach seinem Tod in den Achzigern bekamen mein Bruder und ich das Mikrofon und mein Bruder experimentierte als erster damit herum
Als ich dann Ende der 80er in meiner ersten Band war, bekam ich es nachdem ich festgestellt hatte, dass die 80 Mark-Mikrofone von Conrad doch nicht sooo gut klangen.
In der Band setze ich es dann Anfangs als mein Gesangmikro ein bis wir uns später drei AKG321 kauften.
Ab dann kam es nur noch als Basedrum-Mikro bei den Auftritten zum Einsatz.
Das Mikrofon funktionierte, war aber eben nicht so richtig gut und ich wußte zu der Zeit auch nicht woran das lag.
Was ist den die HL-Variante genau und wie kann sie verwendet werden?
Die HL ("high-low") bzw. HN ("hoch-niedrig")-Variante hat einen Übertrager drin der in den Sechzigern wohl für einige Eingänge nötig war. Dadurch hat das MD421-HL zwei asymetrische Ausgänge Einmal 30 Kiloohm und einmal die originalen 200 Ohm der Spule.
Somit ist das Mikrofon für heutige Mischpulte in der Form kaum zu gebrauchen.
Das wußte ich aber damals leider nicht! Es gab ja noch kein Internet und auf die Idee bei Sennheiser anzurufen bin ich nicht gekommen
Ich lötete einen Adapter für unser erstes Band-Mischpult und versuchte eben so lange, bis ich eine Methode gefunden hatte, die "funktionierte". So richtig toll klang das aber nicht. Wahrscheinlich hatte ich damals auch nur die Differenz der beiden Ausgänge als Signal bei meiner Try & Error-Suchaktion erwischt.
Es funktionierte jedenfall mit unserem Mischpult und ich war glücklich das es rückkopplungsfester und viel besser klingend wie das 80-Mark-Mikro war!
Als dann viel später durch die Größe der Band ein neues, größeres Mischpult nötig wurde, kamen die Probleme auf als wir die Phantomspeisung eingeschaltet hatten:
Es brummte laut!
Da das Soundcraft-Mischpult die 48V nur global zuschalten konnte musste man es öffnen und nach Anleitung einem Kanal die Phantomspeißung nehmen und diesen Kanal dann immer für das MD421-HL verwenden.
Das funktionierte und es durfte weiterhin die Basedrum abnehmen.
Ach ja, irgendwann fand ich das vergilbte Grau einfach nicht mehr hübsch, klebte das Mikro ab und spritzte es ROT.
Nun war es zwar rot, klang aber immer noch nicht besser. Außerdem störte mich der Mini-Tuchel-Stecker und damit die Festlegung auf ein bestimmtes Kabel.
Also suchte ich im Mai 2013 nach einer Umbauanleitung auf XLR und wurde sehr schnell fündig.
Umbau auf XLR
Möglichkeit 1 "Standard":
Möglichkeit 2 "GeiGits Bastelstunde":
Ich wollte allerdings nicht gleich einen Stecker für 30 Euro kaufen, sondern erstmal kontrollieren wie das Mikrofon denn ohne den Übertrager überhaupt klingen würde, also baute ich ihn im Mai 2013 vorsichtig mit dem Ziel aus die Spule direkt anzuklemmen um es ausprobieren zu können.
Dazu bog ich mit einem kleinen Uhrmacherschraubenzieher den Teil des Geräte/Seriennummer-Schildes nach oben, der in das Loch reingedrückt war.
Dann schob ich das Schild aus der Nut, schraubte die darunter versteckte Schraube raus und entnahm vorsichtig den Übertrager samt Mini-Tuchel-Stecker und Bass-Roll-Off-Schalter.
Dieser Roll-Off-Schalter war auf M wie "Musik" deaktiviert und senkte den Bass in 5 Stufen ab. Die Stellung S steht für "Sprache" und hatte den geringsten Bassanteil.
Ich hatte den Schalter immer auf M stehen und nie verwendet, sondern lieber in der Aufnahme nachträglich eine passende Bassabsenkung per EQ gemacht.
Ich lötete den Übertrager ab und schaute mir das zurückgebliebene Loch im Kunststoff des Mikrofones genauer an.
Ich sah, dass da Platz für einen kompletten "normalen" (alten) XLR-Stecker war!
Cool! Also konnte ich den XLR-Stecker, den ich testweise anschließen wollte, sogar in das Mikro reinschieben und mit einer etwas längeren Schraube durch das vom Typenschild verdeckte Befestigungsloch sauber befestigen! Denn dieses Loch lag auf wundervolle Weise genau auf der benötigten Höhe um den Stecker fast gehäusebündig festschrauben zu können! Wow! Echt krass! Halelujah!
Es blieb umlaufend um den Stecker außen ein Luftspalt übrig, da der Stecker kleiner wie das Loch war. Ich hatte noch ein Stück dicken Schrumpfschlauch als Rest rumliegen, der den Spalt ziemlich genau ausfüllen und ihn somit sauber überbrücken konnte! Echt genial!
Also lötete ich die Kabel mit der passenden Belegung an den XLR-Stecker: Schwarz=Schirm=PIN1, Blau=NF+=PIN2 und Rot=NF-=PIN3
Dann umschrumpfte ich das Steckergehäuse, schnitt ein Loch im Bereich der Schraube in den Schrumpfschlauch, montierte den XLR-Stecker-Innenteil in das Steckergehäuse und schraubte den Stecker in das Mikro und gleichzeitig zusammen
Tipp Topp! Da schaute ein XLR-Stecker hinten aus dem Mikro und wartete darauf getestet zu werden!
Also ab an den Verstärker und das MD421 funktionierte einwandfrei!
Test auf der Bühne
Nun musste das umgebaute MD421 natürlich auch mit zur Probe und auf der Bühne zeigen, was es kann!
Als erstes durfte es den damals neuen Mesa unseres Bandleaders abnehmen und der Klang war nun endlich "typisch MD421"! Hallelujah!
Endlich ist es ein "echtes" MD421
Es durfte in den letzten Jahren mittlerweile bei diversen Veranstaltungen Posaune, Saxofon, Gitarrenverstärker, Cajon und Basedrum abnehmen und macht das wirklich gut!
So gut wie man das von einem MD421 normalerweise eben auch erwartet.
Der Klang-Grundcharakter stimmt und kann am Equalizer unseres Yamaha LS9/32 an das jeweilige Instrument angepasst werden. Somit fehlt auch der "5-fach-Bass-Absenkungs-Schalter" nicht und die Instrumente klingen über die eingemessene Fohhn-Saalanlage richtig gut!
Zusammenfassung
Der eingebaute Übertrager und die 5-fach Klangregelung wurde inklusive kleinem Tuchelstecker ausgebaut und mit einem "Standard"-XLR-Stecker" und ein paar Tricks ersetzt!
Das Mikro klingt nun so wie es soll und die Bass-Absenkung am Mikro fehlt überhaupt nicht, da ich so etwas heutzutage lieber am Pult regle.
Fazit
Umbau gelungen und wieder mal verborgene Schätze entdeckt!
Irgendwie passt da mein Taufspruch mal wieder richtig gut und bewahrheitet sich! Er steht auf dem Akku-/Funk-Fach meiner E-Geige:
Schluss
So, genug geschrieben. Jetzt seid ihr an der Reihe
Stellt mir Eure Fragen, gebt Kommentare zum Workshop ab...
...und bei Gefallen vielleicht ... wäre lecker
Zusatzinfos zum MD421
Boneo-Test des Sennheiser MD421
Interner Aufbau:
- Eigenschaft
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: