Dann mache ich mal ein wenig weiter mit dem zugegebenermaßen trockenen Stoff.
Zuerst habe ich mit der Rückwand experimentiert. Geschlossen: Es bildete sich ein wuchtiges Fundament, zusammen mit einem mittig ausgedünnten Klangbild "scooped" á la Badewannenkurve. Das schmeichelt zwar irgendwie, aber es fehlen mir ebendiese Mitten. Die kommen, wenn man die Rückwand weglässt. Der Bass geht zurück, er wird leiser, die Mitten treten hervor, das Klangbild wird gleichmäßiger, fetter, strammer. Ich hatte mich entschieden, die Rückwand mittig auszuschneiden.
Das Cabinet klingt nun schon viel eher nach dem Lautsprecher, der drin ist! Vorher war das Gehäuse "über" dem Ton, es dominierte quasi über dem Speaker, nahm im zuviele seiner Eigenheiten. Wie man's nimmt: Mit dem jetzt positiven Effekt, dass der Jensen mit der Strat nun noch "holziger" klingt, mit süßem Anschlagschmatz. Die Epiphone hingegen klingt nun geradezu fürchterlich - das ist negative Seite. Ihr Klang passt nun gar nicht nicht zu dem Jensen, er wird sogar richtig quäkig, wenn man Einzelnoten auf der h-Saite im 12th bis 14 Bund spielt bzw. eine Oktave tiefer geht.
Da einige Lautsprecher herumlagen, nahm ich zur Hand, was da war und testete. Als Gitarren kamen eine Strat mit ihren Kloppman ST60 zum Einsatz, sowie erwähnte Epiphone The Dot mit ihren Originalpickups. Mich interessiert ausschließlich der cleane Ton. Zu diesem Zweck habe ich dem Darkhorse noch zwei TAD-6V6 verpasst, die noch auf Lager lagen. Alle Regler des Darkhorse stehen auf 12 Uhr, das Cabinet muss bereits im Pure-Modus des Amps, also wenn der Tonestack abgeschaltet ist, zeigen, wie es klingt.
Celestion G12-F60 (siehe Foto):
Der Speaker ist lauter als der Jensen P12N. Sicherlich wegen seines höheren Wirkungsgrades. Der Lautsprecher kling gar nicht mal sooo schlecht, bildet aber immer noch diesen quäkigen Bereich ab. Gegenüber des Jensen und mit der Strat dran fehlt dem Cabinet aber jetzt das, was ich als "hölzern, knochentrocken" beschreibe. Der Celestion schmeichelt mir zu weich, färbt mir irgendwie zu schön.
Der Hersteller Traynor hat im zugehörigen Cabinet werksseitig den Celestion Greenback drin. Wohl nicht umsonst?
Celestion Greenback:
Er klingt im Selbstbau-Cabinet unheimlich bassig, bricht bei mehr Gain schnell ein und verliert den cleanen Ton. Er zeigt ebenfalls deutlich diesen quäkigen Frequenzbereich. Für mich klingt er hier deutlich schlechter als der Jensen P12N. Nein, dieser Lautsprecher ist es nicht für mich!
Fender Eminence (aus einem Blues Deluxe):
Im "Pure"-Mode kommt er ebenfalls sehr tiefbassig, mit geradezu dröhnende Wiedergabe. Die Quäkigkeit der Frequenzbereiche der h-Saite im 12th - 14th Bund und Oktave runter wird geradezu unheimlich verstärkt. Schaltet man den Darkhorse um auf "Amerikanisch", was ja sein Fender-Amp-Bereich sein soll, so wird dieser unangenehm scoopige, quäkende Eindruck nochmals hervorgehoben. Nein, auch dieser Speaker ist es definitiv nicht.
Jensen C12N:
Er kommt schon gleichmäßiger im Klang, d.h. er hat weniger Bass und weniger ausgeprägte quäkige Bereiche. Er bricht auch längst nicht so schnell ein, wie der Greenback. Auch ist seine Wiedergabe deutlich lauter als die des Greenback. Sein seltsam hohes Geräusch, wenn man an seine Membran klopft, wird übrigens beim Einschrauben ins Cabinet deutlich verstärkt, wenn man mit dem Schraubenzieher ans Chassis des Speakers kommt. Hm, der P12N klingt besser.
Jensen P12N:
Er ist mehr oder weniger ohne "Eigenklang", wenn man an seine Membran klopft. Klingt halt typisch "pappig". Am Amp klingt er ausgewogener als der Greenback, leiser als der C12N, hat ebenso quäkig ausgeprägte Fequenzbereiche, wenngleich diese relativ leise kommen. Er hat tatsächlich noch die ausgewogenste Wiedergabe von allen Kandidaten, nicht allzuviel Bass und einen gleichmäßig laut rüberkommenden Mittenanteil.
Fazit:
Die Kombination Selbstbau-Cabinet mit einem Jensen P12N aus der Reihe der getesteten Speaker weiß offenbar noch am besten zu überzeugen. Aber leider ist immer noch diese hohl klingende Bassigkeit, eine störende Resonanz, sowie diese Quäkigkeit bei bestimmten Frequenzen dabei.
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Nun habe ich, quasi als Gegentest, das P12N-bestückte Cabinet mit dem Speakerausgang meines Excelsiors verbunden und der Excelsior diente mir als Signalquelle. Die Wiedergabe ist leicht gequetscht und immer noch quäkig und tiefenlastig.
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Das heißt, es liegt nicht am Darkhorse, sondern am Cabinet in Verbindung mit dem darin installierten Lautsprecher.
Im Umkehrschluß habe ich jetzt den Lautsprecherausgang des Darkhorse mit dem Excelsior-Cabinet (und somit dessen Fünfzehnzöller) verbunden. Volltreffer. Saubere, trockene Wiedergabe ohne jedes Quäken, ohne Tiefenlastigkeit. Die Frequenzbereiche werden gleichmäßig laut wiedergegeben, die beiden Klangregler des Darkhorse können wirkungsvoll regulierend eingreifen. Das ist es.
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Es muss am Material des Excelsior-Cabinets und an seinem Speaker liegen.
Das gilt es, auseinander zu dividieren.
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Ausgehend von diesem Testergebnis habe ich nun einen 15"-Excelsior-Lautsprecher in das Selbstbau-Cabinet verpflanzt. Der Speaker liegt ohnehin auf Lager, also rein damit ins Cabinet. Zuvor habe ich den Ausschnitt im Speakerboard auf 15 Zoll erweitert, sowie die vier Befestigungsschrauben für den Lautsprecher neu gesetzt.
Dier Wiedergabe ist nicht ganz so ausgeglichen, wie die im Excelsior-Gehäuse. Und man muss nun den Darkhorse mehr aufdrehen, offenbar klaut das Cabinet Volume bzw. Energie. Desweiteren ist diese Tiefenlastigkeit nach wie vor hörbar, das Cabinet klingt jetzt mit dem Fünfzehnzöller ziemlich wummerig. Ebenso wie im Excelsior ist aber jegliches Quäken weg! Der Klang ist relativ angenehm und ausgeglichen, wenngleich noch diesen Ticken zu hohl-bassig.
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Es muss also am Speaker liegen, wenn dieses Quäken jetzt weg ist.
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Diese seltsame Hohlbassigkeit kann nur vom Material des Cabinets kommen.
Die für 38,- Euro gebraucht gekaufte Excelsior-Pappe schlägt also alle anderen Lautsprecher in diesem Cabinet! Durch mehr Gain kommen die Epiphone-Pickups gut und insbesondere die Strat-Pickups hölzern-knochig trocken mit diesem Körnchen Schmutz oder leicht fauchend - gar nicht mal schlecht.
Bezüglich der Tiefenlastigkeit kann man sich behelfen, indem man den akustischen Kurzschluss der Schallwand verringert - man bohrt vorn zwei Löcher.
Gedacht, getan. Tabula Rasa. Siehe Bild:
Der wummerige Bass, dieses Hohle ist stark minimiert, aber nicht weg. Das Cab bleibt knochig-trocken. Die TAD-6V6 betonen dieses Cremige, diesen leichten schmutzigen Crunch. Mit den Strat-Kloppmanns kommt ein schöner fauchig-rauchiger Klang zustande. Nun könnte ich hergehen und nochmals zwei Löcher bohren oder die Gehäusetiefe minimieren. Kann man machen. Aber hier ist nun bei mir mit diesem Umbau die Grenze erreicht. Denn das Quäkige mit der Epiphone bleibt! Ich bin also noch einmal hergegangen und habe den Darkhorse noch einmal mit dem eingebauten Lautsprecher des Excelsiors und somit mit dem Ampgehäuse des Excelsiors verbunden. Das sieht dann als Testaufbau in etwa so aus:
Der Klang stimmt, er ist passgenau, alles ist da ohne jegliche Tiefenlastigkeit. Und nicht nur das. Das Excelsior-Cabinet tönt lauter, klaut offenbar weniger Volume bzw. Energie - sofern der eingebaute Speaker nicht einfach etwas mehr Wirkungsgrad hat als der, den ich vom Lager genommen habe. Das Gehäuse des Excelsiors besteht aus MDF oder Spanplatte, das heißt es hat mit Sicherheit vergleichsweise zum umgebauten Cabinet null Eigenresonanzen. Hier spielt nur der große Lautsprecher.
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Das Material des Excelsior-Cabinets ist wie für diesen großen Speaker geschaffen.
Fazit:
#1 Es ist der große Speaker, der klanglich "gleichmacht".
#2 Es ist das MDF bzw. Spanplatte. Holz bringt sehr resonante Bereiche in den Klang. Sie können wie in diesem Fall, extrem verfälschen oder sogar stören. MDF oder die leichtere und billigere Spanplatte sind resonanzarm. Dadurch klingt nur der Lautsprecher als solcher: trocken, sauber. Weniger lebendig, aber hier durchaus gewollt.
Ich nehme zur klanglichen Kontrolle meinen JTM45 und eines meiner beiden umgebauten Cabinets dazu. Es ist aus MDF und hat einen Jensen C12N drin. Und da ist dieser magische Ton, dieses Trockene, Kristallklare, Unverfälschte. Kein Holz mit unterwünschten Resonanzen, sondern der Ton des Speakers. Und ich erinnere mich: Mir gefällt der sagenhaft herrliche cleane Ton des Hughes & Kettner Edition Tube 20. Und woraus besteht der Combo? Aus MDF bzw. Spanplatte! Das kann nicht von ungefähr so sein!
#3 Sicherlich etwa naßforsch von mir, aber ich behaupte, dass das insbesondere von einem sogenannten "Musiker-Fachmagazin" als besonderes Herausstellungsmerkmal betonte Birkensperrholz für Cabinets nicht der Weisheit besonderer Schluß, sondern ein viel zu allgemein kolportierter Unsinn ist. Resonantes Holz kann sehr unerwünschte Klangeigenschaften mit sich bringen. Ich denke, dass das eher "klangtote" MDF oder Spanplatte, Materialien also, die nicht ohne Grund vorzugsweise im HiFi-Boxenbau verwendet werden, auch hier bzw. in speziellen Fällen oftmals die bessere Wahl sind. Einziger Nachteil: Das Gewicht! Aber das dürfte wiederum bei kleineren Cabinets eine vernachlässigbare Größe sein!
Das heisst, es wird ein neuer Erprobungsträger gebaut. Aus Spanplatte!
Zusammen mit dem Fünfzehnzöller aus einem Excelsior liefert er offenbar den zum Darkhorse passenden Ton: Keine Quäkigkeit bei den Epiphone-Humbuckern, keine Bassüberbetonung, sondern etwas Creme, etwas Schmutz, rauchige Fauchigkeit bei den Kloppmanns. Auch die Höhen kommen nicht überpräsent, so da selbst die Gibson-Burstbucker der Epiphone ES-335 einen weichen, jazzgen Charme im Ton behalten.
Psychoakustik bzw. Gewöhnung? Das mag durchaus sein.
Das andere Selbstbau-Cabinet wird die Tage zersägt, so dass es in die Tonne passt. Oder, wer möchte, kann es gegen Erstattung der Transportkosten für eigene Experimente bekommen. Die Versuche haben letztendlich gezeigt, dass irgendetwas mit seinem Eigenklang nicht so richtig funktioniert hat, immer waren irgendwelche resonanten, "quäkigen" Peaks in Verbindung mit Zwölfzöllern dabei, die um so mehr hervortraten, je kleiner das Gehäuse wurde. Mit einem Fünfzehnzöller sind zwar endlich diese quäkigen Peaks weg, diese eigentümliche Hohlbassigkeit blieb jedoch - selbst ohne Rückwand.
(wird fortgesetzt)