[Review/ Restauration] Höfner 500/1 Bj. 1967

Moulin
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Vor einiger Zeit hatte ich mir einen Höfner 500/1 Violinbass auf dem Gebrauchtmarkt für etwas über 820 Euro gekauft. Die meisten dieser alten Instrumente haben in etwa den gleichen Fehler. Der Hals hat sich über seine Leimverbindung in eine falsche Position verzogen.
Um das auszugleichen hat man zunächst die Rändelscheiben der Brücke entfernt und schließlich das Holz der Brücke abgeschliffen um eine spielbare, flache Saitenlage zu erhalten.
Der Zwischenraum zwischen Hals und Korpus war inzwischen verschwunden.
Diese ganzen Alterserscheinungen haben es zwar nicht notwendig gemacht den Bass in den Ursprungszustand zu versetzen denn spielbar war er allemal und hatte zudem einen wunderbar kontrabassigen Akustik - Klang. Eine Restauration ist auch immer mit dem Risiko verbunden, dass es schief geht denn unter den sogenannten Fachleuten finden sich erfahrungsgemäß auch einige, die viel versprechen und dann das misslungene Ergebnis schön reden.
Es war natürlich meine größte Sorge, dass ich mir, meinem Bass und meinem Geldbeutel keinen Gefallen tue. Ich wollte ihn aber dann doch im Originalzustand haben.

Die Empfehlung für http://juenger-gitarren.de/ kam von Forenmitglied hatschipu der dort in Bezug auf Höfner gute Erfahrungen gemacht hatte.
Wegen der großen Entfernung musste ich nach in Kontakt treten mit David Jünger den Paketweg wählen um den Bass in die Werkstatt zu bekommen, und im Vorfeld alles per Email abklären. Ich wurde da aber schon sehr gut beraten und die Kommunikation war hervorragend und sachlich. Zudem wusste ich im Vorfeld was es in etwa kosten würde.

Zur Ausgangslage.

Ich werde das in Form von Vorher/ Nachher Bildern zeigen:

Der abgesenkte Hals: Er liegt auf dem Korpus auf.

f16t153p911n3_gbTQSyDw.jpg


f16t153p944n2_uIHwmBUG.jpg


Die Pickups sind zur Anpassung weit heruntergeschraubt:

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Nachher war auch das Problem behoben

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Auch hier sieht man den Übergang vorher und nachher ganz gut:

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Die alte weit herunter geschliffene Brücke:

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Die neue Brücke:

f16t153p944n5_eEwgNTuo.jpg


Nachdem der Hals vom Zupfinstrumentenbauer durch Dämpfen heraus genommen war sollte das Holz einige Wochen trocknen. Man muss sich wirklich in Geduld üben was nicht gerade meine Stärke ist aber es ist eben notwendig um ein perfektes Ergebnis zu erzielen.
Als der Bass nun repariert war bekam ich noch die Empfehlung zur Neubundierung. Alternativ hätte man die Bünde abrichten können die allerdings im Bereich ab dem 12. Bund sehr flach geworden wären. Da das Ganze aber im preislichen Rahmen liegt, also für mich vertretbar und auch für den Wert des Instruments noch akzeptabel war, entschied ich mich zum Entfernen der alten Bünde, Abrichten des Griffbretts, Neubundierung mit Abrichten der Bundstäbchen.
Natürlich hatte ich nun wieder die Befürchtung, dass Binding und Originalität darunter leiden würde. Aber es war eine gute Entscheidung. Das Ergebnis ist nahezu perfekt. So perfekt, dass man keine Spuren der Restauration sehen kann. Das vergilbte Binding ist lediglich heller geworden und sieht mit Griffbrettholz und Perlmutteinlagen aus wie neu.

Vorher:

f16t153p885n4_bSIpEBkV.jpg


Im Vergleich dazu aktuell:

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f16t153p944n7_OFTDMWvt.jpg


Nun werden viele im Forum fragen was das Ganze nun gekostet hat.

Pauschal ist das nicht immer auf andere Instrumente übertragbar denn die Ausgangslage der verschiedenen Instrumente und deren Schäden führt sicherlich zu individuellen Preisen.
Ich will es trotzdem beantworten:
Die neue Brücke hatte ich im Vorfeld bei Thomann gekauft. 39 Euro.
Versandt hin und zurück per DHL versichert: 27 Euro
Reparaturkosten insgesamt 520 Euro
Zusammen also 586 Euro

Rechne ich nun Kaufpreis des Bass dazu komme ich auf knapp 1400 Euro. Ich habe also grundsätzlich keinen Wertverlust denn das Instrument hat diesen Wert. Man kann einen Höfner natürlich auch neu kaufen, wenn man auf den 'Stradivari Effekt' alter Instrumente verzichten kann und liegt dann bei etwa 2000 Euro oder gebraucht bei 1500. Ich kann letztendlich beides empfehlen. Alt oder neu hat beides seine eigenen Vorzüge.

Fazit:

Ich bin super froh, dass ich das habe machen lassen. Der Bass spielt sich einwandfrei ohne Schnarren. Saitenlage ist sehr flach möglich und dem kleinen Höfner hat die 'Kur' sehr gut getan.
Den Zupfinstrumentenbauer David Jünger kann ich in jedem Fall absolut empfehlen.

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Das hat sich doch gelohnt! :great:
 
Moulin du bist ein Experte! Wie immer ein toller Bericht und erst recht tolle Fotos. Vielen Dank! Viel Spaß mit deinem Bass :)
 
Moulin du bist ein Experte! Wie immer ein toller Bericht und erst recht tolle Fotos. Vielen Dank! Viel Spaß mit deinem Bass :)

Naja Experte bin ich nicht. Ich hab den ja nicht selbst restauriert.
Das war schon der Fachmann. ;)

Bin aber nach wie vor über das perfekte Ergenbis überaus glücklich. :)

Screenshot_2016-12-13-12-02-12.png
 
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Definitiv! Jetzt wären natürlich Klangbeispiele von Interesse, sofern es die Zeit zulässt.
Ich habe schon etwas, das ich so auf die Schnelle aufgenommen habe um einen Unterschied zu vorher zu hören sind solche Smartphone Videos nicht wirklich geeignet. ;)

 
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Ich habe schon etwas, das ich so auf die Schnelle aufgenommen habe um einen Unterschied zu vorher zu hören sind solche Smartphone Videos nicht wirklich geeignet. ;)



Stimmt, trotzdem lässt sich viel damit machen. Danke für die Eindrücke! Den Song jetzt noch in der Version der Beatles und es ist perfekt *g*
 
So noch mal ganz schnell Sound
Einmal unplugged und einmal das Gleiche mit meinem Lieblings Übungsverstärker (Behringer BX 108 Thunderbird)





 
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Sehr schön! Vor allem hast du jetzt insgesamt einen 1a vintage Bass, für den du trotz Reparatur weniger bezahlt hast als für einen neuen Höfner.
 
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Hey Moulin! Tolle Aufbereitung eines Klassikers! Auch gut gespielt. Bin erstaunt, das dieser Bass klanglich so gut rüber kommt.
Sieht toll aus, sehr hübsch!

Ich hab' seiner Zeit (ca 1972) mit 'nem Höfner Beatles Bass angefangen Bass zu spielen. Leider war mein Eindruck und die Erfahrung dabei weniger als gut.
Ich hab mir deshalb gesagt: einmal und nie wieder!
Damals war ich 13 und Ahnung von Instrumenten hatte ich so gut wie keine. Man lernt halt.

Ich würde ja gerne noch einen schönen Halb-Resonanz Bass finden. Ein Violin Bass wird es aber nicht sein.
 
@El Tedesco
Höfner Bässe sind in bei euch Californien ganz schön teuer aber es gibt ja noch andere gute Hollowbody Bässe. ;)
Dieser Thread hat einiges zu bieten:

https://www.musiker-board.de/threads/user-thread-semi-acoustic-hollow-body-baesse.532701/



Und ja, man sollte diese Höfner Violinbässe auf Grund ihrer Optik nicht unterschätzen und mit 13 hatte ich auch andere Pläne. :D
Bei mir waren auch gar nicht die Beatles der Auslöser obwohl ich den Bass da schon zu genüge gesehen hatte. Irgendwann hatte ich Kelly Groucutt von ELO mit dem Bass gesehen und als ich später selber Musik machte wollte ich einen Höfner 500/1.
Mein erster Band Cover Song war Foxy Lady und da hätte der sicher nicht gepasst. ;)

Es ist nicht mein ältester Bass aber vom Gefühl her spürt man das 'Vintage' deutlicher als bei anderen. Vielleicht wegen der Form.
 
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Mein erster Band Cover Song war Foxy Lady und da hätte der sicher nicht gepasst. ;)

Warum eigentlich nicht? Wer definiert was richtig ist und was nicht? Ich finde es momentan sehr spannend, verschiedenes am Bass auszuprobieren und da gehört genau sowas mit dazu :)
 
Warum eigentlich nicht? Wer definiert was richtig ist und was nicht? Ich finde es momentan sehr spannend, verschiedenes am Bass auszuprobieren und da gehört genau sowas mit dazu :)

Bezog sich auf die damalige Zeit. Heute würde ich es, wenn mit Höfner Bass auch ganz anders spielen als früher.
 
Bezog sich auf die damalige Zeit. Heute würde ich es, wenn mit Höfner Bass auch ganz anders spielen als früher.
Stimmt, ist bei mir wohl ganz genauso.

Und wieder interessant: wenn ich dich beim Spielen höre klingt für mich der Höfner wieder ganz anders. So irgendwie ist das mit den Fingern nicht von der Hand zu weisen ;)
 
Mit den Beatles hatte ich nichts am Hut. Das war der einzige Bass an den ich ran kam, besonders finanziell. Der hatte mich mein gesamtes Sparkonto gekostet. Stolze DM 130.-
Mein Enthusiasmus war so unaufhaltsam, auch das Händeringen meiner Mutter konnte nichts daran ändern. (Ich erspar euch an dieser Stelle das Familien Drama :rolleyes:)

Mein grosses Vorbild war Felix Pappalardi. Coolste Basspieler Ikone aller Zeiten!

Felix Pappalardi 1973.jpg


Der spielte auch so einen Geigen-Kisten Bass. Einen Gibson EB-1 denke ich mal.
Deswegen musste sich mein Höfner auch einer Re-Finish Prozedur unterziehen. Voll abgeschliffen und in Mahagoni Farbton eingebeizt!
All das hat aber nichts daran geändert, das der Hals verzogen war und somit das Instrument Bund-unrein war.

Pappalardi.jpg




Ich wollte ja nicht vom Thema ablenken. Nur mal ein Rückblick. Immer wenn ich so 'nen Höfner sehe, erinnert mich das an diese Zeiten. The Beginings, sozusagen.
Damals war Musik noch einfach und unkompliziert. An Instrumente allerdings war schwer ran zu kommen.
 
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Ist schön geworden, ohne Frage, aber der Höfner war nie so wirklich meine Baustelle. Ich mag weder den Klang, noch die Handhabung besonders. Aber das ist ja, wie so viele Dinge, eine Frage des Geschmacks...

Das Röhrenradio im Hintergrund sieht fast aus wie eine Philips Capella. Was ist das für eins?
 
Ist schön geworden, ohne Frage, aber der Höfner war nie so wirklich meine Baustelle. Ich mag weder den Klang, noch die Handhabung besonders. Aber das ist ja, wie so viele Dinge, eine Frage des Geschmacks...

Das Röhrenradio im Hintergrund sieht fast aus wie eine Philips Capella. Was ist das für eins?

Nordmende Fidelio '58

Ich hatte anfangs auch grosse Schwierigkeiten mit der Handhabung. Der Bass hat ja einen sehr schmalen Hals und die kurze Mensur. Da musste ich mich von meinen 44,5 er Fender Hälsen stark umstellen.
Mit dem Schaltpanel muss man experimentieren, dann wird man feststellen dass der Sound sehr vielseitig ist. Im Laden lässt man sich die Zeit meist nicht.
Er ist auch nicht Hauptbass sondern ein wichtiger Teil meiner verschiedenen Bässe die ich gerne -Das dreckige Dutzend- nenne. ;)
 
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