Blockflöte einspielen - wie und warum?

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Ich möchte gerne mal eine etwas "ketzerische" Frage in den Raum stellen:

Warum muss man eine neue Blockflöte eigentlich einspielen? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Prozess des Einspielens?

DASS man ein neues (Holz-) Instrument zuerst mal einspielen muss, scheint ja allgemein akzeptiert zu sein. Aber darüber, wie das zu geschehen hat, gehen die Meinungen ziemlich weit auseinander. Bei Moeck z.B. wird empfohlen, die Flöte in der ersten Woche nur 5 Minuten täglich zu spielen und dann Woche um Woche je 5 Minuten länger, bis man bei ca. einer Stunde angekommen ist.
Stephan Blezinger hingegegen sieht das weitaus weniger dogmatisch und empfiehlt, selbst bei seinen hochwertigen und entsprechend teuren Meisterstücken von Anfang an über die erste Tröpfchenheiserkeit hinaus zu spielen. Die anderen Anbieter liegen mit ihren Empfehlungen - soweit ich sie kenne - irgendwo dazwischen. Daneben wird meist dazu geraten, anfangs nur lange Töne bzw. langsame Stücke in tiefer Lage zu spielen und erst nach und nach den Tonumfang nach oben zu erweitern.

Als Begründung für das langsame Steigern der Spielzeit wird immer angeführt, das Holz müsse sich zuerst an die beim Spielen auftretende Feuchtigkeit gewöhnen. Aber kann es das wirklich? Holz ist zwar ein biologisches, aber ein totes Material. Auf zu viel Feuchtigkeit reagiert es durch Aufquellen, auf zu wenig Feuchtigkeit durch Schrumpfen. Warum sollte eine neue Flöte hier anders reagieren als eine "gut eingespielte"?
Noch weniger verstehe ich die Sache mit dem anfangs eingeschränkten Tonumfang. Warum sollte es die Holzhülle stören, wenn die Luft darin schneller schwingt? Und vor allen Dingen - warum sollte sie das in den ersten Wochen mehr stören als später? Ich habe mir ja gerade eine neue Flöte gekauft - wie hätte ich denn aus einer Lieferung von 7 Instrumenten das Passende herausfinden können, wenn ich sie nicht alle einmal über den gesamten Tonumfang angespielt hätte? Sind die jetzt alle verdorben???

Natürlich werde ich mich bei meiner schönen neuen Flöte zumindest grob an die Vorgaben des Herstellers halten und sie brav einspielen - unabhängig davon, ob mir das nun alles einleuchtet oder nicht. Ich denke mal, die erfahrenen Instrumentenbauer haben da deutlich mehr Ahnung von der Materie als ich und wissen, warum sie das empfehlen. Aber interessieren würde es mich schon ...

:confused::gruebel::nix:
 
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denke eher, die beantwortung der frage liegt in der ausführung der flöte.

imprägniert? gelackt? holzart?

und natürlich in der eigenart des spielers und seinem "speichelfluss"

qualität der "zwischenzeitlichen" auswischerei und trocknung ist auch noch zu beachten.


... auf den rat des herstellers zu achten dürfte bestimmt nicht falsch sein.


grüsse
 
Die Frage des Einspielens beschäftig die meisten Holzbläser bei ihrem ersten Instrument und so gibt es auch schon diverse andere Threads.

Vieles ist ja in der FAQ von Moeck beschrieben. In erster Linie geht es um die Gewöhnung der Flöte an Feuchtigkeitsaufnahme und Trocknung; beim Spieler das Erkunden des neuen Instruments.

Das Holz einer neuen Blockflöte nimmt leicht Feuchtigkeit auf, ganz besonders im Bereich von Windkanal, Aufschnitt und Labium. Geschieht dies in einem zu hohen Ausmaß, so quillt das Holz und verzieht sich, besonders im Bereich des Windkanals. Ein neues Instrument darf deshalb nicht allzu nass werden. Das ist der Grund, weshalb man es in den ersten Wochen täglich nur kurze Zeit spielen darf.

Die Angaben variierien, da ja auch die Umgebungsbedingungen völlig unterschiedlich sein können und auch die Flöten, angefangen von verschiedenen Hölzern bis hin zu unterschiedlichen Bauformen (insbesondere der Winkanäle - enge Windkanäle können beim Quellen des Blockes leichter verstopfen):
- Wo und wie lange lagerte die Flöte nach dem Bau unter welchen Bedingungen
- Wer spielt die Flöte mit welchem Spiellevel ein
- Wie lagert die Flöte beim Spieler und wie sind dort die Trocknungsbedingungen (Raumluft, Temperatur, Luftfeuchtigkeit)
- In welcher Jahreszeit spielt man die Flöte ein
etc.


Meine Rottenburghs brauchen ca. 10-15 Minuten, bis der Block gleichmässig durchfeuchtet ist und Feuchtigkeit ins innere der Flöte geleitet wird (siehe auch meine Erfahrungen beim Einspielen und Problemen mit meiner Alt Rottenburgh Birne: Einspielen von Holzflöten

Noch weniger verstehe ich die Sache mit dem anfangs eingeschränkten Tonumfang. Warum sollte es die Holzhülle stören, wenn die Luft darin schneller schwingt?
Es geht dabei um die unterschiedliche Anblastechnik; Mundraum, Rachen und Zungenstellung variieren bei unterschiedlich hohen Tönen - Du kannst Dir ja einmal simulieren, wie der Luftstrom ist, ohne eine Flöte anzusetzen.
Mittlere Töne (c''-g'') sind am einfachsten zu blasen, und die lernt man ja auch zuerst. Die tiefen Töne sind entspannter mit großer Mundhöhle und offenem Rachen und gerade für die tiefsten Töne bedarf es etwas Übung (also als wenn man einen Spielgel anhaucht, und was dabei passiert, kennt jeder ;)).
Bei den hohen Tönen wird der Atemstrom stärker und belastet daher das feine Labium stärker, an dem sich der Luftstrom teilt und erst durch Verwirbelung die Luftsäule im Inneren der Flöte zur Schwingung anregt.
Bei langen Tönen hat man weniger Zungenstöße, einen gleichmässigen Atemstrom und irgendwie wirkt sich das auch auf die Tonqualität der Instrumente aus. Von Spielerseite her kann man die einzelnen Töne erforschen und auch auf Tonhöhe und den benötigten Ansatz achten und die "Töne entwickeln", eine Standardprozedur für jegliche Blasinstrumente für einen schönen Ton.


Wie auch bei Moeck beschrieben, ist es das Einspielen keine Hexerei und auch Anfänger und Kinder können das. Mit etwas mehr Erfahrung, besserer Spieltechnik und Einfühlungsvermögen kann man die Flöten auch schon früher belasten.
Moeck:
Dies alles klingt komplizierter, als es eigentlich ist. Wer aufmerksam auf seine Blockflöte hört, wird ihre Bedürfnisse schnell erkennen. Er wird aber auch bemerken, dass sich seine Flöte im Verlauf der Zeit auch auf ihn einstellt. So entwickelt sich langsam eine lebendige Beziehung, die ein Leben lang halten kann.
Wenn man lange Haltetöne und langsame Läufe spielt, kann man seine Flöte und ihre Klangeigenschaften besonders gut kennenlernen.

Wichtig auch dieser Hinweis:
Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass sich Spieler viel zu lange mit Mängeln abfinden, die bei heutigen Blockflöten völlig unnötig sind.
In 7-8 Wochen Einspielzeit kann sich einiges tun. Falls Probleme bestehen, sollte man seinen Händler wegen einer Nachbearbeitung kontaktieren - das ist bei Blockflöten oft nötig und Korrekturen sind kein Problem.

Tipp:
Eine gute Idee jetzt im Winter ist es auf jeden Fall, seinen Flötenkopf gerade beim Einspielen vorher anzuwärmen.
 
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Als Begründung für das langsame Steigern der Spielzeit wird immer angeführt, das Holz müsse sich zuerst an die beim Spielen auftretende Feuchtigkeit gewöhnen. Aber kann es das wirklich? Holz ist zwar ein biologisches, aber ein totes Material. Auf zu viel Feuchtigkeit reagiert es durch Aufquellen, auf zu wenig Feuchtigkeit durch Schrumpfen. Warum sollte eine neue Flöte hier anders reagieren als eine "gut eingespielte"?

Was man vor allem verhindern will, ist dass eine neue Flöte zu viel Feuchtigkeit auf einmal aufnehmen muss. Denn dadurch kann sie reißen. Leichtes Quellen (des Blocks) ist dagegen normal und kann bei einer Wartung durch den Blockflötenbauer wieder korrigiert werden. Ich stelle mir vor, dass bei einer regelmäßig gespielten Flöte das Holz eine gewisse Restfeuchte behält, die gleichzeitig sowas wie eine leichte Imprägnierung darstellt. Aber das ist nur meine laienhafte Meinung.

Auch eine eingespielte Flöte sollte man nicht unendlich lang am Stück spielen (Huber empfiehlt z.B. maximal 1 Stunde, diese Zeit kann aber abweichen, je nachdem wie viel Feuchtigkeit die Flöte aushalten muss).

Noch weniger verstehe ich die Sache mit dem anfangs eingeschränkten Tonumfang. Warum sollte es die Holzhülle stören, wenn die Luft darin schneller schwingt? Und vor allen Dingen - warum sollte sie das in den ersten Wochen mehr stören als später? Ich habe mir ja gerade eine neue Flöte gekauft - wie hätte ich denn aus einer Lieferung von 7 Instrumenten das Passende herausfinden können, wenn ich sie nicht alle einmal über den gesamten Tonumfang angespielt hätte? Sind die jetzt alle verdorben???

Das habe ich ehrlich gesagt auch nie verstanden. Ich denke mal, das dient eher dem Schutz der Mitwelt. Das Spielen hoher Töne an sich schadet der Flöte sicher nicht. Es kann aber sein, dass der Spieler ein bisschen braucht, bis er der Flöte die hohen Töne optimal entlocken kann. Vor allem, wenn der Spieler Anfänger ist. ;)

Wie bei fast allem hilft ein bisschen gesunder Menschenverstand. Wenn das Kondenswasser aus allen Löchern tropft, sollte man normalerweise aufhören.
 
Vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten, aber WIE man eine Flöte einspielt, ist mir schon klar. Schließlich spiele ich schon ein paar Jahre, und das ist auch nicht meine erste Flöte. Ich kenne auch die Begründungen der Flötenbauer für das Einspielen.
Mir geht es aber darum, diese Begründungen zu hinterfragen. Anders ausgedrückt: Warum sind für eine fabrkneue Flöte Dinge schädlich (1 Stunde Telemann), die sie ein paar Wochen später locker wegsteckt? Ich spiele schließlich heute nicht feuchter als in 8 Wochen.

Eine gute Idee jetzt im Winter ist es auf jeden Fall, seinen Flötenkopf gerade beim Einspielen vorher anzuwärmen.

Das ist bei mir Pflicht vor jedem Spiel!

:)
 
...Mir geht es aber darum, diese Begründungen zu hinterfragen. ....


die frage solltest Du den herstellern widmen und nicht uns laienspielern, egal wie gut wir sind.

ich denke jetzt an die frage: wer glaubt besser, die evangelen oder die katolen!


JEDER der hersteller wird seine argumentationskette haben und kennen - was soll das forum denn dann dir beantworten?


Grüsse
 
Ich versuche mich mal an einer Erklärung, denke aber dass die komplette Klärung der materialwissenschaftlichen Aufarbeitung zu einer Diplom- oder Doktorarbeit reicht, die wir als Nichtphysiker dann auch wieder nicht verstehen.

Beim Einspielen geht es erst einmal darum, ein Reißen des Holzes zu vermeiden.

Es gibt einerseits die empirischen Erfahrungen der Instrumentenbauer und Musiker, die sich in den Empfehlungen zum Einspielen widerspiegeln. Andererseits dann die Materialforscher, die den Werkstoff Holz wissenschaftlich erforschen, auf verschiedenen Ebenen, je nach Einsatz auch auf makroskopischer und mikroskopischer Ebene - als Bauholz muss man sicherlich andere Aspekte als im Blockflötenbau betrachten.

Eine allgemein wissenschaftliche Arbeit zu Holz ist z.B. diese:
https://www.unibw.de/lrt4/mechanik/veroeffentlichungen/schriftenreiheli/BZM_Heft_2_07.pdf

Holz ist ein anisotropen (nicht gleichmässiger) Werkstoff, dessen Struktur auf Stabilität des lebenden Baumes ausgelegt ist und dessen Materialeigenschaften sich als Werkstoff mit der Temperatur und Feuchtigkeit verändert. In gleichbleibender Umgebungsluft nimmt das Holzf Feuchtigkeit in der Struktur auf und es stellt sich ein Gleichgewicht der aufgenommen Feuchte abhängig von Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit ein.

Bei zusätzlicher Aufnahme von Feuchtigkeit quillt das Holz auf, bei abnehmender schwindet es; die Ausdehnungen in verschiedenen Richtungen haben verschieden starke Ausdehnungen. Gleichzeitig ändert sich auch die Elastizität in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das Quellen und Schwinden des Holzes ist nicht komplett reversibel, es treten kleine Veränderungen ein.

Als Begründung für das langsame Steigern der Spielzeit wird immer angeführt, das Holz müsse sich zuerst an die beim Spielen auftretende Feuchtigkeit gewöhnen. Aber kann es das wirklich? Holz ist zwar ein biologisches, aber ein totes Material.
Dieses biologische Material arbeitet nun aber und durch die nicht komplett reversible Ausdehnung passt sich der Werkstoff Holz allmählich den Veränderungen durch das Spiel der Blockflöte an.

Im Windkanal haben wir zudem 2 unterschiedliche Hölzer mit dem Block und dem umschließenden zylinderförmigen Holz. Ist nun die Ausdehnung höher als die Elastizität des Holzes, reißt das Holz durch die zu schnelle Veränderung aus dem vorigen Gleichgewichtszustand.

Kleine, sich steigernde Belastungen verträgt ein biologischer Werkstoff nun mal besser als eine Hauruck-Aktion. Kein Mensch kommt auf die Idee, sofort einen Marathonlauf zu versuchen, sondern wird eben auch erstmal klein anfangen und sich weiter steigern - das sagt uns einfach unser Menschenverstand.


Ich finde, so tot ist Holz nicht.


Den Einfluss der Physik des Werkstoff Holz auf den Klang mag dann ein anderer Physiker in seiner wissenschaftlichen Arbeit erklären; von anderen Holzinstrumenten ist allerdings auch bekannt, dass sich diese einschwingen müssen. Dass also Spannungen im Holz aufgelöst werden müssen und Klangeigenschaften des Holzes durch äußere Energie durch "Vibrationsdämpfung" verbessert werden können, siehe:
http://georgeforester.de/Einschwingen-1
 
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@ Ralinem
Vielen Dank für Deine Mühe! Das erklärt doch einiges und erleichtert mir als materialwissenschaftlichem Laien das Verständnis fürs Einspielen.
 
Mein Senf dazu als Amateuerholzbläser und als Flötenbauer:

Um sich an das Instrument zu gewöhnen.

Eine Industrieblockflöte nimmt praktisch kein Wasser auf, sie ist wachsdurchtränkt. Quellen tut nur ihr Block.

Eine handwerklich gebaute Blockflöte ist zumeist Leinölgetränkt, zumindest in der äusseren Schicht (je nach durchtränktbarkeit des Holzes) und sie ist während des Bauprozesses deutlich länger gespielt als das genannte Einspielregime. Mit immer nur 5 Minuten würde es ewig dauern eine Flöte vernünftig zu voicen.

Eine erhöhte Empfindlichkeit für Feuchteaufnahme sehe ich nur bei nicht wirklich tränkbarem europäischen Buchs, da hilft übervorsichtiges Einspielen aber auch nicht gegen. Buchs gibts nicht ohne (bleibendes) Risiko.

Ich denke Blezingers Ausführungen sind schon richtig.

Und wichtiger als die Dauer des (Ein) Spielens ist das ein Holzblasinstrument nach dem Spiel zügig wieder trocknen kann und nicht tropfnass für einen Tag im geschlossenen Kasten lagert.
 
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Ich hatte jüngst Gelegenheit, die Holz-Thematik sowohl mit einem Flötenbauer als auch mit einem Geigen-/Gitarrenbauer zu erörtern. Folgendes habe ich mitgenommen:

Verschiedene Holzarten reagieren unterschiedlich empfindlich auf die Feuchte der Umgebungsluft. Außerdem lassen sich die meisten Hölzer nicht gut bearbeiten, wenn sie nicht bis zum passenden Restfeuchtegehalt ganz sorgsam und langsam getrocknet werden. Darum müssen Tonhölzer oft viele Jahre lang unter perfekten Bedingungen gelagert werden, bis sie zu Instrumenten verarbeitet werden können.
Aber auch die fertige Flöte reagiert sensibel auf Feuchteschwankungen - und zwar in beide Richtungen: Weder zu feucht noch zu trocken ist zuträglich. Wer seine Flöte schnell und zuverlässig zum Zerreissen bringen will, lege sie entweder auf einen Heizkörper oder lagere sie bei tropischer Luftfeuchtigkeit. Es soll auch schon Spieler gegeben haben, die ihr Instrument bis zum Reißen "gespielt" haben... (Dazu gibt es glaube ich schon einen Thread...)

Das Einspielen zielt vor allem auf eine gute Konditionierung des Blocks. Der ist meist aus Zedernholz, weil diese Art besonders gut Feuchtigkeit aufnehmen, verteilen und auch wieder gleichmäßig abgeben kann, so man ihm in entsprechender Umgebung die nötige Zeit dafür lässt. Geht man hier zu forsch vor, nimmt der neue, völlig trockene Block zu rasch Wasser auf und quillt übermäßig auf, was nur durch eine Nachbearbeitung repariert werden kann. Darum soll man den Block langsam durchfeuchten und an seine Aufgabe "gewöhnen".
Der selbe Sachverhalt macht auch klar, dass eine Flöte, die lange ungespielt bleibt, abermals eingespielt werden muss.
Das übrige Holz der Flöte macht diese Konditionierung ebenfalls mit, wenn auch nicht im selben Ausmaß wie der Block. Auch deshalb dauert es unter Umständen einige Monate, bis eine Flöte zu ihrer klanglichen Höchstform aufläuft.

Die Angaben der großen Flötenhersteller richten sich vor allem an Neulinge und sind daher bemüht, stets auf der sicheren Seite zu bleiben. Erfahrene Flötisten sind in der Lage, den Zustand ihres Instruments wesentlich besser zu erhören und zu erfühlen und können daher etwas freier vorgehen.

Ein dezentes Einspielen mit längeren Tönen ist durchaus empfehlenswert. Die Beschränkung auf die tiefe Lage entbehrt aber jeder Grundlage.
Im Gegenteil: Es ist besser, auch schon beim Einspielen den gesamten Tonumfang des Instruments auszuloten, soweit das ohne Anstrengung oder Gewalt möglich ist(!!!). Denn das kommt einem gleichmäßigen endgültigen Intonationsverhalten zugute.

Nicht vergessen sollte man in der Einspielzeit jedenfalls auf ausreichendes und richtiges Ölen der Instrumente. Auch das ist wichtiger Bestandteil der "Initiationsriten" von Holzflöten.
 
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tolle antworten! kekse unterwegs.

...denke aber dass die komplette Klärung der materialwissenschaftlichen Aufarbeitung zu einer Diplom- oder Doktorarbeit reicht, die wir als Nichtphysiker dann auch wieder nicht verstehen...


ja, das ist richtig, es lohnt sich einzulesen in die verschiedenen thematiken, sprengt aber m.e. das forum, wenn man gründig vorgehen will.
 
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Danke für diese interessanten Informationen! Da ist für mich viel Neues dabei, denn bisher habe ich mich hauptsächlich unter musikalischen Gesichtspunkten mit unserem Instrument befasst. Das soll auch in Zukunft so bleiben, aber es kann nie schaden, sich ein wenig Hintergrundwissen zu verschaffen.

Nicht vergessen sollte man in der Einspielzeit jedenfalls auf ausreichendes und richtiges Ölen der Instrumente. Auch das ist wichtiger Bestandteil der "Initiationsriten" von Holzflöten.

Das bringt mich zur nächsten Frage: Sollte man eine neue Flöte zuerst mal ölen, oder reicht auch bei evtl. längerer Lagerung im Geschäft die Ölung durch den Hersteller? Bei meinen bisherigen Flöten stellte sich diese Frage nicht, weil sie aus einfachen, paraffingetränkten Hölzern hergestellt waren.
 
Sollte man eine neue Flöte zuerst mal ölen

JA, falls sie nicht paraffiniert ist. Und selbst dann schadet es nicht.
Gerade neue Flöten sind in den ersten Wochen und Monaten besonders durstig.

Moeck empfiehlt das auch in der Pflegeanleitung: Nach dem Auspacken und Freuen zuerst ölen, dann spielen.
 
Bis jetzt musste ich noch alle neuen, nicht paraffnierten Flöten ordentlich ölen. Die waren alle ab Werk sehr trocken. Ich habe die Vermutung, dass die Hersteller das erste Ölen auf den Kunden abwälzen. Moeck gibt ja auch gleich ein Pflegeset bei.
Zum Einspielen in hohen Lagen: Ich habe die Erfahrung gemacht, das viele neue Flöten am Anfang in diesem Bereich sehr unwillig sind. Manchmal geht zum Beispiel das c'''' gar nicht zu spielen. Erst nach ein zwei Wochen gibt sich das. Da sollte man wohl wirklich Rücksicht nehmen und nicht zu viel auf einmal wollen und der Flöte etwas Zeit geben.
Ich spiele auf jeden Fall alle Flöten sorgfältig ein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bis jetzt musste ich noch alle neuen, nicht paraffnierten Flöten ordentlich ölen. Die waren alle ab Werk sehr trocken. Ich habe die Vermutung, dass die Hersteller das erste Ölen auf den Kunden abwälzen.

Ich habe erst vor ein paar Tagen alle meine Flöten geölt - je neuer sie waren, um so mehr Öl haben sie aufgenommen. Die älteren waren nicht mehr so durstig. Das deckt sich also mit deiner Vermutung.
 
c''''???
du meinst das jetzt im notensystem, nicht an der spielbarkeit der flöte - oder?:eek:

Verstehe ich nicht. Ich meine dass der höchste Ton der Sopranflöte das 4gestrichene c manchmal erst nach ein paar Wochen einspielen sauber zu spielen ist.
 
hallo flautino,

= alle löcher zu auf der sopran ist bei dir welches C ?

dann kann ich mir den rest selbst erklären - ich vermute da schon etwas....:rolleyes: - das liegt dann aber bei mir !



grüsse
 
@voiceintune:
Tiefster Ton der Sopranflöte c", notiert 1 Oktave tiefer als c'. c"'' ist also klingend das "hohe c".
 
Hier mal ein Auszug aus einer Gebrauchsanleitung für Herwiga Blockflöten von Max König so um 1950-60. Man liest es immer wieder, das damals auch gerissene Köpfe wegen übermässiger Feuchtigkeit keine Seltenheit waren.
IMG_9977.jpg
 
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