Wie gesagt: der Professor und der Gitarrenbauer kommen zu dem Schluss, dass das Holz praktisch keinen Anteil am verstärkten Ton der E-Gitarre hat. Steht da, muss man nur nachlesen.
Oder besser doch einfach ausprobieren
. Wenn der Sound nur von Konstruktion, Elektrik und Hardware abhinge, müsste jede Strat oder Paula gleich klingen, jedenfalls innerhalb der gleichen Ausstattungslinie. Jeder, der schon einmal einen Gitarrenladen betreten und vergleichen hat, weiß doch, dass dem nicht so ist.
Meine eigene Erfahrung: Ich habe seit vielen Jahren eine Rockinger Strat, siehe mein Profil. Ursprünglicher Body: Erle, Twotone Sunburst (2TSB) Hals: Maple Onepiece. Nach kurzer Zeit habe ich den Guss- gegen einen Stahlblock getauscht, später noch die Pickups, danach blieb sie ein paar Jahre gleich und wurde recht viel gespielt.
- Dann hab ich den Hals getauscht und alles andere blieb. Der Rockinger Rosewood-Neck hat die Gitarre total verändert, auch und gerade beim verstärkten Spiel. Viel samtiger in den Mitten und Höhen, weniger knallig und direkt, wärmere Tiefen. Dennoch schönes Attack und ausgeglichener Ton.
- Danach habe ich den Body ersetzt durch einen in Candy Apple Red (auch Erle, auch Rockinger), der besonders leicht war. Hals, Hardware, Elektronik blieben gleich. Wiederum die totale Veränderung! In den Mitten fehlte es an Crunch, die Durchsetzungsfähigkeit im Bandsound war deutlich geringer, das ganze Ding klang jetzt sehr warm und samtig. Höhen waren zwar da, aber aggresive Transparenz fehlte. Für Cleansounds übrigens toll, ganz warme, angenehme Sounds, selbst bei viel Höhenanteil am Amp. Metal ging auf einmal auch sehr gut, weil es nicht so klirrte und kratzte. Nur die "Kernkompetenz" einer Strat war irgendwie weg.
Fazit: Habe den 2TSB-Body wieder als Basis genommen und bin glücklich. Schade um das schöne CAR, aber im Ton lagen Welten dazwischen. Und wenn das ein Professor, dessen Kompetenz ich gar nicht anzweifeln will, messtechnisch nicht nachvollziehen kann, so kann das verschiedene Gründe haben: vielleicht sind die Ohren eines (Hobby-)Musikers kritischer als ein Messinstrument, oder die entscheidenden Parameter, die zu dem für Musiker unüberhörbaren Unterschied führen, wurden dabei nicht erfasst oder sind einfach noch nicht gefunden. Eins darf man nämlich nicht vergessen: die Messtechnik ist auch heute noch immer im Fluss. In früheren Zeiten konnte man Impulse zB noch gar nicht messen und statuierte, wenn zwei Klänge die gleiche Frequenzzusammensetzung haben, müssen sie auch gleich klingen. Es gibt natürlich Leute, die nach einem Messergebnis nicht mehr hören
wollen...
Die (noch nicht fertige) Arbeit hab ich im Netz übrigens auch gelesen, in den Teilen halt, in denen ich sie verstanden habe. Da ist natürlich viel interessantes drin, nicht zuletzt zur oft sehr unterschätzten Rolle der Hardware. Das kann ich auch bestätigen, meine Paula haben ein Alu-Tailpiece, neue Tuner und vor allem der Austausch der besch... Nashville gegen eine aus dem vollen gefräste ABM total nach vorne gebracht. Das gleiche gilt für den Stahlblock im Tremolo meiner Rockinger-Strat.
Nur, wenn die Empirie ergibt, dass bei gleichen sonstigen Komponenten das Tauschen eines Bodies sogar bei gleicher Holzsorte (!) einen deutlichen Unterschied ausmacht, dann muss der Wissenschaftler seine theoretisch-rechnerischen Ergebnisse eben auf ihre Aussagekraft überprüfen. Ein grundlegendes Prinzip der Methodenlehre.
Gruß, bagotrix