Da ich heute schon einmal hier im Forum bin, krame ich mal den Thread hier raus und erzähle etwas über die Revelation RVJT (VIBRANT SERIES) (siehe:
https://www.revelationguitars.co.uk/guitar/rvjt/)
Die Gitarre habe ich in Belgien bei StringsWings gekauft, einem Online-Shop, bei dem ich aber - nach Anruf - persönlich vorbeigefahren bin, in seinen winzigst kleinen Laden. Sehr spannend war das. Nunja, ich habe eine uralte Revelation Les Paul hier, die einfach super ist, und dachte, ich kann ja mal schauen, was aus der Firma nun geworden ist und mal antesten. Diese RVJT hat mich interessiert, einmal von Aussehen, dann von den versprochenen Klangmöglichkeiten und natürlich vom Vergleich zur bemerkenswerten Qualität der Les Paul. Um es kurz zu machen: Da kommt sie nicht ran. Nunja, vor Ort dann eingestöpselt und ich dachte dann, trunken von den vielen Eindrücken, das wäre auch ein ziemlicher No-Brainer, wenn man ein wenig experimentierfreudig ist. Das ATN, also dieser Keller-Lichtschalter-Regler da oben (
https://www.revelationguitars.co.uk/the-atn-5/) macht aus der Gitarre ein riesiges Sammelsurium von Sounds, in Kombination mit dem Volume- und dem Klangregler. Richtig spaßig ist sie bei Stufe 1 (Disengage) und Stufe 5 (Jazz), dazwischen tummeln sich Sounds, die sich eher bei Anpassung des Volumes schick machen. Man kann viel finden bei dem Stück Gitarre und ich bereue es auch jetzt nicht, dass ich sie habe, aber es war ein holpriger Weg dahin. Aber nun mal der Reihe nach:
Aussehen: Wer auf dieses Lila steht, bekommt ein traumhaftes Farbtupferl ins Haus. Gleichmäßig lackiert, da schaut aber auch kein Holz durch. Was da eigentlich nun für ein Holz verbaut ist und wie das überhaupt aussieht, erkennt man gar nicht. Aber, die Gitarre ist, wie ich finde, insgesamt ein toller Hingucker. Der graue Hals passt mit seinen rechteckigen Inlays eigentlich nicht so gut, Dots wären da vielleicht passender gewesen, aber naja.
Verarbeitung: Für das Preissegment eigentlich nicht so gut. Der Pickup-Auswahlschalter ist unglaublich laut, die Stimmstabilität war schlecht, das Tonpoti ist viel zu feste. Die Bünde am Hals müssten eigentlich abgeschliffen werden. Das Griffbrett musste ich erstmal einspielen, vielleicht hätte ein Saubermachen und Einölen auch gereicht, anfangs fühlte es sich ziemlich, naja, mehlig an. Schwer zu beschreiben, das hat sich aber gegeben. Die Plastikfolie auf dem Schlagbrett war fast unter jeden Potiregler eingeklemmt, so dass ich da auch erstmal rumfummeln musste, um die Reste von Folie rauszupopeln. Gnarf. Die Stimmstabilität war scheiße, richtig unbrauchbar. Ich habe als Erstes das Tremolo mit 5 Federn ausgestattet, den Hebel weggelegt. Da tut sich nun nix mehr, stimmstabil war das Teil aber immer noch nicht. Also Grover Mechaniken gekauft und die eingebaut. Dazu die Löcher erstmal aufgeweitet und dann die Mechaniken festgeschraubt. Das ist, für alle, die das noch nie gemacht haben, eigentlich nicht schwer, ich habe das mit einem einfachen Schraub/Bohr-Kombiteil gemacht und mir im Baumarkt den richtigen Aufsatz gekauft. Man muss ein wenig aufpassen, dass man früh genug aufhört, weil die Mechaniken nicht überall die gleiche Breite haben und irgendwann eine Stufe ist. Das misst man etwas aus und da das Aufweiten der Löcher eh relativ langsam geht, hat man eh genügend Möglichkeiten, die neuen Mechaniken dann testweise reinzustecken und abzumessen.
Nach dem Austausch der Mechaniken stand dann wirklich ein völlig anderes Instrument nun vor mir: Die Stimmstabilität passt, da verstimmt sich nicht mehr viel. Die Balance der Gitarre ist gut ausgewogen, um im Sessel vor sich hinzuklimpern oder mit der Gitarre auf dem Zeigefinger balancierend durch die Wohnung zu turnen -- oder sich sie einfach umzuhängen. Jetzt erst machte es überhaupt so richtig Spaß verschiedene Dinge auf der Gitarre auszuprobieren, die einzelnen Sounds herauszufinden. Also dann den komischen ATN Schalter mal gegen ein gewöhnliches Strat-Tone-Knöpfchen ausgetauscht, weil das auch einfach besser aussieht als dieser riesige Old-School Plasteregler. Großes Problem bleibt der ewig laute Kippschalter für die Pickups: Der klingt nach Plastik und haut ganz unschön einen halligen "Klonk" Ton raus, der sich mit dem Plastik der Schlagfläche und den Federn des Tremolos vermischt. Uagh.
Aber: Im Heimbetrieb macht die Gitarre schon Spaß, mit der Band für lauten Rock ist sie aber etwas zu schwach und etwas zu kreischend. Sie brummt auch fröhlich laut vor sich hin, wenn man die Saiten loslässt, also immer schön das Volume abdrehen, wenn man nicht spielt. Insgesamt für den Preis von 300 Euro eigentlich relativ schlecht verarbeitet und man bekommt so alles mit, was bei einer billigen Gitarre halt so alles eingespart wird: die dusseligen Mechaniken und die kantigen Bünde. Trotzdem, wenn man ein wenig dran rumbastelt ein ziemliches Spaß-Teil, einfach weil man viele Sound-Möglichkeiten hat und sich ein paar grölige Klänge zurechtbasteln kann. Außerdem versprüht sie diesen "Nothing left to loose, deshalb nehme ich das königliche Lila" Touch.
Wer etwas Posen will und nicht zu laute Musik macht, wer während des Serienmarathons vor sich hinklimpert, wer eine Gitarre einfach so rumliegen, aufnehmen und wieder hinlegen will und wer etwas außergewöhnliche Modelle liebt und sich nicht scheut etwas rumzubasteln bekommt eine wirklich nette Gitarre. Wer mehr sparen möchte bei gleichem Aufwand, sollte sich vielleicht was Billigeres holen, wer was Gutes möchte und eher auf Strats steht, sollte bei den Classic Vibes schauen. Und wer auf die Jaguar-Modelle an sich steht..., tja... keine Ahnung was es da sonst am Markt gibt.
Sounds könnte ich bei Interesse liefern, Fotos natürlich auch.
, dann gibt es die zum Geburtstag 
