Moin zusammen! Sonntagszeitung gefällig?
Wo waren wir stehen geblieben?
Am Ende der Stiege gelangt man auf eine Art Empore, auf der wir ein paar Minuten Rast machten, um in Ruhe fotografieren und Gedanken austauschen zu können.
Da machen wir jetzt weiter.
Vor dem Erreichen der Empore, noch ein Blick zur Seite. Hinter den obersten Diagonalstreben des Glockenstuhls kam die erste Glocke der 3. Läuteebene immer näher. Könnt Ihr die Inschrift erkennen? Sie lautet "Sancto Francisco"
Das ist, wie ich jetzt aus der in der Zwischenzeit erhaltenen Festschrift erfuhr, die Glocke
St. Franziskus von Assisi. Unter dem Schriftzug schmücken die Glocke zwei Wappen, die auf den Fotos leider nur vage zu erahnen sind. Das linke Wappen enthält wieder das quer gestreckte Kreuz und runde Symbole das rechte das Beueler Fährschiff.
Die Baudiele hat sich der Wartungsdienst da hin gelegt, um die Läuteglocken und das ganze Drum und Dran besser erreichen zu können.
Auch der Boden der Empore besteht aus Baudielen. Der Platz reicht für eine ganz kleine Gruppe. Also bitte nicht busseweise Einlass begehren! ;-)
Hier stehen wir auf gleicher Höhe mit der dritten Läuteebene,
in der eine Glocke mehr hängt als in den Ebenen 1 und 2.
Das "Geländer", an dem ich mich festhalte, ist der obere Abschluss des Glockenstuhls.
Die vier starr montierten Carillon-Glocken unter der Decke sind an Holzbalken befestigt. Vielleicht die untersten Balken des Dachstuhls? Das Vierkantrohr oder Eckprofil (?) aus Metall hält Flacheisen mit Ösen, in denen die Züge für die Klöppel der Carillon-Glocken eingehängt sind.
Hier sieht man sie ein wenig besser.
Anders als die Läuteglocken haben Carillon-Glocken keine Namen.
Der "filigrane" Glockenstuhl aus Stahl gewährt einen relativ freien Durchblick in alle Richtungen.
Links hängt die beim Treppenaufstieg fotografierte Glocke
"Sankt Franziskus von Assisi", zu erkennen an der Inschrift "Sancto Francisco". Die Diele unter der Glocke liegt in der zweiten Läuteebene.
Schwierig, beim Fotografieren die richtige Senkrechte zu finden. Habe mich beim Nacharbeiten entschieden, die Glocke senkrecht zu hängen.
Unter der Francisco-Glocke hängt die
Josephs-Glocke, von der auf dem oberen Bild nur das Schwungrad zu sehen ist. Auf dem nächsten rückt sie dann aber ganz ins Bild. So einigermaßen jedenfalls.
Und weiter unten in der 1. Läuteebene hängt die
Marien-Glocke. Sieht jemand die kleine Ecke davon? Auf den Fotos in der
Läuteebene 1 haben wir sie leider auch immer nur am Rand erwischt.
Rechts neben der Franziskus-Glocke hängt die kleinste der schwingenden Glocken, die
Antonius-Glocke mit dem Schlagton c''. Das ist der Grundton einer Sopran-Blockflöte. Leider kann ich den Größenvergleich zwischen der Dreifaltigkeitsglocke mit Schlagton c' und der Antonius-Glocke mit Schlagton c''nicht bildlich darstellen. Daher lasse ich Zahlen sprechen.
Obwohl ich es kaum für möglich gehalten hätte, ist der Durchmesser der Dreifaltigkeitsglocke mit 1534mm gerade mal etwa doppelt so groß wie der der Antonius-Glocke, die laut Glockentabelle (in der Festschrift zu finden) einen Durchmesser von 761mm hat. Dieses Verhältnis von etwa 2:1 ist das bekannte Verhältnis z.B. der Saitenlängen am Monochord, von Grundton und Oktave. Auch der Längenunterschied von Tenor-Blockflöte und Sopran-Blockflöte einer einheitlich gebauten Modellfamilie weist in etwa dieses Verhältnis auf.
Die Gewichtsunterschiede sind mit 2534kg : 285kg allerdings immens! (aus aktuellem Anlass auf neudeutsch übersetzt: voll krass ey
)
Angaben über die Höhen der Glocken konnte ich noch nicht finden.
Mit dem Gewicht und den Maßen der Glocken ist das allerdings so eine Sache. Eine größere Glocke ist nicht zwangsläufig schwerer und eine (etwas) kleinere Glocke hat nicht zwangsläufig den helleren Ton. Darüber mehr an anderer Stelle.
Auch die Antonius-Glocke (rechts im Bild) wird von mindestens einem Wappen geziert. Auf der uns zugewandten Seite konnte ich auf einem der Fotos wieder dieses Wappen mit dem quer gestreckten Kreuz erahnen.
Hier zwei verschiedene Perspektiven auf die Antoniusglocke:
... mit Blick auf den Klöppel ...
... und mit Blick auf Anschlaghammer und Seilrad.
Zu unserer Rechten die Glocke, die den Namen der Patronin des Carillons trägt:
Adelheidi
bzw.
Adelheid von Villich.
Die Inschrift lautet: Beatae Adelheidi Virgini
Anschlaghammer der Adelheidi-Glocke
Auf den Fotos sehen die Glocken einander sehr ähnlich. In Natura ist das Betrachten und Vergleichen der Glocken viel interessanter, weil man dann die Größenunterschiede erkennen kann und die kleinen Unterschiede der Rippenformen, Schlagränder und anderer Details besser sieht.
Das Wappen der Adelheidi-Glocke, das auf mehreren Glocken zu sehen ist
und dessen Deutung mir bislang noch nicht gelungen ist.
Noch ein Blick in die Tiefe. Unter der Adelheidi-Glocke hängt die viertgrößte Läuteglocke "Sankt Peter und Paul" mit Schlagton g'. Die weiter unten in der ersten Läuteebene hängende Dreifaltigkeits-Glocke (c') wurde von meinem Blitz nicht erreicht.
An der rechten Wand steigt neben den Zugvorrichtungen für die Hämmer die Getriebestange vom Uhrenboden auf. Vielleicht entdeckt sie jemand auf dem Foto.
Der interessante Vortrag von Herrn Strauß zu verschiedenen "Glockenthemen" (Glocken stimmen, Partialtonaufbau, Teiltöne, Klangspektrum, klangbildende Elemente, Glockenformen) wurde vom Rauschen des um die Kirche brodelnden Verkehrslärms und nervigem Gehupe "untermalt". Der drang auffällig laut durch die Schallluken zu uns in den Turm herein.
Mitten im Gespräch plötzlich die Vorwarnung: In einer Minute schlägt es die Zeit. Da müssen wir aufpassen. - Auf was? - Auf die Ohren natürlich! Während der Fortsetzung seines Vortrags behielt Herr Strauss nun die Sekundenanzeige seiner Armbanduhr im Blick. Wenige Sekunden vor dem Schlag dann das Komando zum Ohren schützen "Achtung!" Schon rasselten leise die Züge des Schlaghammers und dann erscholl das laute
Donnnnnng! Donnnnnng!
Mist! Ich war so auf die interessanten Erklärungen konzentriert, dass ich vergessen habe zu fragen, auf welcher der Glocken denn nun die Viertelstunden geschlagen werden. Dann hätte ich das schön beobachten können. Hach! Verpasst!
Der Glockenschlag erinnerte uns daran, dass seit unserem Aufenthalt am Uhrenschrank schon wieder eine Viertelstunde vergangen war. Die Zeit verflog nur so!
Hier eine grafische Übersicht der Glocken, an der abgelesen werden kann, wie das Gewicht der Glocken verteilt ist und wie die größten Carillon-Glocken die Tonfolge der Läuteglocken ergänzen. Die Durchmesser werden in Millimeter angegeben. Mit "Innenansicht" meine ich die Perspektive von unseren Standpunkten auf Treppe und Empore.
Allen einen schönen Sonntag!
Lisa
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