toni12345
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Leider muss ich vorneweg sagen, dass ich die Box zu einem späteren Termin geliefert wurde, als ursprünglich ausgemacht, deshalb hatte ich nicht die Möglichkeit, das Gerät mit Band oder gar auf einem Gig zu testen. Ich hoffe aber dass ich auch so einen ganz guten Eindruck vermitteln kann, was das Ding leisten kann.
Einsatzgebiet
Haben wir hier eine Aktivbox mit Mischerfunktionen oder schon eine Klein-PA? Irgendwo in diesem Bereich muss man die Reach wohl ansiedeln. Das System besteht aus einer einzigen Box, die mit ca. 15kg noch ganz gut mit einer Hand tragbar ist, vor allem, weil sie zwei recht günstig angebrachte Tragegriffe oben und hinten hat. Eine Transporttasche gibt es als optionales Zubehör und dank Stativflansch kann man die Box auf einem Standardstativ in die optimale Position bringen, um kleinere Räume, Kneipen etc. zu beschallen. Vier Monokanäle und ein Stero-Aux-Kanal bieten doch eine Menge Anschlussmöglichkeiten, die den Begriff „PA-System“ schon beinahe rechtfertigen. Eine zweite Aktivbox lässt sich auch an die Box anschließen, bei einem Stereosignal über den Aux-Kanal bekommt die dann nur den rechten Stereokanal ab. Soweit ist das aber noch nicht wirklich was Besonderes, könnte man meinen.
Es gibt aber zwei Features, die das System doch aus der Masse ähnlicher Systeme herausstechen lassen: Die zusätzlichen seitlichen Lautsprecher und die Steuerung per Smartphone oder Tablet via Bluetooth. Über die Seitenlautsprecher werde ich später noch ein paar Worte verlieren, wenn es an den Klang geht, die Steuerung des eingebauten Mixers verdient es aber, sofort genauer betrachtet zu werden.
Die Mix-Sektion
Steuerung per App
Um sich einen Eindruck von den Möglichkeiten der App zu verschaffen, gibt es einen Demomodus, den man auch ohne angeschlossenes Gerät nutzen kann und mit dem man sich einen ganz guten Überblick über die Möglichkeiten verschaffen kann. Unter dem Namen Mackie Connect 2 findet ihr sie in den entsprechenden App-Stores. Die Nutzung der App ist sehr intuitiv, da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht, man findet nach kurzer Eingewöhnungszeit alle Einstellungsebenen sehr schnell und kommt immer sehr flott zum Hauptfenster mit den Fadern zurück. Zum Teil liegt das allerdings auch daran, dass die Möglichkeiten im Vergleich zu einem richtigen Mischpult doch begrenzt sind. So gibt es für die Kanäle eben nur einen 3-Band-EQ mit festen Frequenzen, für den Main-Out muss man mit vier Presets leben, die sich nicht ändern lassen, und auch für den Effektkanal gibt es halt 16 feste Presets von Reverb bis Chorus. Im Prinzip reicht das aber für eine Box dieser Bauart völlig aus, denn wer mit parametrischen EQs oder ausgefeilten Effektketten arbeiten möchte, der wird in der Regel ohnehin nicht eine einzige Box irgendwo in den Raum stellen.
Erwähnt werden sollte auch noch die Möglichkeit, drei Presets mit den kompletten Einstellungen des Mixers abzuspeichern. Für Leute, die in verschiedenen Besetzungen unterwegs sind oder unterschiedliche Einstellungen für verschiedene Locations brauchen, kann das sicher eine große Arbeitserleichterung bedeuten. Auch hier werden wieder die Vorteile der Digitaltechnik deutlich.
Der Klang
Wie erwähnt konnte ich die Box nur zu Hause testen und nicht im Bandkontext im Proberaum oder gar bei einem Gig. Vieles ließ sich aber auch so ganz gut ausprobieren.
Die Box ist mit zwei 6,5“-Speakern für Mitten und Bass und mit drei 1“-Hochtönern ausgestattet. Außerdem gibt es die beiden Lautsprecher links und rechts, die als Monitorsystem angepriesen werden aber auch durchaus genutzt werden können, um den Sound nach vorne zu beeinflussen. Bei Konservenmusik über das Handy macht die Box einen ganz guten Eindruck, sie haut einen aber nicht total vom Hocker. Bei der Speakerkonfiguration lässt sich naturgemäß kein wildes Bassgewitter erwarten, dafür kann man obenrum doch ziemlich laut werden, ohne dass die Höhen anfangen zu kreischen. Zur Klangformung kann man wie erwähnt neben dem Channel-EQ und den Gesamtpresets auch die seitlichen Lautsprecher benutzen. Wenn man die zuschaltet, gewinnt der Klang zunächst mal einiges mehr an Räumlichkeit, was ja nun nicht weiter verwundert. Da sie aber auch wesentlich höhenlastiger sind als das Gesamtsystem, kann man durch Pegeländerung auch noch relativ gut das Frequenzspektrum des Gesamtklangs formen. Ob das von den Konstrukteuren so beabsichtigt war, sei dahingestellt, es funktioniert aber auf jeden Fall ziemlich gut.
Auch bei den angeschlossenen Instrumenten und Mikros war ich mit dem Klang recht zufrieden. An den Klinkenbuchsen lässt sich wie erwähnt z.B. auch ein E-Bass direkt anschließen. Man muss zwar dann den Pegel ziemlich aufreißen und darf auch keinen wummernden Tiefbass erwarten, aber in einem Unplugged-Kontext zusammen mit mehr oder weniger akustischen Instrumenten kann das sicher ganz gut funktionieren. Auch dynamische Gesangsmikros kommen ganz gut rüber, und bei den Hall-Presets sollte jeder etwas finden, was mindestens für den kleinen Kneipengig ausreicht. Ich würde sagen, die Box entspricht hier völlig den Erwartungen im Rahmen dessen, was die Physik zulässt, nämlich solide lineare Klangübertragung mit sauberen Höhen und Mitten aber halt ohne den Wumms im Bass, den größere Lautsprecher vielleicht noch hergeben würden.
Die seitlichen Lautsprecher als „Monitormix“ konnte ich leider nicht unter Realbedingungen testen (s.o.), aber sie sind sicher eine große Hilfe, wenn die Box die einzige Beschallung darstellt und irgendwie seitlich oder leicht vor den Künstlern steht. Ein eigener Monitormix lässt sich allerdings nicht verwirklichen, an den Seitenlautsprechern liegt immer der Main Mix an, dessen Pegel sich aber separat regeln lässt. Falls es deshalb mal pfeifen sollte, gibt es noch einen eingebauten automatischen Feedback Destroyer, der recht sauber funktioniert und sogar die eingesetzten Notchfilter in der App anzeigt, so dass man auch erkennen kann, ob er eher das Basswummern oder ein hohes Pfeifen gekillt hat.
Fazit
Der größte Pluspunkt der Mackie Reach ist sicherlich das kompakte Design. Wer eine PA-Lösung sucht, die sich wirklich in einer Hand tragen lässt und bei der nichts mehr verkabelt werden muss, für den ist das Teil goldrichtig. Netzstecker rein, Gitarre und Mikro anstöpseln und los geht’s, das hat schon was. Und wer kein Problem damit hat, sein Handy zum Mischen einzusetzen, dem entfalten sich viele Möglichkeiten, die ohne die Digitaltechnik kaum denkbar wären.
Es gibt Aktivboxen mit ein paar Mischfunktionen, die im Preis günstiger sind, die aber nicht diesen Komfort bieten, und es gibt Klein-PAs mit Subwoofer, die insgesamt ein professionelleres Setup bieten, aber halt auch größer und schwerer sind und vermutlich auch ein bisschen mehr kosten. Irgendwo dazwischen besetzt die Mackie Reach eine Nische, die für viele Anwender interessant sein könnte.
Zum Schluss möchte ich mich beim Musiker-Board und auch beim Vertrieb von Mackie bedanken, dass ich die Box testen konnte. Ich hab das natürlich nicht ganz uneigennützig getan, für unsere Akustikband ist sie sicher interessant, wenn z.B. mal nur Bass, Gitarre und Gesang verstärkt werden müssen und Instrumente wie Akkordeon und Flügelhorn ohne Abnahme auskommen.
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