Ganz ehrlich, ich habe sowohl gearslutz (überhaupt unbrauchbar, da 95% reines gebashe ist) als auch das Nachbarforum aufgegeben. Was da gequatscht wird ist unglaublich. Klar, alles was Roland raus bringt ist absoluter Mist...
Das Lustige ist ja noch, daß Moogulator, seines Zeichens Roland-Experte, die ACB-Sachen über den grünen Klee lobt, während es z. B. auf Amazona, wo er über den System-8 geschrieben hat, Kommentare hagelt, die sagen, das Ding klingt kein Stück nach einem Analogen, geschweige denn nach (irgend)einem Jupiter-8.
Schätze, der Lackmustest wird sein, ob Nick Rhodes (Duran Duran; stolzer Eigentümer von drei Jupiter-8) ernsthaft einen System-8 einsetzt.
Aber bei "Sequenzer.de" habe ich den Eindruck, dass man da erst dann voll mitreden kann, wenn man mal sein eigenes Modularsystem zusammengebaut oder ein paar bestehende Synthesizer mittels Circuit Bending "aufgewertet" hat. Sprich, da scheinen mir mehr Bastler und Sound-Fetischisten als herkömmliche Musiker unterwegs zu sein. Bei denen fällt ja schon eine handelsübliche Workstation (ohne Arranger-Begleitung) in die Kategorie "Tischhupe", sofern sie nicht mit solchen Extras wie der Kronos aufwarten kann.
Das ist ja auch nicht annähernd ein Forum für Liveband-Keyboarder. Das
ist ein Forum für Synthesizer-Nerds und Frickler, wo viele User tatsächlich originale Vintage-Synths aus den 70er oder 80er Jahren haben und noch mehr hatten.
Oder stört es dich auch, daß auf Muffwiggler (und das ist das Nummer-1-Forum für echte analoge Modularsynthesizer) kein "Yamaha Montage ist das Größte unter der Sonne"-Thread existiert?
Ach so, für Dich ist eine Behringer-Gurke BCR-2000 für 100 EUR die Lösung - Jetzt wird es aber peinlich !
Doch. Wenn es existiert und MIDI hat, gibt's mit großer Wahrscheinlichkeit ein Template, das die Parameter der Klangerzeugung auf die Encoder des BCR routet.
wie möchtest Du denn die Oszillatoren, Filter, Hüllkurven-Parameter, Presets auf so einer Oberfläche darstellen ? Du kannst es hin oder her programmieren, es ist zum Scheitern verurteilt.
Overlays. Schon ist jeder Encoder mit seiner jeweiligen Funktion beschriftet. Motet für DSI Mopho und Tetr4 kennst du ja schon.
Die Oberfläche des System-8 ist nicht absolut ultimativ perfekt für alles. Wie willst du damit eine Minimoog-Klangerzeugung steuern? Mit drei VCOs, die jeweils beliebig auch als Modulatoren eingesetzt werden können? Weil es nämlich keinen einzigen dedizierten LFO gibt? Und mit zwei ADS-Hüllkurven, wo es für die Verstärkerhüllkurve für Release einen
Schalter gibt?
Oder eine ARP-Odyssey-Klangerzeugung mit ihren Routing-Eigenarten, wo z. B. vorm Filter nicht die Oszillatoren gemischt werden, sondern die einzelnen Wellenformen? Wie willst du mit den Bedienelementen auf der Oberfläche des System-8 einer ADSR- und einer AR-Hüllkurve (nein, es gibt keine dedizierte Filter- oder Verstärkerhüllkurve) jeweils ihre Funktionen zuordnen?
Oder die Klangerzeugung einer Yamaha GX-1 (so die mal als Software herauskommt), wo du nur einen VCO hast und im Mixer aus diesem einen VCO Sägezahn schaltbar, dito mit statischem Hochpaßfilter schaltbar, Rechteck/Puls mit dediziertem PWM-LWO schaltbar, dito mit statischem Bandpaßfilter regelbar, Dreieck regelbar, Sinus regelbar und Noise regelbar zusammenlaufen? Und wo dahinter je ein resonanzfähiges Tiefpaß- und Hochpaßfilter in Reihe kommt, immer gemeinsam gleichermaßen moduliert von einer IL/AL/ADR-Hüllkurve?
Wie sieht denn für dich der perfekte Controller aus? Exakt so wie der eine Synthesizer, dessen Emulation man damit steuert (siehe Synth-Project)? Oder sollen irgendwann Hardwareregler mit der haptischen Anmutung von Moog-Potis oder Roland-Fadern motorisiert über die Oberfläche fahren und je nach Bedarf auftauchen und wieder verschwinden?
Wieviele Synthesizer mit Motorfader kennst du denn?
Kein Synthesizer, aber in den 80ern hatten die teilweise FM-basierten Yamaha-Heimorgeln FS-60, FS-70 und noch ein paar andere Modelle tatsächlich Motorfader.
Live könnte das ja ganz nett sein, aber hier ist die Frage, WEM nutzt das wirklich?
In meiner Top40 Band nutze ich tatsächlich bei einigen Songs die Potis für "Filterfahrten". Das sind aber meist einfache Dinge wie, Filter auf...Filter zu oder umgekehrt. Das habe ich in den Setups auch unterschiedlich programmiert. Mal schließt das Filter wenn ich den Poti von Nullstellung aufdrehe, mal öffnet es sich. Ich weiß bei den Songs, wo ich das einsetze, was das Poti macht. Ich drehe nach Aufruf des Song-Setups das Poti einfach auf "Null" und fertig.
Wie ich schon sagte: Es gibt für elektronische Instrumente und deren Anwender nicht nur Top40/Live-Coverband.
Im Club, auf der Superbooth oder auf anderen reinen Elektronikveranstaltungen weht ein ganz anderer Wind. An die Stelle der Klaviatur des Coverband-Keyboarders rückt der nicht selten sogar analoge Stepsequencer, wahlweise auch sowas wie Ableton Live. Statt einer Workstation und einem Nord Stage auf einem Doppelständer hat man da mindestens ein halbes Dutzend kleinerer elektronischer Gerätschaften, von denen kaum auch nur zwei eine (kurze!) Klaviatur haben, auf einem Tapeziertisch ausgebreitet. Der Manikin Schrittmacher rattert seine 16-Step-Sequenzen ab, derweil der Musiker mit beiden Händen an den von mindestens drei oder vier Herstellern kommenden Modulen seines Eurorack-Systems herumdreht und nicht selten mitten im Track bei laufendem Sequencer umpatcht. Da braucht man alles im Direktzugriff.
Bei echtanalogen, speicherlosen Gerätschaften – und die dominieren da – hat man das Problem des Werteabholens gar nicht. Wahrscheinlich dominiert das deshalb. Dafür hat man sich an one knob, one function gewöhnt. Ein dedizierter Regler für die Pulsbreite des dritten Oszillators, der genau diese eine Funktion hat, ist kein Luxus, sondern Must-Have.
Martman