GeiGit
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Review des K&K Twin Spot als Tonabnehmer unter den Stegfüßen der akustischen Geige
Jeder Geiger, der zusammen mit einer Band spielen möchte kennt das Problem der "natürlich klingenden Geigen-Abnahme".
Ich stand ca. 1991 vor dem selben Problem, als ich meine akustische Geige in meiner damaligen Rockband einsetzen wollte.
Ein Mikrofon kam gegen unsere Lautstärke im Bandkeller überhaupt nicht an, also suchte ich nach Alternativen.
Durch den erfolgreichen Einbau eines Untersteg-Piezo-Systems in meine akustische Gitarre lagen noch zwei K&K Hot Spot, (also ein Twin Spot) herum und luden mich ein sie doch an der Geige auszuprobieren.
Unter die Schalldecke geklebt hatten sie an der akustischen Gitarre leider nicht den gewünschten Klang gehabt und waren sehr leise und rückkoplungsanfällig gewesen. Deshalb waren sie übrig.
Zu der Zeit damals gab es weder Internet, noch Fachzeitschriften oder ähnliches zu diesem Thema. Es gab nur erste E-Geigen, und ein paar wenige Piezo-Tonabnehmer. Insofern war es echt schwierig überhaupt herauszubekommen wie man einen Piezo am Besten an eine Geige baut und vorallem welchen Piezo man nehmen sollte. Man bekam seine Informationen aus Katalogen, oder in Musikgeschäften. Ich hatte den Twin Spot schon in den Stegflügeln und unter den Stegfüßen einer Geige montiert gesehen, deshalb war ich gespannt wie die verschiedenen Möglichkeiten wohl klingen könnten.
Montage auf der Decke
Eine Montage auf der Geigendecke mit dem beigelegten Klebepads war klanglich nicht überzeugend, sehr klopfanfällig, ausgangsschwach und mir war nicht wohl mit der Kombination "Geigenlack & Klebepads". Ich hatte Angst, dass sich beim Ablösen der Pads der ganze Lack an der Stelle lösen würde.
Montage in den Stegflügeln
Ich teste die Montage in den Stegflügeln. Man konnte die Abnehmer zwar mit einem passend geschnitzten Teil eines Streichholzes gut in die Stegflügel einklemmen und bekam auch genügend Ausgangspegel.
Aber der akustische Klang der Geige änderte sich sehr negativ. Sie wurde flacher, nasaler und weniger ausdrucksstark. Da ich die Geige aber großteils im Orchester ohne Abnahme spielte, wollte ich den akustischen Klang keinesfalls verschlechtern!
Montage zwischen Steg und Decke
Bei den beiden K&K Hot Spot war schon die schwarze, harte Vergußmasse heruntergeschliffen, aber die Ober- und Unterseite war nicht parallel zueinander.
Also nahm ich damals eine kleine Feile und schliff die Fläche der Oberseite soweit nach, dass sie parallel zur Unterseite und der Abnehmer insgesammt nur 1mm dick war:
Ähnlich vorbereitet sind heutzutage z.B. die Piezos des K&K Violinissimo.
Dann entspannte ich die Saiten soweit, dass ich den Steg einseitig leicht von der Decke anheben konnte und klemmte jeweils einen Piezo nacheinander unter einen Stegfuß. Dabei half mir mein Bruder indem er Decke und Boden der Geige im Bereich der "Stimme" mit der Hand leicht zusammendrückte, damit diese nicht umfallen konnte wenn der Saitendruck auf der Decke fehlte.
Der Klang
Und siehe da: Ich war mit dem Sound zufrieden! Der akustische Klang hatte sich nicht geändert und der elektrisch abgenommene war pegelstark, und klang "halbwegs nach Geige".
Mit Hilfe eines Boss-GE7-Equalizers konnte ich die Geige über mein damaliges Effektboard laufen lassen und mit etwas Anpassung klang sie auch verstärkt soweit ganz gut.
Ich musste mit dem Equalizer eben die Schärfe dämpfen und die Bässe anheben. Sie klang zwar trotzdem noch etwas schrill, aber immerhin war sie jetzt gut und laut verstärkbar und ich konnte sie in der Band einsetzen.
Und der unverstärkte, akustische Klang der Geige änderte sich bei dieser Befestigungsmethode nicht! Die um ca. 1mm erhöhte Saitenlage am Steg war kein Problem für mich.
Tarnen und täuschen
Da ich die Geige vorallem im Orchester spielte und den Abnehmer dauerhaft installiert lassen wollte, suchte ich nach einer "Tarnungsmöglichkeit" um die schwarzen Abnehmer und die schwarzen Kabel etwas weniger "auffällig" zu bekommen.
Die Lösung war zwar nicht toll, aber wie manches Provisorium überlebte sie seeeehr lange! Dazu später mehr.
Sie bestand darin, dass ich als erstes nach dem Vorbild des "Violinissimo" (bzw. seinem damaligen Pendant mit Twin Spot) die runden Abnehmer auf die Breite der Stegfüße verschmälerte und in der Tiefe genauso den Stegfüßen anpasste. Somit saßen sie "nur" noch unter den Füßen und schauten mit der Anschlussseite Richtung Saitenhalter raus.
Diesen Teil "weißelte" ich dann mit TippEx und malte ihn mit Farb-Buntstiften braun.
Damit der sichtbare Teil der Kabel zwischen Steg und Saitenhalter unauffälliger wurde, schnitt ich von 1,5mm²-Litzen die Isolation längs auf und schob somit braune "Cover" von oben über die schwarzen Kabel.
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Die Kabel wurden an den Löchern für die Saiten mit Bindfaden unter den Saitenhalter hochgebunden und unten Richtung Endpin über die Zarge rausgeführt.
Dort kam ein elganter Knoten und dann eine 3,5mm Kopfhörerbuchse als Anschluß für die Geige.
Damit diese ohne Änderung an der Geige auch hält habe ich ein dünnes Stück Blech so zugeschnitten, dass es den größten Teil nur unter dem Halter der Kinnstütze sitzt und dann im Bereich der Buchse so breit wird, dass diese durch ein Loch im Blech festgeschraubt werden kann.
Das Blech und auch die Buchse selbst wurden dann mit einem Schrumpfschlauch an den Halter geschrumpft.
Ich war der Meinung, dass ich für die Geige wie für meine Gitarren, auch einen Lautstärkeregler bräuchte, also modifizierte ich meine Wolf-Forte-Secondo-Schulterstütze mit "feinster Alu-Blechnerarbeit" so, dass eine 6,3mm-Kabel-Klinkenbuchse und ein Lautstärkepoti daran und darin Platz fanden.
Am Anfang ging die Klinkenbuchse nach außen weg, so dass das Kabel über die Schulter nach unten ging. Später drehte ich sie um, da ich dann meinen ersten Transfer-Gitarrensender am Gürtel trug und entweder die Gitarre, oder die Geige daran anschloss. Dazu war es praktischer wenn das Kabel nach rechts und nicht nach links weg ging. Sonst wäre es auch zu kurz gewesen
(zum Vollbild, Bilder anklicken)
Anfangs, als ich noch mit Kabel spielte, montierte ich mir immer wieder aus Versehen die Schulterstütze ab wenn ich "in Aktion" auf das Kabel trat... aber besser die Schulterstütze weg, wie die Geige aus der Hand gerissen bekommen
Da war der Funk dann echt eine Erleichterung und verhinderte diese Stolperer!
Fazit
Ich hatte nun ein fest installiertes, relativ unauffälliges Piezo-System an meiner akustischen Geige mit dem ich mich sehr frei in der Band bewegen konnte.
Mit Kabel klang die Geige besser wie mit dem Transfer-Funksystem, aber ein Klang-Optimum war das sicherlich noch nicht.
Trotzdem spielte ich über das Funksystem, da die Gefahr von Kabelstolperern sehr groß war und ich die Bewegungsfreiheit mit dem Funk einfach sofort und total liebte!
Es war kein Optimum, aber es reichte alle Mal dafür, dass das Publikum begeistert mittanzte und nach dem Konzert oft die Rückmeldung kam, dass wir doch mehr mit der Geige machen sollten
Besuch des K&K-Stands auf der Musikmesse
Ich hatte also kunstvoll meine beiden Abnehmer an meine Geige installiert, so dass sie für mein Orchester und meinen Geigenlehrer und meine Eltern "akzeptabel" waren.
Nun ging es 1994 (oder 1995?) das erste Mal mit der Band auf die Musikmesse nach Frankfurt.
Dort kamen wir auch an dem Stand von K&K vorbei und ich schaute mir an wie dort denn die Abnehmer an die Ausstellungsgeigen montiert waren. Als ein Mitarbeiter dann auf mich zu kam und fragte wofür ich mich interessierte, sagte ich (großspurig und ziemlich "Stolz") auf meine Abnehmermontage: "Das habt ihr aber nicht so schön gemacht, ich habe das bei mir viel unauffälliger und besser montiert!"
Er war total an meiner Montage interessiert, ich beschrieb sie ihm kurz und er gab mir seine Karte mit der Bitte ich solle doch Bilder der Montage machen und sie ihm zuschicken.
"Bilder machen" - das war damals echt noch aufwendig! Ich habe im Garten auf den Gartentisch eine braune Decke gelegt um eine "harmonische" Belichtung zu bekommen. Darauf legte ich die Geige und machte dann mit dem Fotoaparat meiner Mutter eine ganze Reihe Papierbilder. Die packte ich nach der Entwicklung in ein Kuvert und schickte es zu K&K.
Alle Bilder, die ich hier bisher gezeigt habe sind übrigens gescannte Papierbilder von dieser Aufnahmesession.
Nach einer Weile kam dann ein Anruf: Er fand meine Montage schön, aber leider keine gute Lösung für K&K, da die Montage zu aufwendig sei und somit nicht so einfach angeboten werden könnte.
Wir unterhielten uns dann noch eine ganze Weile und er fragte mich wie zufrieden ich denn mit den Piezos sei und wie denn der Klang wäre.
Ich sagte ihm, dass die Geige über den Transfer-Funk etwas schrill wäre und dass ich etwas mehr Bass und weniger Höhen schön finden würde.
Er sagte mir, dass sie gerade ganz neue Piezos entwickelt hätten, die größer wären, aber mehr Bass und weniger Höhen hätten. Er würde mir gern davon zwei zusenden um meine Mühe und meine Montageidee zu honorieren.
Wow! Das hat mich natürlich total gefreut!
Ich fragte wie groß denn die tatsächlichen Piezos unter dem Verguss seien, da ich ja meine Twin Spots seitlich und hinten auf die Größe der Stegfüße angepasst hatte und nicht sicher war, ob das etwas am Klang der Piezos geändert hatte.
Er sagte mir, dass der "Piezo" in den Abnehmern schon fast die komplette Fläche einnehmen würde und dass ich natürlich trotzdem auch die neuen Piezos verkleinern könnte. Allerdings würde dadurch natürlich auch der Augangspegel reduziert werden.
Ich war total auf den Klang der neuen Piezos gespannt!
Fortsetzung folgt...
Alles Weitere kommt dann im Review des K&K Big Twin, denn hier soll es ja nur um den K&K Twin Spot gehen.
Er wird ebenfall in den nächsten Tagen fertig werden.
Da ich natürlich noch keinen link von etwas hier posten kann was noch garnicht existiert, könnt ihr ja immer wieder bei meinen Reviews schauen, ob er schon online ist.
Natürlich lohnen sich auch meine anderen Reviews - also viel Spaß beim Lesen!
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Aus heutiger Sicht
Aus heutiger Sicht mit der heutigen Erfahrung würde ich nur noch einen Hot Shot unter den Stegfuß bei der E-Saite verwenden. Dann wird der Klang besser und voluminöser sein!
Das Transfer-Funksystem hatte eine zu geringe Eingangsimpedanz und war ungeeignet. Mit dem Line6 Relay G30 wäre auch da der Klang besser und wahrscheinlich wäre das insgesamt ein richtig gutes System!
Das weiß ich heute. Damals lag noch etwas "Weg" vor mir, bis ich das Wissen mir erarbeitet hatte. -Auch davon gibt es mehr im nächsten Review.
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