Doom Boogie
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Review Time!!
Heute auf dem Operationstisch: der Squier Vintage Modified Precision V.
Es geht also um einen der großen Bass-Klassiker, hier in der 5-String-Variante, hergestellt von Fender’s fernöstlicher Tochter.
Et voila:
Link zum Hersteller
Preis: 398 Euro bei MP (aktuell – August 2016)
(ohne Koffer oder Gigbag)
Vorgeschichte:
Nach 9 Jahren Bass-Abstinenz (ich hab in der Zeit fast nur Gitarre gespielt) hat sich ein Bassjob in einem Blues-Rock-Trio ergeben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich einen Epiphone Thunderbird IV in Verwendung, bin aber schnell draufgekommen, dass eine tiefe H-Saite cool wäre…also musste ein 5-String her. Nachdem ich mit Squier-Gitarren bereits gute Erfahrungen gemacht habe, stellte sich eigentlich nur mehr die alles entscheidende Frage: Preci oder Jazz?
Denn Jazz-Bass kannte ich bereits von früher, also dachte ich mir: OK, probieren wir mal einen Preci. Reine Bauchentscheidung…
Konstruktion / Spezifikationen (laut Hersteller-Website):
· Farbe: Candy Apple Red
· Finish: Gloss Polyurethan
· Bauart: Solid Body
· Halskonstruktion: verschraubt
· Saitenanzahl: 5-saitig
· Bundanzahl: 20
· Mensur: Longscale 34" (864 mm)
· Griffbrettradius: 9,5“ (241 mm]
· Korpusmaterial: Linde (Basswood)
· Hals: Ahorn (Maple)
· Korpusform: Precision Bass
· Griffbrett: Ahorn (Maple)
· Griffbrett Einlagen: Dot Inlays
· Pickup: Fender-designed Single Split-Coil Precision Bass V
· Hardware: Chrom
· Produktionsland: Made in Indonesia
KEEP IT SIMPLE – das würde diesen Bass wohl am besten beschreiben. Man nehme einen Ahornhals, schraube ich auf ein Lindenbrett und fertig!
Natürlich ist es nicht ganz so einfach, aber fast.
Der große Korpus ist ganz so, wie man sich eine Preci vorstellt. Die Rückseite hat einen Rippenspoiler bekommen und sorgt für ein angenehmes Tragegefühl. Aus wie vielen Teilen der Korpus zusammengesetzt ist, lässt sich durch die schön sauber ausgeführte, deckende Lackierung nicht erkennen. Die Halsfräsung ist passgenau und zeigt kein Spiel.
Der mit Klarlack versehene und eingeschraubte Ahornhals mit 20 mittelgroßen Bünden ist einteilig, hat also kein aufgeleimtes Griffbrett. Der Spannstab ist von der Halsrückseite eingelegt und die Fräsung mit einem dunkleren Holz verschlossen…ganz klassischer Skunkstripe.
Die 5 chromfarbenen Mechaniken auf der Kopfplatte sind offene Typen, 4 links und eine rechts angeordnet und laufen ohne wackeln und mit schön gleichmäßigem Widerstand. Weiters gibt es für die 4 höheren Saiten noch einen großen Niederhalter auf der Kopfplatte.
Über einen cremefarbenen Kunststoffsattel laufen die Saiten schön parallel zur Griffbrettkante zum einfachen, relativ dünnen Blechwinkelsteg mit 5 einzelnen in Höhe und Oktavreinheit arretierbaren Reitern.
Die Saiten werden direkt in den Blechwinkel eingefädelt und bieten keine Möglichkeit einer Führung durch den Korpus.
Aufgehängt wird das Instrument an 2 kleinen Gurtpins. Hier wären auf alle Fälle größere Pins sinnvoll, damit der Bass bei etwas mehr Bühnenaction nicht vom Gurt rutscht.
Die gesamte Hardware macht einen guten und stabilen Eindruck. Nach einem halben Jahr Verwendung konnte ich keine Probleme feststellen.
Ein großes, weißes Preci-typisches Schlagbrett beheimatet die gesamte passive Elektronik, welche mit einem einsamen Split-Pu, Volumenregler, Tonblende und Klinkenbuchse sehr simpel gestrickt ist. Große tonale Flexibilität wird also nicht zu erwarten sein. Die beiden Potis laufen sahnig, haben einen gleichmäßigen Regelweg und sind durch die geriffelten Knöpfe auch mich verschwitzten Fingern gut zu bedienen.
Spielbarkeit / Werkseinstellung:
Der Bass ist ab Werk mit guten Roundwound-Saiten (Fender USA NPS .045 - .130) bestückt, welche sich auf Anhieb gut anfühlen (ich hab sie immer noch drauf). Die Saitenlage ist angenehm und relativ tief eingestellt, ein Scheppern allerdings bei beherztem Anschlag schon deutlich wahrnehmbar (trocken angespielt). Da ich am Amp generell mit wenig Höhen unterwegs bin, ist das Scheppern verstärkt nur mehr sehr untergeordnet wahrnehmbar, also habe ich an der Saitenlage nichts verändert. An der Einstellung der Oktavreinheit gibt es nichts zu bemängeln.
Der Hals ist mit 48 mm am Sattel und 66 mm am 12.Bund schon ziemlich breit. Die Saitenabstände am Steg sind mit 17 mm auch erwachsen ausgefallen…man kann also ordentlich „reinlangen“. Der Hals hat aber trotz seiner Breite ein angenehmes Spielgefühl, da er nicht ausgeprägt dick ist. Das Profil würde ich als flaches „C“ einordnen. Die Bünde sind gut poliert (war bei meiner Squier Telecaster nicht so) und die Enden angenehm verrundet.
Ohne den Bass abgewogen zu haben, würde ich sagen dass er für einen 5-Saiter zwar nicht übermäßig schwer ist, aber eben auch kein Leichtgewicht. Er hängt ausgewogen am Gurt und schmiegt sich dank der rückseitigen Korpusausnehmung angenehm an meinen nicht vorhandenen Bierbauch.
Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass sowohl die Werkseinstellung als auch die Spielbarkeit auf hohem Niveau sind.
Sound / Klangverhalten:
Dieser Punkt ist immer am schwierigsten zu beschreiben bzw. zu beurteilen, da hier natürlich der persönliche Geschmack eine immense Rolle spielt.
Getestet wurde der Bass an einem Bugera BV1001 Veyron Tube und einer Markbass 4x10 Box (an dieser Stelle mal ein Dank an meinen Gitarristen, der mir das Rig zur Verfügung stellt).
Der Grundsound des Basses lässt sich wohl am besten mit folgenden Attributen beschreiben: kehlig, punchig, leicht nasal und hohl, fast ein wenig heiser…und das meine ich durchaus positiv.
Diese Klangeigenschaften scheinen bei diesem Preci – unabhängig von der EQ-Einstellung am Amp – immer durch. Dieses Verhalten kann der Bass nie verleugnen. Der Squier VM Precision V ist somit mehr One-Trick-Pony denn Allrounder.
Aber das scheint gerade seine Stärke zu sein: ein wirklich starker Charaktersound, den ich bisher noch nicht kannte (wie gesagt ist das mein erster Preci). Wird das Gain am Amp etwas aufgedreht kommt auch ein schönes Knurren zum Vorschein.
Im Vergleich dazu klingt der Thunderbird mit seinen beiden Humbuckern irgendwie kultivierter, zwar mit mehr Tiefgang, aber längst nicht so individuell.
Die tiefe H-Saite klingt zwar gut, kann aber – was Klarheit und Definition betrifft – nicht ganz mit den höheren Saiten mithalten. Ja, das ist ein kleines Manko, das ich aber auch schon bei anderen 5-Saitern gehört habe.
Resümee:
Der Squier Vintage Modified Precision Bass V ist ein gut verarbeitetes und eingestelltes Arbeitstier mit wenig Schnickschnack und viel Charakter. Vielseitigkeit ist nicht seine Stärke, aber wenn einem dieser kehlige Ton gefällt, kann ich nur eine Empfehlung aussprechen.
Hier noch die obligatorische +/- Liste:
+ Charaktersound (den man allerdings mögen muss)
+ Optik und Style – ein Klassiker eben
+ Verarbeitung
+ Spielbarkeit und Handling
+ Preis / Leistung
- Definition / Klarheit der H-Saite
- Nur kleine Gurtpins
- Klanglich wenig flexibel
So, das war‘s!
Falls jemand Fragen hat, bitte gerne melden.
Und zum Schluss noch ein Bild in Action!
Cheers,
Boogie
Heute auf dem Operationstisch: der Squier Vintage Modified Precision V.
Es geht also um einen der großen Bass-Klassiker, hier in der 5-String-Variante, hergestellt von Fender’s fernöstlicher Tochter.
Et voila:
Link zum Hersteller
Preis: 398 Euro bei MP (aktuell – August 2016)
(ohne Koffer oder Gigbag)
Vorgeschichte:
Nach 9 Jahren Bass-Abstinenz (ich hab in der Zeit fast nur Gitarre gespielt) hat sich ein Bassjob in einem Blues-Rock-Trio ergeben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich einen Epiphone Thunderbird IV in Verwendung, bin aber schnell draufgekommen, dass eine tiefe H-Saite cool wäre…also musste ein 5-String her. Nachdem ich mit Squier-Gitarren bereits gute Erfahrungen gemacht habe, stellte sich eigentlich nur mehr die alles entscheidende Frage: Preci oder Jazz?
Denn Jazz-Bass kannte ich bereits von früher, also dachte ich mir: OK, probieren wir mal einen Preci. Reine Bauchentscheidung…
Konstruktion / Spezifikationen (laut Hersteller-Website):
· Farbe: Candy Apple Red
· Finish: Gloss Polyurethan
· Bauart: Solid Body
· Halskonstruktion: verschraubt
· Saitenanzahl: 5-saitig
· Bundanzahl: 20
· Mensur: Longscale 34" (864 mm)
· Griffbrettradius: 9,5“ (241 mm]
· Korpusmaterial: Linde (Basswood)
· Hals: Ahorn (Maple)
· Korpusform: Precision Bass
· Griffbrett: Ahorn (Maple)
· Griffbrett Einlagen: Dot Inlays
· Pickup: Fender-designed Single Split-Coil Precision Bass V
· Hardware: Chrom
· Produktionsland: Made in Indonesia
KEEP IT SIMPLE – das würde diesen Bass wohl am besten beschreiben. Man nehme einen Ahornhals, schraube ich auf ein Lindenbrett und fertig!
Natürlich ist es nicht ganz so einfach, aber fast.
Der große Korpus ist ganz so, wie man sich eine Preci vorstellt. Die Rückseite hat einen Rippenspoiler bekommen und sorgt für ein angenehmes Tragegefühl. Aus wie vielen Teilen der Korpus zusammengesetzt ist, lässt sich durch die schön sauber ausgeführte, deckende Lackierung nicht erkennen. Die Halsfräsung ist passgenau und zeigt kein Spiel.
Der mit Klarlack versehene und eingeschraubte Ahornhals mit 20 mittelgroßen Bünden ist einteilig, hat also kein aufgeleimtes Griffbrett. Der Spannstab ist von der Halsrückseite eingelegt und die Fräsung mit einem dunkleren Holz verschlossen…ganz klassischer Skunkstripe.
Die 5 chromfarbenen Mechaniken auf der Kopfplatte sind offene Typen, 4 links und eine rechts angeordnet und laufen ohne wackeln und mit schön gleichmäßigem Widerstand. Weiters gibt es für die 4 höheren Saiten noch einen großen Niederhalter auf der Kopfplatte.
Über einen cremefarbenen Kunststoffsattel laufen die Saiten schön parallel zur Griffbrettkante zum einfachen, relativ dünnen Blechwinkelsteg mit 5 einzelnen in Höhe und Oktavreinheit arretierbaren Reitern.
Die Saiten werden direkt in den Blechwinkel eingefädelt und bieten keine Möglichkeit einer Führung durch den Korpus.
Aufgehängt wird das Instrument an 2 kleinen Gurtpins. Hier wären auf alle Fälle größere Pins sinnvoll, damit der Bass bei etwas mehr Bühnenaction nicht vom Gurt rutscht.
Die gesamte Hardware macht einen guten und stabilen Eindruck. Nach einem halben Jahr Verwendung konnte ich keine Probleme feststellen.
Ein großes, weißes Preci-typisches Schlagbrett beheimatet die gesamte passive Elektronik, welche mit einem einsamen Split-Pu, Volumenregler, Tonblende und Klinkenbuchse sehr simpel gestrickt ist. Große tonale Flexibilität wird also nicht zu erwarten sein. Die beiden Potis laufen sahnig, haben einen gleichmäßigen Regelweg und sind durch die geriffelten Knöpfe auch mich verschwitzten Fingern gut zu bedienen.
Spielbarkeit / Werkseinstellung:
Der Bass ist ab Werk mit guten Roundwound-Saiten (Fender USA NPS .045 - .130) bestückt, welche sich auf Anhieb gut anfühlen (ich hab sie immer noch drauf). Die Saitenlage ist angenehm und relativ tief eingestellt, ein Scheppern allerdings bei beherztem Anschlag schon deutlich wahrnehmbar (trocken angespielt). Da ich am Amp generell mit wenig Höhen unterwegs bin, ist das Scheppern verstärkt nur mehr sehr untergeordnet wahrnehmbar, also habe ich an der Saitenlage nichts verändert. An der Einstellung der Oktavreinheit gibt es nichts zu bemängeln.
Der Hals ist mit 48 mm am Sattel und 66 mm am 12.Bund schon ziemlich breit. Die Saitenabstände am Steg sind mit 17 mm auch erwachsen ausgefallen…man kann also ordentlich „reinlangen“. Der Hals hat aber trotz seiner Breite ein angenehmes Spielgefühl, da er nicht ausgeprägt dick ist. Das Profil würde ich als flaches „C“ einordnen. Die Bünde sind gut poliert (war bei meiner Squier Telecaster nicht so) und die Enden angenehm verrundet.
Ohne den Bass abgewogen zu haben, würde ich sagen dass er für einen 5-Saiter zwar nicht übermäßig schwer ist, aber eben auch kein Leichtgewicht. Er hängt ausgewogen am Gurt und schmiegt sich dank der rückseitigen Korpusausnehmung angenehm an meinen nicht vorhandenen Bierbauch.
Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass sowohl die Werkseinstellung als auch die Spielbarkeit auf hohem Niveau sind.
Sound / Klangverhalten:
Dieser Punkt ist immer am schwierigsten zu beschreiben bzw. zu beurteilen, da hier natürlich der persönliche Geschmack eine immense Rolle spielt.
Getestet wurde der Bass an einem Bugera BV1001 Veyron Tube und einer Markbass 4x10 Box (an dieser Stelle mal ein Dank an meinen Gitarristen, der mir das Rig zur Verfügung stellt).
Der Grundsound des Basses lässt sich wohl am besten mit folgenden Attributen beschreiben: kehlig, punchig, leicht nasal und hohl, fast ein wenig heiser…und das meine ich durchaus positiv.
Diese Klangeigenschaften scheinen bei diesem Preci – unabhängig von der EQ-Einstellung am Amp – immer durch. Dieses Verhalten kann der Bass nie verleugnen. Der Squier VM Precision V ist somit mehr One-Trick-Pony denn Allrounder.
Aber das scheint gerade seine Stärke zu sein: ein wirklich starker Charaktersound, den ich bisher noch nicht kannte (wie gesagt ist das mein erster Preci). Wird das Gain am Amp etwas aufgedreht kommt auch ein schönes Knurren zum Vorschein.
Im Vergleich dazu klingt der Thunderbird mit seinen beiden Humbuckern irgendwie kultivierter, zwar mit mehr Tiefgang, aber längst nicht so individuell.
Die tiefe H-Saite klingt zwar gut, kann aber – was Klarheit und Definition betrifft – nicht ganz mit den höheren Saiten mithalten. Ja, das ist ein kleines Manko, das ich aber auch schon bei anderen 5-Saitern gehört habe.
Resümee:
Der Squier Vintage Modified Precision Bass V ist ein gut verarbeitetes und eingestelltes Arbeitstier mit wenig Schnickschnack und viel Charakter. Vielseitigkeit ist nicht seine Stärke, aber wenn einem dieser kehlige Ton gefällt, kann ich nur eine Empfehlung aussprechen.
Hier noch die obligatorische +/- Liste:
+ Charaktersound (den man allerdings mögen muss)
+ Optik und Style – ein Klassiker eben
+ Verarbeitung
+ Spielbarkeit und Handling
+ Preis / Leistung
- Definition / Klarheit der H-Saite
- Nur kleine Gurtpins
- Klanglich wenig flexibel
So, das war‘s!
Falls jemand Fragen hat, bitte gerne melden.
Und zum Schluss noch ein Bild in Action!
Cheers,
Boogie
- Eigenschaft