LibertyDefined
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ASTON Microphones – eine junge Firma mit Sitz in England, welche sich zur Aufgabe gemacht hat, innovatives und qualitativ hochwertiges Equipment an den Mann zu bringen. Alle Produkte von Aston werden in England gefertigt- und sollen außerdem zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden.
British sound
Das Herz der Mikrofone, also Kapseln und Leiterplatten, wurde durch ein extensives Blindhörverfahren und Votingsystem durch Businessinsider ausgewählt. Heraus kommt ein einzigartiger und britischer Sound, der sich - laut Aston - selbst mit Mikrofonen aus dem höheren Preissegment messen kann.
Derzeit umfasst das Produktsortiment zwei Mikrofone, das Origin und das Spirit, sowie zwei Reflexionsfilter.
Innovation, Qualität und einzigartiger Sound zu einem günstigen Preis. Dieser Satz klingt to good to be true, doch ist es das?
In diesem Review möchte ich zeigen, wie sich Astons Produkte gegen die der etablierten Firma Neumann schlagen. Durch ein Gewinnspiel des Musiker Boards wurde mir das Aston Spirit, eine Spinne von Rycote und ein Reflexionsfilter, das Aston Halo, gestellt. Zum Vergleich benutze ich mein TLM102 der Firma Neumann, welches mittlerweile einen festen Platz in allen großen Tonstudios hat.
Frequenzgang des Neumann TLM 102
Das Aston Spirit ist ein, auf den ersten Blick, exzentrisch und unzerstörbar wirkendes Mikrofon. Es besitzt neben einem umschaltbarem Polar Pattern, (Niere, Kugel, Acht) einen Pad Switch (-20dB, -10dB, 0dB) und einen zuschaltbaren Trittschallfilter.
Selbstschutz ist nicht der Grund für das Design
Mit einem auf rugged look getrimmten Body und einem Mikrofongrill, welcher aus einem mit einer Metallfeder umwickelten Edelstahlgewebe besteht, macht das Spirit den Eindruck es käme direkt aus einer post-apokalyptischen Elektronikmanufaktur. Schwer genug um sich damit verteidigen zu können, sowie robust genug um es danach zum Recording zu benutzen.
Doch Selbstschutz ist nicht der Grund für das durchaus brachiale Design des Mikrofons. Es ist eine innovative Lösung Herstellungskosten niedrig zu halten und gleichzeitig ein robustes Produkt anbieten zu können.
Rostfreies Material statt Farbe. Ein Popschutz aus gewebtem Edelstahl statt eines festen Mikrofongrills. Das spart Pfund und verleiht dem Spirit einen einzigartigen Look, der nicht nur robust aussieht, sondern auch ist.
Wird das Mikrofon beispielsweise mit dem Grill gegen eine Kante geschlagen kann es durch Rollen auf einer geraden Fläche wieder in Form gebracht werden. Aston punktet hier mit durchdachter Funktionalität, welche das Design nicht beeinträchtigt, sondern bereichert. Der Mikrofonbody ist verziert mit dem eingravierten Schriftzug „The Art of Performance“, was das Motto des Unternehmens darstellt.
Das Spirit kommt in einer unauffälligen Verpackung aus recycletem Karton. Dazu gibt es ein Handbuch, zwei Sticker und einen Anstecker. Erwähnenswert ist außerdem, dass das Mikrofon eine in das Gehäuse integrierte XLR Buchse besitzt und direkt auf ein Stativ geschraubt werden kann.
Brachial schön.
Über die Spinne, welche fast komplett aus Plastik besteht, gibt es nicht so viel zu schreiben. Ihre Aufhängung ist aus demselben Material, was mich zunächst etwas stutzig gemacht hat. Insgesamt ist sie jedoch solide verarbeitet und kann auch für andere Mikrofone verwendet werden.
Das Aston Halo, ist ein Reflexionsfilter der direkt auf einem Mikrofonstativ angebracht wird. Wie auf den Bildern zu sehen, wählte der britische Hersteller ein auffälliges Lila und eine geschwungene Form, um eine inspirierende Umgebung zu schaffen. Für die Größe und Dicke der Filterfläche, ist das Halo erstaunlich leicht. Das Material des Halo besteht zu 70% aus wiederverwerteten PET-Flaschen und fühlt sich an wie eine Art Plastikfilz.
Innovativ ist hier, dass die geschwungene Form mit Rillen eine größere Absorptionsfläche bietet, die, wie bei herkömmlichen Reflexionsfiltern, nicht nur horizontal sondern auch vertikal Schall dämpft.
Soviel zu der allgemeinen Beschaffenheit, kommen wir also zur Praxis!
Macht schon was her das Teil...
Der Aufbau des Halo erweist sich als unkompliziert und klappt ohne Anleitung. Er wird einfach mit einem Mountingsystem auf das Gewinde des Stativs gesetzt. Danach wird die Mikrofonspinne auf einen Metallstab mit 3/8“ Gewinde geschraubt, der in eine Halterung eingesetzt und festgemacht wird.
Wie man auf dem Bild sehen kann, macht das Halo ganz schön was her. Das Spirit kann direkt auf den Metallstab geschraubt werden.
Montierschiene
Einen guten Abstand zwischen dem Halo und dem Spirit in der Spinne zu finden, gestaltet sich als etwas knifflig. Man muss hierfür den Metallstab im vorderen Viertel der Schiene montieren um das Mikrofon gut im Halo unterzubringen. Die Schalter am Mikrofon sind gut und eindeutig zu bedienen. Ansonsten gab es keine Probleme beim anschließen des Mikrofons, es gibt keine Geräusche oder seltsame Vorkommnisse als ich die Phantomspannung zuschaltete.
Beim ersten Abhören konnte ich kaum glauben was da aus dem Spirit rauskam. Stimmen klingen durchweg Transparent und bekommen ein angenehm strahlendes Timbre, welches sich vorteilhaft zur Verständlichkeit der Sprache auswirkt. Da ich neben Musik einiges an Gesprochenem aufnehme, habe ich es auch in dieser Hinsicht getestet.
Alle Signale gingen direkt ins Interface (Steinberg UR22, 48.000kHz, 32bit). Die Soundfiles sind unbearbeitet und normalisiert.
https://soundcloud.com/user-223383826/sets/vocals
Fairerweise habe ich bei beiden Mikros einen Popschutz verwendet. Ansonsten wären die Neumann Aufnahmen für den Eimer gewesen. Aus aktuellem Anlass gibt es die erste Strophe aus einem bekannten Lied
Mir persönlich gefällt das Aston Abbild vor allem bei meiner weiblichen Testkandidatin, (Sopran) welche hier etwas auf dem Aston eingesungen hat. Insgesamt klingt das Aston etwas „heißer“ und musikalischer als das Neumann. Glücklicherweise ohne „beißend“ zu klingen, wie es bei einigen Mikrofonen in diesem Preissegment der Fall ist.
Auch bei Sprachaufnahmen bewahrt das Aston seine Musikalität, was bei dunkleren Stimmen ein angenehmer Effekt ist, bei obertonreichen oder nasalen Stimmen aber zu einer Art „Überverständlichkeit“ führt. Meinem Geschmack entspricht diese nicht, jedoch sind die Aufnahmen nicht unbrauchbar, da die Höhen wie vorhin erwähnt nicht hart sind. Wem diese Betonungen über 2k Hz also nicht zusagen, kann in diesem Bereich Korrekturen mit dem EQ vornehmen.
https://soundcloud.com/user-223383826/sets/gitarre
Beim Vergleich der Akustikgitarre, fällt mir vor allem die Durchsetzungsfähigkeit des Aston auf. Man hört auch das für Pop charakteristische „klicken“ des Plektrums um einiges deutlicher als beim Neumann. Das Neumann klingt Verglichen mit dem Aston breiter und weniger definiert.
Ich spiele auf einer Cort NDX-50, bezogen mit Martin Guitars Saiten und einem Dunlop Max Grip 1.0 Plektrum. Die Mikrofone sind auf den Bereich unter dem 12. Bund gerichtet.
Interessant sind nicht nur die Höhen, sondern auch die Reaktion des Aston auf Tiefen. Das TLM102 hat im Vergleich zum Spirit mehr „Body“-- auch ohne High-Pass-Filter. Das fällt nicht nur bei Sprachaufnahmen, sondern auch bei der akustischen Gitarre auf. Die logische Schlussfolgerung wäre, das Spirit als Overhead Mikrofon auszuprobieren, wie es jemand auf Youtube getan hat:
2:57 min
Der Reflexionsfilter, das Aston Halo macht einen erstaunlichen Unterschied, welcher mir vor allem bei der Gitarre gefallen hat. Wenn man Kopfhörer aufsetzt, kann man im Direktvergleich deutlich hören, wie wenig Raum auf den Spirit Aufnahmen noch drauf ist. Der Klang ist sehr viel direkter und fokussierter als bei den Aufnahmen des TLM 102, bei dem ich nichts dergleichen benutzt habe. Ich möchte hier nochmal anmerken, dass der Aufnahmeraum, in keinster Weise akustisch behandelt ist.
Ich bin anfangs von einer starken Überbetonung der Tiefen ausgegangen, was sich aber bei der richtigen Positionierung des Mikrofons nicht bewahrheitet hat. Man sollte, wie vorhin beschrieben, darauf achten das Mikrofon nicht zu weit in das Halo zu setzen. Das Halo ist tatsächlich der Bringer, der Vergleich hat mich ziemlich umgehauen.
Qualität spricht für sich - Fazit
Meine Aufgabe war es, das Aston zu testen und mit dem Neumann zu vergleichen. Einen klanglichen „Gewinner“ gibt es nicht. Beide Mikrofone haben einen eigenen und schönen Klang, der in verschiedenen Bereichen zur Geltung kommt.
Das Spirit ist vor allem für Musiker, die den musikalischen und angereicherten Klang des Aston zu schätzen wissen sehr gut geeignet. Neumann setzt mit dem TLM 102 auf ein natürliches Klangabbild.
Was die Ausstattung angeht, liegt Aston deutlich vor Neumann. Nicht nur kam das Mikrofon mit ein paar netten Dreingaben, sondern hat im Gegensatz zum TLM 102 verschiedene Richtcharakteristiken, Pad, Trittschallfilter und einen eingebauten Popschutz.
Kurz erwähnt sei noch die Rycote Spinne, welche ihren Job hervorragend macht und auch für andere Mikros verwendet werden kann. Das Mikrofon saß Bombenfest drin und wurde sehr gut von Trittgeräuschen oder Stößen an das Stativ isoliert.
Aston scheint ein hohes Vertrauen in die Qualität seiner Produkte zu haben, denn bei Neuerwerb eines Aston Mikrofons bekommt man eine zusätzliche drei Jahres Garantie, welche man beim „Aston Owner’s Club“ bis zu zwei Jahre nach Kauf in Anspruch nehmen kann.
Ich bin mir sicher, dass Aston sich mit seiner Firmenphilosophie unter den bekannten Herstellern etablieren wird. Qualität spricht für sich, vor allem wenn sie mit einem solchen Preisschild und Funktionsumfang daherkommt. Mein Tipp an alle Interessierten und Enthusiasten: wenn sich die Gelegenheit für ein Aston bietet—go ahead!
http://www.astonmics.com/spirit/
http://www.astonmics.com/halo/
http://www.astonmics.com/rycote-usm/
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