Harleyman
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VORGESCHICHTE
Nach 30 Jahren an den Keyboards spiele ich nunmehr seit 2 1/2 Jahren als Späteinsteiger Gitarre (70% akustisch / 30% elektrisch) und würde mich mal als "fortgeschrittenen Anfänger" bezeichnen.
Als gelernter Keyboarder gehöre ich natürlich zu dem Typus Gitarrist, der mehr weiß als er an der Gitarre kann und dessen Gitarren um einiges besser sind als seine tatsächlichen Spielfähigkeiten...
Angefangen zu Spielen habe ich auf einer TAKAMINE FP592MR aus ´86, die ich damals recht günstig geschnappt hatte, die jedoch seitdem mehr oder weniger unbenutzt im Koffer verstaut ihr unbespieltes Dasein fristete. Bis es mich eben vor gut 2 Jahren packte, musikalisch von dem ganzen Electronic-Digital-Gedöns wegzukommen und mal ganz unten und ganz von vorne mit etwas ganz Erdigem, Handgemachten und Ursprünglichen anzufangen, d.h. mich mit ganz dem Blues und seinem musikalischen Umfeld zu widmen. Ein Schritt übrigens, mit dem ich sehr, sehr glücklich geworden bin und den ich bis heute keine Sekunde bereut habe. Im Gegenteil, eigentlich bereue ich es heute, dass ich´s nicht schon viel eher gemacht habe....
Die oben erwähnte TAKAMINE erwies sich übrigens als prima Einsteiger-Gitarre: Korpusgröße zwischen 00 und 000, klasse Saitenlage, 100%ig bundrein und sehr stimmstabil, klanglich ausgewogen und für mich von Anfang an bis heute sehr angenehm bespielbar.
Aber, es ist halt ´ne Bühnengitarre mit kleinem Korpus und von daher, ohne Verstärker gespielt, klanglich doch eher etwas schmalbrüstig.
Das fiel mir so richtig aber erst nach ein paar Monaten auf, als ich die ersten Male mit Freunden und Kollegen und ihren dicken Dreadnoughts zusammen spielte. Okay, habe mir dann als Einsteigermodell eine gebrauchte Hummingbird-Kopie von WALDEN gekauft. ( Tolles Teil übrigens mit ausgezeichnetem Preis-Leistungsverhältnis! ) Doch leider erwies sich die Dreadnought-Korpusgröße für mich als völlig ungeeignet. Fürs Strumming absolut okay - beim intensiven Üben von Licks, Solis, Fingerstyle-Sachen und Travis-Picking bekam ich jedoch richtige Probleme in der rechten Schulter!
Gottseidank habe ich sofort und rechtzeitig damit aufgehört und auf meiner kleinen TAKAMINE weitermacht.
AUSWAHLKRITERIEN
Das eigentliche Problem war damit natürlich noch nicht aus der Welt, zumindest jetzt aber konkret formulierbar:
gesucht wird eine Gitarre mit deutlich mehr Klangvolumen als meine TAKAMINE, um mit den großen Dreadnoughts einigermaßen mithalten zu können - allerdings mit einer Korpusgröße deutlich unter den üblichen Dreadnoughtmaßen.
Dazu kamen noch ein paar weitere Einschränkungen:
- erstens, einen Cutaway sollte die Neue schon haben, da ich zum Bluesen hin und wieder auch mal Töne jenseits des 12. Bundes problemlos erreichen möchte,
- zweitens, optisch mag ich einfarbig-hautfarbene Gitarren nicht so besonders (was die Suche natürlich enorm einschränkt!)
- drittens - die Pragmatiker-Fraktion möge mir das verzeihen - mag ich auf meinem Headstock nicht HONDA, SUZUKI, IBIZA, SIEGMAR, FURZ oder ähnliches stehen haben. Irgendwie sollte eine Gitarre für mich auch etwas Besonderes, Assoziatives haben, was über das rein Qualitative hinausgeht. Ich weiß, ist nicht jedermann´s Ding und man kann da sicherlich auch unterschiedlicher Meinung sein. Aber für mich ist dieses "assoziative Element" manchmal für´s Lebensgefühl bedeutsam, und daher bin ich auch bereit, dafür einen angemessenen (!) Mehrbetrag zu entrichten. Manche Dinge im Leben will ich einfach nicht völlig pragmatisieren und allein über die Vernunftschiene regeln
- viertens schließlich, sollte sich die Sache im Preissegment zwischen 500 und 1500 € bewegen
ENTSCHEIDUNGSFINDUNG
Ich denke, ich habe hier im Board alle Threads der letzten 5 Jahre gelesen, wo es um Fragen und Beiträge zu dieser Thematik ging. Und da gab´s wirklich ´ne Menge nützlicher Inputs und Infos! Darüber hinaus habe ich die letzten Wochen und Monate, wann immer und wo immer es mir möglich war, in Läden und bei Bekannten die unterschiedlichsten Modelle angespielt und ausprobiert.
Durch die Bank richtig gut waren neben den üblichen Verdächtigen fast alle YAMAHAS und CORTS. Positiv überrascht haben mich aber auch TANGLEWOOD und ALVAREZ. Insbesondere einige von den Parlor-Modellen!
Aber entweder hat´s da mit der Bauart (Korpus/Cutaway) oder dem (Farb-)Design nicht gepaßt. Oder mit dem Preis . Also, bei MARTIN, TAYLOR und FURCH gab´s schon ein paar Hammer-Modelle! Aber leider preislich weit über meinem Budget.....
Lange Rede - kurzer Sinn: in der vorläufigen Endauswahl letztendlich hängengeblieben bin ich bei der
- GUILD OM 140CE Westerly SB (Bauform Orchestra / Preis 900 €),
weil sie von der Bauform und optisch perfekt paßte, und ich noch nie ´ne GUILD gehört habe, die scheiße klang
und der
- D`ANGELICO Gramercy VSB (Bauform Grand Auditorium / Preis 1000 €),
nicht zuletzt wegen des kürzlich geschriebenen Reviews hier im Board und meiner absoluten Begeisterung für meinen letzten Neukauf, einer D`ANGELICO EX-DC SB Semi-Hollow Archtop. Von daher war die D`ANGELICO, ehrlich gesagt, auch meine Favoritin... Übrigens auch optisch!
Beide o.g. Gitarren hatte ich bisher zwar noch nicht angespielt, entsprachen wie gesagt aber absolut meinen optischen, baulichen und finanziellen Auswahlkriterien. Und Anspielerfahrungen zum Vergleich hatte ich die letzten Wochen ja eigentlich ausreichend gesammelt. Und die Reviews und Testberichte waren durch die Bank für beide Modelle ja auch völlig okay.
Hier mal zwei Bilder meiner beiden Wunschkanditatinnen:
Für Interessierte hier noch jeweils ein Link zu den Spezifikationen der Hersteller:
http://dangelicoguitars.com/guitars/acoustic/gramercy-grand-auditorium-sg-200/#DAASG200VSB
http://guildguitars.com/g/westerly-om-140ce-sb/
Um zwei Gitarren in Ruhe miteinander vergleichen zu können, eignen sich manche Läden jedoch leider nicht. Einfach weil entweder die 2 gewünschten Modelle nicht vorrätig sind, oder da 100 Leute rumwuseln, die alle durcheinanderspielen und man selbst von sich nix hört und Klangnuancen eigentlich überhaupt nicht mehr unterscheiden kann.
Also habe ich mich erstmals dazu entschieden, mir bei Thomann mal 2 Gitarren mit Rücksendeoption nach Hause schicken zu lassen und hier vor Ort in Ruhe und in Gegenwart zweier Gitarrenexperten in einer Art "Blindverkostung" zu testen.
Ich hätte ehrlich gesagt auch gerne noch die TAYLOR 214CE zum unmittelbaren Vergleich dabei gehabt, aber die hat Onkel T. ja leider nicht im Portfolio. Aber ich hatte sie ja zumindest mal in irgendeinem Laden angespielt und mir einen (sehr positiven) Eindruck verschafft.
VORBEREITUNG
Gelesen habe ich´s öfter: einfach mal 2 oder 3 Gitarren blind checken - ohne sich von Optik und Vorurteilen ablenken zu lassen. Bloß, wer hat´s denn schon mal richtig konsequent durchgezogen?
Na ja, ich hab´s jetzt tatsächlich mal genau so gemacht!
Abgesprochen habe ich die ganze Aktion, wie gesagt, mit zwei befreundeten Gitarristen.
Die beiden "Mädels" waren bereits einen Tag nach der Online-Bestellung bei mir zu Hause!
Aber ich habe sie bis zum Tag der "Blindverkostung" noch komplett eingepackt gelassen und die Koffer erst am Testtag ausgepackt. Die Koffer selbst habe ich aber noch zugelassen. Zudem habe ich meine TAKAMINE etwas verstimmt und im geschlossenen Koffer dazugestellt.
Etwas später kamen, für mich überraschenderweise mit Gitarren, die beiden Kollegen dazu.
Einer davon mit einer NASH NH50 und einer SANTA CRUZ Schlagmichtot, die er sich extra zu diesem Anlass ausgeliehen hatte (!) - der Andere absichtlich mit seiner ungeliebtesten Gitarre, einer LAG Tramontane aus der 400er Serie und einer YAMAHA Dreadnought.
Was die da mitgebracht haben, wußte ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Und keine der Gitarren hatte ich je bei den Jungs zu Hause gesehen oder angespielt! War jedenfalls ´ne tolle Idee!
Es standen also nun zum Vergleich bereit:
GUILD OM 140CE Westerly SB - 1. Wunschgitarre / Optionskauf bei Thomann
D`ANGELICO Gramercy VSB - 2. Wunschgitarre / Optionskauf bei Thomann
TAKAMINE FP592MR - meine eigene kleine 00er Bühnengitarre
NASH NH50 - französisches Fabrikat in Orchestra Bauform für 200 €
SANTA CRUZ - Edelgitarre im +2000 € Preissegment
LAG TRAMONTANE 400er - Dreadnought Westerngitarre im 400-500 € Preisrahmen
YAMAHA - Dreadnought Westerngitarre ebenfalls im 500 € Preissegment
Dann gab´s erstmal ´n Kaffee, wobei das weitere Vorgehen abgesprochen und meine Frau zur Protokollführerin bestimmt wurde
(ist nie unklug, die Frau irgendwie in die gewisse Entscheidungsfindung mit einzubeziehen....)
EYES WIDE SHUT
Okay, irgendwann saß ich dann nun mit ´ner Augenbinde vom letzten Urlaubsflug vor Augen und lauschte den ausgiebigen Stimmaktionen der beiden Kollegen. Wie krass die Klangunterschiede dabei schon zu hören waren! Eine der 7 Gitarren klang aber bereits beim Stimmen schon deutlich hörbar dünner. Ich glaubte da bereits meine TAKAMINE rauszuhören, und hatte, wie später die Protollführerin, die beste Ehefrau von allen, bestätigte, auch Recht.
Und zwei, drei oder vier Gitarren fielen bereits durch ein schönes, rundes, voluminöses und breites Klangspektrum beim Durchstreichen von Akkorden auf. War mir da aber noch nicht sicher, ob es sich um tätsächlich vier, drei oder zwei unterschiedliche Gitarren handelte - oder um immer die selbe
Nachdem die beiden Gitarristen abwechselnd ein paar Passagen auf jeder der 7 Gitarren gespielt hatten, wurden mir die Ladies nun einzeln zur persönlichen Begutachtung zugeführt.
Mittlerweile war mir zu diesem Zeitpunkt aber doch klar, dass 1 Gitarre klanglich deutlich abfiel, sich 3 "ganz okay" anhörten, und 3 richtig toll klangen. Nach einiger Zeit hört man mit verbundenen Augen in der Tat etwas differenzierter. Höchst interessante Erfahrung!
An dieser Stelle übrigens nochmal ganz lieben Dank an die unendliche Geduld der beiden Jungs an den Gitarren!!!
#1 fühlte sich zunächst erstmal recht schwer und massiv an. Die Korpusgröße war zwar sehr angenehm, der Hals aber recht klobig und für mein erstes persönliches Empfinden zu dick. Das Griffbrett war wunderbar glatt und kein bißchen rauh, so dass die Bendings einfach von der Hand gingen. Der Klang war deutlich lauter als der von meiner TAKAMINE, aber vom Frequenzspektrum nicht so überzeugend, wie einige von den in den letzten Wochen angespielten Gitarren in diversen Läden. Die Saitenlage erschien mir zwar okay, trotzdem war die Gitarre für mich nicht besonders gut bespielbar, was wohl in erster Linie der Halsform geschuldet war.
Als Fazit und im Gesamteindruck kam mir diese Gitarre hinsichtlich des Handlings etwas "klobig", in der Bespielbarkeit einfach "hart" und in den Bässen und Höhen etwas schwach und ausdruckslos vor.
#2 habe ich erwartungsgemäß gleich als meine TAKAMINE erkannt. Kleiner, dünner Body, super Bespielbarkeit, dünner Klang. Da klang #1 doch deutlich besser!
#3 hatte einen Riesenkorpus. Das konnte also nur eine von den unbekannten Gast-Gitarren sein! Toller, satter Klang, angehmer Hals, beides deutlich besser als bei #1 - aber halt ´ne Dreadnought, wie ich richtig vermutete! Für mich zum Solieren und Finger Picking leider völlig ungeeignet. Setzte aber bei Klangqualität und -volumen klar Maßstäbe!
#4 sagte mir von der ersten Sekunde an richtig zu! Im Vergleich zu den bisherigen 3 Gitarren federleicht, aber mit einem wunderbar voluminösen und ausgewogenen Frequenzprektrum. Richtig runder, satter Bass - schöner, füllender Mitteltonbereich - klare, aber keinesfalls schrille Höhen. Wahrscheinlich ein Tick leiser als #3, was Saitentontrennung, Brillanz und Breite des Frequenzspektrums betrifft jedoch mindestens auf Augenhöhe mit der Dreadnought - wenn nicht sogar ein Tick besser!
Korpus, wie #1, für meine Physiognomie perfekt und der Hals sehr, sehr angenehm. Er kam mir zwar etwas breiter vor (was er ja mit seinen 45mm auch ist), aber das wurde dadurch kompensiert, dass er sehr flach ist. Alles in allem eine Gitarre mit tollem, voluminösen und breiten Soundspektrum, perfekter Korpusgröße und einer für mich sehr, sehr angehmen Bespielbarkeit! Jedenfalls gelang es mir auf diesem Instrument, trotz verbundener Augen, die meisten Sachen auf Anhieb fehlerfrei zu spielen!
Einzig die Saitenlage erschien mir in den oberen Lagen etwas hoch, und das Griffbrett war nicht ganz so glatt, wie ich es von meiner TAKAMINE gewohnt war.
Bei #5 glaubte ich eine Engelsharfe in Händen zu halten. Noch ´ne Nummer leichter als #4 und ein extrem transparenter, brillianter, glockiger, fast schon ätherischer Klang mit ewig langem Sustain! Super angehm bespielbar, tolle Saitenlage, und mit Sicherheit eine der besten Gitarren auf denen ich je gespielt hatte.
Trotzdem störte mich etwas, was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so inWorte fassen und benennen konnte.....
#6 hatte ebenfalls einen großen Korpus, klang jedoch im Gegensatz zu #3 echt sch....! Muffig, undifferenziert, kraftlos. Oder waren da nur olle Saiten drauf? Handling und Spielgefühl waren jedoch ebenfalls unsympathisch, so dass ich dieses Instrument nach 20 Sekunden als "erledigt" zurückgereicht habe. Gottseidank konnte das wegen der Korpusgröße keine der beiden Thomann-Modelle, d.h. Objekte
meiner Begierde gewesen sein....
#7 war sehr sympathisch! Klang eigentlich richtig gut. Sauber, klar, ausgewogen, allerdings frequenzmäßig etwas enger und etwas leiser als #4 und #5. Lag aber gut und angenehm in den Händen, und war hinsichtlich Saitenlage und Halsform ebenfalls wunderbar leicht bespielbar. Erinnerte mich sehr an diverse TANGLEWOOD und ALVAREZ Modelle, die in in den letzten Wochen des öfteren angespielt hatte.
Da aber auch bei diesem Modell, wie ich schnell merkte, der Cutaway fehlte, konnte es sich hierbei ebenfalls nicht um eine meiner beiden Wunschkandidatinnen handeln.
Ich habe dann die Gitarren noch ein paar Mal hin und her getauscht - bin aber dann letztendlich zu der eindeutigen Entscheidung gekommen, dass #4 der beste Kompromis von allen in letzter Zeit angespielten Gitarren war! Und die Saitenlage etwas zu korrigieren, dürfte ja wohl kein Riesenproblem sein.
Wenn da nur nicht noch die #5 gewesen wäre....
Also nochmal zwischen #4 und #5 hin und her gewechselt. Und dann wurde mir klar: die "Engelsharfe" #5 ist keine Blues Gitarre!
Während #4 mir zuraunte "Hau rein, Alter! Gib´s mir!", schien #5 mir zuzuflüstern "Sei vorsichtig! Tu mir nicht weh...". Und genau das war´s!
Eine Gitarren-Version von Beethoven´s Mondscheinsonate würde auf #5 bestimmt traumhaft klingen - aber gegen einen auf #4 gerockten Blues-Shuffle oder einen erdig-dreckigen Blues-Lick hätte sie nie anstinken können!
Also, nochmal vergleichsweise das Riff von "Oh Well" - und dann war meine Entscheidung gefallen. Es blieb bei der #4!
Okay, Augenbinde runter - und welche war´s? Es war die GUILD!
Wow, im erstem Moment muß ich wohl etwas enttäuscht geguckt haben - hatte ich doch emotional eher die D`ANGELICO auf dem Schirm. Aber in Laufe der nächsten Stunde, beim gemeinsamen Jammen, mehrmaligen Gitarrenwechseln und der Bestätigung meiner Eindrücke durch alle Anwesenden (einschließlich der Schriftführerin ) wuchs mir die GUILD immer mehr ans Herz und am Ende war ich völlig rund mit mir und habe mich mit voller Überzeugung für die "chinesische Amerikanerin" entschieden. Ich denke, auch die 500 € teurere TAYLOR 214CE hätte mich nicht wesentlich glücklicher gemacht. Und die schweineteure "Engelsharfe" auch nicht....
Und das war die Reihenfolge der Gitarren:
#1 = D`Angelico
#2 = Takamine
#3 = Yamaha
#4 = Guild
#5 = Santa Cruz
#6 = LAG
#7 = Nash
Verblüfft hat mich allerdings, dass ein französisches 200 € Modell meine eigentliche Favoritin, die D`ANGELICO Gramercy hinsichtlich Bespielbarkeit und Klangqualität deutlich geschlagen hat. Okay, die NASH hat keinen TA, kein Stimmgerät und keinen Cutaway und kommt ohne Koffer. Und die angeführten Kriterien sind auch alle sehr subjektiv. Trotzdem wurden meine Eindrücke von allen Anwesenden aber
doch weitestgehend bestätigt. Krass!
Hinsichtlich der Eignung fürs Genre (überwiegend Blues), sowie subjektiver Beurteilung von Klangqualität (unverstärkt) und Bespielbarkeit ergab sich für mich folgende Platzvergabe:
Platz 1: GUILD OM 140CE Westerly SB
nirgendwo Platz 1 in einer Einzeldisziplin - aber die beste "Zehnkämpferin"
Platz 2: SANTA CRUZ
umwerfendes Klangbild - aber leider keine A-Gitarre zum Bluesen und Rocken
Platz 3: NASH NH50
als 200 € Modell kaum zu schlagen! Klangqualität (Frequenzbreite + Dynamik) zwar etwas hinter der YAMAHA, aber wegen der Bauform und des bemerkenswerten Preis/Leistungsverhältnisse trotzdem auf Platz 3
Platz 4: YAMAHA
tolle, grundsolide Dreadnought! Keine Frage.
Platz 5: D`ANGELICO Gramercy VSB
Als 1000 € Instrument die Enttäuschung des Abends! Konnte weder klanglich noch vom Handling her gegen die 200 € Konkurrentin aus Frankreich anstinken. Unglaublich! Dabei ist sie doch die Schönste von allen gewesen...
Und ihre elektrische Schwester, die semi-akustische EX-DC SB, hatte vor 6 Wochen erst sämtliche Mitbewerberinnen, die HAGSTRÖM und GRETSCH und die GUILD-Schwestern Aristocrat und Starfire IV weggeblasen. Echt schade....
Platz 6: TAKAMINE FP592MR
Egal, liebe sie wegen ihres kleinen Körpers und ihres glatten Griffbretts trotzdem
Und über einen Verstärker grespielt klingt sie ja auch klasse!
Platz 7: LAG TRAMONTANE 400er
Um noch hinter meiner unverstärkt wirklich bescheiden klingenden TAKAMINE zu landen ist für ´ne Dreadnought schon ein kleines Kunststück. Zumal die 400er Serie von LAG ja nicht gerade zu den Billigheimern zählt. Okay, es waren wirklich alte Saiten drauf. Aber trotzdem....
FAZIT
Mittlerweile sind 14 Tage vergangen, bin mit der Neuen schon wesentlich vertrauter und mit meiner Entscheidung sehr, sehr glücklich!
Die GUILD kann mit den dicken Dreadnoughts prima mithalten und die Saitenlage ließ sich ebenfalls völlig problemlos zum Besseren korrigieren.
Die Gitarre ist übrigens extrem (!) stimmstabil, zu 100% bundrein und vor allem ein echter Allrounder!
Fingerstyle, Picking, Rumbluesen - alles geht! Und vielleicht irgendwann sogar die Mondscheinsonate...
Okay, ich weiß, und gestehe das auch gerne ein, dass einige der in den Wochen zuvor angetesteten Gitarren von beispielsweise Tanglewood, Alvarez, Sigma, Cort und Yamaha ähnlich oder genau so gut geklungen haben wie die GUILD - obwohl sie z.T. einige 100 Euro preiswerter waren. Aber dann hat´s da entweder nicht mit dem Design, der Bauart, dem Mojo oder dem Spielgefühl gepaßt. Mit der GUILD, weiß ich, habe ich für mich jedenfalls den besten Kompromis zwischen Optik, Bespielbarkeit, Korpusgröße, Vielseitigkeit, Mojo & Voodoo, Klangqualität, und Bezahlbarkeit gefunden!
P.S.: Wenn man zwischen zwei oder mehreren Gitarrenmodellen schwankt, kann ich so einen konsequenten Blindtest übrigens wirklich nur empfehlen!
Nach 30 Jahren an den Keyboards spiele ich nunmehr seit 2 1/2 Jahren als Späteinsteiger Gitarre (70% akustisch / 30% elektrisch) und würde mich mal als "fortgeschrittenen Anfänger" bezeichnen.
Als gelernter Keyboarder gehöre ich natürlich zu dem Typus Gitarrist, der mehr weiß als er an der Gitarre kann und dessen Gitarren um einiges besser sind als seine tatsächlichen Spielfähigkeiten...
Angefangen zu Spielen habe ich auf einer TAKAMINE FP592MR aus ´86, die ich damals recht günstig geschnappt hatte, die jedoch seitdem mehr oder weniger unbenutzt im Koffer verstaut ihr unbespieltes Dasein fristete. Bis es mich eben vor gut 2 Jahren packte, musikalisch von dem ganzen Electronic-Digital-Gedöns wegzukommen und mal ganz unten und ganz von vorne mit etwas ganz Erdigem, Handgemachten und Ursprünglichen anzufangen, d.h. mich mit ganz dem Blues und seinem musikalischen Umfeld zu widmen. Ein Schritt übrigens, mit dem ich sehr, sehr glücklich geworden bin und den ich bis heute keine Sekunde bereut habe. Im Gegenteil, eigentlich bereue ich es heute, dass ich´s nicht schon viel eher gemacht habe....
Die oben erwähnte TAKAMINE erwies sich übrigens als prima Einsteiger-Gitarre: Korpusgröße zwischen 00 und 000, klasse Saitenlage, 100%ig bundrein und sehr stimmstabil, klanglich ausgewogen und für mich von Anfang an bis heute sehr angenehm bespielbar.
Aber, es ist halt ´ne Bühnengitarre mit kleinem Korpus und von daher, ohne Verstärker gespielt, klanglich doch eher etwas schmalbrüstig.
Das fiel mir so richtig aber erst nach ein paar Monaten auf, als ich die ersten Male mit Freunden und Kollegen und ihren dicken Dreadnoughts zusammen spielte. Okay, habe mir dann als Einsteigermodell eine gebrauchte Hummingbird-Kopie von WALDEN gekauft. ( Tolles Teil übrigens mit ausgezeichnetem Preis-Leistungsverhältnis! ) Doch leider erwies sich die Dreadnought-Korpusgröße für mich als völlig ungeeignet. Fürs Strumming absolut okay - beim intensiven Üben von Licks, Solis, Fingerstyle-Sachen und Travis-Picking bekam ich jedoch richtige Probleme in der rechten Schulter!
Gottseidank habe ich sofort und rechtzeitig damit aufgehört und auf meiner kleinen TAKAMINE weitermacht.
AUSWAHLKRITERIEN
Das eigentliche Problem war damit natürlich noch nicht aus der Welt, zumindest jetzt aber konkret formulierbar:
gesucht wird eine Gitarre mit deutlich mehr Klangvolumen als meine TAKAMINE, um mit den großen Dreadnoughts einigermaßen mithalten zu können - allerdings mit einer Korpusgröße deutlich unter den üblichen Dreadnoughtmaßen.
Dazu kamen noch ein paar weitere Einschränkungen:
- erstens, einen Cutaway sollte die Neue schon haben, da ich zum Bluesen hin und wieder auch mal Töne jenseits des 12. Bundes problemlos erreichen möchte,
- zweitens, optisch mag ich einfarbig-hautfarbene Gitarren nicht so besonders (was die Suche natürlich enorm einschränkt!)
- drittens - die Pragmatiker-Fraktion möge mir das verzeihen - mag ich auf meinem Headstock nicht HONDA, SUZUKI, IBIZA, SIEGMAR, FURZ oder ähnliches stehen haben. Irgendwie sollte eine Gitarre für mich auch etwas Besonderes, Assoziatives haben, was über das rein Qualitative hinausgeht. Ich weiß, ist nicht jedermann´s Ding und man kann da sicherlich auch unterschiedlicher Meinung sein. Aber für mich ist dieses "assoziative Element" manchmal für´s Lebensgefühl bedeutsam, und daher bin ich auch bereit, dafür einen angemessenen (!) Mehrbetrag zu entrichten. Manche Dinge im Leben will ich einfach nicht völlig pragmatisieren und allein über die Vernunftschiene regeln
- viertens schließlich, sollte sich die Sache im Preissegment zwischen 500 und 1500 € bewegen
ENTSCHEIDUNGSFINDUNG
Ich denke, ich habe hier im Board alle Threads der letzten 5 Jahre gelesen, wo es um Fragen und Beiträge zu dieser Thematik ging. Und da gab´s wirklich ´ne Menge nützlicher Inputs und Infos! Darüber hinaus habe ich die letzten Wochen und Monate, wann immer und wo immer es mir möglich war, in Läden und bei Bekannten die unterschiedlichsten Modelle angespielt und ausprobiert.
Durch die Bank richtig gut waren neben den üblichen Verdächtigen fast alle YAMAHAS und CORTS. Positiv überrascht haben mich aber auch TANGLEWOOD und ALVAREZ. Insbesondere einige von den Parlor-Modellen!
Aber entweder hat´s da mit der Bauart (Korpus/Cutaway) oder dem (Farb-)Design nicht gepaßt. Oder mit dem Preis . Also, bei MARTIN, TAYLOR und FURCH gab´s schon ein paar Hammer-Modelle! Aber leider preislich weit über meinem Budget.....
Lange Rede - kurzer Sinn: in der vorläufigen Endauswahl letztendlich hängengeblieben bin ich bei der
- GUILD OM 140CE Westerly SB (Bauform Orchestra / Preis 900 €),
weil sie von der Bauform und optisch perfekt paßte, und ich noch nie ´ne GUILD gehört habe, die scheiße klang
und der
- D`ANGELICO Gramercy VSB (Bauform Grand Auditorium / Preis 1000 €),
nicht zuletzt wegen des kürzlich geschriebenen Reviews hier im Board und meiner absoluten Begeisterung für meinen letzten Neukauf, einer D`ANGELICO EX-DC SB Semi-Hollow Archtop. Von daher war die D`ANGELICO, ehrlich gesagt, auch meine Favoritin... Übrigens auch optisch!
Beide o.g. Gitarren hatte ich bisher zwar noch nicht angespielt, entsprachen wie gesagt aber absolut meinen optischen, baulichen und finanziellen Auswahlkriterien. Und Anspielerfahrungen zum Vergleich hatte ich die letzten Wochen ja eigentlich ausreichend gesammelt. Und die Reviews und Testberichte waren durch die Bank für beide Modelle ja auch völlig okay.
Hier mal zwei Bilder meiner beiden Wunschkanditatinnen:
Für Interessierte hier noch jeweils ein Link zu den Spezifikationen der Hersteller:
http://dangelicoguitars.com/guitars/acoustic/gramercy-grand-auditorium-sg-200/#DAASG200VSB
http://guildguitars.com/g/westerly-om-140ce-sb/
Um zwei Gitarren in Ruhe miteinander vergleichen zu können, eignen sich manche Läden jedoch leider nicht. Einfach weil entweder die 2 gewünschten Modelle nicht vorrätig sind, oder da 100 Leute rumwuseln, die alle durcheinanderspielen und man selbst von sich nix hört und Klangnuancen eigentlich überhaupt nicht mehr unterscheiden kann.
Also habe ich mich erstmals dazu entschieden, mir bei Thomann mal 2 Gitarren mit Rücksendeoption nach Hause schicken zu lassen und hier vor Ort in Ruhe und in Gegenwart zweier Gitarrenexperten in einer Art "Blindverkostung" zu testen.
Ich hätte ehrlich gesagt auch gerne noch die TAYLOR 214CE zum unmittelbaren Vergleich dabei gehabt, aber die hat Onkel T. ja leider nicht im Portfolio. Aber ich hatte sie ja zumindest mal in irgendeinem Laden angespielt und mir einen (sehr positiven) Eindruck verschafft.
VORBEREITUNG
Gelesen habe ich´s öfter: einfach mal 2 oder 3 Gitarren blind checken - ohne sich von Optik und Vorurteilen ablenken zu lassen. Bloß, wer hat´s denn schon mal richtig konsequent durchgezogen?
Na ja, ich hab´s jetzt tatsächlich mal genau so gemacht!
Abgesprochen habe ich die ganze Aktion, wie gesagt, mit zwei befreundeten Gitarristen.
Die beiden "Mädels" waren bereits einen Tag nach der Online-Bestellung bei mir zu Hause!
Aber ich habe sie bis zum Tag der "Blindverkostung" noch komplett eingepackt gelassen und die Koffer erst am Testtag ausgepackt. Die Koffer selbst habe ich aber noch zugelassen. Zudem habe ich meine TAKAMINE etwas verstimmt und im geschlossenen Koffer dazugestellt.
Etwas später kamen, für mich überraschenderweise mit Gitarren, die beiden Kollegen dazu.
Einer davon mit einer NASH NH50 und einer SANTA CRUZ Schlagmichtot, die er sich extra zu diesem Anlass ausgeliehen hatte (!) - der Andere absichtlich mit seiner ungeliebtesten Gitarre, einer LAG Tramontane aus der 400er Serie und einer YAMAHA Dreadnought.
Was die da mitgebracht haben, wußte ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Und keine der Gitarren hatte ich je bei den Jungs zu Hause gesehen oder angespielt! War jedenfalls ´ne tolle Idee!
Es standen also nun zum Vergleich bereit:
GUILD OM 140CE Westerly SB - 1. Wunschgitarre / Optionskauf bei Thomann
D`ANGELICO Gramercy VSB - 2. Wunschgitarre / Optionskauf bei Thomann
TAKAMINE FP592MR - meine eigene kleine 00er Bühnengitarre
NASH NH50 - französisches Fabrikat in Orchestra Bauform für 200 €
SANTA CRUZ - Edelgitarre im +2000 € Preissegment
LAG TRAMONTANE 400er - Dreadnought Westerngitarre im 400-500 € Preisrahmen
YAMAHA - Dreadnought Westerngitarre ebenfalls im 500 € Preissegment
Dann gab´s erstmal ´n Kaffee, wobei das weitere Vorgehen abgesprochen und meine Frau zur Protokollführerin bestimmt wurde
(ist nie unklug, die Frau irgendwie in die gewisse Entscheidungsfindung mit einzubeziehen....)
EYES WIDE SHUT
Okay, irgendwann saß ich dann nun mit ´ner Augenbinde vom letzten Urlaubsflug vor Augen und lauschte den ausgiebigen Stimmaktionen der beiden Kollegen. Wie krass die Klangunterschiede dabei schon zu hören waren! Eine der 7 Gitarren klang aber bereits beim Stimmen schon deutlich hörbar dünner. Ich glaubte da bereits meine TAKAMINE rauszuhören, und hatte, wie später die Protollführerin, die beste Ehefrau von allen, bestätigte, auch Recht.
Und zwei, drei oder vier Gitarren fielen bereits durch ein schönes, rundes, voluminöses und breites Klangspektrum beim Durchstreichen von Akkorden auf. War mir da aber noch nicht sicher, ob es sich um tätsächlich vier, drei oder zwei unterschiedliche Gitarren handelte - oder um immer die selbe
Nachdem die beiden Gitarristen abwechselnd ein paar Passagen auf jeder der 7 Gitarren gespielt hatten, wurden mir die Ladies nun einzeln zur persönlichen Begutachtung zugeführt.
Mittlerweile war mir zu diesem Zeitpunkt aber doch klar, dass 1 Gitarre klanglich deutlich abfiel, sich 3 "ganz okay" anhörten, und 3 richtig toll klangen. Nach einiger Zeit hört man mit verbundenen Augen in der Tat etwas differenzierter. Höchst interessante Erfahrung!
An dieser Stelle übrigens nochmal ganz lieben Dank an die unendliche Geduld der beiden Jungs an den Gitarren!!!
#1 fühlte sich zunächst erstmal recht schwer und massiv an. Die Korpusgröße war zwar sehr angenehm, der Hals aber recht klobig und für mein erstes persönliches Empfinden zu dick. Das Griffbrett war wunderbar glatt und kein bißchen rauh, so dass die Bendings einfach von der Hand gingen. Der Klang war deutlich lauter als der von meiner TAKAMINE, aber vom Frequenzspektrum nicht so überzeugend, wie einige von den in den letzten Wochen angespielten Gitarren in diversen Läden. Die Saitenlage erschien mir zwar okay, trotzdem war die Gitarre für mich nicht besonders gut bespielbar, was wohl in erster Linie der Halsform geschuldet war.
Als Fazit und im Gesamteindruck kam mir diese Gitarre hinsichtlich des Handlings etwas "klobig", in der Bespielbarkeit einfach "hart" und in den Bässen und Höhen etwas schwach und ausdruckslos vor.
#2 habe ich erwartungsgemäß gleich als meine TAKAMINE erkannt. Kleiner, dünner Body, super Bespielbarkeit, dünner Klang. Da klang #1 doch deutlich besser!
#3 hatte einen Riesenkorpus. Das konnte also nur eine von den unbekannten Gast-Gitarren sein! Toller, satter Klang, angehmer Hals, beides deutlich besser als bei #1 - aber halt ´ne Dreadnought, wie ich richtig vermutete! Für mich zum Solieren und Finger Picking leider völlig ungeeignet. Setzte aber bei Klangqualität und -volumen klar Maßstäbe!
#4 sagte mir von der ersten Sekunde an richtig zu! Im Vergleich zu den bisherigen 3 Gitarren federleicht, aber mit einem wunderbar voluminösen und ausgewogenen Frequenzprektrum. Richtig runder, satter Bass - schöner, füllender Mitteltonbereich - klare, aber keinesfalls schrille Höhen. Wahrscheinlich ein Tick leiser als #3, was Saitentontrennung, Brillanz und Breite des Frequenzspektrums betrifft jedoch mindestens auf Augenhöhe mit der Dreadnought - wenn nicht sogar ein Tick besser!
Korpus, wie #1, für meine Physiognomie perfekt und der Hals sehr, sehr angenehm. Er kam mir zwar etwas breiter vor (was er ja mit seinen 45mm auch ist), aber das wurde dadurch kompensiert, dass er sehr flach ist. Alles in allem eine Gitarre mit tollem, voluminösen und breiten Soundspektrum, perfekter Korpusgröße und einer für mich sehr, sehr angehmen Bespielbarkeit! Jedenfalls gelang es mir auf diesem Instrument, trotz verbundener Augen, die meisten Sachen auf Anhieb fehlerfrei zu spielen!
Einzig die Saitenlage erschien mir in den oberen Lagen etwas hoch, und das Griffbrett war nicht ganz so glatt, wie ich es von meiner TAKAMINE gewohnt war.
Bei #5 glaubte ich eine Engelsharfe in Händen zu halten. Noch ´ne Nummer leichter als #4 und ein extrem transparenter, brillianter, glockiger, fast schon ätherischer Klang mit ewig langem Sustain! Super angehm bespielbar, tolle Saitenlage, und mit Sicherheit eine der besten Gitarren auf denen ich je gespielt hatte.
Trotzdem störte mich etwas, was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so inWorte fassen und benennen konnte.....
#6 hatte ebenfalls einen großen Korpus, klang jedoch im Gegensatz zu #3 echt sch....! Muffig, undifferenziert, kraftlos. Oder waren da nur olle Saiten drauf? Handling und Spielgefühl waren jedoch ebenfalls unsympathisch, so dass ich dieses Instrument nach 20 Sekunden als "erledigt" zurückgereicht habe. Gottseidank konnte das wegen der Korpusgröße keine der beiden Thomann-Modelle, d.h. Objekte
meiner Begierde gewesen sein....
#7 war sehr sympathisch! Klang eigentlich richtig gut. Sauber, klar, ausgewogen, allerdings frequenzmäßig etwas enger und etwas leiser als #4 und #5. Lag aber gut und angenehm in den Händen, und war hinsichtlich Saitenlage und Halsform ebenfalls wunderbar leicht bespielbar. Erinnerte mich sehr an diverse TANGLEWOOD und ALVAREZ Modelle, die in in den letzten Wochen des öfteren angespielt hatte.
Da aber auch bei diesem Modell, wie ich schnell merkte, der Cutaway fehlte, konnte es sich hierbei ebenfalls nicht um eine meiner beiden Wunschkandidatinnen handeln.
Ich habe dann die Gitarren noch ein paar Mal hin und her getauscht - bin aber dann letztendlich zu der eindeutigen Entscheidung gekommen, dass #4 der beste Kompromis von allen in letzter Zeit angespielten Gitarren war! Und die Saitenlage etwas zu korrigieren, dürfte ja wohl kein Riesenproblem sein.
Wenn da nur nicht noch die #5 gewesen wäre....
Also nochmal zwischen #4 und #5 hin und her gewechselt. Und dann wurde mir klar: die "Engelsharfe" #5 ist keine Blues Gitarre!
Während #4 mir zuraunte "Hau rein, Alter! Gib´s mir!", schien #5 mir zuzuflüstern "Sei vorsichtig! Tu mir nicht weh...". Und genau das war´s!
Eine Gitarren-Version von Beethoven´s Mondscheinsonate würde auf #5 bestimmt traumhaft klingen - aber gegen einen auf #4 gerockten Blues-Shuffle oder einen erdig-dreckigen Blues-Lick hätte sie nie anstinken können!
Also, nochmal vergleichsweise das Riff von "Oh Well" - und dann war meine Entscheidung gefallen. Es blieb bei der #4!
Okay, Augenbinde runter - und welche war´s? Es war die GUILD!
Wow, im erstem Moment muß ich wohl etwas enttäuscht geguckt haben - hatte ich doch emotional eher die D`ANGELICO auf dem Schirm. Aber in Laufe der nächsten Stunde, beim gemeinsamen Jammen, mehrmaligen Gitarrenwechseln und der Bestätigung meiner Eindrücke durch alle Anwesenden (einschließlich der Schriftführerin ) wuchs mir die GUILD immer mehr ans Herz und am Ende war ich völlig rund mit mir und habe mich mit voller Überzeugung für die "chinesische Amerikanerin" entschieden. Ich denke, auch die 500 € teurere TAYLOR 214CE hätte mich nicht wesentlich glücklicher gemacht. Und die schweineteure "Engelsharfe" auch nicht....
Und das war die Reihenfolge der Gitarren:
#1 = D`Angelico
#2 = Takamine
#3 = Yamaha
#4 = Guild
#5 = Santa Cruz
#6 = LAG
#7 = Nash
Verblüfft hat mich allerdings, dass ein französisches 200 € Modell meine eigentliche Favoritin, die D`ANGELICO Gramercy hinsichtlich Bespielbarkeit und Klangqualität deutlich geschlagen hat. Okay, die NASH hat keinen TA, kein Stimmgerät und keinen Cutaway und kommt ohne Koffer. Und die angeführten Kriterien sind auch alle sehr subjektiv. Trotzdem wurden meine Eindrücke von allen Anwesenden aber
doch weitestgehend bestätigt. Krass!
Hinsichtlich der Eignung fürs Genre (überwiegend Blues), sowie subjektiver Beurteilung von Klangqualität (unverstärkt) und Bespielbarkeit ergab sich für mich folgende Platzvergabe:
Platz 1: GUILD OM 140CE Westerly SB
nirgendwo Platz 1 in einer Einzeldisziplin - aber die beste "Zehnkämpferin"
Platz 2: SANTA CRUZ
umwerfendes Klangbild - aber leider keine A-Gitarre zum Bluesen und Rocken
Platz 3: NASH NH50
als 200 € Modell kaum zu schlagen! Klangqualität (Frequenzbreite + Dynamik) zwar etwas hinter der YAMAHA, aber wegen der Bauform und des bemerkenswerten Preis/Leistungsverhältnisse trotzdem auf Platz 3
Platz 4: YAMAHA
tolle, grundsolide Dreadnought! Keine Frage.
Platz 5: D`ANGELICO Gramercy VSB
Als 1000 € Instrument die Enttäuschung des Abends! Konnte weder klanglich noch vom Handling her gegen die 200 € Konkurrentin aus Frankreich anstinken. Unglaublich! Dabei ist sie doch die Schönste von allen gewesen...
Und ihre elektrische Schwester, die semi-akustische EX-DC SB, hatte vor 6 Wochen erst sämtliche Mitbewerberinnen, die HAGSTRÖM und GRETSCH und die GUILD-Schwestern Aristocrat und Starfire IV weggeblasen. Echt schade....
Platz 6: TAKAMINE FP592MR
Egal, liebe sie wegen ihres kleinen Körpers und ihres glatten Griffbretts trotzdem
Und über einen Verstärker grespielt klingt sie ja auch klasse!
Platz 7: LAG TRAMONTANE 400er
Um noch hinter meiner unverstärkt wirklich bescheiden klingenden TAKAMINE zu landen ist für ´ne Dreadnought schon ein kleines Kunststück. Zumal die 400er Serie von LAG ja nicht gerade zu den Billigheimern zählt. Okay, es waren wirklich alte Saiten drauf. Aber trotzdem....
FAZIT
Mittlerweile sind 14 Tage vergangen, bin mit der Neuen schon wesentlich vertrauter und mit meiner Entscheidung sehr, sehr glücklich!
Die GUILD kann mit den dicken Dreadnoughts prima mithalten und die Saitenlage ließ sich ebenfalls völlig problemlos zum Besseren korrigieren.
Die Gitarre ist übrigens extrem (!) stimmstabil, zu 100% bundrein und vor allem ein echter Allrounder!
Fingerstyle, Picking, Rumbluesen - alles geht! Und vielleicht irgendwann sogar die Mondscheinsonate...
Okay, ich weiß, und gestehe das auch gerne ein, dass einige der in den Wochen zuvor angetesteten Gitarren von beispielsweise Tanglewood, Alvarez, Sigma, Cort und Yamaha ähnlich oder genau so gut geklungen haben wie die GUILD - obwohl sie z.T. einige 100 Euro preiswerter waren. Aber dann hat´s da entweder nicht mit dem Design, der Bauart, dem Mojo oder dem Spielgefühl gepaßt. Mit der GUILD, weiß ich, habe ich für mich jedenfalls den besten Kompromis zwischen Optik, Bespielbarkeit, Korpusgröße, Vielseitigkeit, Mojo & Voodoo, Klangqualität, und Bezahlbarkeit gefunden!
P.S.: Wenn man zwischen zwei oder mehreren Gitarrenmodellen schwankt, kann ich so einen konsequenten Blindtest übrigens wirklich nur empfehlen!
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