Muff Shootout Teil 2 – we want more!
Wie mal erwähnt, wollte ich ja noch ein paar andere Muffs nachtragen. Die Muffs aus Teil 1 sind alle wieder bei Thomann – aber wie es der „Zufall“ so will, sammeln sich gerade wieder ein paar andere Modelle bei mir an. Grund genug, die hier mal mit Soundsamples und ein paar Zeilen zu hinterlegen.
Konkret handelt es sich um folgende Modelle, die ich hier abhandeln werde:
1. Green Civil War
2. Russian Black Big Muff
3. Triangle Big Muff (DIY, Musikding)
4. Rams Head Big Muff (DIY, Musikding)
5. Nano Bass Big Muff
Man kann niemals genug haben und ein paar unterschiedliche Modelle sollte der Muff-Liebhaber auch daheim haben. Fangen wir mit einem fast schon legendärem Modell an:
Sovtek / Russian Green Big Muff (Bubble Front, V7c)
Den Namen „Panzer“ hat dieser Muff redlich verdient. Es ranken sich Gerüchte um das Modell, das dafür Panzer und andere Überbleibsel der russischen Armee eingeschmolzen wurden. Ist natürlich Blödsinn, aber was schönes für den Musikerstammtisch.
Problem an dem grünen Modell: Es hat einen dermaßen guten Ruf, dass das Modell ziemlich teuer ist. Aktuell (Jahr 2016) sind 250 Euro bis zu 350 Euro keine Seltenheit. Für einen Muff von der Stange Wucher. Außerdem hat dieses Modell ziemliche Serienstreuung: Es ist mein dritter. Der erste war erst nach einer Modifikation okay, der zweite war unrettbar scheiße und klang nach toter Biene, der Dritte, also dieses Modell ist klanglich fast perfekt für meine Ohren, hat aber das Problem, dass ein Original-Poti fast defekt ist. Die drehen sich sehr leicht. So leicht, dass ein Stupser mit dem Schuh es verstellt.
Zweiter großer Nachteil: Es gibt kein True Bypass. Der Fußschalter sieht zwar interessant aus, ist aber abgesehen davon grausam. Drückt man ihn, geht der Effekt sofort an, möchte man ihn ausmachen, passiert das erst an der quasi-aus-Position. Ist schwer zu beschreiben. Wer sonst nur „moderne“ True Bypass Effekte mit dem Standardschalter spielt, muss sich hier dran gewöhnen.
Weiterer Nachteil von fehlendem True Bypass ist, dass er Höhen ohne Ende klaut, wenn er ausgeschaltet ist. Hier MUSS ein Looper oder zumindest ein Buffer her. Im Direktvergleich mit den anderen Muffs hat er bei gleicher Einstellung des Tonepotis eine Decke vorm Sound. Außerdem gibt es ab Werk keinen Anschluss für ein Netzteil und die Anschlüsse auf der Rückseite sind „vertauscht“. Links ist der Input, Rechts der Ouput.
Aber all die Defizite macht der Muff (dieses spezielle Modell, nicht jeder grüne) für mich mit dem klaren, offenen Zerrsound wett. Es wird nicht so stark komprimiert wie bei USA Modellen und geht eher in Richtung Overdrive. Macht als einziger „Gitarrenmuff“ für mich auch am Bass eine gute Figur.
Fazit:
+ Zerrsound
+ Bass-tauglich
+ Gehäuse
+ / - Ruf und Coolnessfaktor, wer es braucht
- kein True Bypass (Höhenklau)
- On/Off Schalter
- Netzteilanschluss fehlt
- Anschlüsse falschherum
- Preis
- Seriennstreuung
- Potis (könnte Alterserscheinung sein)
Russian Black Big Muff (V8)
Der schwarze Russe ist der direkte Nachfolger des grünen Muffs in den späten 90ern/frühen 2000ern gewesen. Mittlerweile auch abgesetzt und deswegen Preistendenz steigend, aktuell so zwischen 80 und 150 Euro – zumindest versuchen es einige Privatverkäufer immer wieder. Er hat ähnliche Nachteile wie der grüne: Netzteilanschluss fehlt und Anschlüsse sind vertauscht. Aber auch beim schwarzen gibt es verschiedene Versionen: Ab häufigsten ist mein V8 4-screw Small Enclosure Modell anzutreffen – einfach, weil der am Längsten in Produktion war.
Vorteil: Er hat afaik als erster Russe True Bypass und auch den für Pedale typischen Fußschalter. Klanglich ist er vom grünen Muff gar nicht so weit entfernt. Etwas heller und seichter in der Ansprache und nicht so rund. Aber wir sprechen von Muff-Unterschieden – es ist in der Regel nur marginal. Deswegen erkennt man einen Muff auch auf den Platten dieser Welt eigentlich sofort. Leider ist meiner nicht so wirklich bassrauglich im Vergleich zum Grünen. Die Potis sind schicke, kurze Chickenheads – drehen sich imho aber auch zu leicht.
Fazit:
+ Zerrsound
+ stabiles Gehäuse
+ True Bypass
- Netzteilanschluss fehlt
- Anschlüsse vertauscht
- Preis(tendenz)
- Potis (könnte Alterserscheinung sein)
Triangle Big Muff (DIY, Musikding)
Da sind aber noch zwei spezielle Modelle, die unter Muffsammlern einen ausgezeichneten Ruf haben. Deswegen musste ich mir die einfach mal bestellen. Da ich beide nicht kannte, mussten preiswerte DIY Modelle daher kommen. Die Schaltung ist ja keine Zauberei – nur hat es eben kein Mojo. Dafür kostet er auch nicht 300+ Euro, sondern nur knapp 40.
Der Triangle ist der V1, also der quasi erste Big Muff aus den 60s/70s. Davon gab es circa 17 verschiedene Schaltungen, deswegen gibt es auch hier wieder nicht DEN Triangle Muff. Bekannheit hat er wohl durch Santana erlangt, der einen 1971 gekauft hat. Einen A/B Vergleich zu den Originalen kann ich leider nicht machen, aber ich denke, es sind auch hier nur Nuancen.
Klanglich lässt sich sagen, das der ziemlich stark komprimiert. Fast schon zu viel. Er geht klar in Richtung der USA Muffs. Dabei ist der Sound höhenreich und etwas bröckeliger Richtung Badewanne. Palmmutes schwabbern. Muss man mögen, ich mag es nicht.
Fazit:
+ Legendenstatus
+ (DIY Preis)
+/- Sound
- Kompression
Rams Head Big Muff (DIY, Musikding)
Ebenfalls eine Legende und der Nachfolger des Triangles. Bekannteste Nutzer sind wohl David Gilmour (Pink Floyd) und J. Mascis (Dinosaur Jr.). Bei letzterem hört man es recht deutlich. Die ersten Rams Head Modelle waren von der Schaltung dem Triangle noch recht ähnlich, später dann „deutlich abgeändert“. Ich hatte mal das Vergnügen ein Mitt-70er Modell zu spielen, der kam dem DIY Nachbau schon recht nah.
Klanglich ist er etwas zahmer und komprimiert auch nicht ganz so stark wie der Triangle. Mit steigendem Zerrgrad gibt es volleren Sound und mehr Höhen, sonst ist er vergleichsweise mittig. Frür viele ist es der beste Muff. Ein Musikerkollege ist gar kein Freund der Muffs, aber den hier überlegt er sich selbst aufs Board zu pflanzen. Das will was heißen.
Hier sind die Soundsamples mit Vorsicht zu betrachten. Im Original hört es sich interessanter Weise doch anders an, die Samples sind doch mehr komprimiert und bröckeliger. Der Muff mag übrigens besonders Single Coils, erst dann klingt er richtig geil. (Generell sollte man Humbucker nicht nur bei den Muffs meiden).
Fazit:
+ Legendenstatus
+ (DIY Preis)
+ Sound
- Sustainpoti hat maßgeblichen Einfluss auf Sound
Nano Bass Big Muff
Er steht gerade bei mir rum, deswegen der Vollständigkeit halber soll es auch ein paar Zeilen zu ihm an der Gitarre geben. Klanglich und von der Bedienung ist er wie der normale Bass Big Muff als Teil 1. Nur eben in einem kleineren Gehäuse – hier stimmt die Werbung von EHX ausnahmsweise. Ich kann leider nicht direkt vergleichen, aber ich meine, der Nano hat ein paar mehr Höhen.
Aufgenommen klingt er dem grünen Muff gar nicht so unähnlich. Wenn man sich ein wenig mit den Potis beschäftigt, kommt man recht nah. Die Betonung auf Bassfrequenzen kann er aber nicht verbergen. Im Bandgefüge könnte er an der Gitarre aber untergehen. Preislich mit aktuell 87€ echt attraktiv für den gebotenen Sound.
Da die Bedienung dem größeren Bass Muff gleich ist, ist der Dry Mode auch ziemlich unbrauchbar und einfach zu laut. Testet das eigentlich keiner bei EHX, wenn die einen Effekt entwerfen?
Fazit:
+ Preis
+ Klang an Gitarre
+ stabiles B-Gehäuse
- Dry Mode fast unbrauchbar
Die Soundsamples
Zum Schluss noch die neuen Sounds. Ich habe versucht die Aufnahmekette von „damals“ nachzuahmen, was mir fast 1:1 gelungen sein müsste. Das Clean Sample (damals mit Telecaster eingespielt) kam aus der DAW in den Muff → Roland Micro Cube Black Panel Preset, Volume, Tone, Gain 12 Uhr → Recording out → DAW.
Die Samples lassen sich auch wieder für genauere Analysen in 48 kHz / 24 Bit herunterladen. Bei Problemen gern auf mich zukommen. Soundcloud ist bei mir immer eine kleine Diva.
Lediglich der Rams Head klingt ohne Recording besser, die anderen sind recht nah an meinem empfundenem Klangbild
https://soundcloud.com/user2784689/sets/big-muff-shootout-nr-2