dr_rollo
Mod Keyboards und Musik-Praxis
Wir haben dieses Mikro von Beyerdynamic zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen, und ich hab mich gleich mal erbarmt
Sie bieten zumindest das 50 und 35er auch als Set incl. Stativ und Kabel als günstiges Einsteiger-Paket an, und hier hab ich das Set mit dem TG-V50 zugeschickt bekommen.
Vorweg, TG steht für Touring Gear, also für den Liveeinsatz konzipiert. Die Produktreihe mit dynamischen Mikrofonen beginnt beim TG V35d für 44EUR und endet beim TG70/71d mit 179EUR, hat darüberhinaus aber auch noch ein paar kostspieligere Kondenser, sogar mit dem TG V90r ein Bändchen mit Nierencharakteristik (wusste gar nicht, dass es so etwas gibt). Die Modelle kann man gut daran unterscheiden, dass die dynamischen ein ‚d‘ in der Typbezeichnung haben, die Kondenser ein ‚c‘ und das Bändchen ein ‚r‘ für ribbon. Das V steht – wie man sich denken kann - für Vocal, und ist noch ein ‚s‘ dabei, wie bei meinem Testmodell, ist es mit einem Schalter ausgestattet. Die meisten Modelle dieser Reihe gibt es wahlweise mit Schalter.
Aber zurück zu unserem Testmodell. Dem Einsteigermodell TG V35d sagt man bereits nach, dass es qualitativ besser abschneidet als der Klassiker SM58. Also war ich bei dem Mittelklasse-Modell dieser Serie, dem TG V50d, das mir für dieses Test zur Verfügung gestellt wurde, schon einmal sehr gespannt. Es soll laut Thomann der Nachfolger des TG-X 48/58 sein, das ich zugegebenerweise nicht kenne, also keinen direkten Vergleich ziehen kann.
Ich selbst nutze auf der Bühne fast ausschließlich nur noch ein Neumann KMS 105. Das ist jetzt für einen direkten Vergleich vielleicht ein bisschen gemein. Wir werden sehen. Mein eigentliches Opfer für einen Live-Test soll aber unsere Sängerin werden, die mit einem Sennheiser E865 nicht so gut klar kommt und unserer Meinung durchaus mal ein dynamisches Mikro probieren sollte, auch wenn das bedeutet, dass sie dann mehr Gas geben muss.
Starten wir dann mal mit dem, was Beyerdynamic da als Set anbietet:
Neben dem Mikrofon, das mit Tasche und Klemme kommt, gehört noch ein K&M Stativ zum Set. Ich würde mal behaupten, es handelt sich um das 27105, also wenigstens schon mal nicht das ganz billige 25400. Das ist schon ganz ok.
Desweiteren ist noch ein 5m XLR Kabel dabei, was in der Länge in den meisten Fällen wohl ausreichen wird, vorausgesetzt, das Mikro wird auf einem Stativ betrieben.
Zum Stativ muss man nicht viel sagen, aber bei der Klemme musste erst einmal Hand bzw. Werkzeug angelegt werden, um die Schraube nachzuziehen. Ist halt auch kein leichtes Mikro!
Dafür hat die Klemme innen eine Verschraubung für das Stativ, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Es kann ohne Adapter entweder auf ein 3/8 oder 5/8 Gewinde geschraubt werden. Cool!
Beim Mikro ist meine erste Reaktion als ich es in der Hand habe: Wow, schwer! Liegt aber gut, fühlt sich ordentlich an, alles andere als billig. Metallgehäuse , stabiler Korb, ein Schalter, der sich richtig gut anfühlt, obwohl ich bei Mikros, gerade im Livebetrieb gerne auf Schalter verzichte. Also Verarbeitungstechnisch schon mal 1a. Da wackelt nichts, weder der Korbes, noch der Schalter, noch die Anschlussbuchse. Dies Mikro würde sicher auch einen harten Einsatz beim Verleiher mitmachen.
Erster Einsatz des Mikros war im Proberaum. Dort verwende ich ein AKG 3800, das für diese Verwendung völlig ausreichend ist. Das AKG war ein Mikro, das ich mir mal völlig unvoreingenommen, rein aufgrund eines ausgiebigen Vergleichstest im Musikgeschäft gekauft hatte, Das dann aber nach kurzer Zeit erst einem Rode und dann dem Neumann KMS weichen musste. Auf den Mitschnitten im Proberaum viel neulich auf, dass das AKG Mikro im Gegensatz zu den anderen beiden Vocal Mikros relativ viel Einstreuungen aus dem Raum aufnimmt, obwohl es in keinem direkten Einstreubereich einer Monitorbox positioniert ist. Ich stehe mit dem Rücken zu einer Wand, die mit 5cm Schaumstoffplatten beklebt ist, und nutze anstatt einer Monitorbox Kopfhörer.
Da das Beyerdynamic von den Werten dem AKG sehr ähnlich ist – beide dynamisch, 600 Ohm – konnte ich die Mikros direkt umstecken, musste auch am Gain nichts anpassen, und die Klangregelung war eh fast linear. Somit ließ sich direkt ein guter Vergleich herstellen.
Eindruck: Etwas mehr Transparenz in den Höhen beim Beyerdynamic, dafür etwas weniger Druck im unteren Bereich gegenüber dem AKG. Soweit die Praxis. Vergleicht man die Frequenzkurven aus den Datenblättern, könnte man das mit den Bässen nachvollziehen, während das mit den Höhen eher nicht passt. Das AKG sollte bei 4kHz einen deutlichen Peak haben, beim Beyerdynamic eher ein leichter bei 5kHz, dafür deutlich bei 9-10kHz, auch wenn das Beyerdynamic nach 10kHz ziemlich steil abfällt, während das AKG noch locker bis 21kHz läuft (vgl. Kurven).
Aber Fazit bei diesem ersten Vergleich: Das V50 muss sich hinter dem wesentlich teureren AKG absolut nicht verstecken. Der Schalter arbeitet übrigens wie von Beyerdynamic versprochen knack- und geräuschfrei. Nebengeräusche durch Trittschall oder Berührung fallen mir nicht negativ auf, zumindest nicht mehr als bei anderen Mikros auch.
Und jetzt der Härtetest: Auf zum Liveeinsatz!
Nichts Besonderes, eine Hochzeitsmucke. Wir mischen uns üblicherweise direkt von der Bühne, wobei ich die Einstellungen des X32 am iPad selbst vornehme. Die Soundkontrolle läuft nach einem obligatorischen Linecheck über mein In-Ear, auf das ich das Mastersignal route. Meine angepassten Ultimate Ears Hörer sind so transparent, dass ich alles sehr differenziert höre. Aufgrund der langjährigen Erfahrung weiß ich, wie die Verhältnisse auf den Hörern sein müssen, damit es vorne passt. Keyboards etwas lauter, da sei als einziges Instrument neben dem Gesang keinen Direktschall von der Bühne liefern, was mir als Keyboarder natürlich zu Gute kommt.
Leider gab’s beim Soundcheck ein Zeitproblem, so dass ich das Mikro erst einmal nicht aufbaute, sondern wie gewohnt mein Neumann am Start hatte. Nach dem ersten Set dann die Pause genutzt, Phantompower aus, Neumann abgezogen, Beyerdynamik ran. Erste Erkenntnis: Das Teil hat reichlich Output, ich muss erst einmal den Gain etwas zurücknehmen. Das Neumann fahre ich ziemlich linear, lediglich eine Bassabsenkung über den Hochpassfilter bei ca. 100Hz. Und was soll ich sagen, das Beyer klingt gut. Ich merke erst einmal kaum einen Unterschied. Gut, ich muss ein bisschen mehr Gas geben beim Singen, aber an der Klangregelung muss ich erst einmal nichts verbiegen. Wenn jemand Leadgesang übernimmt, bekommt er von mir üblicherweise temporär 5dB mehr auf dem Fader. Dem Beyer 5dB mehr auf dem Fader und ab geht’s. Das Teil hat Power, klingt plötzlich sehr präsent. Auch meine Kollegen sind überrascht, vor allem, als ich ihnen erkläre, dass es sich um ein dynamisches Mikro handelt, welches neben dem SM58 unseres Bassisten preislich das günstigste Mikro auf der Bühne ist.
Leider konnte ich unsere Sängerin nicht überreden, das Beyer mal testweise zu benutzen. Irgendwer hatte ihr gesteckt, das sei ein dynamisches und da müsse sie lauter reinsingen, womit ich schon verloren hatte. Ich kann auch keine wirkliche Aussage zur Rückkopplungsempfindlichkeit sagen, da ich auf der Bühne keine Monitorbox habe, sondern in-ear fahre, und auch im Proberaum mit Kopfhörer spiele und keinem Direktschall eines Lautsprechers ausgesetzt bin.
Fazit: Für mein Empfinden ein absolut hochwertiges Gesangs-Mikro, sowohl was die Verarbeitung angeht, als auch den Klang, den man kaum mit einem Equalizer verbiegen muss. Ich würde die Version ohne Schalter bevorzugen, auch wenn man den Schalter mit einer kleinen Schraube gegen versehentliches Ausschalten des Mikros sichern kann. Wer für schlankes Geld ein gutes Vocal-Mikro für den Livebetrieb benötigt, dem würde ich nach diesem Test dieses Mikro als erste Wahl empfehlen.
Sie bieten zumindest das 50 und 35er auch als Set incl. Stativ und Kabel als günstiges Einsteiger-Paket an, und hier hab ich das Set mit dem TG-V50 zugeschickt bekommen.
Vorweg, TG steht für Touring Gear, also für den Liveeinsatz konzipiert. Die Produktreihe mit dynamischen Mikrofonen beginnt beim TG V35d für 44EUR und endet beim TG70/71d mit 179EUR, hat darüberhinaus aber auch noch ein paar kostspieligere Kondenser, sogar mit dem TG V90r ein Bändchen mit Nierencharakteristik (wusste gar nicht, dass es so etwas gibt). Die Modelle kann man gut daran unterscheiden, dass die dynamischen ein ‚d‘ in der Typbezeichnung haben, die Kondenser ein ‚c‘ und das Bändchen ein ‚r‘ für ribbon. Das V steht – wie man sich denken kann - für Vocal, und ist noch ein ‚s‘ dabei, wie bei meinem Testmodell, ist es mit einem Schalter ausgestattet. Die meisten Modelle dieser Reihe gibt es wahlweise mit Schalter.
Aber zurück zu unserem Testmodell. Dem Einsteigermodell TG V35d sagt man bereits nach, dass es qualitativ besser abschneidet als der Klassiker SM58. Also war ich bei dem Mittelklasse-Modell dieser Serie, dem TG V50d, das mir für dieses Test zur Verfügung gestellt wurde, schon einmal sehr gespannt. Es soll laut Thomann der Nachfolger des TG-X 48/58 sein, das ich zugegebenerweise nicht kenne, also keinen direkten Vergleich ziehen kann.
Ich selbst nutze auf der Bühne fast ausschließlich nur noch ein Neumann KMS 105. Das ist jetzt für einen direkten Vergleich vielleicht ein bisschen gemein. Wir werden sehen. Mein eigentliches Opfer für einen Live-Test soll aber unsere Sängerin werden, die mit einem Sennheiser E865 nicht so gut klar kommt und unserer Meinung durchaus mal ein dynamisches Mikro probieren sollte, auch wenn das bedeutet, dass sie dann mehr Gas geben muss.
Starten wir dann mal mit dem, was Beyerdynamic da als Set anbietet:
Neben dem Mikrofon, das mit Tasche und Klemme kommt, gehört noch ein K&M Stativ zum Set. Ich würde mal behaupten, es handelt sich um das 27105, also wenigstens schon mal nicht das ganz billige 25400. Das ist schon ganz ok.
Desweiteren ist noch ein 5m XLR Kabel dabei, was in der Länge in den meisten Fällen wohl ausreichen wird, vorausgesetzt, das Mikro wird auf einem Stativ betrieben.
Zum Stativ muss man nicht viel sagen, aber bei der Klemme musste erst einmal Hand bzw. Werkzeug angelegt werden, um die Schraube nachzuziehen. Ist halt auch kein leichtes Mikro!
Dafür hat die Klemme innen eine Verschraubung für das Stativ, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Es kann ohne Adapter entweder auf ein 3/8 oder 5/8 Gewinde geschraubt werden. Cool!
Beim Mikro ist meine erste Reaktion als ich es in der Hand habe: Wow, schwer! Liegt aber gut, fühlt sich ordentlich an, alles andere als billig. Metallgehäuse , stabiler Korb, ein Schalter, der sich richtig gut anfühlt, obwohl ich bei Mikros, gerade im Livebetrieb gerne auf Schalter verzichte. Also Verarbeitungstechnisch schon mal 1a. Da wackelt nichts, weder der Korbes, noch der Schalter, noch die Anschlussbuchse. Dies Mikro würde sicher auch einen harten Einsatz beim Verleiher mitmachen.
Erster Einsatz des Mikros war im Proberaum. Dort verwende ich ein AKG 3800, das für diese Verwendung völlig ausreichend ist. Das AKG war ein Mikro, das ich mir mal völlig unvoreingenommen, rein aufgrund eines ausgiebigen Vergleichstest im Musikgeschäft gekauft hatte, Das dann aber nach kurzer Zeit erst einem Rode und dann dem Neumann KMS weichen musste. Auf den Mitschnitten im Proberaum viel neulich auf, dass das AKG Mikro im Gegensatz zu den anderen beiden Vocal Mikros relativ viel Einstreuungen aus dem Raum aufnimmt, obwohl es in keinem direkten Einstreubereich einer Monitorbox positioniert ist. Ich stehe mit dem Rücken zu einer Wand, die mit 5cm Schaumstoffplatten beklebt ist, und nutze anstatt einer Monitorbox Kopfhörer.
Da das Beyerdynamic von den Werten dem AKG sehr ähnlich ist – beide dynamisch, 600 Ohm – konnte ich die Mikros direkt umstecken, musste auch am Gain nichts anpassen, und die Klangregelung war eh fast linear. Somit ließ sich direkt ein guter Vergleich herstellen.
Eindruck: Etwas mehr Transparenz in den Höhen beim Beyerdynamic, dafür etwas weniger Druck im unteren Bereich gegenüber dem AKG. Soweit die Praxis. Vergleicht man die Frequenzkurven aus den Datenblättern, könnte man das mit den Bässen nachvollziehen, während das mit den Höhen eher nicht passt. Das AKG sollte bei 4kHz einen deutlichen Peak haben, beim Beyerdynamic eher ein leichter bei 5kHz, dafür deutlich bei 9-10kHz, auch wenn das Beyerdynamic nach 10kHz ziemlich steil abfällt, während das AKG noch locker bis 21kHz läuft (vgl. Kurven).
Aber Fazit bei diesem ersten Vergleich: Das V50 muss sich hinter dem wesentlich teureren AKG absolut nicht verstecken. Der Schalter arbeitet übrigens wie von Beyerdynamic versprochen knack- und geräuschfrei. Nebengeräusche durch Trittschall oder Berührung fallen mir nicht negativ auf, zumindest nicht mehr als bei anderen Mikros auch.
Und jetzt der Härtetest: Auf zum Liveeinsatz!
Nichts Besonderes, eine Hochzeitsmucke. Wir mischen uns üblicherweise direkt von der Bühne, wobei ich die Einstellungen des X32 am iPad selbst vornehme. Die Soundkontrolle läuft nach einem obligatorischen Linecheck über mein In-Ear, auf das ich das Mastersignal route. Meine angepassten Ultimate Ears Hörer sind so transparent, dass ich alles sehr differenziert höre. Aufgrund der langjährigen Erfahrung weiß ich, wie die Verhältnisse auf den Hörern sein müssen, damit es vorne passt. Keyboards etwas lauter, da sei als einziges Instrument neben dem Gesang keinen Direktschall von der Bühne liefern, was mir als Keyboarder natürlich zu Gute kommt.
Leider gab’s beim Soundcheck ein Zeitproblem, so dass ich das Mikro erst einmal nicht aufbaute, sondern wie gewohnt mein Neumann am Start hatte. Nach dem ersten Set dann die Pause genutzt, Phantompower aus, Neumann abgezogen, Beyerdynamik ran. Erste Erkenntnis: Das Teil hat reichlich Output, ich muss erst einmal den Gain etwas zurücknehmen. Das Neumann fahre ich ziemlich linear, lediglich eine Bassabsenkung über den Hochpassfilter bei ca. 100Hz. Und was soll ich sagen, das Beyer klingt gut. Ich merke erst einmal kaum einen Unterschied. Gut, ich muss ein bisschen mehr Gas geben beim Singen, aber an der Klangregelung muss ich erst einmal nichts verbiegen. Wenn jemand Leadgesang übernimmt, bekommt er von mir üblicherweise temporär 5dB mehr auf dem Fader. Dem Beyer 5dB mehr auf dem Fader und ab geht’s. Das Teil hat Power, klingt plötzlich sehr präsent. Auch meine Kollegen sind überrascht, vor allem, als ich ihnen erkläre, dass es sich um ein dynamisches Mikro handelt, welches neben dem SM58 unseres Bassisten preislich das günstigste Mikro auf der Bühne ist.
Leider konnte ich unsere Sängerin nicht überreden, das Beyer mal testweise zu benutzen. Irgendwer hatte ihr gesteckt, das sei ein dynamisches und da müsse sie lauter reinsingen, womit ich schon verloren hatte. Ich kann auch keine wirkliche Aussage zur Rückkopplungsempfindlichkeit sagen, da ich auf der Bühne keine Monitorbox habe, sondern in-ear fahre, und auch im Proberaum mit Kopfhörer spiele und keinem Direktschall eines Lautsprechers ausgesetzt bin.
Fazit: Für mein Empfinden ein absolut hochwertiges Gesangs-Mikro, sowohl was die Verarbeitung angeht, als auch den Klang, den man kaum mit einem Equalizer verbiegen muss. Ich würde die Version ohne Schalter bevorzugen, auch wenn man den Schalter mit einer kleinen Schraube gegen versehentliches Ausschalten des Mikros sichern kann. Wer für schlankes Geld ein gutes Vocal-Mikro für den Livebetrieb benötigt, dem würde ich nach diesem Test dieses Mikro als erste Wahl empfehlen.
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