Hi,
ich darf mich an der Stelle mal kurz einklinken. Die Auswahl an Duncans in dem Video ist für solche Zwecke wie bei Dir schon sehr gut zusammengestellt, wie ich finde. Vom Hot Stack Plus STK-S9B würde ich eher Abstand nehmen.
Der ist halt wirklich extrem mittig (ähnlich wie bei Dimarzio der Virtual Vintage Solo). Ich hatte sowohl diesen als auch den SD den Vorgänger Hot Stack Bridge in meiner Rockinger, und wurde damit nicht warm. Meine Musikrichtung entspricht dabei ziemlich genau Deiner. Für maximales Gain und Singsang bei Soli geht das in Ordnung, aber die Mitten fand ich so übermächtig, dass die strattypischen Höhen und auch die Bässe etwas untergingen. Rhythmussounds mit Palmmutes sind mMn nicht die Stärke dieser PUs. Sie werden dann zwar nicht direkt matschig, aber mMn etwas stumpf und glanzlos.
Man neigt gerne dazu, bei einer solchen PU-Auswahl die Extreme zu nehmen, denn "mehr Gain kann ja nie schaden"... Du wirst dann aber auch keine wirklich ausgewogene Mischung mit Mittel- und HalsPU hinbekommen. Gerade den HalsPU der Strat spielt man ja gerne auch mal voll verzerrt, aber der klingt schnell undefiniert, wenn man die Mitten zu stark zurücknimmt. Und das macht man am Amp automatisch, wenn man einen sehr mittigen StegPU benutzt.
Umgekehrt spielst Du nach eigener Aussage schon einen stark mittenbetonten Ampsound, da wird so eine "Hupe" dann schnell nervig. Von daher bist Du bei Duncan mit dem STK-S6 besser bedient. Die Gitarre klingt beim Umschalten der PUs homogener und Du musst am Amp nicht nachregeln.
Ich persönlich bin ja -
@Reinhardt hats schon erwähnt - ein Fan der Dimarzios. Übrigens auch der Optik wegen, denn die Kappen gibts in verschiedenen Farbtönen (ich empfehle für Dich Aged White) und sie können bei Bedarf gewechselt werden (im Gegensatz zu den Duncans).
Nach langem Rumprobieren hat sich bei mir die Bestückung Area 61 DP416 - VirtuAl 2 Middle DP408 - Virtual Vintage Heavy Blues 2 DP409 ergeben. Der VirtuAl 2 Middle wird nicht mehr gebaut, aber wurde ersetzt durch den 54 Pro, der die gleiche Nummer DP408 trägt. Das macht Dimarzio eigentlich nur bei sehr großer klanglicher Ähnlichkeit (falls sie außer dem Namen überhaupt was geändert haben...). Jedenfalls empfinde ich das als sehr ausgewogenes und in sich homogenes Set, das von Clean bis HiGain alles sehr schön abdeckt. Mit homogen meine ich dabei, dass man eigentlich alle 5 Positionen mit dem gleichen Ampsound benutzen kann, ohne dass eine heraussticht und nachgeregelt werden müsste. Selbst der StegPU ist cleantauglich, was ich von VV Solo oder Hot Stack nicht sagen würde. Sowas würde ich am ehesten benutzen, wenn ich konsequent puristisch einen Einkanaler spielen und meinen PU-Wahlschalter quasi als "Kanalumschaltung" einsetzen würde. Ich selbst ändere meine Sounds halt lieber über Preamps und Effekte.
Der Area 61 ist recht Vintage-mäßig, aber hat etwas mehr Power als ein Standard-StratPU. Dem Duncan Classic Stack Plus (STK-S7) eigentlich recht ähnlich. Ich hatte da auch mal einen Dimarzio VV Blues drin, den ich vorher am Steg probiert hatte, aber der war mir dort zu schlank und am Hals eine Idee zu mittig-aggressiv. Falls Du den Fender Texas Special schätzt, kann der aber auch was für Dich sein. Für HiGain-Soli ist er eh toll, clean und angezerrt fehlte es mir persönlich ein bisschen am ganz tiefen Fundament und am klingelnden Glanz. Der Area 61 hat das eher, ohne deshalb bei viel Zerre dünn zu werden. Der Output ist sehr ähnlich wie beim VV Blues, aber ist etwas der elegantere Bruder. Die Unterschiede sind aber eher so, dass ich sie vom Grundton der Gitarre abhängig machen würde. Den 54 Pro würde ich zB auch am Hals einsetzen, wenn ich den glockigen 50ies Ton eines One-Piece-Maplenecks betonen wollte, und in einer Strat, die mir nicht genug Biss in den Hochmitten hat, vielleicht eher den VV Blues. In einer Band ist er einen Hauch durchsetzungsstärker.
Der VirtuAl2 MittelPU klingt einfach toll, auch alleine. Sehr schön für knopflereske Sachen, wenn man mit den Fingern spielt. Nicht zuletzt bietet er aber eine herrliche Zwischenposition Steg/Mitte, mit einem "Quack", wie man ihn selbst bei "richtigen" Vintage-SCs selten hört.
Der StegPU (Virtual Vintage Heavy Blues 2) ist das Ergebnis einer laaangen Suche, von Fender Noiseless und Dimarzio VV Blues über Duncan Hot Stack, Dimarzio Virtual Solo, Duncan JB jr., Artec Rails mit AlNiCo-Magnet (kam für mich einem großen HB bisher am nächsten, das war aber nicht das, was ich suchte) bis zum jetzigen Stand. Die ganz mittigen haben mMn nicht nur recht stumpfe Höhen, sondern oft auch keinen richtigen Bass mehr. Es wird durch die vielen Tiefmitten dann nicht direkt dünn beim Rhythmus, aber insgesamt "eng" im Klang, wenn Du verstehst, was ich meine. Der Dimarzio Heavy Blues 2 war mich der einzige dieserPUs, der genug Power und Mittendruck hat, ohne zu mittenlastig zu "nölen", für Solo und Rhythmus gut klingt und doch immer als Strat-PU erkennbar bleibt. Und mit etwas zurückgeregeltem Tonpoti an der Gitarre (ich würde den StegPU bei einer Strat
immer an eines anschließen) kann man mit dem Heavy Blues 2 sogar eine ganz taugliche HB-Imitation fahren. Umgekehrt kann ein Treble-Bleed am Volumepoti noch etwas schlankere Strat-Töne hervorbringen. Was ihm abgeht, ist dieser biestige "Ice-Pick"-Ton vieler Strat-BridgePUs, mit dem man als HB-gewohnter Gitarrist meist nur schwer umgehen kann.
Ein Vorteil der Dimarzios ist mMn die Verwendung von AlNiCo 2-Magneten. Diese haben wesentlich weniger magnetische Anziehungskraft (die bei PUs übrigens keineswegs dem Output entspricht) auf die Saiten als die bei Duncan verwendeten AlNio 5. Dadurch kann man sie vor allem in der Halsposition näher an die Saiten schrauben, ohne die bekannte "Stratitis" (unreine Töne auf den oberen Bünden) zu provozieren.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass nach meiner Erfahrung für rockige Stratsounds ohne absoluten Vintage-Anspruch ein PU-Set mit mittlerer bis gehobener Ausgangsleistung am besten taugt. Obwohl ich gelegentlich mal Alternativen probiert habe, bin ich im Ergebnis schon seit Jahren bei diesem Set geblieben, was bei mir eine ziemliche Ausnahme darstellt
.
Man muss das Spielen auf einer Strat bis zu einem gewissen Grad neu lernen. Die hat einfach einen anderen "Druckpunkt" als Deine HB-Gitarren. Sie verzeiht weniger, weil man jede Variation im Anschlag und jede Unsauberkeit beim Greifen stärker hört, aber sie bringt einen gerade damit auch weiter, wenn man sich drauf einlässt. Meine PU-Zusammenstellung wird mancher Nur-Strat-Spieler wohl schon als zu undynamisch und weich abtun. Ich finde halt, sie macht es etwas einfacher, weil sie eine maximale Bandbreite an schönen Stratsounds ermöglicht, ohne dass man mit Brummen, Fiepen und einer kaum zu berrschenden Dynamik kämpfen muss. Und nicht zuletzt klingen die Teile auch mit einem .009 -.046 Hybrid-Satz (zu den dickeren Basssaiten würde ich auf jeden Fall raten) nicht dünn und plärrig.
Ach ja: ich habe immer mal über einen Coil Split nachgedacht, und ich bin ja ein Bastler und Fan von passiven Schaltungen. Bei meiner Strat habe ich das bisher dennoch noch nicht umgesetzt - das heißt wohl, dass ich nichts vermisse. Vielleicht probiere ich es jetzt aus Neugier einfach mal und berichte dann wieder im Board.
Gruß, bagotrix