Akai EWI 5000 - Review
Kaufentscheidung
Nachdem ich einige Zeit gehadert habe, ob ich überhaupt einen Blaswandler kaufen soll, nenne ich nun ein AKAI EWI 5000 mein Eigen. Eigentlich sollte es - wenn überhaupt - die deutlich preisgünstigere Variante AKAI EWI USB werden. Zu guter Letzt hat die Möglichkeit, ohne weitere Hardware mittels Kopfhörer üben zu können und ansonsten per Funk das fertige Signal direkt zum Mischpult übertragen zu können, den Ausschlag gegeben. Ich hatte auch ein EWI 4000 in Betracht gezogen - das bekommt man allerdings nur noch gebraucht. Einen gebrauchten Blaswandler wollte ich aber nicht ganz so gern haben. Aus diesem Grunde habe ich diesmal auch die angebotene B-Ware ausgeschlagen.Akai EWI 5000 wireless
Kurz zu mir: ich bin eigentlich Drummer. Aber ich habe mich immer schon auch mit allen möglichen anderen Musikinstrumenten auseinandergesetzt. Zwar kann ich nichts richtig ;-) , dafür alles aber ein kleines bisschen. Naja, trommeln ist schon okay, denke ich... Jedenfalls besitze ich neben einem E-Drum und dem konventionellen Schlagzeug eine E-Gitarre, einen E-Bass, zwei Keyboards, ein Saxofon, eine Querflöte und auch eine Klarinette. Die Gitarre und der Bass sind neben den Schlagzeugen sicher okay, der Rest ist eher Billigkram von geringer Qualität. Dementsprechend spricht die Querflöte sehr schlecht an und mit der Klarinette komme ich auch nicht so richtig zurecht. Das Saxofon tut es für meine Zwecke ausreichend gut, aber leider ist das so laut, dass ich mich nur selten wage, damit zu üben. Und hier kommt jetzt das EWI in's Spiel! Hauptsächlich verspreche ich mir von dem Blaswandler, dass ich mein Saxofon-Spiel damit verbessern kann... Damit ist aber auch klar: ich bin kein Blasinstrument-Fachmann und kann nicht auf jahrelange Blasinstrument-Erfahrung zurückblicken.
Die nicht immer positive Erfahrung mit einem meiner beiden Keyboards hat schließlich dazu beigetragen, dass die Kaufentscheidung für das EWI 5000 und gegen das EWI USB fiel. Es ist ein MIDI-Keyboard ohne eigene Tonerzeugung. Man muss es also z.B. an den Computer anschließen, und der macht dann die Töne. Das klingt ganz gut, ist aber doch oft ein zu großer Aufwand. Aus den Notebooklautsprechern kommen z.B. die Töne in schlechter Qualität heraus - man müsste also auch einen Verstärker oder die Stereoanlage anschließen. Dann hat man in meinem Fall aber mit Störungen durch den Netztransformator zu kämpfen. Und das Thema Latenz begleitet einen auch ständig. Und manchmal gibt es auch "hängende Noten", die erst durch einen MIDI-Reset wieder ruhig zu stellen sind. Das kann einem nicht passieren, wenn die Tonerzeugung schon im Gerät, also im Fall des EWI im EWI 5000 selbst stattfindet. Beim EWI USB wäre es ja nicht anders als beim MIDI-Keyboard.
Ihr hört sicher schon 'raus: das EWI ist erstmal für den Gebrauch zu Hause angeschafft. Zwar spiele ich in einer Band, aber da ich dort trommele, ist der gleichzeitige Einsatz des EWI eher schwierig. Aber vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit für ein Intro oder sowas... (Das EWI an's Mischpult anschließen und mal hören, wie es klingt, will ich schon noch. Im Moment fallen die Proben aber krankheitsbedingt aus, so dass das etwas warten muss.)
Ausstattung
Trotz des - wie ich finde - nicht gerade niedrigen Preises kommt das EWI 5000 ohne Koffer daher. Es wird in einem Karton ausgeliefert, in dem der Blaswandler zwar gut und sicher verpackt ist und in den man ihn auch ohne Weiteres weiterhin verstauen kann. Aber es ist halt ein Karton und kein Koffer. Mitgeliefert wird außerdem ein Trageriemen, ein Funkempfänger, ein USB-Kabel, ein USB-Netzteil und ein Reinigungstuch. USB-Kabel und Netzteil sind nur einfach vorhanden, werden aber im Prinzip zweimal benötigt - wenn auch nicht zwangsläufig gleichzeitig. So dient das Kabel einerseits der Verbindung des EWI mit dem PC, andererseits auch der Aufladung des eingebauten Akkus. Aber auch die Stromversorgung des Funkempfängers läuft über ein USB-Kabel.Weiterhin ist im Lieferumfang eine Kurzanleitung enthalten sowie eine Übersicht der vorhandenen Presets (Ein DIN A 5-Blättchen.) Die ausführliche Anleitung muss man im Internet downloaden, ebenso wie die Software zur Veränderung der Presets und Einstellungen im EWI.
Erster Eindruck und vorbereitende Arbeit
Bis zum Moment des Auspackens kannte ich das Gerät nur von Fotos und Videos im Internet. Teilweise kam es bei Beschreibungen der Käufer schlecht weg: es würde eher aussehen wie ein Spielzeug und nicht wie ein Musikinstrument, wurde zum Beispiel mal gesagt. Ich kann das nicht bestätigen: mir gefällt das Aussehen des EWIs gut. Und es machte auch gleich auf mich einen guten Eindruck. Es fühlt sich nicht "billig" oder "minderwertig" an. Und ich glaube, da steckt schon ganz viel Erfahrung aus den Vormodellen drin.Bevor es losgehen kann, muss zunächst noch der mitgelieferte Akku eingesetzt werden. Dazu muss der Batteriedeckel vermittels Schraubendreher entfernt und hinterher wieder angebracht werden. Aber das ist ja nur ein einmaliger Vorgang - sofern der Akku nie den Geist aufgibt.
Bespielbarkeit, Bedienung
Meine größte Sorge beim Kauf aus dem Onlinehandel - ohne je ein EWI selbst in der Hand gehalten zu haben - war, dass die berührungsempfindlichen und daher starren "Klappen"-Tasten schlecht zu bedienen sein würden. Anders als beim Saxofon oder der Querflöte müssen die Finger ja ihre Position verlassen, wenn eine "Klappe" offen sein soll. Wird der Finger sicher die Stelle finden, wo er hingehört? Wird diese Art der Bedienung zu zu großen Fingerbewegungen führen, was das Timing verschlechtert oder ähnliches? Doch ich muss sagen: das klappt gut! Kein Problem!Einzig eine Sache ist mir jetzt schon zweimal passiert: bei zu trockener Haut wird unter Umständen eine Berührung nicht richtig erkannt. Das wird auch in der Bedienungsanleitung thematisiert inklusive Lösungsvorschlag (nicht fettende Handcreme). Es betrifft bei mir zuallererst den Oktavroller, der nicht mehr richtig erkannt wird. Vielleicht lässt sich das durch eine Kalibrierung verbessern - das habe ich noch nicht ausprobiert.
Naturgemäß sitzen nicht alle "Klappen" da, wo sie beim Saxofon oder bei der Querflöte wären. Es ist halt ein Blaswandler, der universell einsetzbar ist, und so muss man sich hier und da ein wenig umstellen. Das erscheint mir aber als geringes Problem. Sechs verschiedene Fingersätze sind einstellbar.
Auch das Hineinblasen ist anders als z.B. beim Saxofon. Man nimmt das Silikon-Mundstück in den Mund und belässt die Lippen in der Position vor den Zähnen. Man legt also die Unterlippe nicht, wie beim traditionellen Saxofonspiel, über die Schneidezähne. Ein wesentlicher Unterschied ist nun, dass nur sehr wenig Luft durch den Blaswandler geleitet wird. Daher soll man einen Großteil der Ausatemluft links und rechts am Mundstück vorbei ausatmen. Als ich das zuerst gelesen hatte, ohne es selbst ausprobieren zu können, habe ich es mir auch sehr gewöhnungsbedürftig vorgestellt. Und in der Tat habe ich mich auch noch nicht richtig daran gewöhnt, aber es funktioniert. Ich neige allerdings beim Spielen mit dem Kopfhörer dazu, nur leicht in das EWI zu blasen und dabei die Lippen um das Mundstück zu schließen. So hat man zwar einen langen Atem, aber keine vernünftige Atmung. Das muss ich noch verbessern.
Einige Dinge sind ähnlich einem natürlichen Blasinstrument. Man kann z.B. mit der Zunge das Mundstück verschließen oder durch Kieferbewegung einen Vibratoeffekt erzeugen. Dieser wird allerdings über die Zähne realisiert: man beißt periodisch leicht auf das Mundstück. Abhängig vom Blasdruck verändert sich die Lautstärke und auch der Klang - zumindest bei den EWI-eigenen Sounds. Bei Ansteuerung eines externen Klangerzeugers per MIDI hängt das von den entsprechenden MIDI-Einstellungen und Möglichkeiten des Klangerzeugers ab.
Was aber nicht funktioniert, ist z.B. "Growling". Es wird lediglich der Blasdruck erfasst, eine im Luftstrom enthaltene Schwingung spielt keine Rolle. Überblasen durch Erhöhen des Blasdrucks oder der Lippenspannung ist ebenfalls nicht möglich. Auch das "Benden" von Tönen durch verändern der Lippenspannung ist nicht möglich. Hier muss ein Umweg über den rechten Daumen genommen werden! Anders als beim Saxofon ruht dieser nicht unterhalb einer Stütze, sondern lediglich auf einer weiteren Erdungsplatte. Oberhalb und unterhalb davon gibt es jeweils ein "Pitch-Bend-Plate". Verschiebt man den Daumen dorthin, wird der Ton ein wenig erhöht oder erniedrigt. Um wie viel das geschieht, ist zum Einen abhängig davon, wie weit der Daumen sich bewegt, und kann andererseits auch in den Settings konfiguriert werden. Mir war das Pitch-Bend bei der Voreinstellung zu viel - ich habe die Konfigurationswerte halbiert. Außerdem muss man am Anfang auch darauf achten, dass man nicht versehentlich den Ton anhebt, weil man es gewohnt ist, dass der Daumen das Instrument stützt und so beim EWI auf dem Pitch-Bend-Up-Plate zu ruhen kommt.
Was mir im Moment auch noch recht häufig passiert: ich rutsche mit dem linken Daumen zu weit nach rechts. Der linke Daumen muss gleichzeitig auf einer "Erdungsplatte" und zwischen zwei der Oktavrollen liegen. Nur dann wird beim Hineinblasen ein Ton ausgegeben. Die Erdungsplatte verläuft links neben den acht Oktavrollen als schmaler Metallstreifen. Einen weiteren solchen Streifen gibt es auch auf der rechten Seite neben den Oktavrollen. Hierbei handelt es sich um die "Gleitplatte". Darauf landet mein Daumen oft versehentlich, und das bedeutet, dass die Portamento-Funktion aktiviert ist. Töne werden dann kontinuierlich in ihrer Frequenz von einem zum anderen Ton verändert, es gibt also keinen harten Übergang. Das möchte man nicht ungewollt auslösen. Für den Fall, dass man die Funktion gar nicht braucht, kann man sie aber auch deaktivieren.
Anders als z.B. beim Saxofon gibt es nicht etwa nur eine "Oktavklappe", sondern, wie oben erwähnt, eine Anzahl Oktavroller. Zwei davon sind geriffelt ausgebildet, so dass man die "Normalposition" erfühlen kann. Zwischen diesen beiden Rollen ruht der linke Daumen im Normalfall. Von hier aus kann es zwei Positionen nach unten und vier Positionen nach oben gehen, so dass einem insgesamt 7 Oktaven zur Verfügung stehen.
Mit der Innenseite des rechten Zeigefingers lässt sich ein beleuchteter Hold-Taster bedienen. Abhängig von der gewählten Preset-Bank leuchtet er im aktivierten Zustand übrigens entweder rot oder grün. Im Hold-Modus wird die erste Note einer Phrase gehalten, während die weiteren Noten gespielt werden. Ein weiterer Druck auf den Hold-Taster schaltet diesen Modus wieder aus. Mit der Innenseite des rechten Mittelfingers kann man einen weiteren beleuchteten Schalter bedienen. Dieser schaltet die Intervall-Funktion ein oder aus. Standardmäßig wird dann ein um eine Oktave tieferer Ton gleichzeitig ausgegeben. Das verwendete Intervall ist konfigurierbar.
Weiterhin gibt es eine recht ungewönliche "Taste" auf der Unterseite: die Schraube der oberen Pitch-Bend-Platte ist ebenfalls ein Sensor. Berührt man diese, so wird das aktuell eingestellte Preset im Display angezeigt. Drückt man gleichzeitig die Hold- oder Intervall-Taste, so kann man durch die Presets blättern. Außerdem ist es möglich, einen Schnellzugriff auf favorisierte Presets einzurichten. Um diese abzurufen, berührt man die Schraube und eine "Notenklappe". Jetzt bläst man noch kurz in's Mundstück, und das auf dieser Note abgelegte Preset ist aktiviert.
Für die Presets gibt es zwei Bänke: die Preset-Bank und die Benutzer-Bank. Zunächst sind beide Bänke völlig identisch belegt. Vorgenommene Änderungen wirken sich immer nur auf die Benutzerbank aus. Man behält also die Originalpresets in jedem Fall, und hat darüber hinaus noch einmal so viele Klänge mit eigenen Modifikationen zur Verfügung.
Klang
Bei der Tonerzeugung kann beim EWI naturgemäß nichts schiefgehen, da digital erzeugt. Hier gibt es keinen unsauberen Ansatz oder dergleichen. Einige der eingebauten Klänge begeistern mich mit ihren Besonderheiten und "Verzierungen", andere erscheinen mir dafür auch langweilig und synthetisch. Einstellungen wie Hall usw. gehören zum jeweiligen Preset und werden nicht generell für das EWI eingestellt. Die standardmäßig eingestellten Werte sind schon sehr gut - ich sehe erstmal gar keine Notwendigkeit für eigene Benutzerpresets.Die Presets 00 bis 48 liefern Klänge klassischer Blasinstrumente, wobei auch schöne Blechblasklänge dabei sind. Man spielt dann zwar weiterhin im Fingersatz z.B. eines Saxofons, aber es klingt beispielsweise wie eine Trompete. Von Preset 46 bis 99 kommen dann synthetische Klänge, von denen ich eigentlich dachte, ich hätte sie "über". "Brauche ich nicht", dachte ich. Aber wo sie halt da sind, probiert man sie auch aus, und ich muss sagen: auch schön! Man kann so auf seinem Blasinstrument z.B. Rock-Orgel oder Synthesizer spielen. Vieler dieser Klänge hören sich wirklich hervorragend an!
Beim Saxofon gefallen mir die ersten beiden Presets 00 und 01 für "Alto Sax" nicht so besonders. Ich habe mich derzeit auf Preset 31, "Soft Alto Sax", eingeschossen. Das könnte auch besser sein, geht aber halbwegs. Die Flötenklänge gefallen mir recht gut. Auch die "Muted"-Klänge für Trompete und Brass Section sind nicht schlecht.
Anschlüsse und kabellose Funktion
Am EWI selbst gibt es einen Kopfhöreranschluss an der Unterseite. Beim Spielen im Sitzen kommt es immer wieder mal vor, dass ich mit dem eingestecktem 3,5mm-Klinkenstecker meine Oberschenkel berühre. Ich weiß nicht, ob es am Kopfhörer liegt, aber es gibt dabei oft Störgeräusche im Kopfhörer und ich glaube, dass das auf Dauer nicht gut für die Kopfhörerbuchse ist. Am Ende des EWI gibt es einen USB-Anschluß, der zum Aufladen, für's Programmieren und für MIDI-Datenübertragung genutzt werden kann. Außerdem gibt es auch einen 5-pol-MIDI-Anschluß auf der Unterseite und eine Stereo-Line-Out-Buchse .Der Funkempfänger hat einen USB-Anschluß für die Stromversorgung und einen Stereo-Audioausgang in Form zweier 6,3mm-Mono-Klinkenbuchsen. Gefunkt wird auf 2,4 GHz und somit anmeldefrei. Die verwendete Frequenz kann dabei nicht eingestellt werden.
Wird der Funksender im EWI nicht benötigt, kann man ihn per Schiebeschalter ausschalten und so den Akku schonen. Die Akkulaufzeit wird übrigens mit 6 Stunden angegeben. Ich habe es zwar nicht exakt ausgemessen, aber ich kann bestätigen, dass der Akku ausreichend lange hält. Außerdem kann man sich den Ladezustand auf dem Display fein aufgelöst anzeigen lassen, so dass man nicht plötzlich von einem leeren Akku überrascht wird.
Transponierende Instrumente
Zunächst war ich irgendwie auf dem falschen Dampfer. Ich hatte erwartet, durch Einstellung des Fingersatzes auf Saxofon auch automatisch beim Alt-Saxofon ein klingendes Es beim Greifen eines C zu bekommen. Das kam aber nicht. Es kam ein C. Also habe ich die Stimmung des Instruments entsprechend verstellt. Das hat zunächst auch geklappt, weil man das in weitem Rahmen machen kann. Dann aber die Überraschung: bei Wiedergabe per MIDI klang es auf einmal komplett anders als im Kopfhörer! Klar, die übertragenen Noten waren immer noch die gleichen, also in diesem Fall ein C! Ich hätte also nicht die Stimmung des eingebauten Klangmoduls ändern, sondern einfach die Transpose-Funktion nutzen müssen. Dafür gibt es eine eigene Taste auf der Unterseite, mit der man die Funktion ein- und ausschalten kann. Auch hier muss natürlich zuvor festgelegt werden, um welches Intervall transponiert werden soll.Unerwähntes
Es gibt eine ganze Menge, das noch unerwähnt geblieben ist. Aber auch so ist das Review ja schon mächtig groß geworden. Wer alles noch genauer wissen will, kann auf der AKAIPRO-Internetseite das englischsprachige Handbuch herunterladen.Fazit
Ich habe das EWI gekauft mit dem Hintergedanken, bei Nichtgefallen von der Moneyback-Option Gebrauch zu machen. Sehr schnell war mir aber klar: das Teil will ich behalten! Es macht mir viel Spaß, damit zu spielen. Die Bedienelemente sind gut durchdacht, die Funktionen prima. Klare Kaufempfehlung von mir!- Eigenschaft
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