[Gitarre] Ibanez RG927/827 Red Desert

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Vorgeschichte:

Vor circa zwei Jahren kaufte ich mir im schönen Münster eine Jackson Fusion Plus, da ich endlich mal eine Power-Strat mit 24 Bünden haben und eine andere Welt als meine Les Paul kennen lernen wollte. Diese spielte ich seit 5 Jahren und habe alle erdenklichen Techniken darauf gelernt, selbst wenn man quasi nicht komfortabel an die Bünde 17 aufwärts gelangt. Alle möglichen Legato, Sweeps oder Tapping Licks habe ich versucht (und gelernt *g*), da ich es auch nicht anders kannte und diese Gitarre einfach astrein klingt und die emotionale Verbindung sehr stark ist.
Daher rührte dann aber doch der Wunsch nach einer alternativen Gitarre mit 24 Bünden. Durch Zufall kam ich an die Jackson. Durch damaliges Nichtwissen, dass diese Gitarre aber auch eine 24,75“ Mensur hat, habe ich für meinen modernen Spielstil und tiefere Tunings erneut Probleme bekommen. Der Saitenzug ist dann doch Les Paul typisch lascher und etwas bouncy. Auch mit verschiedenen Saitenstärken war ich nie richtig glücklich...die 24 Bünde, den schlanken Hals und das Floyd dagegen, möchte ich nicht mehr missen. Aber wie bei der Les Paul fehlte mir etwas Attack und ein direkteres Spielgefühl.
Erneut konnte ich per Zufall meine Jackson gegen die RG927/827 (identisch, bis auf die PUs von Werk, nur die 827 war für Europa, die 927 für den Rest der Welt gedacht) aus der Premium Reihe tauschen. Der Tausch lief persönlich vor Ort in Hannover ab und beide Seiten waren auf Anhieb zufrieden mit ihren Instrumenten.

Vorab die Specs:
- Korpus: Quilted Ahorn / amerikanische Linde
- Hals: Ahorn/Walnuss, Wizard 7 Halsprofil, 5-teilig
- Mensur: 25,5"
- Griffbrett: Palisander
- Bünde: Jumbo mit Premium Fret Edge Treatment
- Inlays: Off-set Dots
- Steg: Edge-Zero II -7 bridge w/ZPS3Fe
- Tonabnehmer Hals: Bare Knuckle Holy Diver A5
- Tonabnehmer Steg: Bare Knuckle Holy Diver A5
- Hardware Farbe: Cosmo Black
- Inklusive: Ibanez Premium Softcase und Multitool

Wie ihr schon seht hat die 927 BKP Holy Diver verbaut und nicht mehr die Stock PUs. Darauf war ich besonders gespannt. Ich hatte in meiner Les Paul mal einen Painkiller (Review ebenfalls im Board vorhanden) und fand den für Metal unheimlich gut, aber etwas zu einseitig und deswegen habe ich in wieder abgegeben. Dennoch bin ich von den BKP PUs begeistert. Aber zurück zur Ibanez…

Verarbeitung:
Als Vergleich habe ich zwei RG550 und kann sagen, dass ich in der Verarbeitung keinen Unterschied zwischen den Japanischen und der Indonesischen Ibanez erkennen kann. Im Vergleich zur Jackson, die ein wirklich unheimlich schönen 3D Effekt der Maserung der Sumpfesche aufwies, wirkt das Quilted Maple der Ibanez (Ahorn Decke mit QM Funier) sehr unplastisch. Dennoch handelt es sich um eine 5-6mm dicke Ahorn Decke, die dann nur optisch mit dem Funier aufgewertet wurde. Die Farbe dagegen ist spitze, auch der Matching Headstock. Nur der 3D Effekt kommt überhaupt nicht zustande, wie ich es von der Jackson her kenne.
Am Binding, welches durch das Ahorn natürlich gehalten wurde, der Verarbeitung des Halses und dessen natürliches Ahorn Binding (perfekt), sowie der analog gestalteten Kopfplatte kann ich nur klitzekleine Fehler erkennen (kleiner Lacktropfer auf der Kopfplatte über dem Rand). Sehr sauber und gleichmäßig, keine Abweichungen irgendwelcher Art. Die Hardware ist ebenfalls sauber eingesetzt und kein Poti wackelt oder eine Mechanik macht einen schlechten Eindruck. Das Edge Zero arbeitet stimmstabil und auch hier kann ich nichts Negatives feststellen. Allerdings mag ich den Trem Arm des Edge lieber als den des Edge Zero. Der Hals hat ein mattes Finish und man fühlt schön das Holz, aber gänzlich unbehandelt ist er nicht. Die Kopfplatte dagegen wurde mit Klarlack auf Hochglanz gebürstet. Hier sieht man auf der Rückseite richtig die harte und gerade Grenze zwischen lackiert und matt.
Damit ich beim Schreiben nicht etwas vergesse, füge ich noch ein paar Fotos an, wo ihr selbst seht, ob es Mängel gibt oder nicht.

Der Vorbesitzer hatte aber auch eine perfektionistische Ansicht von Gitarren und das merkt man, denn er hat ein Sahnestück ausgewählt.
Anmerken möchte ich, dass die 927 auch noch die KTS Titanium Reinforcements im Hals eingebaut hat. Ich habe letztens von 11-58er Stärke (was mir viel zu stramm und unflexibel war) auf 10-56 im gleichen Tuning gewechselt und den Hals und das Trem hat das einfach überhaupt nicht interessiert. Die 927 ist meine stimmstabilste Gitarre!

Sound/Praxis:
Auch wenn der Hals dicker ist als der berühmte 6er-Wizard der 550er, komme ich damit gut klar. Man fühlt etwas mehr Stabilität beim spielen. Das Spiel mit dem Wizard-Hals war anfangs ungewohnt, da dieser zwar nicht dünner als der der Jackson ist, aber durch das D-Shape deutlich flacher. Man muss schon kurzzeitig die gewohnte Stabilität des Daumens im Spiel wiederfinden. Danach ist es ein Traum. Der 7er-Wizard ist um stabil zu bleiben etwas dicker aber auch deutlich breiter. Mit der Breite hatte ich wie erwartet die meisten Probleme, da ich noch nie zuvor eine 7er gespielt habe. Mittlerweile finde ich aber den zusätzlichen Platz super und auch wenn ich die 7e Saite oft nicht nutze, mag ich das Feeling des breiten Halses sehr. In Summe ist der 7er glaube ich knapp 1mm dicker, was tatsächlich unheimlich viel ist. Er ist aber immer noch dünner als der meiner Les Paul. Dieses extrem Runde eines Les Paul Halses empfinde ich mittlerweile als hinderlich fürs solieren. Für Rhythmusarbeit dagegen sehr gut.

Die RG550 im Vergleich machen wirklich ihrem Ruf alle Ehre. Klingen mächtig und sind super leicht zu bespielen und schwingen vom Korpus bis in den Hals wunderbar bei jedem Anschlag mit. Dies tut die 927 fast genauso gut. Ich denke, durch das zusätzliche Material am Hals wird die Intensität etwas gemindert. Man kann die Vibrationen im ganzen Instrument spüren. Dies kann bspw. meine Les Paul nicht so gut.
Die RG927 ist auch die brillianteste meiner Gitarren, was denke ich durch das Ahorn Top bedingt ist. Sie klingt perkussiver und attackreicher was natürlich im High-Gain auf der 7ten Saite wichtig ist. Wer Djent mag, kommt hier auch seine Kosten. Ebenso ist schnelle Rhythmusarbeit möglich, da es nicht matscht oder boomig klingt. Dennoch musste ich Treble und Presence am Amp etwas zügeln und die Mitten etwas pushen. Hier fehlt ihr etwas im Vergleich zu den 550ern. Und um meinen Amp, der nicht gerade für moderne Musik gebaut wurde, etwas Chugg zu verpassen spiele ich die 927 auch als einzige mit vorgeschaltetem Tubescreamer. Ohne, wird die B-Saite doch etwas boomig. Die E-Saite einer 6er bzw. diese auch tiefer gestimmt auf C# bereitet dem Amp noch keine Probleme.
Die in meinen Ohren fehlenden Mitten bügeln die Holy Diver aber wunderbar aus. Die produzieren wirklich aggressiv crunchige Mitten und schöne angenehme Höhen. Ich beschreibe sie gern wie einen tighten und glattgebügelten Tone Zone. Trotz A5 Magnet ist alles schön knackig und nicht matschig. Die Saitentrennung und Attack ist BKP typisch hervorragend. Er hat etwas weniger Charakter als bspw. der Tone Zone oder JB, was für viele auch ein Kritikpunkt an BKP ist, aber für moderne Musik bzw. in meinen Ohren klingt es einfach angenehmer. Dazu muss ich sagen, ich konnte die RG noch nicht im Bandkontext ausprobieren.

Sustain hat sie allerdings etwas weniger als die Les Paul und auch als die 550er. Diese schwingen einfach noch mehr bzw. die Les Paul hat halt die Les Paul Eigenschaften ;). Aber im High-Gain kommt schon genug Kompression und somit Sustain zustande.
Clean klingt die 927 sehr klar und irgendwie lieblich. Sehr ähnlich meiner 550er mit Ahorn Griffbrett. Ich kann verstehen, warum viele ihre Clean-Tappings ala Animal As Leaders auf derartigen Gitarren spielen.

Fazit:
Ich bin heilfroh diese Gitarre zu besitzen. Sie ist meine Go-To Gitarre geworden, da sie zum einen sehr schick und zum anderen super Verarbeitet ist und sich wunderbar bespielen lässt. Nach einer 2-tägigen Umstellung komme ich hervorragend mit ihr zurecht und die 7e Saite bringt viel Flexibilität mit sich. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, den guten Klang bringt auch der PU-Tausch mit sich. Hier hat der Vorbesitzer genau meinen Geschmack getroffen und ich würde die Gitarre auch in einer Pop-Rock Kapelle spielen. 7 Saiten sind nicht gleich Metal! Ibanez Premium ist kein Stigma, sondern mit etwas Augenmerk und Auswahl tatsächlich auf Prestige-Niveau für etwas weniger Geld! Eine Prestige kann man blind kaufen, eine Premium sollte man sich schon persönlich aussuchen, um das Beste zu erwischen.
Pro:
- Verarbeitung
- Hardware
- Sound für modernen Heavy Rock-Metal
- Clean Sound
- Multi-Tool
- Ja doch Optik auch – besonders die Farbe

Contra:
- Optik irgendwie schon wieder…Tiefe des Finish
- Sound ist etwas hochmittig (bin bei Höhen empfindlich)

Bilder kommen noch!

P.S. Das fast Beste an dem Deal war, dass ich so an dieses Guitar-Multi-Tool von Ibanez gelangt bin. Man ist das ein geniales Teil!!

Der Koffer sieht super aus und die Gitarre passt auch perfekt hinein, ein Fach bietet zudem maßig Platz für Zubehör, aber dennoch würde ich etwas vorsichtig sein mit dem, was ich auf den Koffer stelle. Ober und Unterseite könnten nen Tick mehr Polster vertragen. Ansonsten auch spitze!
Mein Set Up besteht vorwiegend aus: Jet City JCA22H, Tube Town Rex Pro WGS ET65/Retro30 und einem TS9 Reissue. Manchmal Delay und Wah…
 
Eigenschaft
 

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