Auf Auftritt vorbereiten

  • Ersteller Silvieann
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Auftritte, Auftritte, Auftritte. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen.


Das ist mMn der wichtigste Punkt. Denn auf viele Aspekte eines Auftritts kann man sich nicht vorbereiten. Man kann seine Songs üben, den Text und falls nötig noch an der Präsenz feilen. Aber der Ernstfall und die Atmo vor Ort sind eben doch oft recht unplanbar – und genau die beeinflussen die Performance stäker als viele glauben. Und je mehr Ernstfälle man durchlebt hat, umso mehr Methoden entwickelt man, sich darauf einzustellen.

Was mir persönlich hilft, wenn die Routine nachgelassen hat oder noch nicht eingetreten ist:

  • Zeit mitbringen. Den Raum kennenlernen. Sehen, wie sich der Raum füllt. Die Leute beobachten, Bierchen trinken. Das eine oder andere Schwätzchen mit einem Zuschauer und dem Personal schafft ebenfalls Bindung und Sicherheit. Ich hatte Fälle, wo ich sozusagen direkt aus dem Zug auf die Bühne des bereits gefüllten Raums hetzen musste. Diese Hektik hat sich deutlich auf die Performance und Selbstsicherheit ausgewirkt. Um es genauer zu sagen: Ich hatte noch keinen Bock. Das positive Lampenfieber/die Euphorie fehlten noch.
  • Höher als das Publikum positioniert zu sein. Eine Bühne bietet nicht nur für den Zuschauer den Vorteil, in hinteren Reihen etwas zu sehen - umgekehrt gilt das gleiche. Zwei, drei unaufmerksame Nervsäcke bei ebenerdiger Performance im Sitzen können die komplette Performance versauen. Vor allem für Leute wie mich, die gern mit dem Publikum interagieren.
Das gilt wie gesagt je nach Routine mehr oder weniger. Wenn ich ein Programm 20 Mal an verschiedenen Orten gespielt habe, darf es auch hektischer zugehen. Aber gerade bei einem neuen Programm, wo noch nicht alles sitzt und man auch mal improvisieren muss, ist es manchmal hilfreich, sich selbst die Situation adäquat zu gestalten.

Nun ja, ist passé.

Sieh' es als nützliche Lektion. Es reicht halt nicht, ein Song ein bisschen zu üben und noch mal im GU durchzugehen. Das ist übrigens ein Vorteil bei der Band- oder Ensemblearbeit gegenüber der Solo- oder Duoperformance, gerade im Amateurbereich. Dadurch, dass ALLE Mitglieder den Song aus dem FF beherrschen müssen, muss man ihn teilweise so oft wiederholen, bis er einem beinahe zum Hals heraushängt. Auf der Bühne erweist das dann wiederum als Vorteil.
 
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Zum Thema Üben: 6 Monate ist zu lang. Wenn du für das Stück so lange brauchst, hängen die Kirschen zu hoch. Arbeite an einem kleinen aber buntem Repertoire, das dann aber auch perfekt sitzt. Mehr als vllt 8...10 Lieder müssen es doch gar nicht unbedingt sein.
Ich muß ein Stück zuerst üben, bis ich es gut finde, es dann aber eine Zeit lang zur Seite legen und dann erst wieder hervorholen. Das wäre am besten bei mir.
Bisher habe ich eigentlich immer das gesungen, worauf ich Lust hatte. Und das paßt meist dann nicht zu bestimmten Anlässen.
Und im Moment ist auch meine Übezeit voll in Beschlag genommen mit den Stücken, die mir meine Gesangslehrerin aufgetragen hat.
Es ist halt so, dass ich ohne den konkreten Anlaß meist auch nicht den Bedarf sehe, tja, und wenn so ein Anlaß dann plötzlich kommt, dann hab ich leider wieder kein Stück.

... by the way, da fällt mir gerade ein, dass ich am Wochenende bei einer alten Freundin zum Geburtstag eingeladen bin. Die hätte bestimmt nichts dagegen, wenn ich ihr ein Lied singen würde ;) ... ich muß nur die Einladung noch wiederfinden, damit ich weiß, wo das stattfindet ...
Habt Ihr vielleicht Vorschläge?
Es ist eine Frau, die Burzeltag hat, also sowas wie "So ein Mann, so ein Mann" würde nicht passen :D - Aber vielleicht gibt es ja etwas in die Richtung für Frauen?
 
"... üben, bis ich es gut finde,..."

Das, so dünkt mir, wird nix, kann gar nicht. Wie willst du denn auf der so wichtigen emotionalen Seite einen Zugang finden, wenn du das Stück nicht magst? Dran gewöhnen führt nur zu geschäftsmäßigem Abarbeiten - das ist VIEL zu wenig, um es darbieten zu können. Schon aus Lernpsychologischer Sicht ist das die ungünstigste aller Heransgehensweisen. Und dann baust du da noch den Widerspruch ein, "... habe ich eigentlich immer das gesungen, worauf ich Lust hatte..." Was denn? Das geringste Übel von den Stücken die du eigentlich nicht gut findest? Mach dir doch das Leben nicht so schwer!

Man singt nur das gut, was man mag. Oder man biegt ein Lied, das man nicht mag "einfach" mal in eine andere Richtung. Macht aus einem Kunstlied einen Chanson, oder aus einem Schlager ein Jazzstück. Oder eben auch umgekehrt, je nachdem. ;)

OK, ich hab' da vllt auch leicht reden, ich bin ein ziemlicher Musiknerd und mag ganz viele Sachen quer durch den Garten. Wenn das bei dir nicht so ist, musst du halt deine Auswahl besser bedenken. Dann musst du auch nicht erst "den Bedarf sehen", sondern haust von dir aus rein!

"So ein Mann, so ein Mann" ist doch ganz klar ein Lied für Frauen..!? Dieser Wuchs, diese Kraft weckt in mir jedenfalls mal so gar keine Leidenschaft.... :D
 
Es ist eine Frau, die Burzeltag hat, also sowas wie "So ein Mann, so ein Mann" würde nicht passen

Warum? Ist doch ein Song von und für Frauen.

EDIT: Aber ich verstehe, was du meinst. Du möchtes ein Lied, was sie als Frau möglichst positiv beschreibt.

Tja - mir fällts da nur "Celies Blues" aus "die Farbe Lila" ein - aber das ist ja mal so gar nicht dein Ding.:)
 
Oder du nimmst @LOVEGUNMASK mit und ihr bringt euer Duett noch mal.
 
Das, so dünkt mir, wird nix, kann gar nicht. Wie willst du denn auf der so wichtigen emotionalen Seite einen Zugang finden, wenn du das Stück nicht magst? Dran gewöhnen führt nur zu geschäftsmäßigem Abarbeiten - das ist VIEL zu wenig, um es darbieten zu können. Schon aus Lernpsychologischer Sicht ist das die ungünstigste aller Heransgehensweisen. Und dann baust du da noch den Widerspruch ein, "... habe ich eigentlich immer das gesungen, worauf ich Lust hatte..." Was denn? Das geringste Übel von den Stücken die du eigentlich nicht gut findest? Mach dir doch das Leben nicht so schwer!
Ich glaube, du hast mich da falsch verstanden ;)
Ich singe bisher nur die Stücke, die ich gut finde.
Mit "üben, bis ich es gut finde" meine ich, bis mir mein eigener Gesang gefällt, bis ich finde, ich kann das so aufführen, bis ich finde, das dürfen andere auch anhören. Es dauert ja schon etwas, bis man die Töne drauf hat, die Phrasierungen, die Dauern der einzelnen Noten, die Pausen. Solange das nicht stimmt, finde ich es noch nicht 'gut', wie ich singe, also noch nicht aufführbar, oder wie immer du das bezeichnen magst.
Wenn also die Technik sitzt, dann arbeite ich am Ausdruck, und auch da dauert es ein Weilchen, "bis ich es gut finde".
Ja, und wenn all das stimmt und ich auch den Text gelernt habe :) - dann paßt es erst einmal, muß aber bei mir noch etwas ruhen und dann wieder herausgekramt werden.

Verstehen wir uns jetzt?

Ja, und natürlich hab ich nicht direkt immer den Zugang zu einem Lied. Das ist wie bei allen vermutlich eine Kurve, es dauert ein wenig vom ersten Hören bis zum Gefallen.
 
Tja - mir fällts da nur "Celies Blues" aus "die Farbe Lila" ein - aber das ist ja mal so gar nicht dein Ding.:)
Doch, netter Song. Aber, soweit ich meine Freundin kenne - ich hab sie allerdings schon lange nicht mehr gesehen - ist sie nicht depri drauf. Außerdem bräuchte ich vermutlich länger, um das zu lernen, ist singe ja sonste nach eher einfachen Noten ...
Ich suche eher ein Lied, welches beschreibt, wie toll doch Frau(en) ist(sind).
Aber mir fällt, wie immer, nichts ein ...
 
Och nadann :)

Sisters are doing it for themselves
Frau'n regier'n die Welt
Weil ich 'n Mädchen bin
Girls, Girls, Girls
Woman
 
Ich als kleiner Pöks, konnte gerade ein bisschen lesen, stehe vorm Schuhgeschäft in der Hamburger Straße und singe "Görtz, Görtz, Görtz......"

:D

Kleiner Einwurf zur Auflockerung, kann weitergehen wieder.
 
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Wie willst du denn auf der so wichtigen emotionalen Seite einen Zugang finden, wenn du das Stück nicht magst? Dran gewöhnen führt nur zu geschäftsmäßigem Abarbeiten - das ist VIEL zu wenig, um es darbieten zu können.

Nur am Rande: du hast recht, Stücke die man bis zuletzt nicht mag, die singt man wohl nicht sehr berauschend! Deshalb ist es meiner Ansicht nach aber eben ganz wichtig, zu lernen, im Laufe des Erarbeitens auch Stücke, die man auf den ersten (und ev. auch noch den zweiten) Blick nicht mag, irgendwann doch zumindest ein bisschen zu mögen. Für Profis gilt das ohnehin, wenn die immer nur singen würden, was sie gerne mögen, würden die meisten wohl bald verhungern :rolleyes: Aber auch Laien: so gross ist das Angebot für Solo-Auftritte für Laiensänger (zumindest bei uns Klassikern) nicht. Und wenn du 1-2x was Angebotenes ablehnst, weil es dir nicht gefällt, wird dich dieser Dirigent, Chorleiter etc. kaum noch ein drittes Mal fragen, dafür gibt es genug andere, die gerne an deine Stelle treten ;)

Man muss also versuchen, einen Zugang zu solchen Stücken zu finden, ihre einem bis anhin verborgenen Schönheiten entdecken oder alllenfalls auch nur in einem solchen Stück eine tolle Gelegenheit sehen, sich stimmlich weiter zu entwickeln; wenn der Text missfällt, sich einen Subtext zurechtlegen, der einem emotional mehr berührt etc.

Ich habe so schon einiges gesungen, das ich mir selber nie und nimmer ausgesucht hätte, konnte mich dann aber immer irgendwie damit arrangieren. Als Ausgleich ist es mir aber sehr wichtig mit "meinem" Ensemble Stücke aus meinem Repertoire singen zu können, also solche Arien und Lieder die ich wirklich sehr gerne singe (zum Glück sind meine 3 Mitmusiker ganz Liebe und lassen mir bei der Auswahl der vokalen Stücken bei unseren Auftritten völlig freie Bahn :))

Oder man biegt ein Lied, das man nicht mag "einfach" mal in eine andere Richtung.

Das geht bei uns Klassikern leider nur sehr selten ;)
 
Hallo Silvieann,
ich meine herauszulesen, dass Du Dich selber zu sehr unter Druck setzt.
Einesteils sind die Voraussetzungen für Deinen Auftritt alles andere als optimal, andererseits muss man sich als Musiker im klaren sein, dass es den optimalen Gig nicht gibt. Man kann versuchen sich bestmöglich vorzubereiten, aber man sollte sich vom Perfektionismus verabschieden.
Grüße
 
Ich habe so schon einiges gesungen, das ich mir selber nie und nimmer ausgesucht hätte, konnte mich dann aber immer irgendwie damit arrangieren.

Mir geht's auch so. Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass wir Sänger einiges mit den Schauspielern gemeinsam haben. Auch die müssen auf der Bühne Sachen überzezgend rüberbringen, die sie im richtigen Leben nie sagen würden. Z.B. "Ich liebe dich!" zu einer Kollegin, die man nicht ausstehen kann, oder ein Plädoyer für eine politische Richtung, die man prinzipiell ablehnt.
Logischerweise gilt das gleiche für Opernsänger, aber auch als Liedersänger muss man manches über die Lippen bringen, das einem kitschig, veraltet oder politisch suspekt vorkommt. Aber es gibt auch andere Lieder, die einen Ausgleich schaffen. Auch der Schauspieler ist nicht immer der Bösewicht, sondern darf auch mal der strahlende Held spielen. Ein guter Schauspieler kann beides darstellen. Die Worte, die er spricht, sind nicht seine persönlichen Worte. Die Texte unserer Lieder auch nicht. Ich denke, das weiß auch das Publikum.

Cheers,
Jed
 
Nur zur Info: Das Singen am Wochenende für eine Freundin hatte sich erübrigt, da meine Stimme erkältungsbedingt weg war und ich Mühe hatte, überhaupt zu sprechen. Sonst hätte ich da bestimmt ein Liedchen gesungen. Immerhin haben zwei andere ihr ein Duett gesungen. Ein Duett hört sich meiner Meinung nach sowieso a capella besser an, als wenn jemand einzeln singt.

Mir geht's auch so. Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass wir Sänger einiges mit den Schauspielern gemeinsam haben. Auch die müssen auf der Bühne Sachen überzezgend rüberbringen, die sie im richtigen Leben nie sagen würden. Z.B. "Ich liebe dich!" zu einer Kollegin, die man nicht ausstehen kann, oder ein Plädoyer für eine politische Richtung, die man prinzipiell ablehnt.
Ich denke aber, dass man sich während des Singens schon auch in die Rolle hineinversetzen sollte, um diese überzeugend darzustellen. Ob man dann als Person auch wirklich dahinter steht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber wenn man ein Lied singt, sollte man die Rolle überzeugend spielen. Ich glaube, da gehen wir d'accord.
 
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Mit dem Duett sagste was. Da kann man "leichter" singen und es ist trotzdem irgend wie "mehr Stimme". Müssen nur gut zusammenpassen, aber dann ist ein Duett meist sehr schön.
 

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