Das Aging von Gitarren ist eigentlich schon eine kleine Kunst. Da ist viel try and error angesagt und die meisten, die es auch wirklich draufhaben…verraten nicht wie sie es machen.
Ich möchte jetzt mal beschreiben, wie ich eine Strat bearbeite.
Zuerst suche ich mir ein Original. Wenn kein Original vorhanden…bei eddievegas z.B. gibt sehr schöne detaillierte Bilder von Pre-CBS Strats. Man sollte sich Eine Gitarre aussuchen….nicht aus vielen Eine machen. Bei allen Arbeiten gilt..weniger ist oft mehr. Langsam rantasten , grad bei Abreiten, die nicht zu revidieren sind, ist Gefühl angesagt.
1.Hardware. Nickel läßt sich sehr gut mit Essig oder Schwefelsäure oxidieren. Bei Chrom funzt das nicht, da muss man zu z.B. Salzsäure greifen. Genau anschauen, wo an den Originalen die Spuren zu finden sind.
2.Plastic Parts. Ein Mint-Green Celluloid Pickguard kann man auf zwei Wege herstellen. Die gekauften sehen alle unecht aus. Celluloid hat eine Tiefenfarbe und einen besonderen Glanz. Man nimmt ein weißes und schleift es mit 3000Papier leicht an. Dann killt man einen grünen Textmarker und reibt die Farbwatte in das Pickguard. Trocknen lassen und mit Autopolitur polieren. Diesen Vorgang wiederholt man ein paar mal. Irgendwann hat die Oberfläche die Farbe angenommen und man hat einen schönen Grünstich.
Man nimmt ein gekauftes Mint-Green. Wieder anschleifen und dann dunkle Poliboy Möbelpolitur hinterher. Achtung…das Mittel zieht sehr schnell ein und man es u.U. nicht revidieren. Leicht Auftragen..schnell wieder abwischen. Das macht man so lange bis das Grün diesen speckigen Gelbstich des Celluloids bekommen hat. Zum Finish benutze ich die Sitzfläche eines alten Bürostuhls, der Jahrzehnte in der Werkstatt gestanden hat. Ich reibe das Pickguard also auf der Fläche bis es den richtigen Glanz hat und Oberfläche hat.
Pickupkappen und Knöpfe. Hier kommt es auf das Material an. Manche lassen sich mit Tee oder Kaffee färben, manche leider nicht. Einen Aschenbecher mit einem „Grillrost“ hilft hier weiter. Kippen anzünden und die Teile wie ne Wurst ab und zu drehen. Poliboy kann auch funktionieren.
Hals: Für die typisch dunkel speckigen Rosewood Bretter der 60er habe ich eine Spezial Mischung. Schwarzer Bienenwachs…Kiwi Schuhcreme und Poliboy für helle Hölzer. Das ganze wird erhitzt und vermischt. Auftragen..polieren..auftragen..polieren…bis der gewünschte Grad erreicht ist.
Clay Dots. Nach weitläufiger Meinung lassen sich die weißen Kunstoff Makierungen nicht einfärben. Es geht aber mit Edding. Da gibt es zwei Brauntöne, die man hintereinander aufbringt…einziehen läßt und wieder abwischt. Hier muss man ein Händchen haben, wenn zu dunkel oder zu braun ist..ist es gelaufen.
Kopfplatte/Halsrückseite: Hier sollte man sich Originale genau anschauen. E gibt Originale die sich gelb oder Bernsteinfarben verfärbt haben. Bei meinem war die Rückseite nicht runtergespielt und die Farbe sehr kräftiges Bernstein. Auf der Rückseite im Bereich Kopf und Fuß…da wo die Greifhand aufhört ist die Farbe oft stärker ausgeprägt. Hier hat sich das Nitro mit Schweiß und Dreck verfärbt. Der CS lackiert hier mit Airbrush nach. Ich lackiere den ganzen Hals gleichmäßig und arbeite an den Stellen mit dunklem Poliboy. Das Mittel zieht auch in Nitro ein und das relativ schnell. Auch hier ist mit Gefühl zu arbeiten. Ist der Lack zu stark gefäbt, gibt es kein zurück mehr. Ich benutze hier etwas dickere Q-Tipps. Genau anzeichen wie und wo die Greifhand Spuren hinterläßt. Wenn man die Rückseite aber stäker altern möchte…nicht mit Schleifpapier unter 1000 arbeiten. In der finalen Schicht schwarzen und braunen Kiwi mischen und einarbeiten. Das ganze dann mit Metallpolitur auf Glanz bringen. Wer hier gründlich arbeitet hat auch unter Schwarzlich keine Fake-Spuren
Kopfplatte: Rund um die Mechaniken sind die Kopfplatten dunkler, weil man dort nicht putzen kann. Auch hier dezent und vorsichtig mit dunkler Möbelpolitur arbeiten. Alle Macken am Hals sind mit braunem Kiwi zu behandeln und zu polieren. Mit zunehmendem Alter sind die Gitarren immer sorgfältiger behandelt worden. Die meisten Dings und Dongs sind also relativ früh entstanden…und so müssen die Stellen auch aussehen.
Body Paint: Relativ simpel. Grundierung sprühen (wichtig…ohne Grundierung Filler/Sealer zieht das Holz unendlich Nitro)…naßschleifen nochmal grundieren..schleifen.
Nitrolack in ca.drei Schichten..ohne zwischenschliff ..Abstand ca 30min. Ich schleife bis 1000er Körnung nass und poliere dann mit Metallpolitur. Das mache ich relativ früh (ca.2 Tage nach dem Lackieren) da der Lack hier nicht vollkommen durchgehärtet ist. Man bekommt damit einen besonderen speckigen Glanz.
Weatherchecking. Tja…die große Kunst…wo selbst der CS oft patzt und ein Spinnenmuster produziert. Die Kunst ist es, den Lack filigran und in Maserrichtung reißen zu lassen. Das ganze ist ein Prinzip von Wärme und Kälte. So leicht und doch so schwer. Es kommt in erster Linie auf den Lack an. Nicht jeder NC Lack neigt gerne zum reißen….eigentlich die wenigsten. Die Lacke vom Gitarrenbastler z.B.reißen schlecht. Dann kommt es auf die Lackdicke an. Zu dünn reißt nicht…zu dick gibt Spinnenmuster. Grundsätzlich kann man aber jeden Lack reißen lassen, es kommt nur auf die Methode an. Gefriertruhe….Kältespray….CO Löscher . Platzer oder komplette Ablösungen lassen sich erst erstellen, wenn der Lack wirklich ausgehärtet ist…das dauert Wochen.
Abschließend…es gibt nicht den goldenen Weg. Jeder hat seine eigenen Methoden. Eine Gitarre zu agen ist wie ein Bild malen. Ein Pinselstrich zu viel oder unglücklich gezogen…schon ist das Bild versaut. Geduld…Geduld und nicht zu viel machen. Nicht von dem Vorbild abweichen….mal ne Pause machen, oder das Ganze ein paar Tage beiseite legen.
Viel Spass