Wann kann ich welche (auch "exotische") Pentatonik verwenden?

  • Ersteller Aschkett
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Ich habe ein Jazz-pdf-Heftchen, da wird die Moll Pentatonik einfach genau wie die Dur Pentatonik, nur eben mit Mollterz angeben

Kannst du das mal als Tab hier hochladen oder zumindest die Noten benennen? So ist das zumindest für mich schwierig, das zu beurteilen. Welche Tonart wurde denn da angegeben?
 
Boah, ich hab es mir jetzt mal angeschaut, bin aber leider miserabel im Noten lesen.

Normalerweise sehen die Pentatonik Skalen so aus:

C-Dur
C-Dur_Pentatonik_I.jpg


C-Moll würde so aussehen (sorry für das andere Format, nichts besseres gefunden)
C-Moll_Pentatonik_I.jpg


Würden wir das Moll-Schema Richtung 5. Bund verschieben passiert folgendes:
Bild1.png


Wie man sieht, sind das die selben Töne der C-Dur Pentatonik. Dem Schema entsprechend ist das aber die A-Moll Pentatonik. Hier hilft es sich die Modi der Kirchentonleiter anzuschauen. Wenn C-Dur ionisch ist, wäre A-Moll äolisch.

Aber nochmal zur Frage:

Die C-Dur Pentatonik enthält die Noten: C-D-E-G-A
Die C-Moll Pentatonik dagegen: C-Dis-F-G-B

In der Moll-Pentatonik entfallen gegenüber der normalen Kirchentonleiter die Sekunde und die Sexte. In der Dur die Quarte und die Septime (wenn ich mich nicht irre).

Edit: ich seh gerade im anderen Thread, dass du schon seit 26 Jahren spielst und damit deutlich länger als ich. Ich befürchte, dass dir meine Antwort daher nicht sehr viel weiterhilft. :redface:
 
Haha, kann ja mal vorkommen. Manche Sachen kann ich auch immer noch überhaupt nicht (Tapping z.B.)
Vielen Dank für die Mühe und Hilfsbereitschaft!
 
Hallo, da es hier im Pentatonik geht, frage ich mal so halb-offtopic: Ich habe ein Jazz-pdf-Heftchen, da wird die Moll Pentatonik einfach genau wie die Dur Pentatonik, nur eben mit Mollterz angeben, 1-2-b3-5-6-1. Das habe ich so noch nirgendwo gefunden. Es wird leider überhaupt nicht darauf eingegangen, was das soll. Ist das eine spezielle Jazz Pentatonik für Melodisch Moll? Über aeolisch passt sie ja eigentlich nicht.
Und gibt es auch eine standard-Pentatonik für Halbvermindert und andere häufig vorkommende Akkorde?

hm, also die einfach als moll zu bezeichnen halte ich für falsch. Als dorisch könnte sie durchgehen.

Als Melodisch Moll würde sie auch durchgehen, ich denke , dass die für alterierte Akkorde gedacht sein könnte, dann allerdings als Substitution...

Substitution ist auch das Stichwort für die Frage, ob es Penatoniken für m7b5 etc gibt. Am besten man verweden Dur und Moll Pentatoniken sowie Melodisch Moll als Substitutions-Skalen

Kann ich dir gerne hier erklären falls erwünscht ?

heute is es mir aber schon zu spät...

gute nacht bis morgen
b.b.
 
Am besten man verweden Dur und Moll Pentatoniken sowie Melodisch Moll als Substitutions-Skalen

Ich glaube, darum ging es in dem Heft dann ebenfalls. Die Ergebnisse waren aber sehr vage formuliert, "könnte man einsetzten", "nicht schön aber machbar", haha so ähnlich.
Würde mich interessieren, wie deine Anwendung aussieht. Ich such dann auch mal in meinen Notizen. Angewendet habe ich das noch nie. Pentatik war bei mir eine Zeit lang in Vergessenheit geraten.
grüße
 
Wo ich gerade B.B. King sehe. Was mir mal bei dem alten Helden aufgefallen ist, dass er zwar in der klassischen Moll- Pentatonik soliert, aber gern zur Einfärbung einfach mal eine Dur-Terz einfügt. Sozusagen als zusätzliche Blue Note.

C-Moll_Pentatonik_plus Dur Terz.jpg
 
Das hat nicht direkt mit B.B. King zu tun, sondern jeder Blueser macht das so, weil die unsaubere Terz überhaupt erst den Bluesound hervorbringt = der sogenannte "Klangkonflikt": afrikanische Pentatonik mit kl. Terz vermischt sich während der Sklavenzeit mit den Dur-Einflüssen der westlichen Volksmusik. Wodurch eine Terz entstanden ist, die irgendwo zwichen kleiner und großer Terz liegt. Man spielt das auf Saiten- und Blasintrumenten durch leichte Bendings, Vibrati und auch durch Verwenden halt beider Terzen (speziell auf dem Klavier geht es eh nicht anders).
 
Nun, ich war ehrlich gesagt davon überrascht. Das Konzept bespielsweise über einen A-Moll Blues einfach die A-Dur Pentatonik drüber zu dudeln und umgekehrt, kannte ich schon.
Aber die Moll Pentatonik komplett zu spielen und mit der Dur Terz zu erweitern, war zumindest mir komplett neu und ein Augenöffner.
Und das Konzept der leicht angerissenen Bendings kannte ich auch, aber dennoch danke für die Erläuterung.

Dass es die alten Blueser mit sauberen Tönen nicht allzugenau nahmen, kann man auf 80 Jahre alten Aufnahmen gut hören. :D
 
Um auf die 1 2 b3 4 5 6 Frage zurückzukommen, das Ganze verhält sich so:
Man kann um Tonleitern allgemein zu beschreiben (wie sie gebildet werden) diese numerischen Formlen verwenden.
Die "Grundformel" 1 2 3 4 5 6 7 ist die Durtonleiter
mit C als Grundton C D E F G A B.

Die Molltonleitern lassen sich ableiten in dem man die Formel der Durtonleiter verändert:
natürlich moll: 1 2 b3 4 5 b6 b7 8 , Ganzton
mit C als Grundton: C D Eb F G Ab Bb

harmonisch moll: 1 2 b3 4 5 b6 7 8
mit C als Grundton: C D Eb F G Ab B

Achtung hier jetzt der zur Frage passende Teil:
melodisch moll: 1 2 b3 4 5 6 7
mit C als Grundton: C D Eb F G A B

Die Terz ist entscheidend für das Geschlecht, also ob Dur(große Terz) oder Moll(kleine Terz).
Wie man sieht entspricht die melodische Molltonleiter also genau der Durtonleiter mit der winzigen Veränderung einer kleinen Terz anstelle einer Großen.

Ich hoffe der Post ist verständlich, ich kann das Buch "The Practical Guide to Modern Music Theory for Guitarists" von Joseph Alexander sehr empfehlen, dort wird dieses Konzept sehr genau erläutert und wie die verschiedenen Skalen (und Modi) darauf aufbauen.
 
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Langsam wird es verständlich. Laut Tante Google kam es zu Melodisch Moll um den 1,5 Halbtonschritt zwischen der 6. und 7. Stufe auszugleichen.

Unter melodischen Aspekten bildet der übermäßige Sekundschritt von der 6. zur 7. Stufe in der harmonischen Moll-Tonleiter eine Unebenheit, da die Tonleiter im Übrigen nur aus Halbton- und Ganzton-Schritten besteht. Um diese Unebenheit auszugleichen findet man in Moll-Melodien häufig auch die 6. Stufe erhöht. Das zeigt die melodische Moll-Tonleiter.

Kannte ich so auch noch nicht, ist aber aus "musikalischer Sicht" letztendlich logisch.

Warum das in dem Jazz Handbuch lapidar als Moll Pentatonik beschrieben wurde, finde ich immer noch obskur.
 
@Azriel

Was den Blues betrifft: Du hast ja bei B.B. zum Beispiel häufig auch eine begleitung die auf Dominantseptakkorden beruht und von daher ist da ja eigentlich die große Terz durch die Harmonik sogar vorgegeben.

Typisch grade für B.B. King ist ja eben auch der Dur6 Akkord , so wie dieser hier:

e------5-------
h------7------
g------6------
d------7------
a--------------
e--------------

Die Begriffe"Harmonisch" und "Melodisch Moll" haben im Namen eigentlich auch schon die entstehungsgeschichte dieser Skalen. Aeolisch als Kirchentonart ( unser heutiges "normales" Moll.. ) hat, wenn du die Stufenakkorde zu dieser Skala bildest , auf der 5. Stufe eine Moll-Akkord.

Dennoch werden auch in Moll-Kompositionen immer gerne Dominantseptakkorde auf der 5.Stufe gebildet, weil die Abschlusswirkung durch den sich chromatischen Leitton größer ist. Harmonisch Moll liefert also einen Dominantseptakkord auf der 5 Stufe, und lässt sich so historisch erklären. Allerdings hat die Skala eben auch die unübliche übermäßige Sekunde zwischen kleiner Sext und großer Septim. Daher hat sich melodisch Moll als lieferant für Melodien entwickelt. Durch die jetzt große Sext besteht sie wieder ganz aus Ganz und Halbtönen. In Moll-Melodien in der Klassik wird häufig melodisch Moll bei einer aufsteigenden Melodie verwendet und normales Moll wenn die Melodie fällt. Teilweise wird auch nur zwischen den beiden Septimen gewechselt. Selbiges Prinzip findet man übrigends auch in der klasischen Indischen Musik. ( Sitar etc, oder Derekt Trucks Slide Lines ;) )
Ein bekanntes Beispiel wäre auch die Melodie von Yesterday von den Beatles. Da kommt genau dieses Prinzip zur Geltung .

@U D O B E S T

Also:

Das Prinzip beim substituieren von Skalen ist , dass man bereits bekannte Fingersätze in über andere Harmonien spielt um so neue Sounds zu bekommen. Also Beispiel nehmen wir mal Cmaj7

Cmaj7 besteht aus den Tönen : C E G H

Das kann man zunächst mal als 2 ineinandergreifende Dreiklänge betrachten: nämlich C (c,e,g,) und E- (e, g, h, )
Man kann also mit C-Dur und E-moll Dreiklängen über Cmaj7 solieren:

treibt man das mit den Terzschichtungen weiter, kommt ein D dazu:
E G H D würden für sich dann schon E-moll7 bilden:

Spielt man also ein E-moll7 Arpeggio über Cmaj7 kriegt man einen Cmaj9 Sound. Das Emoll7 Arpeggio lässt sich wiederung , wie alle Vierklänge, als 2 Dreiklänge begreifen, nämlich ein Emoll und ein G-Dur Dreiklang... etc.
Eine Pentatonik ist ja nichts anderes als eine "entkernte" 7-tönige Tonleitern. Also kannst du auch E-Moll Pentatonik über Cmaj7 spielen. Der einzige Ton der gegenüber dem Arpeggio noch dazukommt, ist das A , in Bezug zu C die Sexte...
Eine andere schöne Substitution mit Pentatonik wäre zum Beispiel H-moll Penta über Cmaj7 , gibt Lydisch....


Melodisch Moll funtioniert z.b. schön als Sub über alterierte Akkorde:

probier mal folgendes aus: Loope einen C7 (ohne Quint) und soliere drüber mit:

C# melodisch moll
Bb melodisch moll
F melodisch moll
G melodisch moll

Du erhälts jedes mal eine Alterierten Sound, aber immen eine andere Mischung aus Akkordtönen und Tensions.
Und genau da könntest du halt auch ein Melodisch moll Arpeggio spielen oder eben die genannte melodisch moll Pentatonik....

Pentatoniken lassen sich auch schön Verbinden für Akkordfolgen wie z.b. II V I indem man die Subs Verknüpft:

Zum Beispiel über ein II V I in C :

über D moll spielst du D-moll Penta, über G7 spielst du F-Moll Penta , über C-Dur E-moll Penta...

eine andere schöne Variante über die gleiche II - V - I

A moll Penta über D-7 , Bb moll Penta über G7 und H moll Penta über Cmaj7 ....

Viel Spaß beim Ausprobieren

grüße b.b.
 
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