Eine ernsthafte Gefahr sehe ich eigentlich nur bei Onlinekauf ohne die Möglichkeit einer Inaugenscheinnahme des Instrumentes... und das ist ohnehin immer mit Vorsicht zu genießen, zumindest, wenn diese nebulösen '...ich kann nichts drüber sagen...' Formulierungen verwendet werden. Wird das Instrument expressis verbis als Markenistrument angeboten und hinterher als Plagiat entlarvt, macht sich der Verkäufer strafbar - auch Unwissenheit schützt da nicht vor Strafe.
Da ich selbst schon Erfahrung sammeln konnte mit dem nachträglichen Anbringen von Decals, kann ich auch sagen, daß das gar nicht so einfach ist (wie es sich die meisten machen) wenn das ganze nicht auf den ersten oder zweiten Blick erkannt werden soll. Die meisten Decals werden heute auf spezieller Trägerfolie für Tintenstrahl - besser noch für Laserdrucker erstellt. Durch das Ausschneiden des Umrisses auf diesem Trägermaterial bleibt deshalb an den nicht bedruckten Stellen die durchsichtige Folie stehen, die je nach Lichteinfall fast immer zu sehen ist, weil sie den Lichtbrechungsindex der hinterher darüber angebrachten Lackschicht beeinflußt... auch wenn man bei den besser gemachten dafür Blickwinkel und Beleuchtungsquelle variieren muß.
Bei der allereinfachsten Variante ist das Schiebebildchen nur angebracht, aber nicht lackiert, weshalb es auch nicht abriebfest ist. Berühmtes Beispiel ist das
'Genuine Höfner' Decal, das die Firma Anfang der 60er eingeführt hatte, als die ersten Violinbass Kopien aus Japan auf den Markt kamen. Da es nicht in den normalen Produktionsablauf eingebunden war und erst hinterher angebracht wurde, war es auch nicht überlackiert und konnte zB mit dem Fingernagel abgekratzt werden... es sollte ja auch nur den Ladenverkauf überstehen.
Die weitaus meisten (Fender) Plagiate haben deshalb ein Decal, das einfach mit Sprühlack überlackiert wurde - und deshalb nicht nur optisch, sondern auch sensorisch auffällt, wenn man mit den Fingern drüberstreicht. Obwohl die Folie so dünn ist, bemerkt man in der Lackschicht eine erhabene Stelle, die es bei den 'Originalen' zumindest nicht gibt. Das ist dann zwar ein Hinweis darauf, daß das Decal nachträglich angebracht wurde, allerdings kein unbedingtes Indiz dafür, daß das Instrument nicht vom angegebenen Hersteller stammt. Will man diese erhabene Stelle vermeiden, erfordert es deutlich mehr Aufwand, allerdings ist es durchaus möglich.
Gründe für die nachträgliche Verwendung von Decals kann es durchaus geben, wenn auch eher selten:
Ein befreundeter Gitarrist hatte vor vielen Jahren die Angewohnheit, beim Auftritt die brennende Zigarette zwischen die Saiten am Headstock zu klemmen (wahrscheinlich, weil er es bei irgendeinem 'Star' so gesehen hatte). Irgendwann hatte er es dann geschafft, daß sich die vergessene Zigarette alleine weiterrauchte und eine fette braune Brandspur auf der Kopfplatte hinterließ. So weit, so gut... hätte man zu dem Zeitpunkt sicher noch als 'road worn' verkaufen können, denn es war des Vaters Erbstück, eine Strat aus den 60ern. Da der clevere Raucher aber im RL Schreiner war, demontierte er am nächsten Morgen die Kopfplatte und schliff sie komplett ab bis aufs blanke Ahorn.:confused1: Erst durch das blanke Entsetzen der Bandmates dämmerte ihm, daß Vaters Klampfe wohl mit dem Brandfleck wertvoller gewesen wäre...