CHEMS 79
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Ich spiele, seit ich denken kann, Gitarren mit Humbuckern. Bevorzugt Les Paul oder Les-Paul-artige Gitarren der Hersteller Ibanez/PRS/Gibson/Epiphone. Eine Strat und eine Tele wohnen zwar auch bei mir, fristeten aber eher ein Schattendasein. Vor ca. 10 Jahren habe ich schon einmal mit dem Thema P90 auseinander gesetzt. Damals war die Gitarre so schnell wieder beim Händler, die hatte noch nicht mal Proberaumtemperatur angenommen. Dafür, dass ich diese Gitarre als „Wiederholungs-Experiment“ im Januar bei E-Bay Kleinanzeigen (war wohl ein missglücktes Weihnachtsgeschenk) auf „Gut-Glück“ für knapp über 600€ geschossen habe, hat sie mich wirklich umgehauen. Das ist mir wirklich lange nicht passiert. Daher möchte ich meine Erfahrung gerne Teilen.
Testbedingungen:
Zum Test wurde die Gitarre mit Dunlop Saiten (010-048) bespannt und um eine Halbton nach unten gestimmt bzw. ein Dropped Cis Tuning verwendet. Ich spiele Jazz III XL Ultex Picks (1.4mm) ebenfalls von Dunlop. Alle verwendeten Kabel sind von Klotz. Ich habe die Soundbeispiele mit einem Mesa-Boogie Roadking (Baujahr 2014) über ein Marshall Cabinet 1936 eingespielt. Die Box ist bestückt mit G12 H30 70th Anniversary Speakern der Firma Celestion und halboffen. Für den Soundcheck wurden nur die beiden ersten Kanäle genutzt. Beispiel 1+2 sind mit dem Ersten „fenderartigen“ Kanal eingespielt worden. Beispiel 3 (mit Drums) über den zweiten „englischen“ Kanal. Aufgenommen habe ich das ganze mit einem SM 57 über ein Phonic Helixboard direkt in Garageband. Die Soundfiles wurden nur geschnitten und sonst nicht weiter bearbeitet.
Zur Ausstattung:
Die Gitarre hat eine Mahagoniekorpus, eine Hals aus gleichem Material und ein einteiliges Rosewood Griffbrett mit Binding. Die Breite des Halses ist am Sattel etwa 4,6 cm, die sich am Korpus zu 6 cm erweitern. Das Halsprofil folgt dabei einem sog. Slim TaperHalsprofil. Der Hals ist im Profil also eher flach und breit. Bei den Tonabnehmern handelt es sich um zwei P90 Soapbar mit Alnico V Magneten von Gibson. Beide bringen etwas über 7,7 kOhm Widerstand mit, wobei der Lead-PU ein paar mehr Windungen (P90R 9.500 vs P90L 10.000) hat. Zum Stimmen kommt hier, wie im 2015er Jahrgang üblich, das G-Force System zum Einsatz. Der Nullbund/Sattel am Hals besteht aus Cryo-behandeltem Messing. Die Elektronik ist auf einer Platine im schmalen Elektronikfach untergebracht. Die Stimme der LP Special lässt sich durch einen Drei-Wege-Schalter, eine Tone- und einen Volume-Poti (beide non-linear 500kOhm) beeinflussen. In Mittelstellung des Schalters sind die Pickups Out-of-Phase geschaltet. Die Gurtpins aus Alu befinden sich mittig am unteren Ende des Korpus und am oberen Horn des Cutaway. Ich habe mich für die Klassische Variante in TV-Yellow entschieden. Es gibt/gab diese Gitarre aber auch in einem faded Rot und einem Dark Sunburst. Alles diese Informationen zum Material habe ich der Gibson Homepage entnommen.
Zur Verarbeitung:
Die Gitarre ist tadellos verarbeitet. Es gibt kein Fehler im Lack. Der Übergang vom Hals zum Korpus ist sauber verarbeitet, Alle Teile, Schrauben, Pickups, Potis, Buchse, Pins und Bünde sitzen fest und sicher, da wo sie hin gehören. Die Enden der Bünde sind ordentlich verrundet.
Die Gitarre kommt mit/in einem gülden Glimmer-Koffer. Der erscheint mir stabil, ob und wie stabil der im Vergleich zu den alten Koffern ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ist aber ebenfalls sauber verarbeitet
Zum Handling/Bespielbarkeit:
Die Gitarre ist sowohl im Sitzen als auch im Stehen am Gurt gut bespielbar. Von einer Kopflastigkeit wegen des Tuning-Systems bemerke ich nichts.
Diese paar Millimeter mehr in der Halsbreite sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Spielt man allerdings einen Moment und langt beim Bending mal kräftig zu, stellt man auch schon den Vorteil fest. Da ist mehr Platz. Da die Saiten bauartbedingt top-wrapped über das Tailpiece laufen , ist die Arbeit an den Saiten ein wahres Vergnügen. Bendings gehen sehr leicht von der Hand. Ich habe nach kurzer Zeit den Unterschied zu den üblichen 43mm Griffbrettern nicht mehr gemerkt. Durch die gute Verarbeitung erfährt meiner Hand kein Widerstand beim Spielen. Das flutscht alles prima. Die Potis sind bauartbedingt für mich etwas schwierig zu bedienen. Ich finde wenig Halt zum Drehen mit nur einem Finger oder der Handkannte und muss daher zwei Finger nehmen. Da hier nur jeweils ein Poti für Tone und Volume existieren muss man, so man mit den Potis den Sound steuert, hier schon Abstriche machen.
Das G-Force-System zu bedienen ist auch für die Nicht-Raketen-Wissenschaftler unter uns absolut machbar. Wer immer in der gleichen Stimmung bleibt ,muss sowieso nur einen Knopf drücken. Wer mit mehr Stimmungen arbeitet, muss sich eine weitere Kombination merken. Ich finde es nicht schlimm und ein Spickzettel im Gitarrenkoffer hat bei meinen Mitmusikern für große Erheiterung gesorgt. Etwas langwierig ist die Einarbeitung schon, vor allem wenn man das System auch auf die eigene Stimmung und Saitenstärke kalibrieren möchte. Dies ist auf jeden Fall ratsam, denn nach dem ich die Gitarre auf mich eingestellt hatte, war es mau mit der guten Stimmung. Es ist laut Manual sowieso ratsam das System öfter zu kalibrieren und ein gewisses „Customizing“ auf die eigenen Gewohnheiten zu betreiben um die Genauigkeit zu verbessern.
Zum Sound:
Die Gitarre zeigt unverstärkt eine stramme Tonwiedergabe und Resonanz. Sie ist laut und dabei doch sehr ausgewogen im Klangbild. Am Verstärker setzt sich das dann fort. Wumms in allen Lagen. Twang am Steg, mit aureichendem Bass und nicht zu schrillen Höhen. Die Mitten treten hier, wie überall in den Vordergrund. Der Halstonabnehmer liefert wie nicht anders zu erwarten mehr Bass und Tiefmitten ohne mulmpfig zu klingen. Es wird einfach nur wärmer im Vergleich zum Steg. Die Mittenposition ist für mich immer schwierig zu beurteile, da ich nur selten mit dieser arbeite. Hier gefällt mir das richtig gut. Eine schöne Mischung, die mir als Rhythmussound im Crunch gefallen könnte, vor allem deshalb, weil der Bassanteil nicht zu hoch ist und daher kein Mtasch entsteht. Schön knurrig mit einem warmen Timbre. Von der Out_of-Phase Geschichte höre ich nix, außer dass es eben weniger brummt. Aber die Nebengeräusche halten sich sowieso im Rahmen. Am Cleanen Amp perlt der P90 Sound wunderbar von den Saiten. Sehr schön. Ich persönlich finde den P90 Sound aber in einem leicht angezerrt Bereich, also irgendwo zwischen Crunch und Clean am spannensten. Besonders mag ich es mit der Dynamik zu spielen und mit dem Anschlag den Crunch an- bzw. ab zuschalten. Das macht diese Gitarre perfekt in allen Einstellungen. Schraubt man das Gain ein wenig höher und dreht das Volume runter klart sie auf. Toll. Die Saitentrennung ist bis in den High Gain Bereich top. Wobei sie mir am JVM oder Roadking im High Gain nicht so richtig gefällt. Aber evt. ist dass auch bei einem anderen Spieler mit anderen Saiten und anderem Pick besser. Mir persönlich ist die Kombination mit aufgerissenem 1974x oder wie im Soundbeispiel mit dem Brit-Clean Kanal des Roadking am liebsten.
Fazit:
Das meine CC 17 für knapp unter 5000€ toll klingen muss stand für mich außer Frage, dass sie es dann auch tatsächlich tat, war dann keine Überraschung mehr. Für eine Gitarre wie diese hier, die einen Straßenpreis von irgendwas zwischen 800-1000€ (Bei den Kursschwankungen um Weihnachten blickt ja keine Sau mehr durch...) hatte und Gebraucht jetzt zwischen 600 und 800€ liegt ist das Preis/Leistungsverhältnis der Hammer. Die Halsbreite und das Tuning-System sind gewöhnungsbedürftig. Das muss jeder für sich entscheiden, ob er sich gewöhnen will oder nicht. Wenn man die Zeit investiert, erhält man ein tolles Instrument, das von Jazz bis Hard-Rock einsetzbar ist.
So, ich hoffe ich konnte mit diesem Review ein kleines bisschen Know-How in dieses Forum zurück füttern, das mich schon seit einigen Jahren in vielen Fragen unterstütz hat. Für Fragen und Anregungen stehe ich euch gerne zur Verfügung.
https://soundcloud.com/matthias-nau-274781640/sets/review-les-paul-paul-special-dc-2015/s-YlCIW
Testbedingungen:
Zum Test wurde die Gitarre mit Dunlop Saiten (010-048) bespannt und um eine Halbton nach unten gestimmt bzw. ein Dropped Cis Tuning verwendet. Ich spiele Jazz III XL Ultex Picks (1.4mm) ebenfalls von Dunlop. Alle verwendeten Kabel sind von Klotz. Ich habe die Soundbeispiele mit einem Mesa-Boogie Roadking (Baujahr 2014) über ein Marshall Cabinet 1936 eingespielt. Die Box ist bestückt mit G12 H30 70th Anniversary Speakern der Firma Celestion und halboffen. Für den Soundcheck wurden nur die beiden ersten Kanäle genutzt. Beispiel 1+2 sind mit dem Ersten „fenderartigen“ Kanal eingespielt worden. Beispiel 3 (mit Drums) über den zweiten „englischen“ Kanal. Aufgenommen habe ich das ganze mit einem SM 57 über ein Phonic Helixboard direkt in Garageband. Die Soundfiles wurden nur geschnitten und sonst nicht weiter bearbeitet.
Zur Ausstattung:
Die Gitarre hat eine Mahagoniekorpus, eine Hals aus gleichem Material und ein einteiliges Rosewood Griffbrett mit Binding. Die Breite des Halses ist am Sattel etwa 4,6 cm, die sich am Korpus zu 6 cm erweitern. Das Halsprofil folgt dabei einem sog. Slim TaperHalsprofil. Der Hals ist im Profil also eher flach und breit. Bei den Tonabnehmern handelt es sich um zwei P90 Soapbar mit Alnico V Magneten von Gibson. Beide bringen etwas über 7,7 kOhm Widerstand mit, wobei der Lead-PU ein paar mehr Windungen (P90R 9.500 vs P90L 10.000) hat. Zum Stimmen kommt hier, wie im 2015er Jahrgang üblich, das G-Force System zum Einsatz. Der Nullbund/Sattel am Hals besteht aus Cryo-behandeltem Messing. Die Elektronik ist auf einer Platine im schmalen Elektronikfach untergebracht. Die Stimme der LP Special lässt sich durch einen Drei-Wege-Schalter, eine Tone- und einen Volume-Poti (beide non-linear 500kOhm) beeinflussen. In Mittelstellung des Schalters sind die Pickups Out-of-Phase geschaltet. Die Gurtpins aus Alu befinden sich mittig am unteren Ende des Korpus und am oberen Horn des Cutaway. Ich habe mich für die Klassische Variante in TV-Yellow entschieden. Es gibt/gab diese Gitarre aber auch in einem faded Rot und einem Dark Sunburst. Alles diese Informationen zum Material habe ich der Gibson Homepage entnommen.
Zur Verarbeitung:
Die Gitarre ist tadellos verarbeitet. Es gibt kein Fehler im Lack. Der Übergang vom Hals zum Korpus ist sauber verarbeitet, Alle Teile, Schrauben, Pickups, Potis, Buchse, Pins und Bünde sitzen fest und sicher, da wo sie hin gehören. Die Enden der Bünde sind ordentlich verrundet.
Die Gitarre kommt mit/in einem gülden Glimmer-Koffer. Der erscheint mir stabil, ob und wie stabil der im Vergleich zu den alten Koffern ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ist aber ebenfalls sauber verarbeitet
Zum Handling/Bespielbarkeit:
Die Gitarre ist sowohl im Sitzen als auch im Stehen am Gurt gut bespielbar. Von einer Kopflastigkeit wegen des Tuning-Systems bemerke ich nichts.
Diese paar Millimeter mehr in der Halsbreite sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Spielt man allerdings einen Moment und langt beim Bending mal kräftig zu, stellt man auch schon den Vorteil fest. Da ist mehr Platz. Da die Saiten bauartbedingt top-wrapped über das Tailpiece laufen , ist die Arbeit an den Saiten ein wahres Vergnügen. Bendings gehen sehr leicht von der Hand. Ich habe nach kurzer Zeit den Unterschied zu den üblichen 43mm Griffbrettern nicht mehr gemerkt. Durch die gute Verarbeitung erfährt meiner Hand kein Widerstand beim Spielen. Das flutscht alles prima. Die Potis sind bauartbedingt für mich etwas schwierig zu bedienen. Ich finde wenig Halt zum Drehen mit nur einem Finger oder der Handkannte und muss daher zwei Finger nehmen. Da hier nur jeweils ein Poti für Tone und Volume existieren muss man, so man mit den Potis den Sound steuert, hier schon Abstriche machen.
Das G-Force-System zu bedienen ist auch für die Nicht-Raketen-Wissenschaftler unter uns absolut machbar. Wer immer in der gleichen Stimmung bleibt ,muss sowieso nur einen Knopf drücken. Wer mit mehr Stimmungen arbeitet, muss sich eine weitere Kombination merken. Ich finde es nicht schlimm und ein Spickzettel im Gitarrenkoffer hat bei meinen Mitmusikern für große Erheiterung gesorgt. Etwas langwierig ist die Einarbeitung schon, vor allem wenn man das System auch auf die eigene Stimmung und Saitenstärke kalibrieren möchte. Dies ist auf jeden Fall ratsam, denn nach dem ich die Gitarre auf mich eingestellt hatte, war es mau mit der guten Stimmung. Es ist laut Manual sowieso ratsam das System öfter zu kalibrieren und ein gewisses „Customizing“ auf die eigenen Gewohnheiten zu betreiben um die Genauigkeit zu verbessern.
Zum Sound:
Die Gitarre zeigt unverstärkt eine stramme Tonwiedergabe und Resonanz. Sie ist laut und dabei doch sehr ausgewogen im Klangbild. Am Verstärker setzt sich das dann fort. Wumms in allen Lagen. Twang am Steg, mit aureichendem Bass und nicht zu schrillen Höhen. Die Mitten treten hier, wie überall in den Vordergrund. Der Halstonabnehmer liefert wie nicht anders zu erwarten mehr Bass und Tiefmitten ohne mulmpfig zu klingen. Es wird einfach nur wärmer im Vergleich zum Steg. Die Mittenposition ist für mich immer schwierig zu beurteile, da ich nur selten mit dieser arbeite. Hier gefällt mir das richtig gut. Eine schöne Mischung, die mir als Rhythmussound im Crunch gefallen könnte, vor allem deshalb, weil der Bassanteil nicht zu hoch ist und daher kein Mtasch entsteht. Schön knurrig mit einem warmen Timbre. Von der Out_of-Phase Geschichte höre ich nix, außer dass es eben weniger brummt. Aber die Nebengeräusche halten sich sowieso im Rahmen. Am Cleanen Amp perlt der P90 Sound wunderbar von den Saiten. Sehr schön. Ich persönlich finde den P90 Sound aber in einem leicht angezerrt Bereich, also irgendwo zwischen Crunch und Clean am spannensten. Besonders mag ich es mit der Dynamik zu spielen und mit dem Anschlag den Crunch an- bzw. ab zuschalten. Das macht diese Gitarre perfekt in allen Einstellungen. Schraubt man das Gain ein wenig höher und dreht das Volume runter klart sie auf. Toll. Die Saitentrennung ist bis in den High Gain Bereich top. Wobei sie mir am JVM oder Roadking im High Gain nicht so richtig gefällt. Aber evt. ist dass auch bei einem anderen Spieler mit anderen Saiten und anderem Pick besser. Mir persönlich ist die Kombination mit aufgerissenem 1974x oder wie im Soundbeispiel mit dem Brit-Clean Kanal des Roadking am liebsten.
Fazit:
Das meine CC 17 für knapp unter 5000€ toll klingen muss stand für mich außer Frage, dass sie es dann auch tatsächlich tat, war dann keine Überraschung mehr. Für eine Gitarre wie diese hier, die einen Straßenpreis von irgendwas zwischen 800-1000€ (Bei den Kursschwankungen um Weihnachten blickt ja keine Sau mehr durch...) hatte und Gebraucht jetzt zwischen 600 und 800€ liegt ist das Preis/Leistungsverhältnis der Hammer. Die Halsbreite und das Tuning-System sind gewöhnungsbedürftig. Das muss jeder für sich entscheiden, ob er sich gewöhnen will oder nicht. Wenn man die Zeit investiert, erhält man ein tolles Instrument, das von Jazz bis Hard-Rock einsetzbar ist.
So, ich hoffe ich konnte mit diesem Review ein kleines bisschen Know-How in dieses Forum zurück füttern, das mich schon seit einigen Jahren in vielen Fragen unterstütz hat. Für Fragen und Anregungen stehe ich euch gerne zur Verfügung.
https://soundcloud.com/matthias-nau-274781640/sets/review-les-paul-paul-special-dc-2015/s-YlCIW
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