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Epiphone Les Paul Standard 1954 Oxblood
Die Gibson Les Paul ist den meisten hier wohl hinlänglich bekannt. Auch von Tochter Epiphone (die vor langer Zeit einmal Konkurrent Epiphone war) gibt es bekanntermaßen ebenso viele, wenn nicht noch mehr Interpretationen des Themas Les Paul. Natürlich wagt man sich im Hause Epiphone mehr und so erscheinen nach unzähligen klassischen Modellen auch viele ungewöhnliche Varianten.
Oftmals beschwört man auch Gibson´s Historie, wie in dem vorliegenden Fall. Die Geschichte erzählt sich in etwa folgendermaßen: während einer Aufnahmesession in Memphis in Jahre 1973 besuchte Jeff Beck den populären „Strings and Things Guitar Store“, um zu sehen, was es an Instrumenten gab. Dabei fiel sein Blick auf einer 1954er Les Paul (u.U. handelte es sich dabei um ein frühes 1955er-Modell), das auf Kundenwunsch einige Besonderheiten aufwies. Zu dieser Zeit wurde die Les Paul ausschließlich in Gold lackiert, der Kunde wollte jedoch eine schokoladenbraune Optik. Auch die Humbucker waren zu dem Zeitpunkt bereits installiert worden. Die Legende besagt, dass dem Kunden das so modifizierte Instrument nicht gefiel. Jeff Beck dagegen schon und so kaufte er es schließlich.
Die Neuauflage von Gibson war streng limitiert und entsprechend teuer, so dass das Instrument keine große Verbreitung fand. Für den kleinen Geldbeutel wurde das Modell auch von Epiphone aufgelegt, jedoch nur im Zeitraum von 2009 bis 2011, so dass es sich um ein zeitlich limitiertes Instrument handelt. Merkwürdigerweise findet sich auf der Kopfplattenrückseite kein Verweis auf ein limitiertes Modell, wollte man hier der Originalität Vortritt gewähren? Natürlich stach mir gerade diese Ausführung damals schon ins Auge, aber dennoch zog es an mir vorüber. Bis jetzt eben und als ich eine fand, wollte ich nicht noch einmal zögern und schlug zu. Selbstredend ist sie gebraucht, befindet sich jedoch in einem hervorragenden Zustand.
Aufbau & Daten zur Oxblood
An & für sich bietet die Oxblood von den Materialien her betrachtet grundsätzlich keine großen Abweichungen zu den Modellen mit Bridge und Stoptailpiece. So besteht der Korpus aus dem bekannten Mix Mahagonibasis und Ahorntop sowie Mahagonihals und Palisandergriffbrett. Hier scheint Epiphone bzgl. des eingängig dunkeln Aussehens durch Färben nachzuhelfen. Einzigartig machen sie die Farbgebung, die es nur bei diesem Modell gibt, als auch die Verwendung eines Wraparound anstelle des bekannten Doppelaggregates. Zudem sucht man auf der Kopfplatte den Schriftzug „Les Paul Model“ vergebens. Des Weiteren wurde wohl von Jeff Beck (so denke ich) irgendwann einmal Schaller-Tuner verbaut. Bei der Epiphone handelt es sich jedoch um Nachbauten. Schön zumindest, dass Epiphone hier ebenfalls dem historischen Vorbild nacheifert.
Als Pickups fungieren die altbekannten Alnico (Neck) & Alnico Classic (Bridge). Goldene Speed-Knöpfe gestatten separaten Zugang auf Volume und Tone der beiden Humbucker. Die übrige Kunststoffhardware erscheint in bekanntem Creme.
Verarbeitungsqualität
Bei Epiphone in China wird sauber gearbeitet. Einen anderen Schluss lässt meine Les Paul nicht zu. Der Lack wurde hervorragend aufgetragen, keine Lacknasen, keine Orangenhaut, perfekt. Gerade bei solch in sich homogenen Lackierungen würde jeder Fehler sofort ins Auge fallen. Auch der Fretjob erhebt sich über jeden Zweifel. Hier stelle ich beim Spiel keine störenden Querschläger fest, alles läuft flüssig. Auch die Elektrik verrichtet einen guten Job. Die Potis regeln sanft einen weiten Bereich und sind für mich auch nicht zu leichtgängig. Ich bin nämlich keiner, der ständig mit ihnen arbeitet und so hat ein gewisser Widerstand bei der Bedienung durchaus seine Vorteile. Etwas merkwürdig fühlt sich der Halsrücken beim Säubern an. Man hat das Gefühl, über eine kleine Buckelpiste zu reiben. Im Spielbetrieb spürt man davon allerdings nichts.
Ist selbst habe natürlich erst einmal die Pickups auf meinen Sweetspot eingestellt und auch die Saitenlage für mich optimiert. Aber das sind alles Dinge des persönlichen Geschmacks und kann kein Hersteller dieser Welt entsprechend abbilden. Dafür gibt es zu viele Variationen und an einer Gitarre sind deswegen ja auch alle Teile beweglich!
Die Stock-Humbucker
Epiphone-Pickups hat man schon in technisch schlechterer Verfassung gesehen. Das, was heutzutage angeboten wird, kann dem gerecht werden, was man erwartet. Grundsätzlich kommt man mit den verbauten Pickups erst einmal gut voran. Dennoch weiß ich, dass man mit etwas hochwertigeren Pickups einiges mehr aus einer Epiphone herausholen kann. Bestes Beispiel hierfür stellt meine Pelham Blue Epi Les Paul Standard dar. Sie lebt mit dem verbauten PRS McCarty-Pickup in der Bridge-Position erst so richtig auf. Den Review könnt Ihr ebenfalls hier finden.
Modifikation
Zu modifizieren bzw. personalisieren gibt es immer etwas. Bei der Epi waren es im ersten Stepp jedoch nur Kleinigkeiten. Die Speedknobs steht ihr richtig gut, dennoch ersetzte ich sie durch Top Hat, ebenfalls in Gold. Sieht eleganter und schlanker aus. Gut möglich, dass ich doch irgendwann wieder zurückrüsten werde.
Ich stelle zudem fest, dass das ehemalige Pickguard der Pelham Blue Epi farblich besser zu den Rahmen passte, als das verbaute. Austausch, eine Sache von wenigen Minuten, da in den Abmessungen recht identisch. Interessante Entdeckung allerdings: Auf Grund des Wrap scheinen bei der Oxblood die Pickups etwas weiter auseinander zu liegen. Zwischen Bridge-Humbuckerrahmen und Pickguard tut sich eine Lücke auf, die bei der Pelham nicht vorhanden ist. Diesen kleinen Fauxpas wies das original verbaute Pickguard ebenfalls auf. Für die geringe Stückzahl scheint Epiphone kein gesondertes Pickguard hergestellt zu haben. Sei´s drum.
Die weitere Modifikation betraf das Wrap selbst. Die in meinen Augen optisch wenig anschauliche Konstruktion mit vordefinierten Auflagepunkten für die Saite ersetzte ich durch ein vollmassives Stoptailpiece aus Guss. Da es die einer der einzigen Auflagepunkte für die Saiten darstellt, kann hier etwas mehr Masse nicht schaden. Ein durch das Spiel verursachtes Verschieben der Saiten auf dem Stoptail muss man nicht befürchten, der Saitendruck an der Stelle ist ausreichend hoch. Für die Aluvariante war mir der Grundton der Epi ein wenig zu höhengeprägt, weswegen ich dem Guss den Vorteil gab. Gerne würde ich allerdings einmal ein ABM Stoptail aus Glockenmessing testen. Soll den Tone der Gitarre ja nachhaltig positiv beeinflussen. Bei einer Investition von 60 €+ sollte man sich das aber besser zweimal überlegen.
Auch die verbauten Tuner verrichten einen anständigen Job. Um jedoch die Anmut und die Stimmstabilität weiter zu steigern, entschied ich mich für den Einsatz artgerechter Schaller M6 – 135-Tuner. Das 135 steht dabei für die Gradzahl der Befestigungslasche. Neue Bohrungen wollte ich keine anbringen. Zudem gehört dieser Tunertyp einfach zu diesem Modell. Und da sieht mal wieder die optische und historische Prägung: bin ich ein Freund von Kluson- oder Grover Rotomatic-Tuner, so verbot es sich für mich, entsprechende zu verwenden. Eine Oxblood besitzt nun mal Schaller-Tuner mit den zugehörigen Buttons.
Tone
Da ich wie bereits berichtet bei meiner Pelham Standard durch den Einsatz eines PRS McCarty enorme tonale Fortschritte erzielen konnte, wollte ich doch auch einmal wissen, was sich diesbezüglich bei der Oxblood erreichen lassen würde. Leider stand mir kein weiterer McCarty-Pickup zur Verfügung, so fiel meine Wahl auf einen Amber Custom Hot 60 mit Keramikmagnet.
Schnell musste ich feststellen, dass dieser Kombination kein Erfolg beschieden war. Beide wollten einfach nicht miteinander harmonieren. Der Pickup wollte keinen Druck aufkommen lassen, die Bässe waren unterbelichtet und im Gegensatz dazu die Höhen recht präsent. Egal in welche Stellung in den Pickup dreht, am Grundtone war nicht zu rütteln. Die Epi klang damit einfach nur flat und fast schon nichtssagend.
Nach diesem Misserfolg folgte der Wechsel hin zu einem Bare Knuckle Alnico Nailbomb. Mit ihm stellte sich all das ein, was der Amber vermissen ließ: ausreichend Bass, zurückgenommene Höhen und viel Fleisch im Tone. Auch stellte sich damit eine schönere Dreidimensionalität gegenüber dem Stock-PU ein. Die Gitarre klang damit tiefgründiger, als zuvor. Alle drei Ebenen aus Höhen, Mitten und Bass erlebte einen entsprechenden Schub und wirkten plastischer.
In der Zwischenstellung gesellt sich der gutmütigere Tone des Stock-Epi-Neck hinzu, der das Ganze etwas entschärft. Damit klingt es wohlig und warm. Generell klingt die Oxblood am Hals weniger bassbetont, was gerade dieser Position doch sehr entgegenkommt.
Aus diesem Grund kann ich mir mit einem Ersatzaggregat erst einmal Zeit lassen.
Klangunterschied zur Standard Standard
Natürlich stellt sich nun auch die Frage, wie klingt eine Wraparound-Les Paul gegenüber einer Standard, ausgestattet mit Bridge und Stoptailpiece? Die Bridge-Les Paul klingt dicker, aber nicht ganz so schnell. Ihr Tone entwickelt sich eine Spur zäher.
Zudem gestaltet sich der Tone der Oxblood luftiger, da den Saiten der Anpressdruck der Bridge fehlt. Dem großen tonalen Brocken der Standard mit ihrem vehementeren Tiefmitten setzt die Oxblood einen schlankeren Tone mit mehr Transparenz entgegen. Wir sprechen hier jedoch nicht von Welt, aber diese kleinen Abweichungen machen den Reiz eine Wraparound-Gitarre aus. Dort, wo sich eine TOM/STP Les Paul als das klassische Modell zeigt, kommt die Oxblood einer ES auf halbem Weg entgegen.
Fazit
Eine außergewöhnliche Epiphone Les Paul Standard 1954 Oxblood mit außergewöhnlichen Features, ein Zeitzeuge, zudem bestens verarbeitet, erkoren zu Höherem. Was will man mehr? Stört einen da der etwas misslungene Headstock? Mich nicht! Zumal sich darunter ein schöner Epiphone-Schriftzug aus Perlmutt befindet.
Kommt sie generell an eine Gibson ran? Meiner Meinung nach nein. Dies wird auch die Epiphone Oxblood nicht schaffen. Aber muss sie das überhaupt? Natürlich nicht. Sie klingt so wie sie klingt für mich stark genug nach Mutter Gibson und die Nuancen, die fehlen, nehme ich gerne hin und sage, sie hat eine eigene Stimme und das macht eine gute Gitarre, die man gerne spielt, aus.
Mit den Epiphone „Custom Shop „ oder „Limited Edition“ erreichen uns Gibson-like Gitarren, von denen wir uns in den seltensten Fällen das Original leisten könn(t)en (die Gibson liegt bei ca. 4.800 $!) und kommen dennoch in den Genuss, auch diese besonderen Instrumente kennen zu lernen. Also schaut über den Headstockrand hinaus, wenn Ihr für kleines Geld eine ansprechende Gitarre haben wollt. Mit einer Epiphone traut man sich auch mehr das Experimentieren und Lernen an der Guitartechfront. In diesem Sinne, schaut Euch mal um, muss ja keine Oxblood sein…
Die Gibson Les Paul ist den meisten hier wohl hinlänglich bekannt. Auch von Tochter Epiphone (die vor langer Zeit einmal Konkurrent Epiphone war) gibt es bekanntermaßen ebenso viele, wenn nicht noch mehr Interpretationen des Themas Les Paul. Natürlich wagt man sich im Hause Epiphone mehr und so erscheinen nach unzähligen klassischen Modellen auch viele ungewöhnliche Varianten.
Oftmals beschwört man auch Gibson´s Historie, wie in dem vorliegenden Fall. Die Geschichte erzählt sich in etwa folgendermaßen: während einer Aufnahmesession in Memphis in Jahre 1973 besuchte Jeff Beck den populären „Strings and Things Guitar Store“, um zu sehen, was es an Instrumenten gab. Dabei fiel sein Blick auf einer 1954er Les Paul (u.U. handelte es sich dabei um ein frühes 1955er-Modell), das auf Kundenwunsch einige Besonderheiten aufwies. Zu dieser Zeit wurde die Les Paul ausschließlich in Gold lackiert, der Kunde wollte jedoch eine schokoladenbraune Optik. Auch die Humbucker waren zu dem Zeitpunkt bereits installiert worden. Die Legende besagt, dass dem Kunden das so modifizierte Instrument nicht gefiel. Jeff Beck dagegen schon und so kaufte er es schließlich.
Die Neuauflage von Gibson war streng limitiert und entsprechend teuer, so dass das Instrument keine große Verbreitung fand. Für den kleinen Geldbeutel wurde das Modell auch von Epiphone aufgelegt, jedoch nur im Zeitraum von 2009 bis 2011, so dass es sich um ein zeitlich limitiertes Instrument handelt. Merkwürdigerweise findet sich auf der Kopfplattenrückseite kein Verweis auf ein limitiertes Modell, wollte man hier der Originalität Vortritt gewähren? Natürlich stach mir gerade diese Ausführung damals schon ins Auge, aber dennoch zog es an mir vorüber. Bis jetzt eben und als ich eine fand, wollte ich nicht noch einmal zögern und schlug zu. Selbstredend ist sie gebraucht, befindet sich jedoch in einem hervorragenden Zustand.
Aufbau & Daten zur Oxblood
An & für sich bietet die Oxblood von den Materialien her betrachtet grundsätzlich keine großen Abweichungen zu den Modellen mit Bridge und Stoptailpiece. So besteht der Korpus aus dem bekannten Mix Mahagonibasis und Ahorntop sowie Mahagonihals und Palisandergriffbrett. Hier scheint Epiphone bzgl. des eingängig dunkeln Aussehens durch Färben nachzuhelfen. Einzigartig machen sie die Farbgebung, die es nur bei diesem Modell gibt, als auch die Verwendung eines Wraparound anstelle des bekannten Doppelaggregates. Zudem sucht man auf der Kopfplatte den Schriftzug „Les Paul Model“ vergebens. Des Weiteren wurde wohl von Jeff Beck (so denke ich) irgendwann einmal Schaller-Tuner verbaut. Bei der Epiphone handelt es sich jedoch um Nachbauten. Schön zumindest, dass Epiphone hier ebenfalls dem historischen Vorbild nacheifert.
Als Pickups fungieren die altbekannten Alnico (Neck) & Alnico Classic (Bridge). Goldene Speed-Knöpfe gestatten separaten Zugang auf Volume und Tone der beiden Humbucker. Die übrige Kunststoffhardware erscheint in bekanntem Creme.
Verarbeitungsqualität
Bei Epiphone in China wird sauber gearbeitet. Einen anderen Schluss lässt meine Les Paul nicht zu. Der Lack wurde hervorragend aufgetragen, keine Lacknasen, keine Orangenhaut, perfekt. Gerade bei solch in sich homogenen Lackierungen würde jeder Fehler sofort ins Auge fallen. Auch der Fretjob erhebt sich über jeden Zweifel. Hier stelle ich beim Spiel keine störenden Querschläger fest, alles läuft flüssig. Auch die Elektrik verrichtet einen guten Job. Die Potis regeln sanft einen weiten Bereich und sind für mich auch nicht zu leichtgängig. Ich bin nämlich keiner, der ständig mit ihnen arbeitet und so hat ein gewisser Widerstand bei der Bedienung durchaus seine Vorteile. Etwas merkwürdig fühlt sich der Halsrücken beim Säubern an. Man hat das Gefühl, über eine kleine Buckelpiste zu reiben. Im Spielbetrieb spürt man davon allerdings nichts.
Ist selbst habe natürlich erst einmal die Pickups auf meinen Sweetspot eingestellt und auch die Saitenlage für mich optimiert. Aber das sind alles Dinge des persönlichen Geschmacks und kann kein Hersteller dieser Welt entsprechend abbilden. Dafür gibt es zu viele Variationen und an einer Gitarre sind deswegen ja auch alle Teile beweglich!
Die Stock-Humbucker
Epiphone-Pickups hat man schon in technisch schlechterer Verfassung gesehen. Das, was heutzutage angeboten wird, kann dem gerecht werden, was man erwartet. Grundsätzlich kommt man mit den verbauten Pickups erst einmal gut voran. Dennoch weiß ich, dass man mit etwas hochwertigeren Pickups einiges mehr aus einer Epiphone herausholen kann. Bestes Beispiel hierfür stellt meine Pelham Blue Epi Les Paul Standard dar. Sie lebt mit dem verbauten PRS McCarty-Pickup in der Bridge-Position erst so richtig auf. Den Review könnt Ihr ebenfalls hier finden.
Modifikation
Zu modifizieren bzw. personalisieren gibt es immer etwas. Bei der Epi waren es im ersten Stepp jedoch nur Kleinigkeiten. Die Speedknobs steht ihr richtig gut, dennoch ersetzte ich sie durch Top Hat, ebenfalls in Gold. Sieht eleganter und schlanker aus. Gut möglich, dass ich doch irgendwann wieder zurückrüsten werde.
Ich stelle zudem fest, dass das ehemalige Pickguard der Pelham Blue Epi farblich besser zu den Rahmen passte, als das verbaute. Austausch, eine Sache von wenigen Minuten, da in den Abmessungen recht identisch. Interessante Entdeckung allerdings: Auf Grund des Wrap scheinen bei der Oxblood die Pickups etwas weiter auseinander zu liegen. Zwischen Bridge-Humbuckerrahmen und Pickguard tut sich eine Lücke auf, die bei der Pelham nicht vorhanden ist. Diesen kleinen Fauxpas wies das original verbaute Pickguard ebenfalls auf. Für die geringe Stückzahl scheint Epiphone kein gesondertes Pickguard hergestellt zu haben. Sei´s drum.
Die weitere Modifikation betraf das Wrap selbst. Die in meinen Augen optisch wenig anschauliche Konstruktion mit vordefinierten Auflagepunkten für die Saite ersetzte ich durch ein vollmassives Stoptailpiece aus Guss. Da es die einer der einzigen Auflagepunkte für die Saiten darstellt, kann hier etwas mehr Masse nicht schaden. Ein durch das Spiel verursachtes Verschieben der Saiten auf dem Stoptail muss man nicht befürchten, der Saitendruck an der Stelle ist ausreichend hoch. Für die Aluvariante war mir der Grundton der Epi ein wenig zu höhengeprägt, weswegen ich dem Guss den Vorteil gab. Gerne würde ich allerdings einmal ein ABM Stoptail aus Glockenmessing testen. Soll den Tone der Gitarre ja nachhaltig positiv beeinflussen. Bei einer Investition von 60 €+ sollte man sich das aber besser zweimal überlegen.
Auch die verbauten Tuner verrichten einen anständigen Job. Um jedoch die Anmut und die Stimmstabilität weiter zu steigern, entschied ich mich für den Einsatz artgerechter Schaller M6 – 135-Tuner. Das 135 steht dabei für die Gradzahl der Befestigungslasche. Neue Bohrungen wollte ich keine anbringen. Zudem gehört dieser Tunertyp einfach zu diesem Modell. Und da sieht mal wieder die optische und historische Prägung: bin ich ein Freund von Kluson- oder Grover Rotomatic-Tuner, so verbot es sich für mich, entsprechende zu verwenden. Eine Oxblood besitzt nun mal Schaller-Tuner mit den zugehörigen Buttons.
Tone
Da ich wie bereits berichtet bei meiner Pelham Standard durch den Einsatz eines PRS McCarty enorme tonale Fortschritte erzielen konnte, wollte ich doch auch einmal wissen, was sich diesbezüglich bei der Oxblood erreichen lassen würde. Leider stand mir kein weiterer McCarty-Pickup zur Verfügung, so fiel meine Wahl auf einen Amber Custom Hot 60 mit Keramikmagnet.
Schnell musste ich feststellen, dass dieser Kombination kein Erfolg beschieden war. Beide wollten einfach nicht miteinander harmonieren. Der Pickup wollte keinen Druck aufkommen lassen, die Bässe waren unterbelichtet und im Gegensatz dazu die Höhen recht präsent. Egal in welche Stellung in den Pickup dreht, am Grundtone war nicht zu rütteln. Die Epi klang damit einfach nur flat und fast schon nichtssagend.
Nach diesem Misserfolg folgte der Wechsel hin zu einem Bare Knuckle Alnico Nailbomb. Mit ihm stellte sich all das ein, was der Amber vermissen ließ: ausreichend Bass, zurückgenommene Höhen und viel Fleisch im Tone. Auch stellte sich damit eine schönere Dreidimensionalität gegenüber dem Stock-PU ein. Die Gitarre klang damit tiefgründiger, als zuvor. Alle drei Ebenen aus Höhen, Mitten und Bass erlebte einen entsprechenden Schub und wirkten plastischer.
In der Zwischenstellung gesellt sich der gutmütigere Tone des Stock-Epi-Neck hinzu, der das Ganze etwas entschärft. Damit klingt es wohlig und warm. Generell klingt die Oxblood am Hals weniger bassbetont, was gerade dieser Position doch sehr entgegenkommt.
Aus diesem Grund kann ich mir mit einem Ersatzaggregat erst einmal Zeit lassen.
Klangunterschied zur Standard Standard
Natürlich stellt sich nun auch die Frage, wie klingt eine Wraparound-Les Paul gegenüber einer Standard, ausgestattet mit Bridge und Stoptailpiece? Die Bridge-Les Paul klingt dicker, aber nicht ganz so schnell. Ihr Tone entwickelt sich eine Spur zäher.
Zudem gestaltet sich der Tone der Oxblood luftiger, da den Saiten der Anpressdruck der Bridge fehlt. Dem großen tonalen Brocken der Standard mit ihrem vehementeren Tiefmitten setzt die Oxblood einen schlankeren Tone mit mehr Transparenz entgegen. Wir sprechen hier jedoch nicht von Welt, aber diese kleinen Abweichungen machen den Reiz eine Wraparound-Gitarre aus. Dort, wo sich eine TOM/STP Les Paul als das klassische Modell zeigt, kommt die Oxblood einer ES auf halbem Weg entgegen.
Fazit
Eine außergewöhnliche Epiphone Les Paul Standard 1954 Oxblood mit außergewöhnlichen Features, ein Zeitzeuge, zudem bestens verarbeitet, erkoren zu Höherem. Was will man mehr? Stört einen da der etwas misslungene Headstock? Mich nicht! Zumal sich darunter ein schöner Epiphone-Schriftzug aus Perlmutt befindet.
Kommt sie generell an eine Gibson ran? Meiner Meinung nach nein. Dies wird auch die Epiphone Oxblood nicht schaffen. Aber muss sie das überhaupt? Natürlich nicht. Sie klingt so wie sie klingt für mich stark genug nach Mutter Gibson und die Nuancen, die fehlen, nehme ich gerne hin und sage, sie hat eine eigene Stimme und das macht eine gute Gitarre, die man gerne spielt, aus.
Mit den Epiphone „Custom Shop „ oder „Limited Edition“ erreichen uns Gibson-like Gitarren, von denen wir uns in den seltensten Fällen das Original leisten könn(t)en (die Gibson liegt bei ca. 4.800 $!) und kommen dennoch in den Genuss, auch diese besonderen Instrumente kennen zu lernen. Also schaut über den Headstockrand hinaus, wenn Ihr für kleines Geld eine ansprechende Gitarre haben wollt. Mit einer Epiphone traut man sich auch mehr das Experimentieren und Lernen an der Guitartechfront. In diesem Sinne, schaut Euch mal um, muss ja keine Oxblood sein…
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