Hallo,
solche "Stromschläge" können verschiedene Ursachen haben.
Zuerst natürlich defektes Equipment. Hier könnte es durch Dreck und Feuchtigkeit zu "Kriechstrecken" kommen, über die z.B. Strom von der "heißen" Seite des Trafos (Lötfahne) zur Gehäusemasse fliesst.
Bei manchen Geräten gibt es eine kapazitive Kopplung vom Netzteil (heiße Seite) nach Masse hin. Das ist bei manchen Geräten auch so gewollt und so konstruiert. Dabei wird natürlich sichergestellt, dass der Strom, der dabei fliessen kann, stets im sicheren Bereich bleibt. (Ein Multimeter würde wegen seiner Hochohmigkeit trotzdem Spannung anzeigen. Da ist aber kein "Wumms", kein Strom dahinter.)
Ein besonderer Fall sind die alten Netzinstallationen mit "klassischer Nullung".
Dabei wird eine extra Schutzerde eingespart, und in der Steckdose mit dem Nullleiter zusammengefasst.
Das ist heute nicht mehr zulässig, weil das System große Nachteile hat. Es geniesst aber leider Bestandsschutz.
Da in der Steckdose die Schutzerde mit Nullleiter verbunden ist, liegt das Gehäuse auf Nullleiterpotenzial. Normal und ohne Fehler ist das auch noch OK.
Wird der Nullleiter unterbrochen (z.B. durchgeschmorter Kontakt in Verteilerdose wegen Überlast), liegt nun auf dem "schutzgeerdeten Gehäuse" die volle Betriebsspannung an, die Schmelzsicherung im Verteilerkasten spricht nicht an. Symptome sind plötzlich nicht mehr funktionierende Geräte.
Wenn man dann den Fehler sucht und das Gerät anlangt, kommt es zum Schlag. (Oder schon vorher, wenn die Gitarre über Kabel auf Gehäusemasse (=Schutzerde-Potenzial) des Verstärkers liegt.
Selbst wenn nichts kaputt ist, fällt wegen des ohm'schen Widerstands des Nullleiters in der Hausinstallation eine Spannung ab. Sodass als folge davon im Betrieb unter Last das Gehäuse nicht auf Erd- oder Nullpotenzial liegt, sondern höher. Leider ist hinter diesem Potenzial auch "Wumms" dahinter. Wenn man also etwas sehr gut geerdetes (Heizungsrohr, Wasserleitung, oder sehr gut geerdetes Mikrofon) anlangt, könnte man Stromschläge spüren.
Solch alte Hausinstallation mir klassischer Nullung ist also sehr nachteilig, aber mitunter in alten Häusern noch anzutreffen. Ich empfehle, die Hausinstallation auf einen aktuellen Sicherheitszustand bringen zu lassen. Ausserdem sollte man sich beraten lassen, inwieweit neuere Sicherheitsmassnahmen (FI-Schalter, etc.) nachrüstbar sind.
(Je nachdem, ob da in den vergangenen Jahren die Installation erweitert wurde, findet sich die Nullung nicht unbedingt in der Steckdose, sondern weiter weg in Verteilerdosen. Das macht es aber auch nicht viel besser.)
Besonders gefärdet sind hier eigentlich die E-Gitarristen (Bassisten), weil deren Instrument mit den vielen Metallteilen über die Kabelleitung mit dem Gehäusepotenzial des Vertärkers verbunden ist. Etwas Sicherheit schafft ein Funksystem, weil dann das Kabel zwischen Amp und Gitarre wegfällt.
Andere Möglichkeit wäre ein Trenntrafo, der Spannungen ohne Erdbezug zur Verfügung stellt, bitte vom Fachmann beraten lassen.
Solche Massnahmen sind kein Ersatz für mangelhafte Hausinstallationen, defekte Geräte oder vergammelte Verteilersteckdosen. Sondern bringen im Fehlerfall etwas mehr Überlebensvorteil.
Als Massnahme bleibt nur, was schon andere gesagt haben: Einen Fachmann mit der Überpüfung und Beseitigung der Fehler beauftragen.
Alles andere, alles "selber basteln", ist unsinning und zu gefährlich.
Gruß