wolbai
R.I.P.
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Marshall JVM410 / Fractal Audio FX8
1. Einleitung
Mein Line6 POD HD500 hat mir in den letzten Jahren sehr gute Dienste im Live-Betrieb mit Band und unterschiedlichen Gitarrenequipment-Zusammenstellungen geleistet (Amp/Cab-Modellingeinheit in Verbindung mit einem FR-Monitor; Schaltzentrale für Line6 Equipment : DT50-Amp + JTV-Gitarren; reines MultiFX und Midi-Controller in Verbindung mit einem Marshall JVM410 Röhrenverstärker).
Da die Fußschalter des POD HD500 schon recht ausgeleiert waren und es seit geraumer Zeit vielversprechende, vermeintlich höherwertigere Alternativen (Line6 Helix, Fractal Audio AX8 / FX8) am Markt verfügbar sind, habe ich mich nach einiger Recherche für das neue MultiFX von Fractal Audio FX8 entschieden.
Für die Anschaffung des FX8 sprach im Vorfeld zunächst einmal die Tatsache, daß ich im Prinzip nur noch ein reines, möglichst hochwertiges MultiFX mit Midicontroller-Funktionen für meinen Röhrenamp wollte und mich des Weiteren die Aussagen bzgl. des speziellen FX8-Designs zur Anschaltung an einen Röhrenverstärker mittels der 4-Kabelmethode (4CM) sehr angesprochen hatten.
Das FX8 habe ich nun seit ca. 2 Monaten. Ich habe das Teil in dieser Zeit auf den Einsatz mit meinem Marshall JVM410 und für Recordingzwecke getrimmt. In einem Bandkontext konnte ich es noch nicht ausprobieren, da ich zurzeit ohne Band unterwegs bin.
Im Folgenden fasse ich die mir für den 4CM-Betrieb wesentlichen Pros zusammen. Ein paar Cons gibt es aber auch bei diesem Highendgerät.
Abschließend gibt es noch ein paar Hörproben, damit ihr Euch bzgl. der Soundqualität der Effekte einen ersten Eindruck verschaffen könnt. Am Ende muss man das Teil natürlich selbst in die Finger nehmen und testen, ob es für einen passt. Mein Review kann dafür ein Anstoß sein.
Ich habe ein Demogerät beim deutschen Fractal Audio-Händler G66.eu ergattert. Bei der Anschaffung von Neugeräten kommt es seit geraumer Zeit zu längeren Wartezeiten. Beratung und Anlieferung waren optimal.
2. FX8 - Pros
- Aufgrund der verwendeten 4CM-Anschaltung (Grundlage für die Nutzung von Pre- und Post-Effekten zur Koppelung von Röhrenverstärkern mit einer FX-Loop) wird das Audiosignal mehrfach zwischen analog/digital und digital/analog umgewandelt. Dem häufig unterstellten „Tone suck“ (negative Klangverfälschung) bei MultiFX-Geräten kann ich bei diesem Gerät nicht feststellen. Es verfügt offensichtlich über ausgezeichnete AD/DA-Wandler. (Ich hatte damals auch bei meinem POD HD500 geglaubt, dass es den Sound ohne Klangeinbußen verarbeitet – das war rückblickend ein Irrtum bzw. Wunschdenken).
Die Soundqualität des FX8 ist einfach großartig: Mit dem sogenannten True Bypass-Modus (eine sehr brauchbare Testfunktion im FX8, um Klangeinbußen und Lautstärkenpegel zu überprüfen) lässt sich das sehr gut nachvollziehen. Die Klangqualität meines JVM410 empfinde ich jetzt tatsächlich hörbar besser als zuvor.
- Zur Vermeidung von Störgeräuschen durch Netzbrummen ist das FX8 für den Betrieb mit Stereoklinkenkabel (TRS-Kabel, anstelle von herkömmlichen TS-Kabeln) ausgerichtet. Fractal Audio nennt das „Humbuster-Technologie“. Ich habe mir zwei TRS-Kabel (10m Länge) bei G66.eu mitbestellt. Die Kabel kann man – entsprechendes technisches Geschick vorausgesetzt – aber auch selbst anfertigen.
- Das FX8 verfügt über eine extreme Vielfältigkeit in der Anpassung der Eingangs- und Ausgangspegel: der FX-Looppegel kann von -10db bis +4db eingestellt werden. Beim JVM410 habe ich die parallel/serielle FX-Loop auf +4db eingestellt. Im FX8 (Setup-Menü I/O „Levels“) ist der Postlevel ebenfalls auf +4db eingestellt. Die serielle FX-Loop habe ich nicht ausprobiert. Ich komme mit der parallel/seriellen FX-Loop (100% wet) prima klar. Mit dieser großen Pegelbandbreite sollte das FX8 im Prinzip mit jedem Amp harmonieren.
- Das FX8 ist extrem robust und sehr hochwertig verarbeitet. Es kommt einem unkaputtbar vor (ob es Bierduschen bei Gigs übersteht, kann ich allerdings (noch) nicht beurteilen).
- Ab Firmware 3.0 (seit Ende Januar 2016 verfügbar) bietet das FX8 eine sehr flexible Fußschalterbedienung. Davor hatte der POD HD500 die Nase vorn. Schön ist, dass man ohne Bankwechsel bis zu acht Presets im direkten Zugriff (ohne Umschalten) hat. Die X/Y-Funktion ermöglicht es, schnell zwischen einem beliebigen Effekt durch etwas längeres Drücken des jeweiligen Fußschalters zu wechseln; so kann man z.B. innerhalb eines Presets zwischen zwei unterschiedlichen Drive-Effekten umschalten.
- Es können zwei externe Pedale angeschlossen werden. Die von Fractal Audio empfohlenen EV-1 Pedale sind sicher sehr hochwertig, aber meines Erachtens ziemlich überteuert. Ich habe zwei Boss FV-500H im Einsatz (eines als Expressionpedal/Wah und das zweite als Volumenpedal). Das FV-500 hat seitlich einen Drehknopf, um die Minimalstellung des Pedals zu variieren. Damit kann ich sehr schön meinen normalen Volumenlevel einstellen, bei Leadparts entsprechend drauf satteln und wieder zum normalen Volumenlevel zurückzukehren.
- Beim JVM410 benötigen die allermeisten ab OD-1 Orange und OD-2 Orange Noisegates. Das FX8 verfügt über hochwertige Noisegates, mit dem man den JVM bzgl. Feedback/Brummen der Gitarrenpickups und das Rauschen der Amp-Vorstufe bei höheren Gainlevels sehr gut in den Griff bekommt.
Pro Preset kann direkt am Anfang der Signalkette ein Noisegate ausgewählt werden und zwar eben nur bei dem Amp-Kanal, bei dem man es auch tatsächlich benötigt. Ein zweites Noisegate (als erster Effekte direkt hinter der Vorstufe des Amps) unterdrückt dann das Rauschen der Vorstufe (Effektblock „Gate/Expander“).
- Die JVM410-Kanäle lassen sich problemlos mit Midi-Befehlen umschalten. Im Prinzip ist das genauso einfach wie mit einem POD HD500 (bitte unter wiki.fractalaudio.com nachlesen).
- Das integrierte Stimmgerät soll nicht unerwähnt bleiben: es ist meines Erachtens sehr genau und verfügt über eine gute Anzeige.
- Die FX8-Effekte sind grundsätzlich die gleichen wie in den AXE-Produkten. Lt. Hersteller soll es zukünftig aber auch spezielle Effekte nur für das FX8 geben. Die Qualität der Effekte ist aus meiner Sicht überragend und für meine Begriffe absolut auf Augenhöhe mit Boutique-Pedalen (Ausnahme: Intelligent Harmonizer Effekt - siehe hierzu weiter unten).
Ich persönlich benutze nicht sehr viele Effekte. Doch die sollten bitte schön Top sein. So brauche ich keine 10 Distortioneffekte und 5 Wahs. Mir reicht ein Tubescreamer T808 und ein Crybaby-Wah. Beide Effekte sind im FX8 vorhanden und beeindruckend umgesetzt.
Insgesamt verfügt das FX8 über eine Parametertiefe, die die Originalpedale teilweise in den Schatten stellt.
Besonders stark sind meines Erachtens die Reverb- und Delayeffekte: sie fressen zwar viel CPU-Power; die Feinheit der Darstellung eines weiten Raumes ist mit dem FX8 einfach unglaublich hörenswert.
Details zu den Effekten befinden sich nicht im FX8-Handbuch, sondern im AXE-Handbuch. Fractal arbeitet nach eigenen Aussagen aktuell an einem separaten FX-Handbuch.
Bei den anschließenden Aufnahmen habe ich die meisten von mir eingesetzten Effekte verwendet. Aufnahmen sind am Ende sprechender als viele Worte …
3. FX8 - Cons
- Der Anschaffungspreis von knapp 1.600 EUR (Stand Februar 2016) ist isoliert betrachtet zunächst einmal hoch im Vergleich zu MultiFX-Geräten wie einem POD HD500 oder Boss GT-100. Wenn es jedoch zutrifft, dass die mitgelieferten Effekte sich auf Augenhöhe von Boutique-Pedalen bewegen, dann relativiert sich das natürlich wiederum sehr schnell.
Am Ende ist das FX8 aber ein finanzielles Investment, das jeder für sich selbst entscheiden muss, ob es ihm wert ist. Wenn man jedoch hohe klangliche Ansprüche an seinen Sound stellt, dann ist meines Erachtens das FX8 die bessere Alternative als Boutique-Pedale, da sich mit einem derartigen MultiFX auch zusätzlich noch die Verstärkerkanäle schalten lassen, Stepptanz minimiert wird und erweiterte, verfeinerte Effektnutzungen, z.B. über den Einsatz eines Expressionpedals, möglich sind.
- Der Intelligent Harmonizer-Effekt ist meines Erachtens nicht gut umgesetzt, da er über eine hörbare und für mich störende Latenz verfügt. Mein POD HD500 hat mit dem Harmonizer klanglich wahrlich nicht brilliert. Dafür hatte er aber keine Latenz. Es nützt mir nichts, wenn der Klang zwar gut ist, der Harmonieton, aber immer einen Tick zu spät kommt. Das hört sich dann bei schnelleren Passagen teilweise falsch an. Trotz intensiver Internet-Recherche konnte ich das Problem allenfalls etwas entschärfen. Bei diesem Effekt muss Fractal Audio meines Erachtens noch eine Lösung für die leider (für mich) hörbare und störende Latenz einfallen lassen.
- Aufgrund der extrem guten Auflösung der Effekte wird die CPU des Gerätes ziemlich gefordert. Das gilt vor allem für Reverbs und Delays. Bei der Preset-Zusammenstellung muss man sich schon gut überlegen, welchen Effekt man reinnimmt. Ich habe aber bis jetzt immer einen akzeptablen Kompromiss gefunden. Unter wiki.fractalaudio.com finden sich viele Tipps wie man CPU-schonende Einstellungen im FX8 vornimmt.
- Das FX8 ist vergleichsweise klein. Für Gitarristen ab Schuhgröße 46 könnten die etwas enger zusammenstehenden Fußschalter eventuell ein Problem darstellen. Ich persönliche komme jedoch mit der Größe gut zurecht.
4. Hörbeispiele
Im Weiteren ein Link zu ein paar Hörproben von mir. Die Aufnahme hat insgesamt eine Länge von ca. 12 Minuten. Ich hoffe, sie sind kurzweilig und hörenswert zugleich. Ich habe dabei diverse Effekte eingesetzt. Mein Videobearbeitungsprogramm hat mich hierbei viel Zeit und Nerven gekostet, weil es bei der Synchronisation von Video- und Tonspur nicht sehr differenziert ist.
Neben meinem Marshall JVM410 setze ich für die Aufnahmen einen Rivera Rockcrusher (Leistungsreduzierer) ein. Damit kann ich auf geringer Lautstärke die Verstärkerendstufe entsprechend anblasen. Als DI-Box verwende ich eine Radial JDX. Sie verfügt über eine gute Kombination aus einer 4x12er und 2x12er Boxensimulation. Als Audiointerface habe ich ein Steinberg UR22 im Einsatz. Meine Recordingsoftware ist Cubase Artist 7. Innerhalb von Cubase habe ich keine Effekte verwendet. Der Sound kommt daher komplett aus dem Marshall und dem FX8 MultiFX (und meinen Fingern).
Mein Marshall JVM410 ist leicht gemoddet: ich habe mir eine Modifikation der Gegenkopplung (Negative Feedback) nur für den Crunchkanal einbauen lassen. Bei der Aufnahme der Crunchkanäle (insbesondere Crunch Green) hört man teilweise die dadurch größere Dynamik beim Plektrumanschlag.
Viel Spaß beim Anhören / Zusehen!
Grüße aus Franken – wolbai.
1. Einleitung
Mein Line6 POD HD500 hat mir in den letzten Jahren sehr gute Dienste im Live-Betrieb mit Band und unterschiedlichen Gitarrenequipment-Zusammenstellungen geleistet (Amp/Cab-Modellingeinheit in Verbindung mit einem FR-Monitor; Schaltzentrale für Line6 Equipment : DT50-Amp + JTV-Gitarren; reines MultiFX und Midi-Controller in Verbindung mit einem Marshall JVM410 Röhrenverstärker).
Da die Fußschalter des POD HD500 schon recht ausgeleiert waren und es seit geraumer Zeit vielversprechende, vermeintlich höherwertigere Alternativen (Line6 Helix, Fractal Audio AX8 / FX8) am Markt verfügbar sind, habe ich mich nach einiger Recherche für das neue MultiFX von Fractal Audio FX8 entschieden.
Für die Anschaffung des FX8 sprach im Vorfeld zunächst einmal die Tatsache, daß ich im Prinzip nur noch ein reines, möglichst hochwertiges MultiFX mit Midicontroller-Funktionen für meinen Röhrenamp wollte und mich des Weiteren die Aussagen bzgl. des speziellen FX8-Designs zur Anschaltung an einen Röhrenverstärker mittels der 4-Kabelmethode (4CM) sehr angesprochen hatten.
Das FX8 habe ich nun seit ca. 2 Monaten. Ich habe das Teil in dieser Zeit auf den Einsatz mit meinem Marshall JVM410 und für Recordingzwecke getrimmt. In einem Bandkontext konnte ich es noch nicht ausprobieren, da ich zurzeit ohne Band unterwegs bin.
Im Folgenden fasse ich die mir für den 4CM-Betrieb wesentlichen Pros zusammen. Ein paar Cons gibt es aber auch bei diesem Highendgerät.
Abschließend gibt es noch ein paar Hörproben, damit ihr Euch bzgl. der Soundqualität der Effekte einen ersten Eindruck verschaffen könnt. Am Ende muss man das Teil natürlich selbst in die Finger nehmen und testen, ob es für einen passt. Mein Review kann dafür ein Anstoß sein.
Ich habe ein Demogerät beim deutschen Fractal Audio-Händler G66.eu ergattert. Bei der Anschaffung von Neugeräten kommt es seit geraumer Zeit zu längeren Wartezeiten. Beratung und Anlieferung waren optimal.
2. FX8 - Pros
- Aufgrund der verwendeten 4CM-Anschaltung (Grundlage für die Nutzung von Pre- und Post-Effekten zur Koppelung von Röhrenverstärkern mit einer FX-Loop) wird das Audiosignal mehrfach zwischen analog/digital und digital/analog umgewandelt. Dem häufig unterstellten „Tone suck“ (negative Klangverfälschung) bei MultiFX-Geräten kann ich bei diesem Gerät nicht feststellen. Es verfügt offensichtlich über ausgezeichnete AD/DA-Wandler. (Ich hatte damals auch bei meinem POD HD500 geglaubt, dass es den Sound ohne Klangeinbußen verarbeitet – das war rückblickend ein Irrtum bzw. Wunschdenken).
Die Soundqualität des FX8 ist einfach großartig: Mit dem sogenannten True Bypass-Modus (eine sehr brauchbare Testfunktion im FX8, um Klangeinbußen und Lautstärkenpegel zu überprüfen) lässt sich das sehr gut nachvollziehen. Die Klangqualität meines JVM410 empfinde ich jetzt tatsächlich hörbar besser als zuvor.
- Zur Vermeidung von Störgeräuschen durch Netzbrummen ist das FX8 für den Betrieb mit Stereoklinkenkabel (TRS-Kabel, anstelle von herkömmlichen TS-Kabeln) ausgerichtet. Fractal Audio nennt das „Humbuster-Technologie“. Ich habe mir zwei TRS-Kabel (10m Länge) bei G66.eu mitbestellt. Die Kabel kann man – entsprechendes technisches Geschick vorausgesetzt – aber auch selbst anfertigen.
- Das FX8 verfügt über eine extreme Vielfältigkeit in der Anpassung der Eingangs- und Ausgangspegel: der FX-Looppegel kann von -10db bis +4db eingestellt werden. Beim JVM410 habe ich die parallel/serielle FX-Loop auf +4db eingestellt. Im FX8 (Setup-Menü I/O „Levels“) ist der Postlevel ebenfalls auf +4db eingestellt. Die serielle FX-Loop habe ich nicht ausprobiert. Ich komme mit der parallel/seriellen FX-Loop (100% wet) prima klar. Mit dieser großen Pegelbandbreite sollte das FX8 im Prinzip mit jedem Amp harmonieren.
- Das FX8 ist extrem robust und sehr hochwertig verarbeitet. Es kommt einem unkaputtbar vor (ob es Bierduschen bei Gigs übersteht, kann ich allerdings (noch) nicht beurteilen).
- Ab Firmware 3.0 (seit Ende Januar 2016 verfügbar) bietet das FX8 eine sehr flexible Fußschalterbedienung. Davor hatte der POD HD500 die Nase vorn. Schön ist, dass man ohne Bankwechsel bis zu acht Presets im direkten Zugriff (ohne Umschalten) hat. Die X/Y-Funktion ermöglicht es, schnell zwischen einem beliebigen Effekt durch etwas längeres Drücken des jeweiligen Fußschalters zu wechseln; so kann man z.B. innerhalb eines Presets zwischen zwei unterschiedlichen Drive-Effekten umschalten.
- Es können zwei externe Pedale angeschlossen werden. Die von Fractal Audio empfohlenen EV-1 Pedale sind sicher sehr hochwertig, aber meines Erachtens ziemlich überteuert. Ich habe zwei Boss FV-500H im Einsatz (eines als Expressionpedal/Wah und das zweite als Volumenpedal). Das FV-500 hat seitlich einen Drehknopf, um die Minimalstellung des Pedals zu variieren. Damit kann ich sehr schön meinen normalen Volumenlevel einstellen, bei Leadparts entsprechend drauf satteln und wieder zum normalen Volumenlevel zurückzukehren.
- Beim JVM410 benötigen die allermeisten ab OD-1 Orange und OD-2 Orange Noisegates. Das FX8 verfügt über hochwertige Noisegates, mit dem man den JVM bzgl. Feedback/Brummen der Gitarrenpickups und das Rauschen der Amp-Vorstufe bei höheren Gainlevels sehr gut in den Griff bekommt.
Pro Preset kann direkt am Anfang der Signalkette ein Noisegate ausgewählt werden und zwar eben nur bei dem Amp-Kanal, bei dem man es auch tatsächlich benötigt. Ein zweites Noisegate (als erster Effekte direkt hinter der Vorstufe des Amps) unterdrückt dann das Rauschen der Vorstufe (Effektblock „Gate/Expander“).
- Die JVM410-Kanäle lassen sich problemlos mit Midi-Befehlen umschalten. Im Prinzip ist das genauso einfach wie mit einem POD HD500 (bitte unter wiki.fractalaudio.com nachlesen).
- Das integrierte Stimmgerät soll nicht unerwähnt bleiben: es ist meines Erachtens sehr genau und verfügt über eine gute Anzeige.
- Die FX8-Effekte sind grundsätzlich die gleichen wie in den AXE-Produkten. Lt. Hersteller soll es zukünftig aber auch spezielle Effekte nur für das FX8 geben. Die Qualität der Effekte ist aus meiner Sicht überragend und für meine Begriffe absolut auf Augenhöhe mit Boutique-Pedalen (Ausnahme: Intelligent Harmonizer Effekt - siehe hierzu weiter unten).
Ich persönlich benutze nicht sehr viele Effekte. Doch die sollten bitte schön Top sein. So brauche ich keine 10 Distortioneffekte und 5 Wahs. Mir reicht ein Tubescreamer T808 und ein Crybaby-Wah. Beide Effekte sind im FX8 vorhanden und beeindruckend umgesetzt.
Insgesamt verfügt das FX8 über eine Parametertiefe, die die Originalpedale teilweise in den Schatten stellt.
Besonders stark sind meines Erachtens die Reverb- und Delayeffekte: sie fressen zwar viel CPU-Power; die Feinheit der Darstellung eines weiten Raumes ist mit dem FX8 einfach unglaublich hörenswert.
Details zu den Effekten befinden sich nicht im FX8-Handbuch, sondern im AXE-Handbuch. Fractal arbeitet nach eigenen Aussagen aktuell an einem separaten FX-Handbuch.
Bei den anschließenden Aufnahmen habe ich die meisten von mir eingesetzten Effekte verwendet. Aufnahmen sind am Ende sprechender als viele Worte …
3. FX8 - Cons
- Der Anschaffungspreis von knapp 1.600 EUR (Stand Februar 2016) ist isoliert betrachtet zunächst einmal hoch im Vergleich zu MultiFX-Geräten wie einem POD HD500 oder Boss GT-100. Wenn es jedoch zutrifft, dass die mitgelieferten Effekte sich auf Augenhöhe von Boutique-Pedalen bewegen, dann relativiert sich das natürlich wiederum sehr schnell.
Am Ende ist das FX8 aber ein finanzielles Investment, das jeder für sich selbst entscheiden muss, ob es ihm wert ist. Wenn man jedoch hohe klangliche Ansprüche an seinen Sound stellt, dann ist meines Erachtens das FX8 die bessere Alternative als Boutique-Pedale, da sich mit einem derartigen MultiFX auch zusätzlich noch die Verstärkerkanäle schalten lassen, Stepptanz minimiert wird und erweiterte, verfeinerte Effektnutzungen, z.B. über den Einsatz eines Expressionpedals, möglich sind.
- Der Intelligent Harmonizer-Effekt ist meines Erachtens nicht gut umgesetzt, da er über eine hörbare und für mich störende Latenz verfügt. Mein POD HD500 hat mit dem Harmonizer klanglich wahrlich nicht brilliert. Dafür hatte er aber keine Latenz. Es nützt mir nichts, wenn der Klang zwar gut ist, der Harmonieton, aber immer einen Tick zu spät kommt. Das hört sich dann bei schnelleren Passagen teilweise falsch an. Trotz intensiver Internet-Recherche konnte ich das Problem allenfalls etwas entschärfen. Bei diesem Effekt muss Fractal Audio meines Erachtens noch eine Lösung für die leider (für mich) hörbare und störende Latenz einfallen lassen.
- Aufgrund der extrem guten Auflösung der Effekte wird die CPU des Gerätes ziemlich gefordert. Das gilt vor allem für Reverbs und Delays. Bei der Preset-Zusammenstellung muss man sich schon gut überlegen, welchen Effekt man reinnimmt. Ich habe aber bis jetzt immer einen akzeptablen Kompromiss gefunden. Unter wiki.fractalaudio.com finden sich viele Tipps wie man CPU-schonende Einstellungen im FX8 vornimmt.
- Das FX8 ist vergleichsweise klein. Für Gitarristen ab Schuhgröße 46 könnten die etwas enger zusammenstehenden Fußschalter eventuell ein Problem darstellen. Ich persönliche komme jedoch mit der Größe gut zurecht.
4. Hörbeispiele
Im Weiteren ein Link zu ein paar Hörproben von mir. Die Aufnahme hat insgesamt eine Länge von ca. 12 Minuten. Ich hoffe, sie sind kurzweilig und hörenswert zugleich. Ich habe dabei diverse Effekte eingesetzt. Mein Videobearbeitungsprogramm hat mich hierbei viel Zeit und Nerven gekostet, weil es bei der Synchronisation von Video- und Tonspur nicht sehr differenziert ist.
Neben meinem Marshall JVM410 setze ich für die Aufnahmen einen Rivera Rockcrusher (Leistungsreduzierer) ein. Damit kann ich auf geringer Lautstärke die Verstärkerendstufe entsprechend anblasen. Als DI-Box verwende ich eine Radial JDX. Sie verfügt über eine gute Kombination aus einer 4x12er und 2x12er Boxensimulation. Als Audiointerface habe ich ein Steinberg UR22 im Einsatz. Meine Recordingsoftware ist Cubase Artist 7. Innerhalb von Cubase habe ich keine Effekte verwendet. Der Sound kommt daher komplett aus dem Marshall und dem FX8 MultiFX (und meinen Fingern).
Mein Marshall JVM410 ist leicht gemoddet: ich habe mir eine Modifikation der Gegenkopplung (Negative Feedback) nur für den Crunchkanal einbauen lassen. Bei der Aufnahme der Crunchkanäle (insbesondere Crunch Green) hört man teilweise die dadurch größere Dynamik beim Plektrumanschlag.
Viel Spaß beim Anhören / Zusehen!
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