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broeschies
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Ich mag diese Art von Gesang auch nicht so. Aber für mich ist der Zweck beim Falsett üben nicht das Falsett selbst, sondern andere Dinge dabei zu üben, die man auch für andere Koordinationen braucht, vor allem Covering, Verschlanken und eben Stimmlippenschluss (soweit es halt im Falsett geht). Das alles zu üben geht natürlich im Falsett leichter, weil es eben leichter zu singen ist mit weniger "Energie".Diesen soften Gesang habe ich bisher immer vernachlässigt, weil es weniger Beispiele gibt, die mir da gefallen. Zb.: die genannten Muse, Justin Timberlake etc. und weil mir das auch nicht so liegt.
Aber es ist gut eine große Bandbreite an gestalterischen Mitteln zu haben. Außerdem wirkt sich das sicher positiv auf das gesamte Singen aus, das zu beherrschen. Eigentlich mag ich aber wenige Lieder, die überwiegend so gesungen sind. Das ganze RNB-Zeug kann ich mir garnicht geben. Auch Coldplay ist jetzt nicht so meins. Aber ich werd mich mal an dem von mir geposteten Beispiel von Arcade Fire versuchen und eure Übungen machen. Es ist halt bisschen ne Überwindung.
Das Falsett auf dem U aufzubauen und die anderen Vokale daran anzugleichen, so wie Foxx es auch vorschlägt, bringt dir das Covering. Das U braucht einen relativ langen Vokaltrakt und bringt dich dazu gerade in der Höhe den Kehlkopf abzusenken (bzw. nicht so stark steigen zu lassen). Nur im Vokalraum U zu bleiben kann den Klang leicht klassisch werden lassen, deshalb der Ausgleich mit den anderen Vokalen. Das bringt dich dann mehr dazu nur leicht zu covern im Passaggio und den Kehlkopf eher zu zentrieren als ihn tief zu halten.
Das Falsett an sich bringt dir schon das Gefühl für das Verschlanken, also das Wandern des Stimmsitzes in den Raum oberhalb des Gaumens.
Auch den Stimmlippenschluss kannst du im Falsett gut üben, indem du den Zungenrücken Richtung weicher Gaumen hebst (mehr Schluss) oder ihn absenkst (weniger Schluss). Bei einem stärkeren Schluss "fokussiert" der Klang mehr und der Stimmsitz wandert eher Richtung Nasenraum. Bei einem geringen Schluss wabert der Stimmsitz eher "weiträumig" im Kopfraum herum, v.a. im hinteren Teil über dem weichen Gaumen. Es ist durchaus empfehelnswert mit einem möglichst schwachen Stimmlippenschluss zu beginnen. Dafür kannst du dir vorstellen nach hinten aus dem Kopf heraus zu singen. Der Zweck davon ist Spannungen aus der Stimme zu entfernen, die unabhängig vom "gewollten" Stimmlippenschluss auf den Kehlkopf wirken. Aus dieser Position (die auf jeden Fall hauchig sein wird), kannst du dann den Zungenrücken heben und spüren wie sich der Stimmsitz nach vorne Richtung Nase fokussiert. Beim Experimentieren mit dem Stimmlippenschluss wirst du merken, dass sich die "Falsett"-Vokale, die von Natur aus einen schwachen Stimmlippenschluss haben (U und I) automatisch in andere Vokale modifizieren (langes I -> kurzes I oder Ü, langes U -> kurzes U oder Ü).
Wird der Kehlkopf zu hoch (zu wenig U im Klang) geht der Stimmsitz auch nach vorne Richtung Nase, fokussiert aber nicht. Genau das passiert bei deinem zweiten Beispiel. Das ist der Unterschied zwischen Stimmlippenschluss (Fokus) und Vordersitz (hoher Kehlkopf). Den Vordersitz kann man durch Hinzufügen weiterer Dinge (u.a. "Biss-Stellung" usw.) zu einem Belt ausbauen. Ein starker Fokus ist ein elementarer Bestandteil der Kopfstimme. Ein richtig starker Fokus funktioniert nur in Kombination mit Verschlanken, deshalb definiert dieses Paar quasi die Kopfstimme. Es wird häufig debattiert ob das Covering definierend ist für die Kopfstimme. Ein Klassiker wird sicherlich mit "ja" antworten, ein Contemporary-Sänger eher mit "vielleicht" . Gerade im Musical hört man häufiger eine quäkig-näselnde Kopfstimme, die im Grunder überhaupt kein Covering hat und klanglich relativ sauber in den Belt übergeht.
Diese drei Zutaten ergeben ein sehr stabiles und brauchbares Falsett und durch Hinzufügen von mehr Körperspannung kommst du dann eben in die Kopfstimme. Ob es dabei Vollstimme wird oder Randstimme bleibt ist für mich zumindest einerlei. Ein Belt, der dir quasi die Vollstimme "sichert", ist ohnehin eine andere Koordination, in der man alle drei Zutaten in geringerem Maße benutzt, also weniger Covering (= höherer Kehlkopf), weniger Verschlanken (= mehr "Masse") und weniger Stimmlippenschluss (den man sich über den Atemdruck dann zurückholt). Das weniger Nutzen dieser drei Zutaten reduziert dann auch die Vielfalt an Vokalen im Belt, weil man Vokale nicht mehr singen kann die viel Covering brauchen (wie eben U, Ö, Ü oder das geschlossene O) oder viel Verschlanken (U und I, langes E). Ganz oben in der Höhe fällt dann auch noch das A weg, weil es zu viel Raum im hinteren Teil des Vokaltraktes braucht. Was bleibt sind dann nur noch Ä und das offene O.
In der Kopfstimme stehen dir im Grunde alle Vokale offen bis auf das lange U und lange I, weil deren Stimmlippenschluss einfach zu schwach ist. Bei korrekter Modifkation fällt das aber nicht so auf in einem Songtext.
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