mk1967
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Moin,
daß ich im letzten Jahr das Vergnügen hatte, an zwei nette Warwick-Schätzchen zu kommen, wäre ja mal Anlaß genug für eine Instrumentenvorstellung. Der eine der beiden, der F.N.A. JazzMan, scheint gar nicht so lang im Programm gewesen zu sein; und zumal als Fretless dürfte er nicht zu den häufigsten Warwick-Bässen gehören. Aber wer einen gebrauchten, guten Fretless sucht, sollte an ihm nicht vorbeigehen, denn er kann einiges an gepflegten Klangfarben liefern. Was sollte ein Fretless schließlich können? Warm singen mit vielen Nuancen, die man aus ihm herauskitzeln möchte. Der FNA JazzMan kann es.
Unser Exemplar wurde gebaut im Frühjahr 2003.
Wenn ich richtig sehe, stammt dieses Modell von der "Corvette"-Serie ab. Mit dem Vorläufer gemein hat der FNA Jazzman teilweise die Tonabnehmerbestückung (aus der sich auch der Name erklärt), allerdings hat Warwick ihm noch einen zusätzlichen Hals-Single-Coil spendiert und möglicherweise den Humbucker etwas näher an den Steg gerückt.
Aus meiner subjektiven Sicht, das schon mal vorweggenommen: eine gute Idee.
Hölzernes & Metallenes
Warwick hat hier eine solide Holzkonstruktion mit wohldosierter Edel-Optik versehen. Der eigentliche Korpus besteht aus Sumpfesche, wie man beim Blick auf die Rückseite nachvollziehen kann. In früheren Zeiten hätte dieses Material allein schon optisch genug hergemacht, um den Korpus ohne deckende Lackierung unters Volk zu bringen - es ähnelt meinem einstigen klarlackierten 1981er Fender Jazz Bass aus Esche, die FNA-Sumpfesche wirkt in der Maserung einen Tick rustikaler: sehr reizvoll, und damit ist allein schon die Rückseite des Korpus sehenswert.
Aber da wir im 21. Jahrhundert sind, hat sich Warwick nicht lumpen lassen und auf die Vorderseite noch zusätzlich eine knapp 1 cm dicke Decke aus sehr schön gemasertem Ahorn draufgesetzt. Dazu Öl-und-Wachs-Oberfläche, und fertig ist ein von hinten sehr schön, von vorn sogar edel aussehender Korpus.
Optisch übertroffen wird das freilich noch von dunkleren Ausführungen aus dem Warwick-Custom-Shop, die mir mal (leider nur) bildlich begegnet sind. Natürlich kosten die dann in der Regel auch mehr.
Warwick liefert solche Bässe zusammen mit einer Dose Bienenwachs aus, das man (nach Anleitungen, die sich im Netz finden) der Korpusoberfläche und Halsrückseite von Zeit zu Zeit von neuem spendieren kann. Ein sehr angenehmer Duft breitet sich dabei aus - glatt schade, daß er jeweils so rasch verfliegt. Wie weit meine Vorbesitzer die Holzoberflächen gepflegt haben und ob ich hier das optimale Pflege-Erscheinungsbild eines zwölf Jahre alten Warwick-Basses vor mir habe, ließe sich wohl nur im Vergleich mit einem (sozusagen) scheckheftgepflegten Instrument beurteilen. Aber gut, es ist ja nicht das wichtigste.
Der Schraubhals (vierfach verschraubt, wie hier zu sehen) besteht aus Ovangkol, das Griffbrett fretless-typisch aus Ebenholz. Ob es mein Vorbesitzer in gut zwölf Jahren womöglich mal hat abziehen lassen und welche Saiten er gespielt hat, kann ich nicht mehr sagen, aber das Material macht einen ausreichend widerstandsfähigen Eindruck, sodaß ich normale ungeschliffene Saiten aufgezogen habe.
Auf dem Foto sieht man natürlich meine bewußt eingestellte hohe Saitenlage. Wenn man will, geht es auch nur halb so hoch oder noch niedriger:
Die Einstellmutter für den Halsstab liegt übrigens an der Kopfplatte - komfortabel. Wenn man Glück hat, bekommt man beim Gebrauchtkauf auch das Warwick-Bordwerkzeug mitgeliefert - darunter einen langen verchromten Schlüssel für die Halsstabmutter mit t-förmigem Griff, mit dem es natürlich optimal geht. Wenn der nicht mehr dabei ist, kann man allerdings auch mit einem normalen Sechskantschlüssel weiterkommen.
"Offiziell" geht es bis zum 24. "Bund" hoch, also bis zum G, wer allerdings eine Vorliebe für das Gis hat, kann mit etwas Drehen an der Intonation auch leicht noch einen Halbton mehr rausholen, denn das Griffbrett geht noch etwas höher. Bis etwa zum 21, 22. "Bund" ist es komfortabel zu greifen, oberhalb wird es etwas hakelig - aber wann braucht man diese Töne schön mal...
Wohl bin ich mir nicht ganz sicher, ob es auf der G-Saite in der Gegend um das D (also eine Quinte über der Leersaite) nicht einen winzigen Deadspot gibt. Die Betonung liegt auf "winzig" - er ist mir erst nach Wochen aufgefallen, und wie gesagt: ich kann mich irren. Sofern er tatsächlich da ist, fällt er praktisch nicht ins Gewicht.
Das Metallene setzt sich zusammen aus dem gewohnten Warwick-Programm: die gekapselten Mechaniken laufen weich und komfortabel. Hochgestimmt wird jeweils gegen den Uhrzeigersinn. Man muß sich nur dran gewöhnen, daß man die Schrauben (vom Gefühl her) bei E- und A-Saite sozusagen von sich weg und bei D- und G-Saite zu sich hin dreht.
Die zweiteilige Brücke der bekannten Machart läßt sich in allen Details verstellen. Angenehm, daß man die Saitenenden in den Halter einfach einhängen kann und nicht alles mühsam durch Löcher fädeln muß. Spätestens wenn man im Wechsel unterschiedliche Saitentypen ausprobieren will - was sich auch auf einem Fretless lohnt -, ist das sehr praktisch.
Aufpassen muß man, wenn man die Intonation einstellt, denn man kommt kaum umhin, mit dem Schraubenzieher den Saitenhalter zu berühren: ich hab mir an einem anderen Warwick direkt beim ersten Versuch die dortige schwarze Verchromung ramponiert . Einziger Ausweg bisher: einen dünneren Kreuzschraubenzieher nehmen und vor dem Einsatz jedesmal die Saitenspannung verringern, besonders wenn das Böckchen weiter vom Griffbrett weg gezogen werden soll. Friemelig - aber gut, man macht es ja nicht oft, und beim Fretless wahrscheinlich noch seltener als beim bundierten Bass (bekanntlich müssen nun Finger und nicht Bünde für die korrekte Intonation sorgen).
Als Sattel fungiert der 2003 standardmäßige Just-a-nut-II - für mein Empfinden erfüllt er seinen Zweck, die Höhenverstellbarkeit wird gerade bei einem Fretless sehr gern genommen - siehe unten. Etwas fragil sind die beiden Führungen am Rand: sie sind aus Plastik, und eine der beiden ist mir bereits in einem unachtsamen Moment abgebrochen . Praktisch hat sich der Schaden bei mir allerdings noch nicht bemerkbar gemacht - der Sattel sitzt unter Saitendruck fest, wie er soll.
Verwöhnte werden sich womöglich mopsen, daß es hier nur Standard-Gurtknöpfe gibt; aber für meine Begriffe braucht man hier keine so unkonventionellen Häng-Positionen, daß es gefährlich werden und der Bass herunterplumpsen könnte.
Bespielbarkeit
Zum Vergleich - auch weil der FNA Jazzman ja entfernte Verwandtschaft beansprucht - nehme ich jetzt mal parallel eine sehr gute '62er-Jazz-Bass-Kopie von 1984 (aus der Squier-JV-Serie) in die Hand, die mein Vorbesitzer schon Mitte der 80er Jahre zum Fretless hat umrüsten lassen. Seit fast 30 Jahren mein absoluter Leib-und-Magen-Bass .
Der FNA Jazzman ist dem Jazz Bass vom Spielgefühl her nicht gaaaanz unähnlich, allerdings bedingt die Korpusform, daß die tiefen Lagen dann doch einen Tick weiter weg liegen. Während der vom Spieler aus gesehen linke Gurthalteknopf bei Fender-Bässen schön über dem 12. Bund liegt, liegt er hier über dem gedachten 14ten.
Das wirkt sich allerdings nicht dramatisch aus (insbesondere gibt es keine Kopflastigkeit), und an die Lage der Lagen (sozusagen ) beim FNA Jazzman gewöhnt man sich schnell. Wohl geht es mir nach langen Proben so, daß ich die etwas größere Entfernung zu den tiefen Lagen irgendwann in der linken Hand spüre - da ich meistens eben Jazz Bässe spiele, bedeutet der FNA da dann doch jedesmal eine kleine Umgewöhnung für die Greifhand. Im Sitzen macht sich das Problem nicht bemerkbar, da kann man den FNA genauso vor dem Bauch positionieren wie einen Fender.
Den Hals empfinde ich als sehr angenehm bespielbar. Wohl sollte man jetzt keine Wunderdinge erwarten, wenn man irgendwo gerade wieder was von den superschnellen Warwick-Hälsen gelesen hat. Saitenabstand am Sattel 3,2 cm, am Steg 5,9 cm. Für meine Begriffe ist die Halsform gut gelungen, allerdings bedeutet sie nicht automatisch die Eintrittskarte ins Reich der Fingerflitzer. Bei meinem 1976er Fender Jazz z.B. ist der Hals schlanker.
Als Daumenstütze läßt sich auch hier wie beim Jazz Bass der Halstonabnehmer nutzen, allerdings ist der FNA-Korpus etwas kleiner, dadurch liegt der Unterarm nicht ganz so gemütlich auf. Während der Eingewöhnungszeit kann sich da durchaus mal Verkrampfung einstellen, denn es lastet im ersten Moment deutlich mehr Gewicht als gewohnt auf dem Daumen der Anschlaghand, wenn er sich auf Saiten oder Tonabnehmer aufstützt. Die Griffbrettwölbung ist beim Warwick flacher als beim erwähnten Jazz Bass, der Saitenabstand weitgehend ähnlich.
Ästhetisch empfinde ich es als wohltuend, daß das Griffbrett keine Bundmarkierungen trägt. Wenn man schon Fretless spielt - warum nicht auch optisch ein bißchen damit strunzen ? Zur Orientierung gibt's wie üblich kleine Punkte auf der oberen Halsseite. Wer z.B. Fender-Bässe gewohnt ist, der findet sich sehr schnell zurecht; und wer grätenfreie Fender-Bässe blind spielen kann, kann das bald auch mit dem FNA Jazzman. Daß Warwick den Übergang zur Halsplatte der Stabilität zuliebe sinnigerweise verstärkt hat (denn dort sitzt auch die Halsstabmutter), merkt man beim Spielen nicht.
Da merkt man schon eher die Pickups, solange man sich an die Einstellhinweise von Warwick hält und sie sehr dicht unter die Saiten setzt. Mich hat es genervt, nach jedem Anschlag mit der Fingerkuppe auf der Kappe des Humbuckers zu landen, deshalb habe ich beide Tonabnehmer ein gutes Stück heruntergeschraubt. Klanglich machte sich das nicht negativ bemerkbar.
Apropos Justagen: Von meinem Vorbesitzer her kam der FNA Jazzman mit relativ weit runtergesetztem Sattel und sehr flacher Saitenlage. Das ging zwar soweit gut, solange man die Saiten nur sanft betätigte; aber sobald man wirklich fest anschlug, schepperten die Leersaiten übers Griffbrett; von den gegriffenen Tönen gar nicht zu reden. Zum Glück läßt sich der Just-a-nut-II-Sattel ratzfatz hochschrauben. Experimentieren kann man hier wie auch sonst bei Fretless-Bässen mit etwas höheren Saitenlagen - je nachdem, auf welchen Klang man aus ist. Wer will, kann wie mein Vorbesitzer natürlich auch eine extrem flache Saitenlage einstellen.
Tonabnehmer & Elektronik
Damit kämen wir zu den Namensgebern dieses Schätzchens bzw. zur Quelle des Namens "JazzMan". Wie unschwer zu erkennen, sitzt in der Stegposition ein fetter Humbucker, der optisch schnell an den des MusicMan StingRay erinnert. Dazu kommt ein an den Jazz Bass erinnernder Single-Coil in Halsposition.
Beide Tonabnehmer sind passiv und liefern so, wie sie sind, direkt schon mal vier unterschiedliche Grundklänge, von denen sich einer (der des Hals-PU) mit einem der anderen dreien mischen läßt. So, wie Warwick das hier gemacht hat, sollte nämlich jeder Bass-Humbucker verdrahtet sein (und Leser von Gitarren-Selbstfrickel-Büchern aus den 80er Jahren werden sich sofort zuhause fühlen ) : Mit einem Dreifach-Kippschalter kann man beide Spulen parallel oder in Reihe schalten oder auch nur eine der beiden im Single-Coil-Modus nutzen. Im letzteren Falle ist das die steg-nähere der beiden, und die sitzt ziemlich ähnlich wie der Steg-PU im 60er-Jahre-Jazz Bass: beim FNA 7 cm vom Steg entfernt.
Zu diesem variablen Humbucker kommt also noch der Hals-Single-Coil. Der sitzt in klassischer Jazz-Bass-Entfernung zum Steg (im Schnitt 14,5 cm weg: auf meinem Instrument wird die Schräglage des PU zur Hälfte durch die Stellung der Böckchen an der Brücke - bei bundierten Bässen Stichwort Bundreinheit - wettgemacht).
Zieht man den Lautstärkeknopf raus, dann geht das Signal der passiven Tonabnehmer so, wie es ist, zur Buchse raus - und das funktioniert angenehmerweise auch ohne Batterie. Der FNA ist also für alle Eventualitäten (bis hin zum totalen Batterieausfall) gerüstet.
Schaltet man per Druck auf den Lautstärkeknopf die Klangregelung zu, dann wird es spannend: es passiert in Neutralstellung der Regler nämlich erst mal - nichts Großes weiter. Die Klangregelung klingt in Mittelstellung tatsächlich: neutral; sogar die Lautstärke bleibt praktisch dieselbe. Erst wenn man zu schrauben beginnt, ändert sich was. Der Baßregler scheint mir dabei in der Gegend um 100 Hz zuzulangen, der Höhenregler bei den holzigen Griffbrett-Schmatz-Höhen (also nicht so hoch wie bei metallischen Bund-Schmatz-Höhen - oder höre ich die nur deshalb nicht, weil der Bass keine Bünde hat? Egal . ), während der Mittenregler die Frequenzen betont, die von "Gitarre&Bass"-Rezensenten immer so gern die "klagenden" Fretless-Frequenzen genannt werden. Also Hochmitten.
Das schön aufgeräumte Elektronikfach ist mit dem damals warwick-typischen Clip-Verschluß-Deckel versehen - für den man nach einer Weile der Abnutzung widerstandsfähige Fingernägel braucht. Unterm Strich eine Nebensache, denn wann muß man an das Fach schon mal ran...
Und wie klingt er?
Unverstärkt hat er im Vergleich zum erwähnten '84er Squier JV (mit seiner Kombination aus Erlenkorpus und Ahornhals) eine leicht "samtigere" Note - etwas dezenter, etwas weniger drückende Holzmitten. Sehr angenehm: das leicht Bretthart-Steife, das ich von einem anderen Eschen-Bass - meinem 1976er Fender Jazz - kenne, ist beim FNA nicht zu spüren. Das wäre auch bei einem Fretless für meinen Geschmack irgendwie nicht so angebracht.
Übrigens bringt der FNA Jazzman satt Sustain mit, um sich daran zu freuen - im Vergleich zu meinem Squier Jazz mit dem weichen Palisandergriffbrett merkt man hier wohl das harte Ebenholz. Man hat natürlich umso mehr davon, je mehr Kraft die Greifhand mitbringt, um die Saiten aufs Holz zu drücken.
Als nächstes: Kabel rein.
Alle Aufnahmen übrigens mit der Simpel-Konstellation: Kabel vom Baß direkt in einen 1993er SWR Bass 350, dessen Klangregelung komplett neutral, dann aus dem XLR-Vorstufenausgang vor dem Masterregler rein ins Aufnahmegerät (ein Tascam HD-P2, Line-Eingang mit asymmetrischem Cinch).
Audioschnitt dann mit Ardour 4/Linux, aber das tut am Klang ja nichts , alle dortigen Effekte natürlich brav ausgeschaltet.
Wie schon früher ist mir wieder aufgefallen, daß man hier in den Kostproben Unterschiede nur andeutungsweise hört, wie sie dann bei meinem Test über Verstärker (in dem Falle einen 1986er Gallien Krueger 200MB mit Zwölfzöller; parallel ausprobiert habe ich auch einen 1989er Trace Elliot AH100 mit zugehöriger Trace 2x12-Box) weit deutlicher durchkommen. Speziell was Charme und Eigenheiten des Basses angeht.
Von daher darf man sich beim Betrieb am Wunsch-Verstärker noch einiges mehr an Saft und Charakter ausmalen.
Woher die Nebengeräusche in den Aufnahmen kommen, hab ich bisher leider noch nicht rauskriegen können ... einfach drüber weghören .) Bewußt habe ich ein ganz simples Fmai7-Arpeggio über zwei Oktaven gespielt, um einfach nur zu zeigen, wie die Töne in den wichtigsten Registern klingen.
Da wären also erst mal die erwähnten vier rein passiven Grund-Klänge. Erst hart angeschlagen, dann weicher - teilweise habe ich den Pegel angeglichen.
Der Hals-PU kommt - wahrscheinlich wegen seiner elektronischen Eigenschaften - etwas gediegener und weniger heiß daher als der auf dem besagten '84er Squier.
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-hals
Der Steg-PU wiederum liefert in Single-Coil-Stellung ein Signal, das dem eines Jazz-Basses tatsächlich (wie schon "Gitarre&Bass" vor Jahren fand) sehr verwandt ist.
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-steg-sc
Hier fehlt über den Lautsprecher zwar das besondere Timbre, das der 1984er Squier JV mitbringt, aber wenn man exakt das will, braucht man halt einen '84er Squier und keinen 20 Jahre jüngeren FNA JazzMan.
Der zeigt nämlich seine Stärken, wenn es etwas variabler und vor allem sahnig-fetter werden soll.
Es klingt tatsächlich angedeutet nach MusicMan.
Da wäre erst mal die Humbucker-Form des Steg-PU in Parallelschaltung. Angenehmerweise ändert sich in der Lautstärke gegenüber dem Single-Coil kaum was, sodaß man auch mal eben schnell umschalten kann, ohne sich groß Gedanken machen zu müssen.
Über Lautsprecher wird der Klang merklich fetter, die Resonanzfrequenz des PU sinkt hörbar ab, die Hochmitten treten zurück, es wird dezenter.
Hier die Kostprobe unmittelbar aus der Vorstufe:
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-steg-humbucker
Nächste Position: Humbucker in Reihe geschaltet. Wer den Wechsel mal an einem Precision ausprobiert hat (auf dem die Reihenschaltung wohlgemerkt Standard ist), kennt den (aus elektronischen Gründen zwangsläufigen) Effekt, daß es jetzt gegenüber der Parallelschaltung etwas lauter wird. Klanglich tut sich hier beim FNA JazzMan (anders als bei meinen Precisions, wo man je nach Amp deutliche Unterschiede hört) eher in Nuancen etwas: es wird etwas fetter, und man hört, wie die Resonanzfrequenz noch weiter runtergeht. In der Audiodatei habe ich die Lautstärken angeglichen; das mit der Resonanzfrequenz kann man nur erahnen (über Lautsprecher wird es, wie gesagt, deutlicher):
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-steg-h-reihe
Wie man das vom Jazz Bass her kennt, kann man beim Einsatz des Steg-PU auch hier beim FNA Jazzman viele Klangnuancen per Fingertechnik rausholen: also Anschlag weicher oder härter, mit mehr "Finger" oder weniger, näher an der Brücke oder weiter weg, vielleicht sogar über dem Griffbrett... genau wie man das von einem gediegenen Fretless erwartet.
Mischt man den Hals-PU hinzu, dann läßt sich auch hier in Nuancen wieder einiges bewegen. Am schlüssigsten scheint mir die Mischform zu sein, wenn man den Steg-PU entweder als Single Coil oder als parallel geschalteten Humbucker laufen läßt - gegen den Reihen-Humbucker kann der Hals-Single-Coil von der Lautstärke her nicht so recht anstinken. Hier käme die vom Jazz Bass her bekannte Kombination zweier Single-Coils:
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-beide-sc
Auffallend allerdings der kleine Wermutstropfen: Der in dieser Konstellation vom Jazz Bass her bekannte brummlöschende Humbucker-Effekt stellt sich hier aus irgendwelchen Gründen nicht ein : es summt fröhlich weiter, wie wenn nur ein Single Coil am Start wäre. Ich könnte mir denken, daß es mit unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften des Hals-Single-Coil und der Steg-Humbucker-Hälfte zu tun hat.
Zu diesen ausgedehnten PU-Misch-Möglichkeiten kommt noch die FNA-eigene Klangregelung. Die langt relativ dezent zu - man bekommt also (zum Glück) kein penetrantes Mitten-Gesäge oder Höhen-Gebratzel, sondern alles passiert in stilvoll-gemessenen Dimensionen. Am schönen Grundcharakter des Klangs ändert sich nicht viel. Ich nutze die Klangregelung meistens nur, um diesen Grundcharakter an unterschiedliche Amp-Charakteristika anzupassen. Oft spiele ich ihn auch einfach nur passiv - er klingt schon in der Form klasse; Klangvarianten kommen dann aus dem Umschalten der Steg-PU-Charakteristik.
Verstärkermäßig scheinen mir - aber es kann sein, daß das mein persönlicher Fretless-Geschmack ist - Zwölfzöller das Mittel der Wahl zu sein.
Mit Zehnern klingt der FNA JazzMan potentiell auch sehr gut, aber mir fehlt an meiner Hartke 410XL plus dem besagten SWR Bass 350 die warm-singende Note, die man gerade beim bundlosen Bass so nett zur Geltung bringen kann. Da helfen dann auch Gewaltakte an den Klangreglern nur begrenzt.
Sehr schön satt und rund wiederum klingt der FNA Jazzman mit einer Kombination aus EBS-500-Watt-Topteil und -4x10er Box, die eine meiner Bands im Proberaum stehen hat. Also sollte man neben der Lautsprecher- auch die Verstärkercharakteristik berücksichtigen.
Bespielbarkeit und Saitenlage
Nach meinem Eindruck lohnt es sich, wie schon erwähnt, beim FNA Jazzman mit unterschiedlichen Saitenlagen zu experimentieren. Wer will, kann eine sehr niedrige Saitenlage erreichen - allerdings muß man dann natürlich mit bemessenem Anschlag spielen, sonst scheppert's.
Stellt man die Saiten höher (siehe obiges Bild) und langt beim Anschlag kräftiger zu, offenbart der FNA Jazzman für meine Begriffe noch mal eine zusätzlich kernige und energiereiche Seite . Deshalb sind auch die Demoaufnahmen mit einer solchen Saitenlage gemacht: E-Saite am 24. "Bund" knapp 5 mm über dem Griffbrett. Es ginge also auf Wunsch auch viel tiefer.
Resümee
Modern und zugleich dezent in seinen Eigenheiten kommt mir dieser Fretless vor: ein Instrument, das sich für viele Stile eignet, gerade auch bis weit in den Popbereich hinein.
Wenn es darum geht, jazzige Kontrabaß-Klänge zu imitieren, würde ich wohl eher zu einem guten Jazz Bass greifen - oder lieber vielleicht gleich zum Original: weder ein Jazz Bass noch ein FNA JazzMan ist dazu gedacht, Kontrabässe überflüssig zu machen.
Klanglich stehen die Zeichen beim FNA nicht so sehr auf hochmittigen Druck wie bei einem Jazz Bass, es klingt für mein Empfinden samtiger, auf Wunsch tiefmittiger.
Preislich bewegte sich der FNA JazzMan übrigens in der Zeit, als dieses Exemplar gebaut wurde, im Mittelklassebereich: laut einer alten "Musik-Produktiv"-Preisliste aus dieser Zeit, die ich hier noch rumfliegen habe, kostete die bundierte Version damals 1.330 Ocken. Rechnet man das nach einer Preisindex-Tabelle um, wären das heute ungefähr 1.550.
Plus
- warmer Grundklang
- vielfältige Klangnuancen einstellbar
- typische singende Fretless-Klänge lassen sich per Fingertechnik schnell hervorholen
- intelligent angelegte Schalt- und Klangregelmöglichkeiten, besonders mit Blick auf den variabel nutzbaren Steg-Humbucker
- läßt sich bei Batterieausfall passiv betreiben (reiner PU-Ton ohne Klangregelmöglichkeiten)
- angenehme Halsform
- niedrige Saitenlagen sind verfügbar; hohe Saitenlagen klingen zusätzlich kerniger
- Halsstabmutter an der Kopfplatte leicht zugänglich
- Spielgefühl auf "naturbelassener" Halsrückseite und Korpusoberfläche
- Ebenholz-Griffbrett verträgt ungeschliffene Stahlsaiten
Minus
- Da fällt es mir schwer, etwas zu finden. Man hat eigentlich nur dann etwas zu mäkeln, wenn man ganz simpel einen Klang sucht, den der FNA JazzMan nicht liefern kann. Oder wenn man die Eigenheiten (Hängeposition, Halsform, Griffbrett, Bespielbarkeit) einfach nicht mag.
- Ach ja: etwas frickeliges Einstellen der Intonation
- empfindliche Plastikführungen am Just-a-Nut-II Sattel
- kein Humbucking-Effekt beim Spiel mit 50/50-Mischung von Steg-PU-Hälfte und Hals-PU
daß ich im letzten Jahr das Vergnügen hatte, an zwei nette Warwick-Schätzchen zu kommen, wäre ja mal Anlaß genug für eine Instrumentenvorstellung. Der eine der beiden, der F.N.A. JazzMan, scheint gar nicht so lang im Programm gewesen zu sein; und zumal als Fretless dürfte er nicht zu den häufigsten Warwick-Bässen gehören. Aber wer einen gebrauchten, guten Fretless sucht, sollte an ihm nicht vorbeigehen, denn er kann einiges an gepflegten Klangfarben liefern. Was sollte ein Fretless schließlich können? Warm singen mit vielen Nuancen, die man aus ihm herauskitzeln möchte. Der FNA JazzMan kann es.
Unser Exemplar wurde gebaut im Frühjahr 2003.
Wenn ich richtig sehe, stammt dieses Modell von der "Corvette"-Serie ab. Mit dem Vorläufer gemein hat der FNA Jazzman teilweise die Tonabnehmerbestückung (aus der sich auch der Name erklärt), allerdings hat Warwick ihm noch einen zusätzlichen Hals-Single-Coil spendiert und möglicherweise den Humbucker etwas näher an den Steg gerückt.
Aus meiner subjektiven Sicht, das schon mal vorweggenommen: eine gute Idee.
Hölzernes & Metallenes
Warwick hat hier eine solide Holzkonstruktion mit wohldosierter Edel-Optik versehen. Der eigentliche Korpus besteht aus Sumpfesche, wie man beim Blick auf die Rückseite nachvollziehen kann. In früheren Zeiten hätte dieses Material allein schon optisch genug hergemacht, um den Korpus ohne deckende Lackierung unters Volk zu bringen - es ähnelt meinem einstigen klarlackierten 1981er Fender Jazz Bass aus Esche, die FNA-Sumpfesche wirkt in der Maserung einen Tick rustikaler: sehr reizvoll, und damit ist allein schon die Rückseite des Korpus sehenswert.
Aber da wir im 21. Jahrhundert sind, hat sich Warwick nicht lumpen lassen und auf die Vorderseite noch zusätzlich eine knapp 1 cm dicke Decke aus sehr schön gemasertem Ahorn draufgesetzt. Dazu Öl-und-Wachs-Oberfläche, und fertig ist ein von hinten sehr schön, von vorn sogar edel aussehender Korpus.
Optisch übertroffen wird das freilich noch von dunkleren Ausführungen aus dem Warwick-Custom-Shop, die mir mal (leider nur) bildlich begegnet sind. Natürlich kosten die dann in der Regel auch mehr.
Warwick liefert solche Bässe zusammen mit einer Dose Bienenwachs aus, das man (nach Anleitungen, die sich im Netz finden) der Korpusoberfläche und Halsrückseite von Zeit zu Zeit von neuem spendieren kann. Ein sehr angenehmer Duft breitet sich dabei aus - glatt schade, daß er jeweils so rasch verfliegt. Wie weit meine Vorbesitzer die Holzoberflächen gepflegt haben und ob ich hier das optimale Pflege-Erscheinungsbild eines zwölf Jahre alten Warwick-Basses vor mir habe, ließe sich wohl nur im Vergleich mit einem (sozusagen) scheckheftgepflegten Instrument beurteilen. Aber gut, es ist ja nicht das wichtigste.
Der Schraubhals (vierfach verschraubt, wie hier zu sehen) besteht aus Ovangkol, das Griffbrett fretless-typisch aus Ebenholz. Ob es mein Vorbesitzer in gut zwölf Jahren womöglich mal hat abziehen lassen und welche Saiten er gespielt hat, kann ich nicht mehr sagen, aber das Material macht einen ausreichend widerstandsfähigen Eindruck, sodaß ich normale ungeschliffene Saiten aufgezogen habe.
Auf dem Foto sieht man natürlich meine bewußt eingestellte hohe Saitenlage. Wenn man will, geht es auch nur halb so hoch oder noch niedriger:
Die Einstellmutter für den Halsstab liegt übrigens an der Kopfplatte - komfortabel. Wenn man Glück hat, bekommt man beim Gebrauchtkauf auch das Warwick-Bordwerkzeug mitgeliefert - darunter einen langen verchromten Schlüssel für die Halsstabmutter mit t-förmigem Griff, mit dem es natürlich optimal geht. Wenn der nicht mehr dabei ist, kann man allerdings auch mit einem normalen Sechskantschlüssel weiterkommen.
"Offiziell" geht es bis zum 24. "Bund" hoch, also bis zum G, wer allerdings eine Vorliebe für das Gis hat, kann mit etwas Drehen an der Intonation auch leicht noch einen Halbton mehr rausholen, denn das Griffbrett geht noch etwas höher. Bis etwa zum 21, 22. "Bund" ist es komfortabel zu greifen, oberhalb wird es etwas hakelig - aber wann braucht man diese Töne schön mal...
Wohl bin ich mir nicht ganz sicher, ob es auf der G-Saite in der Gegend um das D (also eine Quinte über der Leersaite) nicht einen winzigen Deadspot gibt. Die Betonung liegt auf "winzig" - er ist mir erst nach Wochen aufgefallen, und wie gesagt: ich kann mich irren. Sofern er tatsächlich da ist, fällt er praktisch nicht ins Gewicht.
Das Metallene setzt sich zusammen aus dem gewohnten Warwick-Programm: die gekapselten Mechaniken laufen weich und komfortabel. Hochgestimmt wird jeweils gegen den Uhrzeigersinn. Man muß sich nur dran gewöhnen, daß man die Schrauben (vom Gefühl her) bei E- und A-Saite sozusagen von sich weg und bei D- und G-Saite zu sich hin dreht.
Die zweiteilige Brücke der bekannten Machart läßt sich in allen Details verstellen. Angenehm, daß man die Saitenenden in den Halter einfach einhängen kann und nicht alles mühsam durch Löcher fädeln muß. Spätestens wenn man im Wechsel unterschiedliche Saitentypen ausprobieren will - was sich auch auf einem Fretless lohnt -, ist das sehr praktisch.
Aufpassen muß man, wenn man die Intonation einstellt, denn man kommt kaum umhin, mit dem Schraubenzieher den Saitenhalter zu berühren: ich hab mir an einem anderen Warwick direkt beim ersten Versuch die dortige schwarze Verchromung ramponiert . Einziger Ausweg bisher: einen dünneren Kreuzschraubenzieher nehmen und vor dem Einsatz jedesmal die Saitenspannung verringern, besonders wenn das Böckchen weiter vom Griffbrett weg gezogen werden soll. Friemelig - aber gut, man macht es ja nicht oft, und beim Fretless wahrscheinlich noch seltener als beim bundierten Bass (bekanntlich müssen nun Finger und nicht Bünde für die korrekte Intonation sorgen).
Als Sattel fungiert der 2003 standardmäßige Just-a-nut-II - für mein Empfinden erfüllt er seinen Zweck, die Höhenverstellbarkeit wird gerade bei einem Fretless sehr gern genommen - siehe unten. Etwas fragil sind die beiden Führungen am Rand: sie sind aus Plastik, und eine der beiden ist mir bereits in einem unachtsamen Moment abgebrochen . Praktisch hat sich der Schaden bei mir allerdings noch nicht bemerkbar gemacht - der Sattel sitzt unter Saitendruck fest, wie er soll.
Verwöhnte werden sich womöglich mopsen, daß es hier nur Standard-Gurtknöpfe gibt; aber für meine Begriffe braucht man hier keine so unkonventionellen Häng-Positionen, daß es gefährlich werden und der Bass herunterplumpsen könnte.
Bespielbarkeit
Zum Vergleich - auch weil der FNA Jazzman ja entfernte Verwandtschaft beansprucht - nehme ich jetzt mal parallel eine sehr gute '62er-Jazz-Bass-Kopie von 1984 (aus der Squier-JV-Serie) in die Hand, die mein Vorbesitzer schon Mitte der 80er Jahre zum Fretless hat umrüsten lassen. Seit fast 30 Jahren mein absoluter Leib-und-Magen-Bass .
Der FNA Jazzman ist dem Jazz Bass vom Spielgefühl her nicht gaaaanz unähnlich, allerdings bedingt die Korpusform, daß die tiefen Lagen dann doch einen Tick weiter weg liegen. Während der vom Spieler aus gesehen linke Gurthalteknopf bei Fender-Bässen schön über dem 12. Bund liegt, liegt er hier über dem gedachten 14ten.
Das wirkt sich allerdings nicht dramatisch aus (insbesondere gibt es keine Kopflastigkeit), und an die Lage der Lagen (sozusagen ) beim FNA Jazzman gewöhnt man sich schnell. Wohl geht es mir nach langen Proben so, daß ich die etwas größere Entfernung zu den tiefen Lagen irgendwann in der linken Hand spüre - da ich meistens eben Jazz Bässe spiele, bedeutet der FNA da dann doch jedesmal eine kleine Umgewöhnung für die Greifhand. Im Sitzen macht sich das Problem nicht bemerkbar, da kann man den FNA genauso vor dem Bauch positionieren wie einen Fender.
Den Hals empfinde ich als sehr angenehm bespielbar. Wohl sollte man jetzt keine Wunderdinge erwarten, wenn man irgendwo gerade wieder was von den superschnellen Warwick-Hälsen gelesen hat. Saitenabstand am Sattel 3,2 cm, am Steg 5,9 cm. Für meine Begriffe ist die Halsform gut gelungen, allerdings bedeutet sie nicht automatisch die Eintrittskarte ins Reich der Fingerflitzer. Bei meinem 1976er Fender Jazz z.B. ist der Hals schlanker.
Als Daumenstütze läßt sich auch hier wie beim Jazz Bass der Halstonabnehmer nutzen, allerdings ist der FNA-Korpus etwas kleiner, dadurch liegt der Unterarm nicht ganz so gemütlich auf. Während der Eingewöhnungszeit kann sich da durchaus mal Verkrampfung einstellen, denn es lastet im ersten Moment deutlich mehr Gewicht als gewohnt auf dem Daumen der Anschlaghand, wenn er sich auf Saiten oder Tonabnehmer aufstützt. Die Griffbrettwölbung ist beim Warwick flacher als beim erwähnten Jazz Bass, der Saitenabstand weitgehend ähnlich.
Ästhetisch empfinde ich es als wohltuend, daß das Griffbrett keine Bundmarkierungen trägt. Wenn man schon Fretless spielt - warum nicht auch optisch ein bißchen damit strunzen ? Zur Orientierung gibt's wie üblich kleine Punkte auf der oberen Halsseite. Wer z.B. Fender-Bässe gewohnt ist, der findet sich sehr schnell zurecht; und wer grätenfreie Fender-Bässe blind spielen kann, kann das bald auch mit dem FNA Jazzman. Daß Warwick den Übergang zur Halsplatte der Stabilität zuliebe sinnigerweise verstärkt hat (denn dort sitzt auch die Halsstabmutter), merkt man beim Spielen nicht.
Da merkt man schon eher die Pickups, solange man sich an die Einstellhinweise von Warwick hält und sie sehr dicht unter die Saiten setzt. Mich hat es genervt, nach jedem Anschlag mit der Fingerkuppe auf der Kappe des Humbuckers zu landen, deshalb habe ich beide Tonabnehmer ein gutes Stück heruntergeschraubt. Klanglich machte sich das nicht negativ bemerkbar.
Apropos Justagen: Von meinem Vorbesitzer her kam der FNA Jazzman mit relativ weit runtergesetztem Sattel und sehr flacher Saitenlage. Das ging zwar soweit gut, solange man die Saiten nur sanft betätigte; aber sobald man wirklich fest anschlug, schepperten die Leersaiten übers Griffbrett; von den gegriffenen Tönen gar nicht zu reden. Zum Glück läßt sich der Just-a-nut-II-Sattel ratzfatz hochschrauben. Experimentieren kann man hier wie auch sonst bei Fretless-Bässen mit etwas höheren Saitenlagen - je nachdem, auf welchen Klang man aus ist. Wer will, kann wie mein Vorbesitzer natürlich auch eine extrem flache Saitenlage einstellen.
Tonabnehmer & Elektronik
Damit kämen wir zu den Namensgebern dieses Schätzchens bzw. zur Quelle des Namens "JazzMan". Wie unschwer zu erkennen, sitzt in der Stegposition ein fetter Humbucker, der optisch schnell an den des MusicMan StingRay erinnert. Dazu kommt ein an den Jazz Bass erinnernder Single-Coil in Halsposition.
Beide Tonabnehmer sind passiv und liefern so, wie sie sind, direkt schon mal vier unterschiedliche Grundklänge, von denen sich einer (der des Hals-PU) mit einem der anderen dreien mischen läßt. So, wie Warwick das hier gemacht hat, sollte nämlich jeder Bass-Humbucker verdrahtet sein (und Leser von Gitarren-Selbstfrickel-Büchern aus den 80er Jahren werden sich sofort zuhause fühlen ) : Mit einem Dreifach-Kippschalter kann man beide Spulen parallel oder in Reihe schalten oder auch nur eine der beiden im Single-Coil-Modus nutzen. Im letzteren Falle ist das die steg-nähere der beiden, und die sitzt ziemlich ähnlich wie der Steg-PU im 60er-Jahre-Jazz Bass: beim FNA 7 cm vom Steg entfernt.
Zu diesem variablen Humbucker kommt also noch der Hals-Single-Coil. Der sitzt in klassischer Jazz-Bass-Entfernung zum Steg (im Schnitt 14,5 cm weg: auf meinem Instrument wird die Schräglage des PU zur Hälfte durch die Stellung der Böckchen an der Brücke - bei bundierten Bässen Stichwort Bundreinheit - wettgemacht).
Zieht man den Lautstärkeknopf raus, dann geht das Signal der passiven Tonabnehmer so, wie es ist, zur Buchse raus - und das funktioniert angenehmerweise auch ohne Batterie. Der FNA ist also für alle Eventualitäten (bis hin zum totalen Batterieausfall) gerüstet.
Schaltet man per Druck auf den Lautstärkeknopf die Klangregelung zu, dann wird es spannend: es passiert in Neutralstellung der Regler nämlich erst mal - nichts Großes weiter. Die Klangregelung klingt in Mittelstellung tatsächlich: neutral; sogar die Lautstärke bleibt praktisch dieselbe. Erst wenn man zu schrauben beginnt, ändert sich was. Der Baßregler scheint mir dabei in der Gegend um 100 Hz zuzulangen, der Höhenregler bei den holzigen Griffbrett-Schmatz-Höhen (also nicht so hoch wie bei metallischen Bund-Schmatz-Höhen - oder höre ich die nur deshalb nicht, weil der Bass keine Bünde hat? Egal . ), während der Mittenregler die Frequenzen betont, die von "Gitarre&Bass"-Rezensenten immer so gern die "klagenden" Fretless-Frequenzen genannt werden. Also Hochmitten.
Das schön aufgeräumte Elektronikfach ist mit dem damals warwick-typischen Clip-Verschluß-Deckel versehen - für den man nach einer Weile der Abnutzung widerstandsfähige Fingernägel braucht. Unterm Strich eine Nebensache, denn wann muß man an das Fach schon mal ran...
Und wie klingt er?
Unverstärkt hat er im Vergleich zum erwähnten '84er Squier JV (mit seiner Kombination aus Erlenkorpus und Ahornhals) eine leicht "samtigere" Note - etwas dezenter, etwas weniger drückende Holzmitten. Sehr angenehm: das leicht Bretthart-Steife, das ich von einem anderen Eschen-Bass - meinem 1976er Fender Jazz - kenne, ist beim FNA nicht zu spüren. Das wäre auch bei einem Fretless für meinen Geschmack irgendwie nicht so angebracht.
Übrigens bringt der FNA Jazzman satt Sustain mit, um sich daran zu freuen - im Vergleich zu meinem Squier Jazz mit dem weichen Palisandergriffbrett merkt man hier wohl das harte Ebenholz. Man hat natürlich umso mehr davon, je mehr Kraft die Greifhand mitbringt, um die Saiten aufs Holz zu drücken.
Als nächstes: Kabel rein.
Alle Aufnahmen übrigens mit der Simpel-Konstellation: Kabel vom Baß direkt in einen 1993er SWR Bass 350, dessen Klangregelung komplett neutral, dann aus dem XLR-Vorstufenausgang vor dem Masterregler rein ins Aufnahmegerät (ein Tascam HD-P2, Line-Eingang mit asymmetrischem Cinch).
Audioschnitt dann mit Ardour 4/Linux, aber das tut am Klang ja nichts , alle dortigen Effekte natürlich brav ausgeschaltet.
Wie schon früher ist mir wieder aufgefallen, daß man hier in den Kostproben Unterschiede nur andeutungsweise hört, wie sie dann bei meinem Test über Verstärker (in dem Falle einen 1986er Gallien Krueger 200MB mit Zwölfzöller; parallel ausprobiert habe ich auch einen 1989er Trace Elliot AH100 mit zugehöriger Trace 2x12-Box) weit deutlicher durchkommen. Speziell was Charme und Eigenheiten des Basses angeht.
Von daher darf man sich beim Betrieb am Wunsch-Verstärker noch einiges mehr an Saft und Charakter ausmalen.
Woher die Nebengeräusche in den Aufnahmen kommen, hab ich bisher leider noch nicht rauskriegen können ... einfach drüber weghören .) Bewußt habe ich ein ganz simples Fmai7-Arpeggio über zwei Oktaven gespielt, um einfach nur zu zeigen, wie die Töne in den wichtigsten Registern klingen.
Da wären also erst mal die erwähnten vier rein passiven Grund-Klänge. Erst hart angeschlagen, dann weicher - teilweise habe ich den Pegel angeglichen.
Der Hals-PU kommt - wahrscheinlich wegen seiner elektronischen Eigenschaften - etwas gediegener und weniger heiß daher als der auf dem besagten '84er Squier.
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-hals
Der Steg-PU wiederum liefert in Single-Coil-Stellung ein Signal, das dem eines Jazz-Basses tatsächlich (wie schon "Gitarre&Bass" vor Jahren fand) sehr verwandt ist.
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-steg-sc
Hier fehlt über den Lautsprecher zwar das besondere Timbre, das der 1984er Squier JV mitbringt, aber wenn man exakt das will, braucht man halt einen '84er Squier und keinen 20 Jahre jüngeren FNA JazzMan.
Der zeigt nämlich seine Stärken, wenn es etwas variabler und vor allem sahnig-fetter werden soll.
Es klingt tatsächlich angedeutet nach MusicMan.
Da wäre erst mal die Humbucker-Form des Steg-PU in Parallelschaltung. Angenehmerweise ändert sich in der Lautstärke gegenüber dem Single-Coil kaum was, sodaß man auch mal eben schnell umschalten kann, ohne sich groß Gedanken machen zu müssen.
Über Lautsprecher wird der Klang merklich fetter, die Resonanzfrequenz des PU sinkt hörbar ab, die Hochmitten treten zurück, es wird dezenter.
Hier die Kostprobe unmittelbar aus der Vorstufe:
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-steg-humbucker
Nächste Position: Humbucker in Reihe geschaltet. Wer den Wechsel mal an einem Precision ausprobiert hat (auf dem die Reihenschaltung wohlgemerkt Standard ist), kennt den (aus elektronischen Gründen zwangsläufigen) Effekt, daß es jetzt gegenüber der Parallelschaltung etwas lauter wird. Klanglich tut sich hier beim FNA JazzMan (anders als bei meinen Precisions, wo man je nach Amp deutliche Unterschiede hört) eher in Nuancen etwas: es wird etwas fetter, und man hört, wie die Resonanzfrequenz noch weiter runtergeht. In der Audiodatei habe ich die Lautstärken angeglichen; das mit der Resonanzfrequenz kann man nur erahnen (über Lautsprecher wird es, wie gesagt, deutlicher):
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-steg-h-reihe
Wie man das vom Jazz Bass her kennt, kann man beim Einsatz des Steg-PU auch hier beim FNA Jazzman viele Klangnuancen per Fingertechnik rausholen: also Anschlag weicher oder härter, mit mehr "Finger" oder weniger, näher an der Brücke oder weiter weg, vielleicht sogar über dem Griffbrett... genau wie man das von einem gediegenen Fretless erwartet.
Mischt man den Hals-PU hinzu, dann läßt sich auch hier in Nuancen wieder einiges bewegen. Am schlüssigsten scheint mir die Mischform zu sein, wenn man den Steg-PU entweder als Single Coil oder als parallel geschalteten Humbucker laufen läßt - gegen den Reihen-Humbucker kann der Hals-Single-Coil von der Lautstärke her nicht so recht anstinken. Hier käme die vom Jazz Bass her bekannte Kombination zweier Single-Coils:
https://soundcloud.com/user-72968741-244830746/fna-beide-sc
Auffallend allerdings der kleine Wermutstropfen: Der in dieser Konstellation vom Jazz Bass her bekannte brummlöschende Humbucker-Effekt stellt sich hier aus irgendwelchen Gründen nicht ein : es summt fröhlich weiter, wie wenn nur ein Single Coil am Start wäre. Ich könnte mir denken, daß es mit unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften des Hals-Single-Coil und der Steg-Humbucker-Hälfte zu tun hat.
Zu diesen ausgedehnten PU-Misch-Möglichkeiten kommt noch die FNA-eigene Klangregelung. Die langt relativ dezent zu - man bekommt also (zum Glück) kein penetrantes Mitten-Gesäge oder Höhen-Gebratzel, sondern alles passiert in stilvoll-gemessenen Dimensionen. Am schönen Grundcharakter des Klangs ändert sich nicht viel. Ich nutze die Klangregelung meistens nur, um diesen Grundcharakter an unterschiedliche Amp-Charakteristika anzupassen. Oft spiele ich ihn auch einfach nur passiv - er klingt schon in der Form klasse; Klangvarianten kommen dann aus dem Umschalten der Steg-PU-Charakteristik.
Verstärkermäßig scheinen mir - aber es kann sein, daß das mein persönlicher Fretless-Geschmack ist - Zwölfzöller das Mittel der Wahl zu sein.
Mit Zehnern klingt der FNA JazzMan potentiell auch sehr gut, aber mir fehlt an meiner Hartke 410XL plus dem besagten SWR Bass 350 die warm-singende Note, die man gerade beim bundlosen Bass so nett zur Geltung bringen kann. Da helfen dann auch Gewaltakte an den Klangreglern nur begrenzt.
Sehr schön satt und rund wiederum klingt der FNA Jazzman mit einer Kombination aus EBS-500-Watt-Topteil und -4x10er Box, die eine meiner Bands im Proberaum stehen hat. Also sollte man neben der Lautsprecher- auch die Verstärkercharakteristik berücksichtigen.
Bespielbarkeit und Saitenlage
Nach meinem Eindruck lohnt es sich, wie schon erwähnt, beim FNA Jazzman mit unterschiedlichen Saitenlagen zu experimentieren. Wer will, kann eine sehr niedrige Saitenlage erreichen - allerdings muß man dann natürlich mit bemessenem Anschlag spielen, sonst scheppert's.
Stellt man die Saiten höher (siehe obiges Bild) und langt beim Anschlag kräftiger zu, offenbart der FNA Jazzman für meine Begriffe noch mal eine zusätzlich kernige und energiereiche Seite . Deshalb sind auch die Demoaufnahmen mit einer solchen Saitenlage gemacht: E-Saite am 24. "Bund" knapp 5 mm über dem Griffbrett. Es ginge also auf Wunsch auch viel tiefer.
Resümee
Modern und zugleich dezent in seinen Eigenheiten kommt mir dieser Fretless vor: ein Instrument, das sich für viele Stile eignet, gerade auch bis weit in den Popbereich hinein.
Wenn es darum geht, jazzige Kontrabaß-Klänge zu imitieren, würde ich wohl eher zu einem guten Jazz Bass greifen - oder lieber vielleicht gleich zum Original: weder ein Jazz Bass noch ein FNA JazzMan ist dazu gedacht, Kontrabässe überflüssig zu machen.
Klanglich stehen die Zeichen beim FNA nicht so sehr auf hochmittigen Druck wie bei einem Jazz Bass, es klingt für mein Empfinden samtiger, auf Wunsch tiefmittiger.
Preislich bewegte sich der FNA JazzMan übrigens in der Zeit, als dieses Exemplar gebaut wurde, im Mittelklassebereich: laut einer alten "Musik-Produktiv"-Preisliste aus dieser Zeit, die ich hier noch rumfliegen habe, kostete die bundierte Version damals 1.330 Ocken. Rechnet man das nach einer Preisindex-Tabelle um, wären das heute ungefähr 1.550.
Plus
- warmer Grundklang
- vielfältige Klangnuancen einstellbar
- typische singende Fretless-Klänge lassen sich per Fingertechnik schnell hervorholen
- intelligent angelegte Schalt- und Klangregelmöglichkeiten, besonders mit Blick auf den variabel nutzbaren Steg-Humbucker
- läßt sich bei Batterieausfall passiv betreiben (reiner PU-Ton ohne Klangregelmöglichkeiten)
- angenehme Halsform
- niedrige Saitenlagen sind verfügbar; hohe Saitenlagen klingen zusätzlich kerniger
- Halsstabmutter an der Kopfplatte leicht zugänglich
- Spielgefühl auf "naturbelassener" Halsrückseite und Korpusoberfläche
- Ebenholz-Griffbrett verträgt ungeschliffene Stahlsaiten
Minus
- Da fällt es mir schwer, etwas zu finden. Man hat eigentlich nur dann etwas zu mäkeln, wenn man ganz simpel einen Klang sucht, den der FNA JazzMan nicht liefern kann. Oder wenn man die Eigenheiten (Hängeposition, Halsform, Griffbrett, Bespielbarkeit) einfach nicht mag.
- Ach ja: etwas frickeliges Einstellen der Intonation
- empfindliche Plastikführungen am Just-a-Nut-II Sattel
- kein Humbucking-Effekt beim Spiel mit 50/50-Mischung von Steg-PU-Hälfte und Hals-PU
- Eigenschaft
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