Mir sind noch keine Softwaresynths über den Weg gelaufen die gleich oder besser klingen als ihr Original.
Naja, das liegt aber daran, dass das Original in den meisten Fällen als der heilige Gral gilt, den man nicht überbieten kann. Wenn man das alleine schon behaupten würde, würden sich genug Leute finden, die einen dafür wegen Blasphemie kreuzigen und die Kopie wieder irgendwie schlechtreden, egal, ob sie nun nah dran ist oder nicht.
Im Falle von Minimoog und ähnlichen Geräten hat das Original die letzten drei, vier Jahrzehnte der Musik geprägt, so dass man bei Vergleichstests immer das Original als Optimum sieht. Wobei sich die Entwickler auch keinen Gefallen tun, wenn sie behaupten, wie nah sie an etwas, das manche als Perfektion sehen, dran sind.
Packt beispielsweise ein Filter zu stark zu, wird das bemängelt, lässt er zu viel durch, ist das ebenfalls ein Kritikpunkt. Wenn der Regelweg unterschiedlich ist, wird das ebenfalls ein Kritikpunkt sein, auch wenn man dadurch insgesamt vielleicht mehr Möglichkeiten hätte.
Wenn es
anders klingt, dann kann es so gesehen nur schlechter sein, weil eben bereits definiert ist, was das Beste ist. Daher kann eine Software-Version in meinen Augen bestenfalls gleich klingen, aber nicht besser. Wobei man da immer noch nicht komplett angekommen ist, aber bei 95%+ Authentizität würde ich manche Repliken schon ansehen.
Das Problem ist allerdings auch, dass selbst analoge Synths des gleichen Modells durch Schwankungen in der Produktion und unterschiedlichen Wartungsaufwand heute unterschiedlich klingen können. Ich erinnere mich an eine Art Making-Of-Video zu Rolands TR-8, einer Hardware-Drum Machine, die Rolands ACB-Modeling-Software zum Nachbilden der TR-808 und TR-909 nutzt. Dort wurde auch erwähnt, dass TR-808s sich ziemlich voneinander unterscheiden und manche liebgewonnene Sounds beim Testen gar nicht mehr so beeindruckend klangen, als man das Gerät zum ersten Mal seit Jahren ordnungsgemäß stimmen ließ. In manchen Vergleichsvideos schneidet die TR-8 dann schlecht ab, weil man eben schon das Original sieht und dem alle möglichen positiven Eigenschaften zuschreibt, ohne dabei zu berücksichtigen, dass es das eine, definierende Original nicht gibt. Und selbst wenn, würde das Original aufgrund der Empfindlichkeit von analogem Equipment je nach Umgebung und Betriebsdauer/Temperatur wieder unterschiedlich klingen, was es umso schwieriger macht, genau einen Sound zu finden, den man als Vorbild nimmt.
Insofern ist manche Software vielleicht zu 99% an dem Sound dran, den das eine Testgerät des Entwicklers hat, aber nur zu 92% an dem Sound, den man selbst gewohnt ist, sei es von Demos auf YouTube oder von professionellen Aufnahmen. Wobei da dann wiederum hinzukommt, dass zusätzlich zum ohnehin schon unterschiedlichen Grundsound des Geräts noch Wandler, Equalizer, Kompressoren, Sättigung und andere färbende Elemente in der Produktionskette hinzukommen, was einen Vergleich weiter erschwert.
Ähnliches gilt natürlich nicht nur für TR-8 und TR-808, sondern so ziemlich alle anderen analogen Synthesizer und deren Software-Klone auch.