Ich hatte (b.z.w. liegt immer noch hier rum
) ein Roland GP100.
Ich fand ihn zum Ende hin furchtbar, mit 4 Kabelmethode angeschlossen
fügte er dem Preamp mehr Verzerrung zu die er gar nicht hat.
...
Hi,
als langjähriger GP-100-User kann ich bestätigen, dass das unter bestimmten Bedingungen auftreten kann. Nur hat es sich nicht als gerätebedingter Mangel des Geräts erwiesen, sondern als reine Einstellungssache. Beim GT-Pro trat es überhaupt nicht auf.
Beim Roland hatte ich Peavey Rockmaster, JMP-1, ENGL E530 eingeschleift, beim BOSS GT-Pro waren es bisher Rockmaster und ENGL, Brunetti Mille!, Groove Tubes Trio und VHT GP3. Bei keinem hatte ich nach der "Einarbeitung" und der Anpassung an mein Setup Störgeräusche, Verzerrungen oder für mich störenden "Tone Suck".
Das mit der Einstellung ist allerdings tatsächlich der Knackpunkt, das GT-Pro ist da verzeihender, aber das GP-100 war schon etwas tricky. Es produziert relativ leicht interne digitale Verzerrungen, wenn die einzelnen Effekt- und Preampblöcke zu hohe Pegel produzieren. Der Knaller ist allerdings, dass das selbst bei Werkspresets nicht immer korrekt eingestellt war. Jedenfalls haben beide Geräte eine "Meter"-Funktion, mit der man die Aussteuerungsanzeige an jede Stelle im Gerät legen kann, also auch nach dem Compressor, dem Preamp, dem EQ usw., wobei die alle auch Level-Parameter haben, mit denen man bei einem starken Boost durch bestimmte Parameter wieder gegensteuern kann.
Die internen Preamps sind bei beiden mit etwas Vorsicht einzustellen. Im Zweifel sollte man zB lieber das Gain zurücknehmen und in den weiteren Einstellungen die (bei allen Preamps einstellbare) Gain-Stufe auf HiGain setzen. Master und Klangregler sollte man auch ein wenig mit Vorsicht einsetzen, da sie ziemlich zupacken. Oft hat man den Eindruck, bei der Mittelstellung entspricht die Reglerskala dem Vollausschlag an einem echten Amp.
Ich glaube, Roland hat damals die Technik bis an den Rand ausreizen wollen und dem User fast zu viele Möglichkeiten an die Hand gegeben, da kann man auch viel versauen. Das Bestreben ging vielleicht in Richtung möglichst großer Rauscharmut und Dynamik, also wurden die Pegel nach Altväter (analoger) Sitte bis knapp unter Clipping gelegt. Nur hat man nicht ausreichend berücksichtigt, dass das ganze nun digital war, wo man etwas anders vorgehen muss. Ein bisschen an einem Klangregler gedreht, noch ein Effekt zugeschaltet, und es zerrt - und zwar nicht in erwünschter Weise, sondern auf die hässliche, digitale Art. Wie gesagt, selbst die Ersteller der Werkspresets hatten das noch nicht immer verinnerlicht, die Digitaltechnik war 1993 außerhalb von zugemischten Delays und Reverbs noch ein ziemlich neues Feld. Lässt man überall ein bisschen Reserve, hat man die Problem nicht, und der störspannungsabstand verschlechtert sich trotzdem nicht merklich.
Zur 4-Kabel-Methode: Die Wandler sind mit das hochwertigste, was damals bezahlbar war, so ein GP-100 war schon relativ "high-endig". Daran liegt es sicher nicht. Ist die Vorstufe aber relativ heiß im Ausgang, was bei Röhrenamps keine Seltenheit ist, wird der A/D-Wandler am Return des Roland das nicht so gut verkraften. Dann wird hier erst eine wohl integrierte Limiter-oder sonstige Schutzschaltung einsetzen (Klangeinbuße, Dynamik geht flöten) und dann wirds zerren.
Eins ist klar: ein solches Setup ist im Ergebnis super bequem - ein Amp, ein Multi, und mit einem Tritt auf das Fußboard kannst Du 10 Effekte auf einmal und noch den Amp umschalten. Bis man an dem Punkt ist, ist allerdings einiges an Arbeit vonnöten, die sich für mich aber immer gelohnt hat. Irgendwann hat man das system verinnerlicht und es flutscht auch, wenn man mal was ändern will.
Ich muss es zugeben: ich habe selber Jahre gebraucht, um zu verstehen, warum es manchmal nicht gut klang. Ich musste mir das im wesentlichen selber erarbeiten, das Internet war noch nicht so weit...
Bis ich dann alles hingebogen hatte, dauerte es also eine Weile, zu guter Letzt hatte ich es aber im Griff und war sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Wären die Amp-Models besser gewesen und ein Rotary-Effekt eingebaut, wäre ich wohl auch heute noch dabei geblieben.
Wenn man es sich etwas einfacher machen will, ist das BOSS GT-Pro keine schlechte Sache. Hier hatte man das schon im Griff, und auch in den Presets sind zwar immer viel zu viele Effekte, aber interne Pegelprobleme hatte ich von Anfang an keine. Die zwei Umschalter können je nach dessen Schaltlogik einen Amp mit bis zu 4 Kanälen steuern, was ich zB mit dem ENGL-Preamp gemacht habe.
Beim BOSS hat man einige zusätzliche Effekte eingebaut, aber manches auch etwas reduziert. Der intelligente Pitch-Shifter hat jetzt nur noch zwei zusätzliche Stimmen statt vier beim GP-100. Für eine Queen-Cover-Band oder Steve Vai-Fans vielleicht nachteilig, aber die meisten sind wohl schon mit einer zweiten Stimme zufrieden, um mal eben Doppel-Leads zu simulieren. Durch die 2 HE ist mehr Platz für einzelne Knöpfe, so zB hat man die Zuschaltung der drei (!) FX-Loops und die Kanalumschaltung direkt an der Hand, was das schnelle Editieren vereinfacht. Man kann sich für Effekte Parametereinstellungen als Standard hinterlegen, sodass man seine Lieblings-Chorus- oder Delay-Einstellung ohne viel Schrauben für verschiedene Patches benutzen kann, ohne immer bei Null anzufangen.
Die Amp-Models sind (unter Berücksichtigung der o.g. Eigenheiten) letztlich viel besser als beim GP-100, und das sage ich als Röhren-Fan. Das Problem ist wohl eher (und da kommt mMn auch der eher nicht so gute Ruf auf dem Gebiet her), dass sie so extrem einstellbar sind, dass man sie leicht auch richtig scheiße klingen lassen kann... es gibt aber immer noch ein paar Seiten im Netz zu finden, auf denen extrem brauchbare Tipps für die einstellun zu finden sind, die ich 1993 gut gebrauchen hätte können:
http://www.xycl.de/de/egitarren-effektgeraete/boss-gt/
Hier ist ein .pdf auf Englisch, in dem sich zwar vieles wiederholt, weil es wohl eine Sammlung aus dem Netz ist, aber eben auch viel wissenswertes zu den GT-8/Pro-Teilen drinsteckt:
www.guitarmasterclass.net/guitar_forum/index.php?act=attach&type=post&id=12747
Hat man das mal gelesen, kann man mMn wirklich tolle Sounds einstellen.
Gruß, bagotrix