Menghini: Stimmplatten der Scandalli Super VI und Guerrini Superior 2 (Taborrov)?

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Moin, ich hab einmal eine andere Frage und hoffe, ich bin hier richtig gelandet -
macht es Sinn zu glauben, dass in einer Menghini (anscheinend ein neueres Instrument) Stimmplatten der Scandalli Super VI aus den 60er Jahren und der Guerrini Superior 2 aus den 1970ern verbaut sind - oder ist das Humbug?
Kennst sich jemand mit Stimmplatten von Taborro(v) aus?
Danke!! :)
 
Eigenschaft
 
macht es Sinn zu glauben, dass in einer Menghini (anscheinend ein neueres Instrument) Stimmplatten der Scandalli Super VI aus den 60er Jahren und der Guerrini Superior 2 aus den 1970ern verbaut sind

Das macht schon Sinn, wenn man als Verkäiufer den wert des Instruments steigern möchte...

... Aber dass genau die Stimmplatten drin sind, ist äußerst unwahrscheinlich!

Man liest häufiger solche Vergleiche, wie z.B. "Morino mit Gola-Stimmplatten". Das ist einerseits nicht falsch, andererseits auch nicht ganz richtig.

Nicht falsch deswegen, weil für die Gola zu keiner Zeit eine eigene Stimmplattenserie aufgelegt wurde - es wurden hierfür handelsübliche Stimmplatten der besten Güte verwendet. Aber zum einen wurden die Stimmplatten für die Gola dann, bevor die eingebaut wurden nochmals mit besonderem Augenmerkt nachbehaldelt und eingestellt. Also noch ein Sonderaufwand getrieben den die gleiche Sorte für die Morino nicht bekam. Den zusätzlcihen Aufwand lässt man sich natürlcih bezahlen! Logo!

Wenn nun eine Stimmplatte in der Gola getauscht werden muss, dann ist das kein Beinbruch - man muss die neue Stimmplatte sowieso in Handarbeit einstellen. Das ist die Arbeit des versierten Instumentenmachers und davon lebt dieser ja auch. Für einzelne Stimmplatten fällt diesser Sonderaufwand in die eh anfallende Reparaturzeit und fällt hie rnicht groß auf. Für ein gesamtes Akkordeon macht man das aber so nicht .

So - man kann also zumindest in der gleichen Bauzeit schon sagen, dass in einem anderen Instrument - z.B.einer Morino die gleiche Type Stimmplatten drin sind, wie bei einer Gola ... Dass die mit dem gleichen Aufwand eingebat wurden, das gabs vermutlich jedoch nur bei speziellen Kunden - wie vielleicht Slavko Avsenik oder andere prominente Musiker. Für normal sterbliche gabs den Sonderaufwand in der Regel nicht.


Und wie gesagt - aus der gleichen Bauzeit!

... Denn über die Jahre wurden nicht immer die gleiche Sorte verbaut. Zum einen, weil es vielleicht die Firma irgendwann nicht mehr gab (Bugari z.B.) oder weil man aus anderen Gründen auf einen anderen Hersteller gewechselt ist. Und selbst, wenn es der gleiche Hersteller blieb, dann hat sich die Bauform der Stimmzungen über die Jahre mitunter auch verändert. Nicht mal die Plattengröße muss gleich geblieben sein! - Auch im Akkordenbau gab es schon immer einen fortschreitenden Wandel.

Und weil die Akkordeonhersteller die Stimmplatten zukauften, galt und gilt das für die Gola genauso, wie für die Morino, die Scandalli Super VI und alle anderen.

Drum ist es also zum einen äußerst unwahrscheinlich, dass ein neues modernes Akkordeon genau die gleichen Stimmplatten drin hat, wie die Scandalli Super VI aus den 60-ern. Maximal den gleichen Hersteller. Aber die Stimmplatten selber werden sivch ziemlich sicher im Detail dann von den Stimmplatten der früheren Jahrzehnte unterscheiden.

Wenn man also solche Sätze liest, dann möchte der Inserent in aller Regel damit ausdrücken, dass es sich um die gleiche Qualitätsstufe handelt, vielleicht sogar um den gleichen Hersteller - aber das war s dann auch!


Es gibt natürlich von jeder Regel auch Ausnahmen:

Unser User Balg hat vor nicht allzulanger Zeit für jemanden einen Original Stimmplattensatz von Bugari in ein Instrument eingebaut, der noch aus den ursprünglcihen Golazeiten stammt - Der Kunde hatte diesen Stimmplattensatz mit vielen Kontakten noch irgendwo aufgetrieben und den sich dann erst heute in ein Instrument einbauen lassen.

Es gibt also sowas schon noch - aber diese seeeeehr seltenen Ausnahmen sind dann in aller Regel mit einer genau nachvollziehbaren Geschichte verbunden, aber nicht "einfach mal so entstanden".

Gruß, maxito
 
Hallo Maxito, ganz vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Mir kam das auch spanisch vor, denn Menghini ist ja - glaube ich - noch gar nicht so alt, da ist es merkwürdig, dass alte Stimmplatten in ein Instrument einer Firma gebaut wurden, die erst wenige Jahre existiert. Es handelt sich um dieses Akkordeon:

http://www.ebay.de/itm/Accordion-Ak...ds-LIVE-/141863852968?&_trksid=p2056016.l4276

und unten ist ein ausführliches Video, wo der Verkäufer das Akkordeon spielt und auch die Einstanzungen "Taborrov" zeigt, er will da dann die Qualität der Stimmplatten beweisen, das Video ist ganz interessant. Unten steht das als Text:

Cassotto 2+2
Tuning piccolo.
Weight 12,3kg
These TABORROV hand-made reeds have been used in the legendary 1960's Scandalli Super VI and
1970's Guerrini Superior 2 accordions.


It has best hand made Taborro reeds that were used in golden era 50-60s for some very famous accordion brands like Scandalli, Guerrini etc.



B.N. means "brevetto number", and they are handmade Vincenzo Taborro reeds


Menghini Srl from Castelfidardo, Italy, was founded in 1995; it was spun off from Farfisa. They made Paolo Soprani and Scandalli accordions. In 2003 it merged with SEM to formSuoni.
Great condition.
Experts said,that this Menghini sounds like legendary Scandalli Super VI,this possible,because same factory and same reeds.


------
nur hier kommt dann "founded 1995" usw. und ich bin an dem Akkordeon interessiert (mir gefällt der Klang, Cassotto usw.), aber ehe ich da jetzt bei eBay aus Estland etwas ersteigere, wollte ich hier einmal nachfragen. Der Verkäufer scheint viele Akkordeons zu verkaufen und hat auch bei Youtube viel eingestellt (hochwertige Akkordeons auch, glaube ich). Er sagte, er hat das Akkordeon seit einigen Monaten und weiß nicht, wer es vorher hatte usw., konnte nicht so viel Genaues erzählen, er meinte, das Akkordeon ist aus den 70ern oder ähnlich, aber das passt ja nicht, wenn er schreibt, Menghini wurde 1995 gegründet.

Ich habe die Taborro(v)-Stimmplatten gegoogelt und bei zwei anderen Modellen die gleichen Sätze gefunden wie oben, die ich fett markiert habe. Vermutlich hat der Verkäufer von seinem Verkäufer gesagt bekommen, dass diese Stimmplatten die und die sind und dann das selbst gegoogelt und von anderen Akkordeons diesen Text übernommen, der identisch ist.
Hier: http://www.accordiongallery.com/titano-pigini-cassotto hat er den einen Text her, wenn man runterscrollt.
Hier http://www.ebay.com/itm/GUERRINI-SU...-VINCENZO-TABORRO-REEDS-/261986328405/?_ul=AR kommt der andere Satz her.

Der Verkäufer scheint sich auszukennen, aber mir ist aufgefallen, dass diese Stimmplatten der alten Scandalli Super VI in einem Akkordeon von Menghini sind, obwohl Menghini anscheinend eine neue Firma ist. Vielleicht also wirklich vergleichbare vom gleichen Hersteller, aber das ist ja komisch, also immerhin sieht man die Stimmplatten im Video.

Ich weiß nicht - was ist von dem Akkordeon zu halten?
Herzlichen Dank noch einmal für die wertvolle Hilfe!
 
Guten Morgen,

ich hatte das Akkordeon auch schon gesehen ,
unabhängig von dem Umstand, daß es aus Estland kommt erst einmal ein außergewöhnlich hochwertiges Instrument
zu einem recht verlockenden Preis.
Das Klangbeispiel finde ich jetzt nicht sonderlich aussagekräftig, die Bässe knötern alles zu und es ist nicht zu hören,
ob da die Aufnahme nur schlecht ist, oder ob die Ventile brummen. Es scheint aber ein gemäßigtes Tremollo zu haben und
es ist auch nicht wie manche Guerrinis nur auf Balkanmusik hin frisiert.
Den Fotos nach ist da alles handwerklich gut gemacht.
Im Ostblock finden sich eher als bei uns modifizierte bis komplett umgebaute Akkordeons . Teils, wie hier , andere Stimmplatten,
anderes Verdeck , andere Tasten , nachträglicher Converterumbau , etc.
Es gibt dort sagenhaft gute Werkstätten , die natürlich auch den Umstand ausgleichen,
daß oft die finanziellen Möglichkeiten nicht vorhanden sind, sich alles frisch ab Werk in Italien zu bestellen...
Über die verbauten Stimmen läßt sich auch anhand des Detailfotos überhaupt keine Aussage treffen.
Auch bei den Original-Instrumenten waren selten alle Stimmen gemarkt , oft nur einige wenige oder nur in einer Lage.
Man kann jetzt lediglich erkennen, daß sie offensichtlich von Hand genietet wurden.
Die Verarbeitung mit Lederventilen ist ja eher traditionell , ich bin nicht sicher, ob Menghini aktuell noch so ausliefert.


Außer, das der Verkäufer einige schlechte Bewertungen hat, könnte man aber das Risiko eingehen.
Der Käuferschutz von paypal funktioniert zumindest für den Käufer prima !
Da das Angebot schon einige Male inseriert war, reicht es wahrscheinlich das Mindestgebot abzugeben...

Schönen Gruss,

Ludger
 
Hallo Ludger, danke!
Woher siehst du, dass das Akkordeon hochwertig ist? Und was meinst du mit brummenden Ventilen? Wenn sie schnarren (aber sie sehen auf dem Video ja alle gut aus - also ist es eine schlechte Aufnahme?)
Woran erkennt man, dass die Stimmen von Hand genietet wurden?
Mir kommt / kam es komisch vor, dass der Mann manchmal auf Nachrichten sehr knapp antwortete oder auf manches nicht reagierte.
Sorry für die vielen Fragen, mich interessiert das irgendwie ... Vielen Dank! :) Schöne Grüße :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich meine natürlich schnarrende Ventile ...
Die Bässe hören sich super an,ein sehr voller warmer Klang mit Wumms.
Bei von Hand genieteten Stimmzungen sieht man die Hammerschläge an den Nieten,
maschinell gefertigte Stimmzungen haben einen runden Nietenkopf.

Der Innenraum sieht sauber verarbeitet aus,
daß die Stimmstöcke aus mehrlagig verleimten Leisten bestehen
und die Gehäuseinnenseiten aus Tropenhölzern ist bei italienischen Cassottoakkordeons Standart.
Alles gut verarbeitet und auch saubere Stimmstöcke, mit einheitlichem Wachs.
Wäre das Instrument schon 12-15 Mal nachgestimmt worden,
wären die Stöcke auch gerne mal mit diversen "Eintragungen" der Akkordeonwerkstätten verunziert.

Bass-Stimmen sind oft noch von Hand genietet, hier scheinen es aber alle Stimmen zu sein.
Auffällig auch, daß alle Stimmen der verschiedenen Chöre aus einem Guss zu sein scheinen,
den die Platten sind regelmäßig gross . Wenn es bei defekten Stimmzungen , mal zu Ersatzteilverwendung gekommen wäre,
könnten die neu eingesetzten Stimmen andere Dimensionen haben.

Auffällig ist auch, daß die Farbe der Lederventile bei allen Stimmen identisch ist.
Selbst wenn alle , oder einige Chöre Stimmen von anderen Instrumenten bekommen hätten,
wurden dann alle gleichmäßig neu ventiliert.
Hier haben auch nicht nur die ganz großen Ventile, sondern auch die mittelgroßen Metallfedern,
was für eine sorgfältige und teure Neuventilierung spricht.

Das der Verkäufer nicht gleich antwortet, könnte ein Indiz sein, daß er vielleicht nicht fließend deutsch
oder englisch versteht und sich die Fragen und Antworten immer übersetzen lassen muß ?

Sieht also recht viel versprechend aus.

Gruss,

Ludger
 
Hallo Ludger, vielen Dank noch einmal! Es ist toll, hier so viel zu lernen, man bekommt einen ganz anderen Blick!
Der Verkäufer antwortet immer fast sofort, aber er lässt manches mal aus oder weiß nicht Bescheid usw., das hat mich stutzig gemacht. Er spricht auch gut Englisch.

Wahrscheinlich habe ich einen Denkfehler, aber wenn ich mir die Nieten angucke, sind die Nieten der äußeren Stimmzungen kegelförmig (bzw. rund, wenn man so will, jedenfalls nicht flach), wo sieht man die Hammerschläge?
Die Nieten daneben (unter den Lederventilen) sind alle flach, das müsste die Nietung der inneren Stimmzungen sein.

Wenn das Instrument kaum nachgestimmt wurde, ist das ein gutes Zeichen für eine gute Behandlung und Lagerung und regelmäßiges Spielen oder heißt es, dass es bald gestimmt werden muss? Der Mann meinte "tuning seems ok", das ist etwas vage ...

Wenn Menghini erst 1995 gegründet wurde, ist das Akkordeon ja auch noch nicht so alt, daher sieht es sicher auch noch gut aus. Dann müssen da nachträglich oder vor maximal 20 Jahren die alten Taborrov-Stimmplatten eingebaut worden sein.

Ich bin mal gespannt, wie oft das Akkordeon noch bei ebay auftaucht, bisher hat in Estland und auch hier keiner geboten. Danke für deine Hilfe und all die Tipps und Erklärungen, viele Grüße!
 
Der Verkäufer scheint sich auszukennen
Vermutlich hat der Verkäufer von seinem Verkäufer gesagt bekommen, dass diese Stimmplatten die und die sind und dann das selbst gegoogelt und von anderen Akkordeons diesen Text übernommen, der identisch ist.

Hm... zumindest tut er so - wenn ich mich wirklich auskenne, muss ich keine Sätze von anderen Anzeigen abschreiben! Dann kann ich das Instrument auch ohne Spickzettel beschreiben!

Das Klangbeispiel finde ich jetzt nicht sonderlich aussagekräftig

In dem Video hört man zumindest, dass ein recht lauter Klang entstehen kann und die Aufnahme übersteuert. Beim Vorspielen des Piccoloregisters hört man das Tastenkalappern als regelrechte "Schläge" -> das ist keine Aufnahme aus normalem Hörabstand, sondern irgendwie anders aufgenomen. Die Aussagekraft ist deshalb in etwa "Null". Wie ein Instrument reagiert, anspricht, und sich wirklich anhört würde ich nie und nimmer anhand eines (Amateuer)Videos beurteilen wollen, denn da hört man alles und nichts. Aber man bekommt definitiv keine Eindruck, wie sich das Instrument über die ganze Bandbreite bedienen lässt.



wo sieht man die Hammerschläge?

Das ist die Form, wie der Nietkopf aussieht:

A-Mano-Netkopf.jpg

Auf der Zungenseite die typische Pyramidenform, wie sie die meisten hochwertigen Stimmplatten aufweisen. Wenn man den Niet mitdem Hammer festklopft, entsteht hierbei diese Pyramidenform (kann man aber auch maschinell so nachmachen)


It has best hand made Taborro reeds that were used in golden era 50-60s fo

Dieser Hersteller ist mir bislang völlig unbekannt - den Namen habe ich bislang noch nie gehört.

Über die verbauten Stimmen läßt sich auch anhand des Detailfotos überhaupt keine Aussage treffen.

Die Stimmplatten sehen zumindest nach hoher Quallität aus. Aber es ist nicht mal die kleinste Rostspur zu erkennen. Das deutet auch einen neuen Satz Stimmplatten hin.

Und man kann erkennen, dass mit einem Schleifgerät (Dremel) gearbeitet wurde. Wären das alte Stimmplatten, so müssten noch weitere Ritzspuren der ursprünglichen Stimmerei erkennbar sein. Drum bin ich der Ansicht, dass es sich hier zwar um gute Stimmplatten handelt, aber um neue.


Auffällig auch, daß alle Stimmen der verschiedenen Chöre aus einem Guss zu sein scheinen,

Es gibt im Osten Europas wirklich sehr gute Instrumenten-Reparateure, aber beim Versandhandel mit östlichen Akkordeonverkäufern gibt es immer wieder mal große "Überraschungen". Entweder man ist hier experimentierfreudig und geht auch ein (finanzielles) Risiko ein, oder man kauft nur nach in Augenscheinnahme!

Gruß, maxito
 
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Moin, danke nochmal für die ausführliche Antwort!
Wahrscheinlich ist es keine gute Idee, da in die Luft zu kaufen, ich bin mit meiner Scandalli Polifonico XV auch zufrieden (obwohl die einen etwas blechernen Klang hat und vermutlich nicht so gute Stimmplatten).

Ich denke, der Verkäufer der Menghini ist eine Art Privathändler und wenn man die Stimmplatten bzw. Taborro oder Taborrov googelt, findet man auch fast nichts (außer das, was ich verlinkt habe ...), eigentlich merkwürdig, wenn diese Stimmplatten in so berühmten Instrumenten wie der Super VI verbaut wurden. Oder er meint, dass diese Art Stimmplatten da verbaut wurden - neu sehen diese im Video ja wirklich aus.
Oder es ist die gleiche Firma, aber nicht die gleiche Qualität wie die aus den Zitaten oder .... :)

Sind alte Stimmplatten denn von der Qualität allgemein höher? Heute kann man ja mit anderen Geräten und Mitteln sicherlich genauso gute Platten herstellen - auch wenn dann nicht mehr alles "handgemacht" ist ...

Vielen Dank und einen schönen Abend!
 
einen etwas blechernen Klang hat und vermutlich nicht so gute Stimmplatten).

Ob das Instrument "blechern" oder wie eine "Oboe" oder sonstwie klingt, hängt vom konstruktiven Aufbau des Akkordeons ab. Die Stimmplatte liefert hierzu nur den Anfangston . Zwar unterscheiden sich die Stimmplatten im Detail schon etwas, aber nicht so gravierend, dass man durch einen Austausch einen gravierend anderen Klang erzeugen kann.

Eine Gola klingt immer noch ganz markant und eindeutig nach Gola, egal ob nun Stimmplatten von Bugari, von Salpa, oder Binci eingebaut sind.

Und dies gilt für die Scandalli Super VI genauso. Die Änderungen der bauform des Instruments an sich über die Jahrzehnte macht einen sehr viel größeren Einfluss auf den Klang und die Funktion des gesamten Instruments aus, als die Stimmplatten. So ist z.B, eine Super VI der 80-er Jahre nicht annähernd mit der legendären Super VI der 60-er zu vergleichen und die neuen Super VI sind wiederum ganz ander als die der 80-er.

(wobei mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass die neuen Super VI durchaus wieder mit den legendären Modellen aus den 60-ern verglichen werden können)

Sind alte Stimmplatten denn von der Qualität allgemein höher?

Nicht pauschal. Es gibt von Fall zu Fall Unterschiede, aber die kann man nicht über das Alter definieren, sondern im jeweiligen Einzelfall über den Stahl, die Passmaße etc... Und da es hierzu keine Norm gab hat hier jeder Hersteller eingene Reihen entwickelt. Deshalb kann man nicht pauschal sagen dass alte Stimmplatten besser gewesen wären, als neue. - Hier hängt alles mit allem zusammen.

Die Fa. Bugari, hatte früher exquisite Qualität fabriziert und stand im Ruf der Beste zu der zeit gewesen zu sein. - die gibts aber leider nicht mehr. Aber auch hier muss man dann schauen, um welche Qualitätsstufe es sich handelt, denn auch Bugari hat verschiedene Qualitätsstufen hergestellt. Überdies lassen sich die Stimmplatten nicht ohne weiteres zuordnen, denn oftmals waren die Stimmplatten gar nicht mit Hestellerlogo gestempelt. Selbst bei den alten Golas steht hier meist nix drauf!

Man muss also schon selber ausprobieren, ob die eingebauten Stimmplatten was taugen. Per se vom Bildschirm weg lässt sich hier keine Aussage über den Klang des Instruments oder die Güte der Stimmplatte treffen.


Gruß, maxito
 
Zuletzt bearbeitet:
Das heißt, ich könnte den Klang der Scandalli schon etwas verändern? Ich hab hier mal was gelesen, dass man Folie o. Ä. hinters Verdeck legen kann, das wäre mal ein Experiment. Sonst kann man vermutlcih nicht viel selbst bewegen ... denke ich ... ?

Im Prinzip ist es ja auch egal, welche Stimmplatten das sind - solange der Klang interessant ist und man ihn so gerne mag, dass man immer wieder auf dem Instrument spielen möchte.
Was das hier für eine Wissenschaft für sich ist! Eigentlich richtig interessant!

Im Prinzip - gute Stimmplatten, eher neue, gute Verarbeitung, nicht klar zu erkennender Klang - schwierige Sache. Schade, dass man nicht so einfach mal zu allen Akkordeons hinfliegen oder -fahren kann, um sie zu spielen.
Danke für eure interessanten Infos!
 
Im Prinzip ist es ja auch egal, welche Stimmplatten das sind - solange der Klang interessant ist und man ihn so gerne mag, dass man immer wieder auf dem Instrument spielen möchte.


Genau! :great:

Letztenendes ist dies das einzige Kriterium auf das es ankommt und das überhaupt zählt! Alles andere ist mehr oder weniger untergeordnet und nebensächlich!


Das heißt, ich könnte den Klang der Scandalli schon etwas verändern? Ich hab hier mal was gelesen, dass man Folie o. Ä. hinters Verdeck legen kann,

ja das kann man schon machen - aber du änderst damit nichts grundsätzliches am Akkordeon. Man kann hier den Ton maximal bedämpfen und partiell abschwächen, aber keinen grundsätzlich anderen Klangtyp machen. Deshalb gilt schon noch: Man kann durch die Spielweise den vorhandenen Klang "formen" und günstig oder ungünstig einsetzen, aber nicht grundsätzlich ändern - das wird nach wie vor vom Instrument, so wie es aufgebaut ist bestimmt.

Gruß, maxito
 
Hallo,
ich habe es probiert, das Dämpfen mit verschiedenen Stoffen hat eine richtig gute Wirkung, es wirkt dumpfer, wärmer und etwas "gemütlicher". Geht es, wenn ich den Stoff (fusselfrei) einfach unter das Diskantverdeck lege? Viel kann ja nicht passieren, außer dass die Hebel dagegenstoßen und der Stoff auf den Registerstangen aufliegt, aber das macht ja eigentlich nichts, denke ich ...

Ich habe das Akkordeon von Menghini übrigens ersteigert (einziger Bietender) und hoffe, es klappt alles. Im Zweifelsfall gibt es ja tatsächlich den Käuferschutz von Ebay und PayPal und das Akkordeon kann auch zurückgegeben werden.
Ich bin jetzt sehr gespannt... Schönen Abend !
 
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Hallo Sven Svensson ,

erst einmal herzlichen Glückwunsch zu der Menghini !
Zu diesem Preis ist eigentlich nichts Vernünftiges zu bekommen,
abgesehen vielleicht von einer Weltmeister Cantus oder einer ausgespielten Hohner Morino....
Wir sind gespannt , wie das gute Stück denn nun klingt !

Wie maxito schon schrieb, ist es im Nachhinein nicht so einfach die Klangfarbe eines Akkordeons mittels Polster
oder Einlagen zu verändern. Es hängt sehr viel von dem Baumaterial und der Klangraumgestalltung ab,
welches die Hersteller verwendet haben.
Nachträglich kann man im Wesentlichen den Ton nur dämpfen.
So lassen sich etwas kreischige Kleinakkordeons in den Obertönen mit einer Filzeinlage etwas herunterdämpfen,
oder man kann durch das Verschließen einiger Schallaustritte den Bass etwas zurücknehmen.
Am auffälligsten wirkt dies bei Chören mit Tremollo : wer mal eine Scandalli mit Saxophonklappen gespielt hat,
weiß, was ich meine. Das Rollo bei den älteren Atlantic Akkordeons hatte eine ähnliche Wirkung.

Mein Akkordeon hat zum Beispiel einen Cassottoschacht aus Holz, hier bei der Menghini ist er aus Metall.
Der Klang ist merklich anders. Mein Freund Israel alias meisterklasse454 hatte seinerzeit mit Holzfurnieren im Inneren seiner Pigini
experimentiert, sein Cassotto war nachher deutlich wärmer. All diese Experimente sind aber nicht berechenbar,
wer sein Trauminstrument noch nicht hat, wird auch mittels Filz- und Holzeinlagen nicht glücklich werden.

Letztlich hat er bestimmt 15 sehr verschiedene hochwertige Instrumente gespielt,
bis er letztlich bei einer einer alten Bugari gelandet ist.
Doch selbst innerhalb einer Akkordeonmarke kann der Charakter eines jeden Instruments sehr verschieden sein.
Da hilft nur ausprobieren !

Ich hoffe also,
daß Du mit der Menghini Dein Trauminstrument gefunden hast !

Schönen Gruss,

Ludger
 
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Hallo Ludger, danke!
Ich hoffe, dass das stimmt, was ihr oben geschrieben habt, dass es ein gutes Instrument zu einem ausnahmsweise günstigen Preis ist. Hoffentlich klingt das Cassotto dann nicht so blechern wie allgemein der Klang bei der Hohner Atlantic und Imperator.
Ich habe letztere beide einmal angespielt und irgendwie durch die Jalousie nicht so viel bemerkt, aber jetzt experimentiere ich gerade herum und den wärmsten Klang erzeugt bisher ein Jutebeutel, der hat auch schon fast die richtige Größe.

Das ist eh so eine Sache, wo ein "gutes" Akkordeon anfängt. Ich habe vor 1,5 Jahren angefangen mit einer alten Hohner Verdi III M, die ich auf eine Annonce für 50 Euro gekauft habe, hässlich-chremeweiß, kein Tremolo, 3 Chöre (16, 8, 4), schnarrende Ventile usw., eigentlich ein olles Ding, aber ich mochte es so gerne, dass ich die Leidenschaft fürs Akkordeonspielen gefunden habe. Dann bin ich über andere Instrumente weitergekommen und kaum hatte ich den Vergleich, habe ich gemerkt, wie übel das alte Teil doch klang und wie schrill o. Ä. Hohner klingen kann oder wie kreischend und schrill Paolo Soprani sein kann, wie aber alte, nicht ganz funktionierende Akkordeons einen wunderbar warmen Klang haben können, auch wenn er nicht ganz sauber ist.
Ein bisschen ist mir die Sache mit der Menghini nicht geheuer, aber so schlimm kann es nicht ausgehen. Solange ich nicht weiß, wie eine richtig gute Morino, Scandalli Super VI oder die guten Bugaris oder Beltuna usw. klingen, also im Original, ohne Tonaufnahme, bin ich ganz zufrieden. Nur wenn der Vergleich kommt, dann fängt man an zu träumen von anderen Klängen, aber bis ich mir so ein Instrument einmal leiste (vielleicht), müsste ich noch besser werden... :)

Schöne Grüße :)
 
Hallo,

Die alten Hohner , wie die Imperator haben schon einen eigenen Charme ,
das musikalische Spektrum ist da aber doch beschränkt.

Was da jetzt auch immer kommt,
es ist auf jeden Fall was anderes , als eine Atlantic oder eine Imperator !

Wir sind gespannt !

Ludger
 
Moin, das Akkordeon ist heute angekommen!
Es ist ein schönes Instrument, der Bass ist kräftig, schön, aber leider leicht metallisch, nicht so wie bei der Atlantic, anders, aber es klingt voll und gut. Bei zwei, drei Bassknöpfen kommt auf Zug ein höherer Chor nicht.
Die Diskantchöre im Cassotto sind toll, das Tremolo ist in Ordnung, ein 8-Fuß-Chor ist im Cassotto, der andere "schreit" bzw. "kreischt" dazu, nur leicht, aber es stört mich etwas.
Ich habe da jetzt wieder ein dickes Ess-Set (die, wo man die Teller draufstellt) aus geripptem Stoff druntergelegt, das leichte Kreischen verschwand vollkommen, der Ton ist unglaublich warm und weich.
Der Klang der leicht blechernen Scandalli mit einem Ess-Set unter dem Diskantverdeck ist viel, viel dezenter der Klang der Menghini ohne Set drunter. Aber die Menghini mit Set ist gleich schön im Tremolo wie die Scandalli mit Set.
Ein schönes Instrument! Ich war erst enttäuscht, aber jetzt behalte ich es :) Danke für eure Beratung!

Kurzer Nachtrag: Wenn man einzelne Töne anspielt, klingen beide Instrumente relativ ähnlich, aber wenn man richtig spielt, klingt die
Scandalli jetzt doch wesentlich "fahler" (aber sie hat 5 Chöre und das Dreiertremolo) und die
Menghini viel, viel weicher und wärmer, fester und dunkler (hat ja auch Cassotto).
Zwei wunderbare Instrumente!
Da waren nur ein paar Fusseln in der Bassmechanik. Der Bass hat viele zu hohe Register, das kriege ich umgemodelt, ist auch sehr dominant, toll bei tiefen Registern, etwas viel sonst. Kann man ihn etwas dämpfen? Danke!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,

na da ist ja alles gut gegangen !
Herzlichen Glückwunsch !

Ich habe ja in meiner Zeit öfters mal mein Hauptinstrument gewechselt,
interessanterweise auch mal von einer Scandalli Polyphonico XIV (mit Klappen) zu meinem jetzigen Cassottoakkordeon.
Ich muß sagen, die Erwartung an den Klang braucht auch eine gewisse Reife.
Vielleicht solltest Du, nachdem die Menghini nun schon liebgewonnen wurde,
dem Instrument etwas Zeit geben, sich zu entfalten, bevor Du es schon nach Deinen Vorstellungen modellierst.

Mein Rat :Spiele sie erst mal einige Tage ohne eingelegte Tischläufer und andere Hilfsmittel.
Mache vielleicht mal eine Aufnahme davon, oder lass jemand anderen das Akkordeon spielen.
Man braucht etwas Zeit , sich in ein Instrument hinein zu leben.

Spiele vielleicht mal Deine Noten so durch und entdecke die Stärken und mögliche Schwächen
im Vergleich zu Deinem alten Instrument.

Mir ist so mal eine tolle Victoria mit Converter durch die Lappen gegangen,
weil ich den Klang zu spröde fand. Nun spiele ich fast das baugleiche Akkordeon als freebass Instrument
und habe erkannt, daß ich meine Spielweise nur komplett ändern musste,
um den Klang aus der Victoria zu kitzeln !


Also, laß dem neuen Akkordeon etwas zeit !

Gruss,

Ludger
 
Hallo Ludger,
danke! :)
Ich hab es dann nochmal ohne "Lappen" unterm Verdeck probiert und mir gefällt der Klang jetzt besser als gestern, obwohl der 8-Fuß-Ton, der nicht im Cassotto ist, schon etwas schrill "kreischt", das hört man auch im Video etwas, ich dachte, es liegt an der Aufnahme oder an den oft durchgedrückten Bässen.
Hattest du diese Scandalli hier?
Die Saxklappen sind schon spannend, ich hab noch nie ein Instrument mit welchen "live" gesehen, mich hat immer die Scandalli Brevetto sehr interessiert, weil sie so alt ist und einen ganz weichen Klang hat:
(Tremolo ab 1:35).
Welche Instrumente spielst du denn bzw. hast du gespielt?
Das tüddelige ist ja, dass sich Instrumente so ansammeln, dass man sie aber irgendwann auch mal wieder verkaufen muss - aus Platzgründen und Finanzgründen. Seit ich italienische Akkordeons ausprobiert habe, will ich keine Hohner mehr spielen, mir gefiel der Klang der Crucianelli sehr gut und die Victoria mit Converterbass habe ich einmal bei Youtube gesucht, zumindest digital hört sich der Klang ja ganz gut an!
Die Schwierigkeit ist immer, dass man als Laie den Klang nicht so beeinflussen kann, wie man möchte. Ich hab eigentlich Kunst studiert (ok, nur auf Lehramt, aber male privat sehr viel, Portraits usw.) und da kann ich ja immer genau alles so machen, wie ich möchte. Wenn das Bild zu violett ist, setze ich eine braune Siena-Lasur drüber usw. - aber so eine Lasur kann ich ja nicht über die Stimmstöcke setzen oder über die Stimmplatten, damit der Klang so und so wird :)
 
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Haha,

das ist nicht nur das identische Akkordeon, das ich mal hatte,
das ist genau meins und ich spiele es sogar selbst !
Durchaus ein prima Akkordeon ! Ich habe sie auch 4 Jahre gespielt.
Dennoch wäre mir der Klang heute zu lieblich und zu festgelegt.
Die Victoria und auch meine Paolo mit Standartbass und Cassotto haben
einen Ton der viel mehr Tiefe hat .
Die Paolo hat einen ganz tollen schmelzigen Klang,
die Victoria klingt eigentlich fade , der Spieler muß sich richtig einbringen ,
damit da was rauskommt. Das lerne ich selbst gerade noch.

Ich habe aucn die totale Sammelleidenschaft, ich hatte bestimmt 60 Instrumente
und immer so 2-5 gleichzeitig.
Eigentlich brauche ich jetzt nur zwei (ein freebass und ein Stradrella Bass),
rein spieltechnisch wäre jedoch eines ideal .

Kunst habe ich übrigens auch studiert,
Meisterschüler für Fotografie bei Heinrich Riebesehl...
Die Fotografie lässt im klassischen Sinne jedoch nicht zu viel Manipulation
in der Nachbearbeitung zu. Da ist nur das zu sehen, was man erwischt hat !

Dank+Gruss,

Ludger
 
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