Hi alle,
jetzt wurde ja so einiges Richtige geschieben und ein paar andere Sachen .. spekuliert.
Ich möchte gerne meine Ansicht zu den Bildern abgeben:
Der Steg hat ein "Hohlkreuz" erhalten durch eine zu starke Neigung zum Saitenhalter hin.
Das ist zunächst mal ein stabiles Gebilde, da ein Steg sich immer den Druckvehältnissen anpasst.
Das ist erstmal gut - sonst würde er brechen.
Die Fläche, die dem Saitenhalter zugewand ist, wird in 95% aller Fälle vollkommen plan belassen.
Die genseitige Fläche (dem Griffbrett zugewandt) wird dagegen mit einer Wölbung ausgearbeitet.
Ohne diese Wölbung ist es geometrisch nicht möglich, eine gleichstarke Stegoberkante zu erreichen.
Diese Wölbung ist eine Prävention gegen die Stegneigung (im Laufe der Zeit) in Richtung Griffbrett,
was eine Folge der Dehnung der Saiten ist:
Jedes Material, was unter Spannung steht, dehnt sich im Laufe der Zeit.
Bei Saiten sinkt dabei die Spannung und die Stimmung wird tiefer.
Jetzt stimmt der Musiker nach und wickelt die Saite weiter auf den Wirbel auf.
Sowei ist das alles kein Problem, doch: die Saite dehnt sich eben auch zwischen Steg und Saitenhalter!
Und deswegen wandert ein Steg mit der Zeit in Richtung Griffbrett.
Was wir hier sehen, ist eine Stegoberkante, die zu weit hinten steht.
Aber: der Steg hat bereits eine S-Kurve.
Das bekommt man nicht mehr hin.
Meine Theroie zu diesem Steg:
Der Geigenbauer, der diesen Steg gefertigt hatte, hat den Steg von Anfang an mit zu viel Neigung zum
Griffbrett hin aufgeschnitten.
Sowas passiert gerne, wenn die Geige flach auf dem Tisch liegt.
Aber was haben wir dann?
Das gesamte Instrument ist schräg - der Korpus steigt vom Endknopft zur Schnecke hin an und der Zargenkranz
liegt nicht in der Horizontalen - Referenz: Tischplatte.
Ein Steg, der in dieser Position aufgeschitten wird, hat immer eine Vorlage zum Griffbrett, weil er sont umfallen würde
wenn er senkrecht auf der Decke stehen würde. Ich kenne diesen Fehler an mir selbst aus meiner Lehrzeit.
Heute bocke ich den "Arsch" der Geige auf eine gepolsterte Holzlatte auf (ca. 1,5 cm) und das Problem ist Geschichte.
Zusammenfassung:
- Diesen Steg geradezubiegen geht zwar, aber bringt nix, weil er wieder krumm werden wird.
- So schnell bricht dieser Steg nicht - Ahorn kann was!!
- In naher Zukunft würde ich doch zu einem neuen Steg raten, denn besser wird es leider auch nicht und die Gefahr steigt..
Was Kylwalda von meiner Steg-Schneiderei erzählt hat, ist ein kleiner Ausschnitt aus einem großen Spektrum.
Bei einer chinesischen Fabrikgeige halte ich mich mit einem Steg nicht länger als 30 Minuten auf.
Bei einem guten Instrument (z.B. meine eigenen
), da können für einen Steg auch mal 3 Stunden Arbeit drin sein.
60 bis 80 Euro ist vollkommen ok bei einem Geigenbauer.
Wenn er ein Top-Instrument hat und ahnt, was da drin steck und weiß, was er machen muss, dann kostet ein Steg
auch mal 120 Euro für eine Geige. Das halte ich für keineswegs überzogen - das ist viel knowhow, viel Erfahrung
und sowas können außerdem auch nur seeehr wenige Geigenbauer tatsächlich ausreizen!
cheers, fiddle
p.s. zu lang?
Bitte Petition starten - ich finde es auch zu lang..