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Ich möchte hier mal meine neueste Errungenschaft, die auf den Namen Dean Vendetta 3.0 Classic Black hört. Im Dean Userthread habe ich kurz vor Weihnachten schon einmal meine ersten beiden Eindrücke geschildert.
Dean User Gitarren-Thread
Jetzt soll endlich ein vollwertiges Review folgen.
Technische Daten:
Hersteller: Dean
Modellbezeichnung: Vendetta 3.0
Farbe: Classic Black, schwarz hochglanz
Herstellungsort: Südkorea, Unsung
Korpusforum: Powerstrat mit gewölbter Decke
Korpus: Mahagoni
Hals: Ahorn, Neck-Thru-Body, C-Profil, wahrscheinlich 12" oder höherer Griffbrettradius
Griffbrett: Palisander
Mensur: 25,5", 648mm, typische Fendermensur
Inlays: Pearloid, Evil Eye
Mechaniken: Grover, schwarz, 3L-3R
Bünde: 24, Medium Jumbo
Pickups: 2 Humbucker, DMT Design, schwarze Kappen
Regler: 3-Way-Toggle, 1 Volume, 1 Tone, schwarze Potiknöpfe
Brücke: Tune-O-Matic, schwarz
Steg: String-Through, in V-Form
Das waren mal die harten Fakten, jetzt wollen wir die Gitarre auch einmal sehen. Ich sage mal gleich dazu, dass ich die Pickups gewechselt habe, die Werkspickups haben schwarze Kappen.
Das wäre die Vorderseite.
Hier mal die Rückseite:
Hals-Korpus-Übergang
Korpusrückseite mit E-Fach
Rückseite des Headstocks
Kaufabsicht
Wär aufmerksam die Threads in der Gitarrenberatung gelesen hat, wird sicher wissen, dass seit gut einem Jahr diese Gitarre als Empfehlung durch die Threads geistert. Der User @musikuss empfiehlt diese Gitarre sehr gerne, weil sie sehr viel für wenig Geld bietet. Man muss dazu sagen, dass diese Gitarre derzeit viel günstiger verkauft wird, als eigentlich vorgesehen. Der Neupreis soll zur Einführung bei ca. 500€ gelegen haben, manche Händler rufen diesen sogar noch auf. Bei einem gewissen Händler wird sie allerdings für 160€ bzw. 199€ angeboten.
Die Dean Vendetta 3.0 wird nämlich nicht mehr hergestellt und auf der Dean Webseite werden auch nur noch die Einsteigermodelle XM und 1.0 geführt. Zusätzlich gibt es noch eine Version mit Grafikdruck.
Man denkt bei 160€ natürlich erst einmal an Einsteigergitarren, die XM-Serie liegt auch in diesem Segment, aber die Vendetta 3.0 liegt deutlich über dieser Klassifizierung.
Bei dem Preis habe ich dann auch nicht lange gezögert und einfach mal zugegriffen. Falls ich eine Gurke erwischt hätte, hätte ich sie ja auch wieder zurückschicken können.
Ohne die Empfehlung wäre ich nie auf diese Gitarre gekommen. Dean verbinde ich hauptsächlich mit Dimebag Darrell, Michael Schenker, Dave Mustaine und zackigen Headstocks sowie Korpusformen. Nicht ganz so mein Ding. Die Vendetta ist allerdings mehr an eine Strat angelehnt. Der Korpus ist gewölbt und erinnert an den einer ESP Horizon. Der Headstock ist glücklicherweise nicht die typische Dean-Pommesgabel, sondern eine eine etwas abgewandelte Form des PRS-Headstocks. Dean hat auch einen Powerstrat-Headstock im Programm, der mir auch gut gefallen hätte, aber man kann nicht alles haben.
Verarbeitung
Im Userthread habe ich dazu schon etwas geschrieben, daher wiederhole ich mich hier nicht. Nach einem leichten Schreck, hat sich ja alles etwas relativiert. Die "Mängel" waren dann doch nicht so schlimm, wie im ersten Moment unter Argusaugen und Zeitdruck angenommen. Insgesamt ist die Dean aber gut verarbeitet. Keine schief montierte Hardware, schlecht gekerbte Sättel, eiernde Potis, Toggleswitches mit Wackelkontakt, Lacknasen, überstehende Bünde und was es sonst noch so Horrorgeschichten gibt, wenn man wenig Geld für eine Gitarre ausgibt.
Würde die Gitarre regulär 160€ kosten, hätte sie bestimmt nicht diese Qualität. In der 500€-Klasse findet man aber schon ausgezeichnet verarbeitete Modelle und Südkorea baut mittlerweile auch qualitativ höherwertigere Gitarren als noch in den 90ern.
Bis auf ein paar Kleinigkeiten gibt es also nichts zu bemängeln.
Optik/Haptik/Handling
Die Vendetta schmiegt sich, wie es sich für eine Powerstrat gehört sehr gut an den Körper an. Durch den durchgehenden Hals kommt man mühelos in die hohen Lagen und leicht ist die Gitarre auch noch. Die Potis und der Toggle stören mich nicht beim spielen und die Gurtknöpfe sind angenehm groß, man braucht als nicht unbedingt Security Locks.
Rein vom optischen Standpunkt ist die Gitarre sehr schlicht gehalten, anstatt eines Palisandergriffbretts hätte mir daher Ebenholz oder von mir aus auch Ebonol besser gefallen. Die Inlays sind in Ordnung, ich brauche aber keine aufwendigen Inlays. Ein paar Offset-Dots hätte ich auch sehr gut gefunden.
Wenn man Metal spielt, braucht man also nicht mit schrägen Blicken rechnen .
Die Saitenlage war ab Werk für meinen Geschmack etwas zu hoch, nach ein paar Minuten habe ich die Tune-O-Matic aber so tief einstellen können, dass ich zufrieden war. Die tiefe E-Saite hat einen Abstand von ca. 2mm zum 12. Bundstäbchen, mir reicht das. Wenn man etwas tiefer gegangen ist, hat es beim trockenen Spielen schon mal ab und zu gescheppert. Die Halskrümung war ab Werk gut eingestellt und die Intonation habe ich auch nur teilweise etwas nachstellen müssen.
Wenn die Saiten abgenutzt sind, plane ich aber einen Mischsatz aufzuziehen. Derzeit sind 9-42 aufgezogen und ich möchte einen 9-46er Satz aufziehen. Da wird es dann bestimmt wieder etwas Feintuning geben.
Die Vendetta schielt rein von der Konstruktion her schon mehr auf die Shredder- Metal- und Flitzefingerfraktion. Schnellem Spielen steht nichts im Wege. Der Hals hat ein angenehmes C-Profil, dass etwas dicker als das Modern C von Fender ist, aber auch nur ein wenig. Ein Minuspunkt ist bei einigen vielleicht die lackierte Halsrückseite. Glücklicherweise habe ich keine Probleme mit dem Klebenbleiben.
Das obere Horn ist weit genug ausgeschnitten, um in die hohen Lagen zu kommen und Probleme mit Kopflastigkeit konnte ich bisher auch noch nicht ausmachen.
Die Stimmung bleibt stabil und durch die feste Brücke kann man auch mal auf die Schnelle ein anderes Tuning wählen.
Sound
Trocken gespielt klingt die Dean sehr voll und ausgewogen, ich finde sie auch schon relativ laut. Der Korpus vibriert leicht beim Spielen und gibt somit eine Reaktion an den Gitarristen weiter. Inwiefern das Holz Einfluß auf den Klang hat ist ja umstritten, man hört aber meiner Meinung nach schon etwas vom typischen Mahagoni-Dönk(tm) raus, allerdings sollte man natürlich nicht die Wucht einer Les Paul erwarten. Die Gitarre ist ja auch um einiges dünner als ein eben solche und durch den durchgehenden Hals ist ein nicht unerheblicher Teil der Gitarre aus Ahorn. Ich würde den Klang eher als Mischung aus Strat und Les Paul bezeichnen. Das Sustain ist auch erstaunlich gut.
Man denkt beim trockenen Anspielen nicht, dass man eine Gitarre aus der 500€-Preisklasse in der Hand hat. Da gibt es so einige teure Vertreter, die im direkten Vergleich keine Chance hätten.
Zum verstärkten Klang mit den Stockpickups habe ich auch schon etwas im Userthread geschrieben. Bei Gitarren dieser Preisklasse gibt es in der Regel leider noch keine Markenpickups und die DMT Design-Humbucker fand ich allenfalls brauchbar. Nicht schlecht, aber wenn man sonst Seymour Duncan, Bareknuckle, Häussel etc. und sogar Tonerider gewöhnt ist, wird man sie wohl mittelfristig wechseln wollen. Spaß kann man trotzdem mit ihnen haben, aber mir waren sie manchmal etwas zu muffig und es fehlte etwas Brillianz. Vielleicht reicht es schon die Kappen zu entfernen. Bei günstigen HBs wird gerne Nickel verwendet, dass die Höhen klaut.
Dean hat keine übertriebenen Outputmonster verbaut. Der Steg-HB hat ca. 13,5K und der Hals-HB ca. 8,5K. Ich schätze mal, dass sie mit Alnico 5 ausgestattet sind. Der Steg-HB klingt sehr rockig mit einem Schuss Wärme und mit dem Hals-HB kann man schön solieren.
Ich habe mich daher schnell entschlossen, die Humbucker zu wechseln. Neben einem Set EMG81/60 hatte ich noch einen Gibson Dirty Fingers für den Steg und einen Tonerider Alnico IV Classic für den Hals hier rumliegen. Da ich doch eher passive Pickups mag habe ich mich für diese entschieden. Außerdem wollte ich nicht gleich die ganze Elektronik wechseln.
Hardware/Elektronik
Im Zuge des Umbaus konnte ich auch gleich mal einen Blick in die Gitarre werfen. Die Tune-O-Matic ist bestimmt ein No Name-Modell. Auf der Unterseite ist sie mit "(G) BR-EG" gelabelt. Für mich sieht sie aus wie eine ABR-1, eine Nashville ist breiter.
Sie erfüllt aber ihren Zweck bisher sehr gut. Ich schätze mal, dass die Schrauben zur Höheneistellung in Hülsen sitzen. Mit Stehbolzen könnte man vielleicht noch etwas mehr Sustain rausholen. Bei meiner Gibson hat der Austausch eine Menge gebracht.
So sehen die Humbucker von hinten aus. Typisch für viele asiatische OEM-Modelle ist die Baseplate aus Messing. Das muss nichts Schlechtes heißen, immerhin benutzt DiMarzio auch sehr oft Messing, allerdings finde ich die Wahl nicht so gut, wenn die Pickups eh schon etwas muffig klingen. Nickel/Silber ist aber leider auch teurer.
Das ist die Pickupausfräsung für den Steg-HB
und zu guter Letzt kommen wir zum E-Fach.
Die Kabel waren vorher ordentlich zusammengelegt. Ich finde das E-Fach von der Größe her sehr komfortabel, so macht Basteln Spaß . Der Deckel ist auf der Rückseite mit Alufolie versehen und das Fach ist mit Abschirmlack ausgekleidet. Ingesamt wirkt alles sehr ordentlich. Wie ich schon erwartet habe, sind Minipotis verbaut. Laut Aufdruck haben sie 500K und sind linear. Die Humbucker sind zweiadrig und jeder hat eine eigene Farbe. So etwas kennt man z.B. auch von den Ibanez-Humbuckern. Eine Möglichkeit für Splits oder Parallelschaltungen gibt es nicht, von daher wird da von meiner Seite aus wohl auch noch nachgebessert werden.
Zuerst wollte ich nur den Dirty Fingers einbauen, habe aber die Gunst der Stunde genutzt und den Tonerider gleich mit eingebaut.
Der Umbau verlief problemlos. Im Fach ist genug Platz und auf den kleinen Potis kann man auch sehr gut eine Masseverbindung anlöten.
Das Endergebnis kann man auf den ersten Fotos bewundern. Vom E-Fach habe ich sicherheitshalber keine Fotos mehr gemacht . Mittlerweile klappt es aber schon ganz gut mit dem Löten und in diesem Fall musste ich ja nur Kabel ablöten und wieder anlöten. Keine komplizierte Schaltungen, die neue Kabel benötigen.
Sound nach dem Upgrade
Wie ich es mir gedacht habe, wurde die Gitarre durch die neuen Pickups weiter aufgewertet. Die Basis stimmt definitiv. Der Dirty Fingers hat mit 17K eine Menge Output und pusht meine Amps noch mal ganz ordentlich. Um die Saitentrennung und Definition zu erhöhen habe ich noch etwas mit der Höhe des Pickups und den Schrauben experimentiert. Die Gitarre hat auch verstärkt ein unwahrscheinlich gutes Sustain und der Dirty Fingers klingt nach dem Feintuning auch schön klar, gemischt mit etwas "Schmutz". Ich finde, dass der Sound etwas an einen Singlecoil erinnert. Ein wenig Teletwang hat er auch. Sowohl Dirty Fingers, als auch Gitarre klingen nicht gerade dunkel und liefern eine gute Portion an Höhen.
Mal sehen, ob ich in der Position nicht noch mal etwas anderes teste.
Der Tonerider klingt sehr klar und ausgewogen. Der AC IV Classic ist ein Alnico 4-PAF. Die Vendetta hat 24 Bünde, der Sound ist also konstruktionsbedingt schon einmal etwas anders, als man es z.B. von einer Les Paul her kennt, aber der PU schlägt sich sehr gut. Der Sound ist in meinen Ohren etwas "moderner", trotzdem nicht zu analytisch. Eine sehr gute Wahl für die Halsposition.
Der etwas dumpfe Klang ist ganz verschwunden.
Auf diesem Sektor kann man natürlich noch sehr viel experimentieren. Der Dirty Fingers hat schon sehr viele Höhen, mehr sollten es auch nicht sein. Die Gitarre verträgt meiner Meinung nach auch Pickups, die mehr Growl in den Tiefmitten haben. In einer dunklen Gitarre könnte es da schon mal schnell zum Matschen kommen, die Vendetta klingt aber sehr "frisch" von Haus aus.
Auf jeden Fall ist sie eine sehr gute Moddingbasis.
Fazit
Für den Preis, den ich gezahlt habe (160€), ist die Gitarre ein No-Brainer. Trotz kleiner Verarbeitungsmängel bekommt man eine sehr gute Gitarre. Die eigentlich fälligen 500€ ist sie auch wert, man sollte sich aber zu Gemüte führen, dass man in der Preisklasse vielleicht ein paar Abstriche machen muss.
Dean hat nicht den Fehler gemacht und an der sog. Basis gespart. Es wird bestimmt kein handselektiertes Holz verwendet, aber die Gitarre ist leicht, hat einen sehr guten, resonanten trockenen Klang und hält die Stimmung. Die Grover-Mechaniken gehören auch nicht zu den billigsten Modellen und der Sattel ist gut gekerbt. Ich habe keine Plings o.ä. gehört. Für ein stimmigeres Gesamtbild wäre ein Ebenholzgriffbrett natürlich noch mal ein Pluspunkt gewesen, aber das ist bei dem Preis wohl nicht drin. Aufwendige Inlays brauche ich auch noch. Da sollten die Hersteller vielleicht noch einmal ihre Designs überdenken. Das Setup musste leicht nachgestellt werden. Die Halskrümmung war aber gut eingestellt und die Saitenlage ist ob ab Werk etwas zu hoch eingestellt. Durch die String-Through-Body-Konstruktion und die Tune-O-Matic ist das Setup aber leicht zu bewerkstelligen.
Ein Nachteil bei Gitarren dieser Preisklasse ist wie so oft die Elektronik. Mittelmäßige Pickups und die Potis sind wie zu erwarten auch nicht von CTS und nach Werten sortiert. Das sind aber Sachen, die man verbessern kann und selbst wenn ich mir ein Set guter Humbucker für über 200€ samt neuer Potis mit Push-Pull-Funktion kaufe liege ich mit dem Gesamtpaket noch unter dem Neupreis dieser Gitarre.
Eine aufwendige Optik bekommt man natürlich auch nicht. Keine Hochglanz-Bindings, matte Lackierungen oder transparente Decken. Das ist aber auch wiederum Geschmackssache. Manchen sind so manche Schecter-Modelle oder die 1000er Serie von LTD schon wieder zu pompös. Hier bekommt man eine einfache, geradlinige Optik. Die Dean Vendetta 3.0 ist ein Player und keine Gitarre für die Vitrine.
Die Marke Dean ist in Deutschland nicht unbedingt der große Renner, würde Ibanez, Schecter oder LTD auf dem Headstock stehen, wären diese Gitarren nie so drastisch reduziert worden.
Die Dean Vendetta 3.0 ist definitiv keine typische Einsteigergitarre. Mit etwas Setup und Tuning (Pickups) kann sie aber locker mit Gitarren aus höheren Preisklassen mithalten.
Einem Einsteiger würde ich sie dennoch bedenkenlos empfehlen. Ich kann aber auch nur für mein Modell sprechen, da ich keinen Vergleich zu den anderen Modellen hab, die noch bei den Händlern auf Lager sind. Aber man wird sich bei der Dean wohl nicht mit den Problemen rumärgern müssen, die z.B. so manche Hausmarken-Gitarren haben. Da gibt es hin und wieder leider so einige Mängel, die sie nicht zu einsteigerfreundlichen Gitarren machen, da man ohne entsprechende Erfahrung und handwerkliches Geschick daran scheitert sie selbst zu beheben und ein Gitarrenbauer arbeitet in der Regel auch nicht für eine Kiste Bier.
Das sehr gute Handling prädestiniert sie auch gut für Beginner. Nich zu schwer, ergonomisch, gut bespielbar und kein Floyd-Rose.
Mir persönlich gefällt die Gitarre mittlerweile sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel für so wenig Geld bekomme.
Dean User Gitarren-Thread
Jetzt soll endlich ein vollwertiges Review folgen.
Technische Daten:
Hersteller: Dean
Modellbezeichnung: Vendetta 3.0
Farbe: Classic Black, schwarz hochglanz
Herstellungsort: Südkorea, Unsung
Korpusforum: Powerstrat mit gewölbter Decke
Korpus: Mahagoni
Hals: Ahorn, Neck-Thru-Body, C-Profil, wahrscheinlich 12" oder höherer Griffbrettradius
Griffbrett: Palisander
Mensur: 25,5", 648mm, typische Fendermensur
Inlays: Pearloid, Evil Eye
Mechaniken: Grover, schwarz, 3L-3R
Bünde: 24, Medium Jumbo
Pickups: 2 Humbucker, DMT Design, schwarze Kappen
Regler: 3-Way-Toggle, 1 Volume, 1 Tone, schwarze Potiknöpfe
Brücke: Tune-O-Matic, schwarz
Steg: String-Through, in V-Form
Das waren mal die harten Fakten, jetzt wollen wir die Gitarre auch einmal sehen. Ich sage mal gleich dazu, dass ich die Pickups gewechselt habe, die Werkspickups haben schwarze Kappen.
Das wäre die Vorderseite.
Hier mal die Rückseite:
Hals-Korpus-Übergang
Korpusrückseite mit E-Fach
Rückseite des Headstocks
Kaufabsicht
Wär aufmerksam die Threads in der Gitarrenberatung gelesen hat, wird sicher wissen, dass seit gut einem Jahr diese Gitarre als Empfehlung durch die Threads geistert. Der User @musikuss empfiehlt diese Gitarre sehr gerne, weil sie sehr viel für wenig Geld bietet. Man muss dazu sagen, dass diese Gitarre derzeit viel günstiger verkauft wird, als eigentlich vorgesehen. Der Neupreis soll zur Einführung bei ca. 500€ gelegen haben, manche Händler rufen diesen sogar noch auf. Bei einem gewissen Händler wird sie allerdings für 160€ bzw. 199€ angeboten.
Die Dean Vendetta 3.0 wird nämlich nicht mehr hergestellt und auf der Dean Webseite werden auch nur noch die Einsteigermodelle XM und 1.0 geführt. Zusätzlich gibt es noch eine Version mit Grafikdruck.
Man denkt bei 160€ natürlich erst einmal an Einsteigergitarren, die XM-Serie liegt auch in diesem Segment, aber die Vendetta 3.0 liegt deutlich über dieser Klassifizierung.
Bei dem Preis habe ich dann auch nicht lange gezögert und einfach mal zugegriffen. Falls ich eine Gurke erwischt hätte, hätte ich sie ja auch wieder zurückschicken können.
Ohne die Empfehlung wäre ich nie auf diese Gitarre gekommen. Dean verbinde ich hauptsächlich mit Dimebag Darrell, Michael Schenker, Dave Mustaine und zackigen Headstocks sowie Korpusformen. Nicht ganz so mein Ding. Die Vendetta ist allerdings mehr an eine Strat angelehnt. Der Korpus ist gewölbt und erinnert an den einer ESP Horizon. Der Headstock ist glücklicherweise nicht die typische Dean-Pommesgabel, sondern eine eine etwas abgewandelte Form des PRS-Headstocks. Dean hat auch einen Powerstrat-Headstock im Programm, der mir auch gut gefallen hätte, aber man kann nicht alles haben.
Verarbeitung
Im Userthread habe ich dazu schon etwas geschrieben, daher wiederhole ich mich hier nicht. Nach einem leichten Schreck, hat sich ja alles etwas relativiert. Die "Mängel" waren dann doch nicht so schlimm, wie im ersten Moment unter Argusaugen und Zeitdruck angenommen. Insgesamt ist die Dean aber gut verarbeitet. Keine schief montierte Hardware, schlecht gekerbte Sättel, eiernde Potis, Toggleswitches mit Wackelkontakt, Lacknasen, überstehende Bünde und was es sonst noch so Horrorgeschichten gibt, wenn man wenig Geld für eine Gitarre ausgibt.
Würde die Gitarre regulär 160€ kosten, hätte sie bestimmt nicht diese Qualität. In der 500€-Klasse findet man aber schon ausgezeichnet verarbeitete Modelle und Südkorea baut mittlerweile auch qualitativ höherwertigere Gitarren als noch in den 90ern.
Bis auf ein paar Kleinigkeiten gibt es also nichts zu bemängeln.
Optik/Haptik/Handling
Die Vendetta schmiegt sich, wie es sich für eine Powerstrat gehört sehr gut an den Körper an. Durch den durchgehenden Hals kommt man mühelos in die hohen Lagen und leicht ist die Gitarre auch noch. Die Potis und der Toggle stören mich nicht beim spielen und die Gurtknöpfe sind angenehm groß, man braucht als nicht unbedingt Security Locks.
Rein vom optischen Standpunkt ist die Gitarre sehr schlicht gehalten, anstatt eines Palisandergriffbretts hätte mir daher Ebenholz oder von mir aus auch Ebonol besser gefallen. Die Inlays sind in Ordnung, ich brauche aber keine aufwendigen Inlays. Ein paar Offset-Dots hätte ich auch sehr gut gefunden.
Wenn man Metal spielt, braucht man also nicht mit schrägen Blicken rechnen .
Die Saitenlage war ab Werk für meinen Geschmack etwas zu hoch, nach ein paar Minuten habe ich die Tune-O-Matic aber so tief einstellen können, dass ich zufrieden war. Die tiefe E-Saite hat einen Abstand von ca. 2mm zum 12. Bundstäbchen, mir reicht das. Wenn man etwas tiefer gegangen ist, hat es beim trockenen Spielen schon mal ab und zu gescheppert. Die Halskrümung war ab Werk gut eingestellt und die Intonation habe ich auch nur teilweise etwas nachstellen müssen.
Wenn die Saiten abgenutzt sind, plane ich aber einen Mischsatz aufzuziehen. Derzeit sind 9-42 aufgezogen und ich möchte einen 9-46er Satz aufziehen. Da wird es dann bestimmt wieder etwas Feintuning geben.
Die Vendetta schielt rein von der Konstruktion her schon mehr auf die Shredder- Metal- und Flitzefingerfraktion. Schnellem Spielen steht nichts im Wege. Der Hals hat ein angenehmes C-Profil, dass etwas dicker als das Modern C von Fender ist, aber auch nur ein wenig. Ein Minuspunkt ist bei einigen vielleicht die lackierte Halsrückseite. Glücklicherweise habe ich keine Probleme mit dem Klebenbleiben.
Das obere Horn ist weit genug ausgeschnitten, um in die hohen Lagen zu kommen und Probleme mit Kopflastigkeit konnte ich bisher auch noch nicht ausmachen.
Die Stimmung bleibt stabil und durch die feste Brücke kann man auch mal auf die Schnelle ein anderes Tuning wählen.
Sound
Trocken gespielt klingt die Dean sehr voll und ausgewogen, ich finde sie auch schon relativ laut. Der Korpus vibriert leicht beim Spielen und gibt somit eine Reaktion an den Gitarristen weiter. Inwiefern das Holz Einfluß auf den Klang hat ist ja umstritten, man hört aber meiner Meinung nach schon etwas vom typischen Mahagoni-Dönk(tm) raus, allerdings sollte man natürlich nicht die Wucht einer Les Paul erwarten. Die Gitarre ist ja auch um einiges dünner als ein eben solche und durch den durchgehenden Hals ist ein nicht unerheblicher Teil der Gitarre aus Ahorn. Ich würde den Klang eher als Mischung aus Strat und Les Paul bezeichnen. Das Sustain ist auch erstaunlich gut.
Man denkt beim trockenen Anspielen nicht, dass man eine Gitarre aus der 500€-Preisklasse in der Hand hat. Da gibt es so einige teure Vertreter, die im direkten Vergleich keine Chance hätten.
Zum verstärkten Klang mit den Stockpickups habe ich auch schon etwas im Userthread geschrieben. Bei Gitarren dieser Preisklasse gibt es in der Regel leider noch keine Markenpickups und die DMT Design-Humbucker fand ich allenfalls brauchbar. Nicht schlecht, aber wenn man sonst Seymour Duncan, Bareknuckle, Häussel etc. und sogar Tonerider gewöhnt ist, wird man sie wohl mittelfristig wechseln wollen. Spaß kann man trotzdem mit ihnen haben, aber mir waren sie manchmal etwas zu muffig und es fehlte etwas Brillianz. Vielleicht reicht es schon die Kappen zu entfernen. Bei günstigen HBs wird gerne Nickel verwendet, dass die Höhen klaut.
Dean hat keine übertriebenen Outputmonster verbaut. Der Steg-HB hat ca. 13,5K und der Hals-HB ca. 8,5K. Ich schätze mal, dass sie mit Alnico 5 ausgestattet sind. Der Steg-HB klingt sehr rockig mit einem Schuss Wärme und mit dem Hals-HB kann man schön solieren.
Ich habe mich daher schnell entschlossen, die Humbucker zu wechseln. Neben einem Set EMG81/60 hatte ich noch einen Gibson Dirty Fingers für den Steg und einen Tonerider Alnico IV Classic für den Hals hier rumliegen. Da ich doch eher passive Pickups mag habe ich mich für diese entschieden. Außerdem wollte ich nicht gleich die ganze Elektronik wechseln.
Hardware/Elektronik
Im Zuge des Umbaus konnte ich auch gleich mal einen Blick in die Gitarre werfen. Die Tune-O-Matic ist bestimmt ein No Name-Modell. Auf der Unterseite ist sie mit "(G) BR-EG" gelabelt. Für mich sieht sie aus wie eine ABR-1, eine Nashville ist breiter.
Sie erfüllt aber ihren Zweck bisher sehr gut. Ich schätze mal, dass die Schrauben zur Höheneistellung in Hülsen sitzen. Mit Stehbolzen könnte man vielleicht noch etwas mehr Sustain rausholen. Bei meiner Gibson hat der Austausch eine Menge gebracht.
So sehen die Humbucker von hinten aus. Typisch für viele asiatische OEM-Modelle ist die Baseplate aus Messing. Das muss nichts Schlechtes heißen, immerhin benutzt DiMarzio auch sehr oft Messing, allerdings finde ich die Wahl nicht so gut, wenn die Pickups eh schon etwas muffig klingen. Nickel/Silber ist aber leider auch teurer.
Das ist die Pickupausfräsung für den Steg-HB
und zu guter Letzt kommen wir zum E-Fach.
Die Kabel waren vorher ordentlich zusammengelegt. Ich finde das E-Fach von der Größe her sehr komfortabel, so macht Basteln Spaß . Der Deckel ist auf der Rückseite mit Alufolie versehen und das Fach ist mit Abschirmlack ausgekleidet. Ingesamt wirkt alles sehr ordentlich. Wie ich schon erwartet habe, sind Minipotis verbaut. Laut Aufdruck haben sie 500K und sind linear. Die Humbucker sind zweiadrig und jeder hat eine eigene Farbe. So etwas kennt man z.B. auch von den Ibanez-Humbuckern. Eine Möglichkeit für Splits oder Parallelschaltungen gibt es nicht, von daher wird da von meiner Seite aus wohl auch noch nachgebessert werden.
Zuerst wollte ich nur den Dirty Fingers einbauen, habe aber die Gunst der Stunde genutzt und den Tonerider gleich mit eingebaut.
Der Umbau verlief problemlos. Im Fach ist genug Platz und auf den kleinen Potis kann man auch sehr gut eine Masseverbindung anlöten.
Das Endergebnis kann man auf den ersten Fotos bewundern. Vom E-Fach habe ich sicherheitshalber keine Fotos mehr gemacht . Mittlerweile klappt es aber schon ganz gut mit dem Löten und in diesem Fall musste ich ja nur Kabel ablöten und wieder anlöten. Keine komplizierte Schaltungen, die neue Kabel benötigen.
Sound nach dem Upgrade
Wie ich es mir gedacht habe, wurde die Gitarre durch die neuen Pickups weiter aufgewertet. Die Basis stimmt definitiv. Der Dirty Fingers hat mit 17K eine Menge Output und pusht meine Amps noch mal ganz ordentlich. Um die Saitentrennung und Definition zu erhöhen habe ich noch etwas mit der Höhe des Pickups und den Schrauben experimentiert. Die Gitarre hat auch verstärkt ein unwahrscheinlich gutes Sustain und der Dirty Fingers klingt nach dem Feintuning auch schön klar, gemischt mit etwas "Schmutz". Ich finde, dass der Sound etwas an einen Singlecoil erinnert. Ein wenig Teletwang hat er auch. Sowohl Dirty Fingers, als auch Gitarre klingen nicht gerade dunkel und liefern eine gute Portion an Höhen.
Mal sehen, ob ich in der Position nicht noch mal etwas anderes teste.
Der Tonerider klingt sehr klar und ausgewogen. Der AC IV Classic ist ein Alnico 4-PAF. Die Vendetta hat 24 Bünde, der Sound ist also konstruktionsbedingt schon einmal etwas anders, als man es z.B. von einer Les Paul her kennt, aber der PU schlägt sich sehr gut. Der Sound ist in meinen Ohren etwas "moderner", trotzdem nicht zu analytisch. Eine sehr gute Wahl für die Halsposition.
Der etwas dumpfe Klang ist ganz verschwunden.
Auf diesem Sektor kann man natürlich noch sehr viel experimentieren. Der Dirty Fingers hat schon sehr viele Höhen, mehr sollten es auch nicht sein. Die Gitarre verträgt meiner Meinung nach auch Pickups, die mehr Growl in den Tiefmitten haben. In einer dunklen Gitarre könnte es da schon mal schnell zum Matschen kommen, die Vendetta klingt aber sehr "frisch" von Haus aus.
Auf jeden Fall ist sie eine sehr gute Moddingbasis.
Fazit
Für den Preis, den ich gezahlt habe (160€), ist die Gitarre ein No-Brainer. Trotz kleiner Verarbeitungsmängel bekommt man eine sehr gute Gitarre. Die eigentlich fälligen 500€ ist sie auch wert, man sollte sich aber zu Gemüte führen, dass man in der Preisklasse vielleicht ein paar Abstriche machen muss.
Dean hat nicht den Fehler gemacht und an der sog. Basis gespart. Es wird bestimmt kein handselektiertes Holz verwendet, aber die Gitarre ist leicht, hat einen sehr guten, resonanten trockenen Klang und hält die Stimmung. Die Grover-Mechaniken gehören auch nicht zu den billigsten Modellen und der Sattel ist gut gekerbt. Ich habe keine Plings o.ä. gehört. Für ein stimmigeres Gesamtbild wäre ein Ebenholzgriffbrett natürlich noch mal ein Pluspunkt gewesen, aber das ist bei dem Preis wohl nicht drin. Aufwendige Inlays brauche ich auch noch. Da sollten die Hersteller vielleicht noch einmal ihre Designs überdenken. Das Setup musste leicht nachgestellt werden. Die Halskrümmung war aber gut eingestellt und die Saitenlage ist ob ab Werk etwas zu hoch eingestellt. Durch die String-Through-Body-Konstruktion und die Tune-O-Matic ist das Setup aber leicht zu bewerkstelligen.
Ein Nachteil bei Gitarren dieser Preisklasse ist wie so oft die Elektronik. Mittelmäßige Pickups und die Potis sind wie zu erwarten auch nicht von CTS und nach Werten sortiert. Das sind aber Sachen, die man verbessern kann und selbst wenn ich mir ein Set guter Humbucker für über 200€ samt neuer Potis mit Push-Pull-Funktion kaufe liege ich mit dem Gesamtpaket noch unter dem Neupreis dieser Gitarre.
Eine aufwendige Optik bekommt man natürlich auch nicht. Keine Hochglanz-Bindings, matte Lackierungen oder transparente Decken. Das ist aber auch wiederum Geschmackssache. Manchen sind so manche Schecter-Modelle oder die 1000er Serie von LTD schon wieder zu pompös. Hier bekommt man eine einfache, geradlinige Optik. Die Dean Vendetta 3.0 ist ein Player und keine Gitarre für die Vitrine.
Die Marke Dean ist in Deutschland nicht unbedingt der große Renner, würde Ibanez, Schecter oder LTD auf dem Headstock stehen, wären diese Gitarren nie so drastisch reduziert worden.
Die Dean Vendetta 3.0 ist definitiv keine typische Einsteigergitarre. Mit etwas Setup und Tuning (Pickups) kann sie aber locker mit Gitarren aus höheren Preisklassen mithalten.
Einem Einsteiger würde ich sie dennoch bedenkenlos empfehlen. Ich kann aber auch nur für mein Modell sprechen, da ich keinen Vergleich zu den anderen Modellen hab, die noch bei den Händlern auf Lager sind. Aber man wird sich bei der Dean wohl nicht mit den Problemen rumärgern müssen, die z.B. so manche Hausmarken-Gitarren haben. Da gibt es hin und wieder leider so einige Mängel, die sie nicht zu einsteigerfreundlichen Gitarren machen, da man ohne entsprechende Erfahrung und handwerkliches Geschick daran scheitert sie selbst zu beheben und ein Gitarrenbauer arbeitet in der Regel auch nicht für eine Kiste Bier.
Das sehr gute Handling prädestiniert sie auch gut für Beginner. Nich zu schwer, ergonomisch, gut bespielbar und kein Floyd-Rose.
Mir persönlich gefällt die Gitarre mittlerweile sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel für so wenig Geld bekomme.
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