JuJuHound
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Gotoh Relic Series
Mit Aging und Relic ist das ja so eine Sache. Manche können nicht verstehen weshalb Gitarren künstlich geschreddert und gealtert werden und dafür auch noch ein Mehrpreis verlangt wird. Andere sind davon überzeugt, dass ein Aging nur durch Zeit und einhergenhenden Materialstress authentisch wirkt. Für viele ist der Charme von Kratzern und Rost jedoch eine Inspiration und etwas, dass dem eigenem Instrument eine individuelle Note verleiht. Weiter möchte ich auf die Geschmacksfrage nicht eingehen. Dieses Review ist für all diejenigen von Euch interessant, die auf Patina stehen und Interesse daran haben einen Hauch von Antiquitiy auf ihr Gitarren zu bringen.
Gotoh hat kürzlich die Relic Series auf den Markt gebracht (http://www.g-gotoh.com/international/?btp_product_category=relic). Hierbei handelt es sich um allerlei geagete Nickelhardware für Gitarren und Bässe, genauer gesagt um eine Sonderauflage bereits verfügbarer Gotoh Produkte, aber eben in einem Aged-Nickel Design. Für alle die noch nie von Gotoh gehört haben: Gotoh ist ein japanischer Hersteller von Instrumentenhardware. Die Qualität ist üblicherweise gut bis sehr gut. Gotoh produziert auch Hardware, die später unter anderem Namen vertrieben wird (z.B. Wilkinson, manche munkeln auch TonePros wird von Gotoh hergestellt) oder als Noname-Eigenmarkenprodukt von Gitarrenherstellern auf Instrumenten montiert wird.
Das besondere an der Relic Series ist laut Gotoh, dass das Aging nicht durch nachträgliche chemische und Politurbehandlungen, sondern direkt während der Produktion erfolgt. Nähere Details zu Produktionsverfahren werden von Gotoh nicht angegeben, aber es wird darauf verwiesen, dass bei diesem Verfahren interne Bestandteile und die Funktionalität der Hardware nicht beeinflusst werden und die Verwertbarkeit und Haltbarkeit der Produkte völlig erhalten bleiben soll. Ob das so ist, kann ich wohl erst in ein paar Jahren berichten. Das Erscheinungsbild soll sich wie bei herkömmlicher Hardware im Laufe der Zeit und der Benutzung weiter verändern.
Ich habe mir kürzlich eine FGN Neo Classic zugelegt, auf der bereits Gotoh-Hardware verbaut ist. Dann bin ich zufällig über die Relic Series gestolpert, und ja, ich gebe zu ein Faible für alte oder stilvoll gealterte Gitarren zu haben. Zunächst habe ich mich dagegen entschieden, die Relic Series Teile zu bestellen weil 1. die Zielgitarre noch recht neu ist (3 Jahre) und ich es irgendwie bizarr fand alt und fast neu zu vermischen und 2. weil ich mir keine technische Verbesserung durch den Einbau erwartet habe (es war ja fast die gleiche Hardware installiert). Meine Frau sieht alte Gitarren auch gerne und hat mir zu Weihnachten dann ein Set geschenkt, bestehend aus:
Das sind die Teile für Gibson-style Gitarren, für fendereske gibt es ebenfalls Produkte vom Gurtpin bis zur Steckerplatte. Vorsicht sollte man bei amerikanischen Gitarren sein, da Gotoh Produkte Schrauben mit metrischen Abmessungen haben. Unbedingt sollte man vor dem Kauf die technischen Zeichnungen bei Rockinger oder Gotoh konsultieren um sicher zu gehen, dass alles passt.
Alle Tiele wurden über Rockinger bestellt und kamen in "ansprechender" Klarsicht Verpackung. Beiligende Schrauben, Gewindehülsen etc. sind ebenfalls im Aged-Nickel Design. Sehr schön zu sehen ist alles im hochaufgelösten PDF Katalog der Serie (http://www.g-gotoh.com/pdf/GOTOH-RELIC2014-Ens.pdf, Vorsicht 120MB). Bei mir hatten Schrauben allerdings keinerlei Rostbeschlag.
Die Optik: Dezent, ausgewogen, und "unreif" - 4 von 5 Punkten
Insgesamt ist das Erscheinungsbild des Agings eher eine matte, neblige Metalloptik als eine Used&Wasted oder Distressed Optik. Bei den Mechaniken und bei der Brücke sieht das sehr gut und dezent aus. Bei zuviel Rost an diesen Teilen hätte ich doch Sorge um die Haltbarkeit gemacht. An diesem Punkt finde ich die Herangehensweise von Gotoh gut, weil man nicht befürchten muss, dass einem das Zeug zu schnell unterm #*sch wegrostet und bricht. Bei den Mechaniken wurden zusätzlich die Acryl-Tulip Buttons geaged, das heisst sie wurden gefärbt und sind eher Bernsteinfarben als das ursprüngliche Creme-Grün Gemisch. Die Form ist wie bei neuen Tulips. Wer also geschrumpfte Tulpen will muss den Schweissbrenner anwerfen. Beim Tailpiece muss ich zugeben, dass die Aging Methode nicht authentisch wirkt, weil das alte Patina auf dem flächigem Aluminium Block zu homogen ist; vor allem wenn man genau hin sieht oder im direkten Tageslicht wirkt es doch wie ein spezieller Lack. Ich denke, das liegt am Herstellungsprozess und da darf tatsächlich noch die Zeit dran nagen. Dennoch passt es momentan gut zum Design der Brücke. Und der Kontrast zum noch jungfräulichen Lack ist auch nicht sooo dramatisch wie ich befürchtet hatte. Ich bege zu, bei Relic Tailpiece optisch etwas anderes erwartet zu haben.
Einbau: In meinem Fall leicht, 5 von 5 Punkten
Da die Gitarre bereits Gotoh Hardware hatte, stimmten Abmessungen gut überein und der Einbau ging leicht und schnell. Ich habe darauf verzichtet, Gewindehülsen von Saitenhalter und Meschaniken auszutauschen und habe auch die Brückenschrauben in der Gitarre belassen. Die Beanspruchung des Materials war mir das Risko nicht wert, da man diese Teile ohnehin nicht sieht. Wer das machen will, sollte unbedingt gutes Werkzeug benutzen oder die Angelegenheit einem Gitarrenbauer überlassen. Die Bolzen des Saitenhalters habe ich getauscht, das ging problemlos. Die Stellschrauben der Brücke gingen nicht so leicht, eine kräftige Drehung zum Aufsetzen war schon nötig.
Funktionalität: Traditionell - praktisch - gut - 5 von 5 punkten
Wie oben erwähnt habe ich mir keine funktionale Verbesserung erwartet, aber die gabs dann doch.
Zunächst die Mechaniken:
auf den vorherig genutzen Tuner steht nicht um welches Modell es sich handelt. Ich dachte daher, das sei die gleiche Übersetzung. Die SD90-SL Relics kommen mit einer 15:1 Übersetzung und gehen schwerer aber präziser als die ursprünglichen (sollten aber auch 15:1 gewesen sein). Die Gitarre lässt sich sehr, sehr genau stimmen, wenn auch etwas mehr Zeit dafür benötigt wird. Stimmstabilität ist sehr gut. Kleine Probleme hatte ich bei grossen Bendings mit der G-Saite. Das liegt aber wohl eher daran, dass ich die Saite nicht optimal aufgezogen hatte (passiert doch immer mal wieder). Mir gefällt das Verhalten der Tuner sehr. Das ist aber Geschmackssache und mancher mag es vielleicht eher wenn es etwas leichter geht.
Die Brücke:
Was soll man da sagen, Tune-o-matics lassen einen nie im Stich. Die Brücke ist tadellos und die Reiter sitzen superfest.Die neue Brücke hat mit 400mm einen 50mm grösseren Radius als ihr Vorgänger. Ich kann nicht sagen ob das bei manchen Halsradien ein Problem ist, definitv ist es aber ein eher grosser Radius. Die Saitenkerben sind an allen Positionen ab Werk gleich. Wer also mit sehr dicken Saiten rangeht kann die noch etwas aufweiten wo es nötig ist. Die Reiter sind für 3 Saiten umgekehrt zu den anderen, bei der Vorgängerbrücke waren alle gleich ausgerichtet. Ändern lässt sich das auf die schnelle nicht, da die Muttern mit den Stellschrauben verklebt sind. Das kann bei Einstellung der Intonation ein Ärgernis sein, weil man eventuell einen Reiter weiter nach hinten/vorne stellen will als es bei gegebener Ausrichtung geht. In so einem Fall muss man die Brücke drehen, und die Bundreinheit für allen Saiten neu einstellen . In meinem Fall ging es gut. Ich habe die Reiter optisch entsprechend der alten Brücke eingestellt um eine gute Ausgangslage zu haben. Dann ging es auch recht schnell. Bundreinheit ist bei FGNs meistens leicht und schnell erreicht. Wie bei allen Tuneomatics kommt man nur mit einem dünnen Schraubendreher gut an die Reiterschrauben. Zuvor hatte ich noch ein dubioses leichtes Scheppern der G-Saite an der Gitarre, was seit dem Wechsel weg ist. Ich habe allerdings während der Umbausession auch noch am Sattel gefeilt und nochmal Nut Sauce drauf gepackt, daher kann ich nicht sagen ob es an der alten Brücke lag oder nicht. Aber jetzt scheppert nichts, nirgends.
Tailpiece:
Auch wenn es optisch eher nach einer zweifelhaften Investition aussah war ich baff als ich das Teil aus der Packung nahm. Lightweight-Aluminium Tailpiece habe ich ja schon oft gehört, dass das aber so leicht ist wusste ich nicht. Die Gewichtsersparnis merkt man bei einem Gitarrenbrocken mit ca. 4kg wohl kaum. Angeblich verbessert sich aber durch diese leichtgewichte die Tonansprache, das Sustain, kurzum die Schwingungsübertragung von Saiten zum Holz. Ich meine das auch zu merken. Das kann aber auch subjektiv sein und ich habe das Instrument noch nicht lange genug um blind jede noch so kleine Veränderung zu hören. Beim Sustain habe ich aber schon einen sehr starken Eindruck, dass es nochmal etwas mehr wurde. Das Tailpiece sitzt lose, Locking studs gibts in der Relic Series nicht.
Preis: Aufschlag für Retro, kein Abschlag bei Qualität - 4 von 5
Zugegeben wir reden hier über eine Spielerei bei der man sich auch mal fragen darf, ob die Menschheit so etwas braucht. In meinem Fall erst recht, da es bis auf das Lightweight Tailpiece um geringe technische Modifikationen handelt und das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht besonders ist. Für Leute die allerdings wirklich etwas neues brauchen um einen deutlichen qualitativen Zugewinn zu erfahren halte ich den Preis angesichts der Qualität für gut, wenn man ihn mit Konkurrenzprodukten vergleicht. Logischerweise zahlt man bei Gotoh etwas für das Relic im Vergleich zur Normalserie drauf:
Mechaniken Relic € 62 - Mechaniken Nickel € 39 (bei Rockinger)
Relic Brücke € 38,90 - Brücke Nickel € 26 - 32 (bei Thomann)
Tailpiece Relic: 52.90 € - Tailpiece Aluminum € 39.90 (bei Amazon)
Interessant wirds wenn man die Preise mit anderen Aged Hardware Anbietern vergleicht. Zum Beispiel kostet das geagte Alu Stoptail von Rockinger € 59, von Montreux zwischen 69 und 98 öcken. Zugegeben, letztere sehen wirklich alt aus. Aber das krieg ich vielleicht mit etwas spielen und im Laufe der Zeit auch hin.
Fazit: Auf den Geschmack kommt es an - 4 von 5
Bei der Relic Series hat man es mit sehr guter Hardware zu tun. Sie ist für all die interessant, die Instrumente ähnlicher Hardware besitzen und sich dort leicht umrüsten lässt. Relic ist dabei wohl eher als ein Initialstadium des Agings zu verstehen. Das ist aber nicht unbedingt schlecht, weil hier auch noch Platz für die persönlich "Abnutzung" und weiteres natürliches Aging gegeben wird. Der Mehrpreis ist sicher nur für diejenigen zu rechtfertigen, die auf leicht gealterten Look stehen und dem Material auch die Zeit geben wollen sich zu entwickeln. Wer von heute auf morgen aged hardware will die aussieht als wäre sie mit Lemmy (R.I.P. !!! ) 50 Jahre auf Tour gewesen, muss tiefer in die Tasche greifen. Wer einfach nur solide Hardware will, wird und muss den Aufpreis nicht zahlen. Wer es dennoch macht, wird keinesfalls von der Qualität enttäuscht.
Vielleicht altert die Relic Series bei mir vor sich hin und ich zeige euch den Fortschritt spätestens im Jahr 2059 zum Jubiläum des Grals.
Rock on!
Mit Aging und Relic ist das ja so eine Sache. Manche können nicht verstehen weshalb Gitarren künstlich geschreddert und gealtert werden und dafür auch noch ein Mehrpreis verlangt wird. Andere sind davon überzeugt, dass ein Aging nur durch Zeit und einhergenhenden Materialstress authentisch wirkt. Für viele ist der Charme von Kratzern und Rost jedoch eine Inspiration und etwas, dass dem eigenem Instrument eine individuelle Note verleiht. Weiter möchte ich auf die Geschmacksfrage nicht eingehen. Dieses Review ist für all diejenigen von Euch interessant, die auf Patina stehen und Interesse daran haben einen Hauch von Antiquitiy auf ihr Gitarren zu bringen.
Gotoh hat kürzlich die Relic Series auf den Markt gebracht (http://www.g-gotoh.com/international/?btp_product_category=relic). Hierbei handelt es sich um allerlei geagete Nickelhardware für Gitarren und Bässe, genauer gesagt um eine Sonderauflage bereits verfügbarer Gotoh Produkte, aber eben in einem Aged-Nickel Design. Für alle die noch nie von Gotoh gehört haben: Gotoh ist ein japanischer Hersteller von Instrumentenhardware. Die Qualität ist üblicherweise gut bis sehr gut. Gotoh produziert auch Hardware, die später unter anderem Namen vertrieben wird (z.B. Wilkinson, manche munkeln auch TonePros wird von Gotoh hergestellt) oder als Noname-Eigenmarkenprodukt von Gitarrenherstellern auf Instrumenten montiert wird.
Das besondere an der Relic Series ist laut Gotoh, dass das Aging nicht durch nachträgliche chemische und Politurbehandlungen, sondern direkt während der Produktion erfolgt. Nähere Details zu Produktionsverfahren werden von Gotoh nicht angegeben, aber es wird darauf verwiesen, dass bei diesem Verfahren interne Bestandteile und die Funktionalität der Hardware nicht beeinflusst werden und die Verwertbarkeit und Haltbarkeit der Produkte völlig erhalten bleiben soll. Ob das so ist, kann ich wohl erst in ein paar Jahren berichten. Das Erscheinungsbild soll sich wie bei herkömmlicher Hardware im Laufe der Zeit und der Benutzung weiter verändern.
Ich habe mir kürzlich eine FGN Neo Classic zugelegt, auf der bereits Gotoh-Hardware verbaut ist. Dann bin ich zufällig über die Relic Series gestolpert, und ja, ich gebe zu ein Faible für alte oder stilvoll gealterte Gitarren zu haben. Zunächst habe ich mich dagegen entschieden, die Relic Series Teile zu bestellen weil 1. die Zielgitarre noch recht neu ist (3 Jahre) und ich es irgendwie bizarr fand alt und fast neu zu vermischen und 2. weil ich mir keine technische Verbesserung durch den Einbau erwartet habe (es war ja fast die gleiche Hardware installiert). Meine Frau sieht alte Gitarren auch gerne und hat mir zu Weihnachten dann ein Set geschenkt, bestehend aus:
- SD90-SL Kluson Style Mechaniken
- GE101A Aluminum Tailpiece (Nickel-plated)
- GE104B Tune-o-matic Bridge
Das sind die Teile für Gibson-style Gitarren, für fendereske gibt es ebenfalls Produkte vom Gurtpin bis zur Steckerplatte. Vorsicht sollte man bei amerikanischen Gitarren sein, da Gotoh Produkte Schrauben mit metrischen Abmessungen haben. Unbedingt sollte man vor dem Kauf die technischen Zeichnungen bei Rockinger oder Gotoh konsultieren um sicher zu gehen, dass alles passt.
Alle Tiele wurden über Rockinger bestellt und kamen in "ansprechender" Klarsicht Verpackung. Beiligende Schrauben, Gewindehülsen etc. sind ebenfalls im Aged-Nickel Design. Sehr schön zu sehen ist alles im hochaufgelösten PDF Katalog der Serie (http://www.g-gotoh.com/pdf/GOTOH-RELIC2014-Ens.pdf, Vorsicht 120MB). Bei mir hatten Schrauben allerdings keinerlei Rostbeschlag.
Die Optik: Dezent, ausgewogen, und "unreif" - 4 von 5 Punkten
Insgesamt ist das Erscheinungsbild des Agings eher eine matte, neblige Metalloptik als eine Used&Wasted oder Distressed Optik. Bei den Mechaniken und bei der Brücke sieht das sehr gut und dezent aus. Bei zuviel Rost an diesen Teilen hätte ich doch Sorge um die Haltbarkeit gemacht. An diesem Punkt finde ich die Herangehensweise von Gotoh gut, weil man nicht befürchten muss, dass einem das Zeug zu schnell unterm #*sch wegrostet und bricht. Bei den Mechaniken wurden zusätzlich die Acryl-Tulip Buttons geaged, das heisst sie wurden gefärbt und sind eher Bernsteinfarben als das ursprüngliche Creme-Grün Gemisch. Die Form ist wie bei neuen Tulips. Wer also geschrumpfte Tulpen will muss den Schweissbrenner anwerfen. Beim Tailpiece muss ich zugeben, dass die Aging Methode nicht authentisch wirkt, weil das alte Patina auf dem flächigem Aluminium Block zu homogen ist; vor allem wenn man genau hin sieht oder im direkten Tageslicht wirkt es doch wie ein spezieller Lack. Ich denke, das liegt am Herstellungsprozess und da darf tatsächlich noch die Zeit dran nagen. Dennoch passt es momentan gut zum Design der Brücke. Und der Kontrast zum noch jungfräulichen Lack ist auch nicht sooo dramatisch wie ich befürchtet hatte. Ich bege zu, bei Relic Tailpiece optisch etwas anderes erwartet zu haben.
Einbau: In meinem Fall leicht, 5 von 5 Punkten
Da die Gitarre bereits Gotoh Hardware hatte, stimmten Abmessungen gut überein und der Einbau ging leicht und schnell. Ich habe darauf verzichtet, Gewindehülsen von Saitenhalter und Meschaniken auszutauschen und habe auch die Brückenschrauben in der Gitarre belassen. Die Beanspruchung des Materials war mir das Risko nicht wert, da man diese Teile ohnehin nicht sieht. Wer das machen will, sollte unbedingt gutes Werkzeug benutzen oder die Angelegenheit einem Gitarrenbauer überlassen. Die Bolzen des Saitenhalters habe ich getauscht, das ging problemlos. Die Stellschrauben der Brücke gingen nicht so leicht, eine kräftige Drehung zum Aufsetzen war schon nötig.
Funktionalität: Traditionell - praktisch - gut - 5 von 5 punkten
Wie oben erwähnt habe ich mir keine funktionale Verbesserung erwartet, aber die gabs dann doch.
Zunächst die Mechaniken:
auf den vorherig genutzen Tuner steht nicht um welches Modell es sich handelt. Ich dachte daher, das sei die gleiche Übersetzung. Die SD90-SL Relics kommen mit einer 15:1 Übersetzung und gehen schwerer aber präziser als die ursprünglichen (sollten aber auch 15:1 gewesen sein). Die Gitarre lässt sich sehr, sehr genau stimmen, wenn auch etwas mehr Zeit dafür benötigt wird. Stimmstabilität ist sehr gut. Kleine Probleme hatte ich bei grossen Bendings mit der G-Saite. Das liegt aber wohl eher daran, dass ich die Saite nicht optimal aufgezogen hatte (passiert doch immer mal wieder). Mir gefällt das Verhalten der Tuner sehr. Das ist aber Geschmackssache und mancher mag es vielleicht eher wenn es etwas leichter geht.
Die Brücke:
Was soll man da sagen, Tune-o-matics lassen einen nie im Stich. Die Brücke ist tadellos und die Reiter sitzen superfest.Die neue Brücke hat mit 400mm einen 50mm grösseren Radius als ihr Vorgänger. Ich kann nicht sagen ob das bei manchen Halsradien ein Problem ist, definitv ist es aber ein eher grosser Radius. Die Saitenkerben sind an allen Positionen ab Werk gleich. Wer also mit sehr dicken Saiten rangeht kann die noch etwas aufweiten wo es nötig ist. Die Reiter sind für 3 Saiten umgekehrt zu den anderen, bei der Vorgängerbrücke waren alle gleich ausgerichtet. Ändern lässt sich das auf die schnelle nicht, da die Muttern mit den Stellschrauben verklebt sind. Das kann bei Einstellung der Intonation ein Ärgernis sein, weil man eventuell einen Reiter weiter nach hinten/vorne stellen will als es bei gegebener Ausrichtung geht. In so einem Fall muss man die Brücke drehen, und die Bundreinheit für allen Saiten neu einstellen . In meinem Fall ging es gut. Ich habe die Reiter optisch entsprechend der alten Brücke eingestellt um eine gute Ausgangslage zu haben. Dann ging es auch recht schnell. Bundreinheit ist bei FGNs meistens leicht und schnell erreicht. Wie bei allen Tuneomatics kommt man nur mit einem dünnen Schraubendreher gut an die Reiterschrauben. Zuvor hatte ich noch ein dubioses leichtes Scheppern der G-Saite an der Gitarre, was seit dem Wechsel weg ist. Ich habe allerdings während der Umbausession auch noch am Sattel gefeilt und nochmal Nut Sauce drauf gepackt, daher kann ich nicht sagen ob es an der alten Brücke lag oder nicht. Aber jetzt scheppert nichts, nirgends.
Tailpiece:
Auch wenn es optisch eher nach einer zweifelhaften Investition aussah war ich baff als ich das Teil aus der Packung nahm. Lightweight-Aluminium Tailpiece habe ich ja schon oft gehört, dass das aber so leicht ist wusste ich nicht. Die Gewichtsersparnis merkt man bei einem Gitarrenbrocken mit ca. 4kg wohl kaum. Angeblich verbessert sich aber durch diese leichtgewichte die Tonansprache, das Sustain, kurzum die Schwingungsübertragung von Saiten zum Holz. Ich meine das auch zu merken. Das kann aber auch subjektiv sein und ich habe das Instrument noch nicht lange genug um blind jede noch so kleine Veränderung zu hören. Beim Sustain habe ich aber schon einen sehr starken Eindruck, dass es nochmal etwas mehr wurde. Das Tailpiece sitzt lose, Locking studs gibts in der Relic Series nicht.
Preis: Aufschlag für Retro, kein Abschlag bei Qualität - 4 von 5
Zugegeben wir reden hier über eine Spielerei bei der man sich auch mal fragen darf, ob die Menschheit so etwas braucht. In meinem Fall erst recht, da es bis auf das Lightweight Tailpiece um geringe technische Modifikationen handelt und das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht besonders ist. Für Leute die allerdings wirklich etwas neues brauchen um einen deutlichen qualitativen Zugewinn zu erfahren halte ich den Preis angesichts der Qualität für gut, wenn man ihn mit Konkurrenzprodukten vergleicht. Logischerweise zahlt man bei Gotoh etwas für das Relic im Vergleich zur Normalserie drauf:
Mechaniken Relic € 62 - Mechaniken Nickel € 39 (bei Rockinger)
Relic Brücke € 38,90 - Brücke Nickel € 26 - 32 (bei Thomann)
Tailpiece Relic: 52.90 € - Tailpiece Aluminum € 39.90 (bei Amazon)
Interessant wirds wenn man die Preise mit anderen Aged Hardware Anbietern vergleicht. Zum Beispiel kostet das geagte Alu Stoptail von Rockinger € 59, von Montreux zwischen 69 und 98 öcken. Zugegeben, letztere sehen wirklich alt aus. Aber das krieg ich vielleicht mit etwas spielen und im Laufe der Zeit auch hin.
Fazit: Auf den Geschmack kommt es an - 4 von 5
Bei der Relic Series hat man es mit sehr guter Hardware zu tun. Sie ist für all die interessant, die Instrumente ähnlicher Hardware besitzen und sich dort leicht umrüsten lässt. Relic ist dabei wohl eher als ein Initialstadium des Agings zu verstehen. Das ist aber nicht unbedingt schlecht, weil hier auch noch Platz für die persönlich "Abnutzung" und weiteres natürliches Aging gegeben wird. Der Mehrpreis ist sicher nur für diejenigen zu rechtfertigen, die auf leicht gealterten Look stehen und dem Material auch die Zeit geben wollen sich zu entwickeln. Wer von heute auf morgen aged hardware will die aussieht als wäre sie mit Lemmy (R.I.P. !!! ) 50 Jahre auf Tour gewesen, muss tiefer in die Tasche greifen. Wer einfach nur solide Hardware will, wird und muss den Aufpreis nicht zahlen. Wer es dennoch macht, wird keinesfalls von der Qualität enttäuscht.
Vielleicht altert die Relic Series bei mir vor sich hin und ich zeige euch den Fortschritt spätestens im Jahr 2059 zum Jubiläum des Grals.
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