Eine schöner Anlass für ein kleines Jubiläums-Resumée
2005. Meine letzte Band hatte sich aufgelöst und ich trommelte frühere Weggefährten zusammen, eine neue Formation zu gründen. Die Besetzung stand, es gab sogar schon einen Proberaum - aber keine PA.
Da der Schlagzeuger der Meinung war, dass der Leadsänger dafür zuständig ist (bei einer neunköpfigen Band mit Keyboards, Bläsern und Backings übrigens eine Fehleinschätzung), fühlte ich mich genötigt, was einzukaufen. Etwas Günstiges - denn ich lebte von einem 6-monatigen Existenzgründungszuschuss. Ich tätigte also meinen allerersten Online-Gear-Einkauf bei Thomann (sorry Musikservice, die waren weiter oben) und bestellte einen Behringer 10-Kanal-Power-Mischer.
Beim Boxenkauf stellte ich fest, dass ich nicht mehr auf dem neuesten Stand der Dinge war. Einige Theorien zu Leistungsverteilung hatten sich geändert, es gab auch neue Anschlüsse (Speakon). Beim Googlen stieß ich auf das PA-Forum vom Musikerboard und erstellte dort schüchtern meinen ersten Thread. Ich glaube, es war
@Rockopa, der mich dann zum Kauf eines Paars passiver samson-RS 12 (?) Boxen bewegte.
Ein paar Monate und einen Gig später flogen wir aus dem Proberaum und das etwa 15 mal benutzte Zeug landete im Keller. Im neuen, geteilten Proberaum gab es bereits eine PA, aber keinen Platz für eine zweite. Noch ein paar Monate und einen weiteren Gig später löste sich auch die Band wieder auf und ich verscherbelte das fast ungenutzte Zeug mit ordentlich Verlust.
Da ich also musikalisch nichts Dringendes zu erledigen hatte, meine neue Selbstständigkeit im Homeoffice mir viel Zeit zum online Daddeln erlaubte und ich diesen Account ja eh schon hatte, schaute ich mich in anderen Subforen um und blieb im Vocalsforum hängen, wo ich halbwegs regelmäßig postete.
2006 wurde ich - uiuiui - zum "Helpful & Friendly User" gekürt und 2007 dann zum Moderator. Jetzt hänge ich hier also schon über zehn Jahre rum.
Was hat es gebracht? Viele Einblicke in andere, trotz langjähriger Praxis bis dato unbekannte Welten - nicht nur bei den Vocals. Auch zu beobachten, wie sich jüngere Generationen auf ganz andere Weise mit Musik einlassen, ist durchaus spannend. Plötzlich tauchen da Teenager auf, die sehr professionell klingen, deren kompletter musikalische Kosmos sich aber zwischen ihrem Zimmer, einer Video-Kamera und YouTube abspielt, die noch nie auf einer Bühne vor einem Publikum gesungen oder gespielt haben - und deren Applaus stumme "Likes" sind statt frenetisches Jubeln und Händeklatschen. Andere verrennen sich in theoretische Diskussionen, noch bevor sie überhaupt einen Ton Musik gemacht haben. Nach dem Credo: Je mehr ich vorher weiß, umso weniger kann ich nachher falsch machen. All das faziniert mich immer noch.
Nicht zu vergessen all die Gewinnspiele, Bauberichte und Reviews, durch die ich zu einem großen Teil meines jetzigen Equipment gekommen bin.
Und zu guter Letzt natürlich ein neuer Freundeskreis, der sich längst nicht mehr nur virtuell trifft, sondern über deutsche Grenzen hinaus auch im richtigen Leben zum Musikmachen: Das Vocalstreff, was in diesem Jahr ebenfalls zum 10. Mal stattfand.
Für all das danke ich brav. Doch zwischendurch kommt auch immer mal wieder der Gedanke: Langsam mal wieder mehr Musik machen, statt drüber zu quatschen.