Hi,
hier mal meine Versuche, die Unterschiede von chromatischen Piano-Akkordeons und "diatonischen" Akkordeons zu beschreiben:
1.
Ich habe auf jeder Reihe von meinen "Diatonischen" eine eigene Tonleiter, mit nur der Tonleiter eigenen Tönen. Keine zusätzlichen Zwischentöne. Sollte ja einfach gehalten sein. Von daher ist eine zweireihige Erica schon "Zwei-Dimensional". Ein Piano-Akkordeon kann immer nur "Ein-Dimensional" sein, oder vielleicht anders gesagt, linear sein. Damit meine ich, der eine Ton kommt genau nur einmal vor. Nicht zweimal. Auf der Erica habe ich z.B. das c schon 2 x usw.
Eine Gitarre ist mit dieser Sichtweise eben "Sechs-Dimensional". Sie hat 6 Tonleitern neben einander liegen. Und auch noch mit allen Zwischentönen. Sozusagen „superchromatisch“. Die Stimmungen der Saiten sind auch, wie bei den Diatonischen, gemäß dem Quintenzirkel. (E/A/D/G/H/E)), nur ist die C-Reihe/Stimmung durch die H-Stimmung ersetzt. Fragt mich nicht wieso! Kein Plan.
Wenn ich mir eine 5-Reihige Steirische vorstelle in E/A/D/G/C bin ich schon ganz nah an dem Prinzip der Gitarre.
Das ist jetzt vielleicht sehr weit hergeholt. Natürlich ist das nicht wirklich zu vergleichen.
Aber dieses Prinzip führt dazu, daß ich "
über mehrere Reihen verteilt" spielen kann.
Ich weiß nicht, ob es für das was ich sagen will Fachausdrücke gibt. Aber vielleicht versteht ihr mich trotzdem.
2.
Chromatisch: alle Tonleitern sind ineinander „verwurschtelt“,
die Töne sind nicht vorsortiert.
Diatonisch: alle Tonleitern sind sortiert neben einander,
die Töne sind den Akkorden entsprechend vorsortiert.
(zumindest bei den Wechseltönigen)
Bitte, das ist keine Wertung, sondern der Versuch einer Beschreibung. Ich finde jedes System in sich absolut genial. Vielleicht könnte man statt verwurschtelt auch verwoben sagen. Wertung ist hier totaler Quatsch.
3.
Ich muß sagen, die kleine „popelige“ Erica ist für mich eine totale Überraschung und ein neuer Zugang zur Musik.
Die Anordnung der Töne ist es, wodurch sich so ganz neue Möglichkeiten ergeben. Das leichte finden von Harmonien. Die vorgegebenen Kombinationsmöglichkeiten mit dem Baß. Die Sortierung der Töne nach Akkorden. Da ist Musik drin, die nur darauf wartet, rausgelassen zu werden.
Weder mit der Gitarre, noch mit dem Piano-Akkordeon habe ich diesen Zugang erleben können. Gut, da gebe ich auch noch nicht auf, vielleicht kommt es ja noch. Lerne ja weiterhin auf meinem großen Akkordeon und der kleinen Starlet. Und die Gitarre habe ich wegen der Erica auch aus der Ecke geholt und begreife sie ganz neu.
4.
Mehrstimmig:
Wenn ich auf der Erica zur Zeit versuche, nach Gehör zu spielen, drücke ich gerne zwei Knöpfe gleichzeitig. Also gerne zweistimmig. Ist da ja sehr naheliegend mit den direkt benachbarten Knöpfen. Nur am „Wendepunkt“ auf Zug, muß man etwas variieren. Mit Wendepunkt meine ich die Stelle, an der die Tonhöhen auf den Knöpfen sich umkehren. Also bei dem h in der C-Dur….
Der Mann, mit dem ich manchmal zusammen Erica spiele, drückt meistens drei Knöpfe und spielt damit fast immer Akkorde, die er etwas variiert. Von Noten will er nichts wissen. Schließlich hört man das doch, behauptet er.
Will sagen, auch mehrstimmig spielen ist auf der Erica oder Club intuitiv einfach. Halt auf ihre Weise. Ja die Einschränkungen heben sich auf, wenn man nicht ein chromatisches Instrument erwartet, sondern sich auf dieses System offen einläßt. Und dann kann es Leuten, wie mir, ganz neue Möglichkeiten bieten.
z.B. „Di Mezinke“ übe ich jetzt auch auf dem chromatischen Akkordeon, aber die Zweistimmigkeit hat sich auf der Club fast von alleine „aufgedrängt“. Die Noten sind ja einstimmig und tatsächlich spiele ich es auf dem Piano-Akkordeon auch nur einstimmig, da drängt sich mir nichts auf. Da würde eine zweite Stimme viel Probieren und Überlegen erfordern. Mittlerweile versuche ich die 2. Stimme von der Club auf dem Piano-Akkordeon nachzuspielen. Dann überlege ich erst, wie war das auf der Club, welchem Ton entspricht das auf der Piano-Tastatur. Aber es kommt nicht von alleine. Ist nicht: zack, einfach da.
Es ist eine einfache Art der Zweistimmigkeit, die doch innerhalb der Tonleiter bleibt.
Hoffentlich konntet ihr mich verstehen. Mir fehlen da irgendwie die Worte für.
Wichtig ist eben, nicht zu Versuchen Äpfel mit Birnen zu vergleichen und gegeneinander aufzurechnen. Wenn es nur Äpfel oder nur Birnen gäbe, müsste man das jeweils andere eben erst erfinden. Und dieser Wildwuchs ist doch gar nicht so verkehrt. Das, was sich als praktisch durchsetzt, kann ja nur aufkommen, wenn es überhaupt die Möglichkeit der Vielfalt gibt.
Irgendwie, fällt es mir sehr schwer, mich auszurücken.
Jedenfalls bin ich dem Erfinder des Wiener Modells extrem dankbar, hätte für mich nicht besser kommen können. Ist wahrscheinlich nicht für einen großen Konzertsaal gedacht, aber für mich in meiner Küche, zu Hause, ist es genau das richtige.
Gruß
Moricasso