Gibson Firebird, Modell mit Alnico-Humbuckern?

daion
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Hi,

ich spiele immer wieder mit dem Gedanken mir eine Firebird zuzulegen. Nun heißt es ja, dass Gibson irgendwann einmal dazu übergegangen ist outputsärkere Keramik-Mini-Humbucker einzubauen und dass dadurch der Sound sich doch vom Originalsound der Alnicos entfernt und sich verändert hat. Ich möchte aber eine Firebird mit den ursprünglichen Alnico Pickups..

Weiß jemand, ab wann der Pickup-wechsel bei Gibson vollzogen worden ist? Ich hatte gehofft eine gebrauchte aus den frühen 90ern zu ergattern, aber auch die haben wohl schon die veränderten Keramik Mini-Humbucker? Oder nicht? ;)

Wenn ich hier etwas falsches behaupte, bitte korrigieren..

Danke!
 
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Als die Firebird in den 60er Jahren auf den Markt kam, gab es noch keine Keramikmagnete, die "serienreif" waren.
Die kamen erst Mitte der 70er.
Aber eigentlich ist es bei Humbuckern doch nicht so schlimm, weil die Polepieces selbst nie magnetisch sind, sondern
vom darunterliegenden Magneten magnetisiert werden - ob dieser Magnet aus Alnico oder Keramik ist, ist dem
Magnetfeld an sich erst mal egal.
Wenn der Klang stimmt - who cares?
 
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Als die Firebird in den 60er Jahren auf den Markt kam, gab es noch keine Keramikmagnete, die "serienreif" waren.
Die kamen erst Mitte der 70er.
Aber eigentlich ist es bei Humbuckern doch nicht so schlimm, weil die Polepieces selbst nie magnetisch sind, sondern
vom darunterliegenden Magneten magnetisiert werden - ob dieser Magnet aus Alnico oder Keramik ist, ist dem
Magnetfeld an sich erst mal egal.
Wenn der Klang stimmt - who cares?

Ok, ich bin nur irritiert, weil immer wieder zu lesen ist, dass die aktiellen Minihumbucker sich vom klassischen Firebird-Sound doch ziemlich entfernen..

https://www.thomann.de/de/gibson_mini_humbucker_t_chrome.htm

Kaufst Dir einfach eine gebrauchte zum bezahlbaren Preis und tauscht die PUs aus und fertig.

Das ist natürlich auch eine Möglichkeit :)
 
Ok, ich bin nur irritiert, weil immer wieder zu lesen ist, dass die aktiellen Minihumbucker sich vom klassischen Firebird-Sound doch ziemlich entfernen..


Ohne da jetzt wirklich Experte zu sein, ich denke es liegt an dem geringerem Output. Das verändert die Charakteristik schon deutlich.
 
Oder einfach den Magneten tauschen. Ich habe das noch nie bei einem Mini-Humbucker gemacht, aber bei einem "normalen" Exemplar ist der Wechsel schnell vollzogen.

Es macht schon einen Unterschied, was für ein Magnet in einem Humbucker eingebaut ist. Mit einem Keramik-Magneten klingt ein PU schon anders, als z.B. mit einem Alnico 2.
Am besten einfach mal von Seymour Duncan die Humbucker aus der Custom-Reihe vergleichen: SH-5 Custom mit Keramik, SH-11 Custom Custom mit Alnico 2 und SH-14 Custom 5 mit Alnico 5. Die Humbucker sind identisch bis auf die Magneten.

Für klassischere Vintagesounds finde ich Keramik-Magnete nicht so ganz geeignet. Der Sound ist meistens ziemlich straff mit starken Bässen, Mitten und Höhen. Die Höhen sind teilweise auch etwas harsch und hart. Der Output wird nach oben gepusht. Der gleiche PU mit Alnico 2 klingt eine Ecke milder, weniger "heiß" mit runden Höhen, stark ausgeprägtem Mittenspektrum und hat relativ wenig Bässe, die auch nicht sonderlich straff sind. Insgesamt ist der Klang mit Alnico 2 wärmer und weicher.
Es hängt natürlich auch vom PU ab. Wenn das Design speziell auf einen Magneten zugeschnitten ist, kann das schon wieder etwas anders aussehen. Ich bin in dem Beispiel von ein und demselben PU ausgegangen.
 
Nein, das reine Magnetmaterial an sich beeinflusst den Sound erstmal nicht, da
es nicht in das Frequenzband eingreift.
Man kann also nicht sagen, dass der Magnet X so oder so "klingt".
Die Feldstärke des Magneten ist eine andere Sache, die muss man aber losgelöst vom Material betrachten.
Auch ein Keramik-Magnet kann 'vintage' klingen, wenn der restliche Pickup dementsprechend abgestimmt ist.
Da gibt es einige gute Beispiele aus Japan und Korea aus den 80er-90er Jahren.
Das Vorurteil, dass Keramik immer harscher oder bassiger klingt als Alnico, kommt daher, dass die meisten
Keramik-Pickups einfach mies designt sind.
Wenn ich einen Keramik-Pickup mit dem gleichen Draht und der gleichen Wicklungszahl aufbaue, die ich auch
für einen Alnico-Pickup nehmen würde und einzig und allein die Magnetart anders ist, dann klingt es
unter Umständen wirklich gruselig.


Dazu ein Statement von Pickup-Guru Bill Lawrence:

"When I read that ceramic magnets sound harsh and alnico magnets sound sweet, I ask myself, " Who the hell preaches such nonsense?" There are harsh-sounding pickups with alnico magnets and sweet-sounding pickups with ceramic magnets and vice-versa! A magnet by itself has no sound, and as a part of a pickup, the magnet is simply the source to provide the magnetic field for the strings. The important factor is the design of a magnetic circuit which establishes what magnet to use."


Quelle:
http://billlawrence.com/Pages/Pickupology/magnets.htm
 
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@Soulagent79
Das stimmt. Es gibt eine Menge PUs mit Keramik-Magnet, die überhaupt nicht harsch klingen. Das hängt dann natürlich vom restlichen Design ab (Draht, Wicklungsmuster, Material und Form der Polepieces/Schrauben, Material der Grundplatte...).

Mein Beispiel bezog sich jetzt auf einen Magnetwechsel in ein und demselben Pickup. Da beeinflußt der Magnet schon den Sound. Ein Keramikmagnet in einem PAF kann schon ziemlich schnell mal etwas hart und harsch klingen (Ice Pick). Davon abgesehen fühlt sich der PU sauch etwas "heißer" an, als z.B. mit einem Alnico 2.

@daion
Die Keramik-Firebird Humbucker nennen sich 495T und 495R. Sonderlich viele Infos gibt es nicht zu denen und einzeln werden die Wohl auch nicht verkauft. Der Bridge-PU (25,5K) ist mit AWG45 gewickelt und der Neck-PU (14,28K) mit AWG44. Die DC Werte habe ich von der Gibson-Webseite.
Die sind schon ziemlich "heiß" gewickelt. Kein Wunder, dass ein Keramik-Magnet verwendet wurde. Ich schätze mal, dass sie mit schwächeren Alnico-Magneten eventuell etwas dunkel klingen würden.

Sieht man sich mal die Specs von Vintage-Firebird-PU-Clones an, fällt auf, dass z.B. dickerer Draht verwendet wird (AWG42) und als Magnet ein Alnico zum Einsatz kommt (Alnico 5). Der Widerstand ist dementsprechend geringer, da man ja nicht so viele Wicklungen auf die kleinen Spulen bekommt.
AWG44 Draht kommt z.B. bei "heißen" Humbuckern wie dem SH-4 JB zum Einsatz.

Der in Post #2 verlinkte Mini Humbucker ist kein typischer Firebird-PU. Bei einem Firebird-Humbucker liegen zwei Barrenmagnete zwischen den Drahtspulen. Ein Mini-Humbucker hat wie ein PAF einen Barrenmagneten zwischen den Spulen. Außerdem hat er eine Reihe mit Schrauben und im anderen Bobbin steckt ein Blade.
Ein Firebird PU ist ein wenig mehr mit einem Singlecoil verwandt, da dort die Magnete auch zwischen den Spulen liegen (magnetisierte Polepieces).
Da die Magnete zwischen den Drähten liegen würde ich doch von einem Tausch abraten, da man sonst mal schnell den Spulendraht beschädigt und der PU dann hin ist.

Mit den Mini-Humbuckern wirst Du also nicht unbedingt einen "authentischen" Firebird-Sound hinbekommen.

Willst Du einen "authentischen" Firebird Sound, wirst Du dich wohl nach entsprechend designten Pickups umsehen müssen. Gibson hat momentan wohl nichts passendes im Programm. Von Seymour Duncan gibt es noch den Antiquity II aus dem Custom Shop. Der SM-1 soll auch ein Replika eines Firebird-PUs sein. Ansonsten haben viele Boutique-Wickler auf Firebird-PUs im Programm.
 
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So, vielen Dank für Eure Antworten und das vermittelte Wissen ;) An sich spricht ja nichts gegen die aktuell verbauten Keramik PUs, wenn der Sound denn gefällt, das möge ja jeder selbst entscheiden. Vielleicht mache ich es wirklich so und ziehe eine gebrauchte aktuelle Firebird und teste mal die Antiquitys. Ich finde es nur schade, dass Gibson die Firebird nicht mit den ursprünglichen PUs verkauft. Wohl ein Zugeständnis an den High Output-Wahn..

Habe inzwischen einige Verkäufer bei ebay und Kleinanziegen-Portalen gefragt, was für PUs verbaut sind, die meisten wissen es gar nicht ;)

Aber darüber, ab ca. welchem Jahr Gibson damit begonnen hat den OU-Wechsel bei der Firebird durchzuführen, ist leider kaum was zu finden im Netz.
 
Wenn es gut klingt, dann ist es gut. Anscheinend scheint Gibson die Keramik-PUs aber schon mehrere Jahre zu verbauen. Die 2010er hat laut Gibson-Webseite schon dieses PUs.
Aber es gibt zum Glück ja Alternativen, falls der Sound nicht so zusagt. Solange die Gitarre selber in Ordnung ist, ist ein PU-Wechsel das geringste Problem.
 
Ich finde es nur schade, dass Gibson die Firebird nicht mit den ursprünglichen PUs verkauft. Wohl ein Zugeständnis an den High Output-Wahn..
...
Aber darüber, ab ca. welchem Jahr Gibson damit begonnen hat den OU-Wechsel bei der Firebird durchzuführen, ist leider kaum was zu finden im Netz.

Da kommen zwei Daten in Frage: 1969 (der erste Tod der Firebird, zuletzt als Non-Reverse), bis dahin wurden die PUs sicher nicht verändert, und Gibson verwendete damals mWn nur AlNiCo; und 1979, das war das Ende der ersten Wiederaufnahmephase der Reverse. Ich vermute mal, dass da auch noch AlNiCos verbaut wurden.
Danach kam sie glaube ich erst wieder 199091, und da werden die HB im Katalog bereits als 495T bezeichnet, was wohl die Keramik-Teile sind.

Trotzdem: immer erst mal ausprobieren, der für Gibson relativ dünne Sound der ersten Generation ist nämlich auch nicht jedermanns Sache. Und in Sachen Höhen und Output könnte man bei den neuen Teilen vielleicht auch etwas gegensteuern, indem man die Potis gegen niedrigere Werte autauscht, oder einfach Volume und Ton etwas zurückdreht (evtl auch mit 50s Wiring probieren). Ist ja meist einfacher als was dazuzugeben.

Gruß, bagotrix
 
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Danke Dir, bagotrix! Inzwischen bin ich über die Gibson Custom Reissue Modelle gestolpert, zumindest die Gibson Custom 1964 Firebird III Reissue, die Anfang der 2000er Jahre gebaut worden ist soll wohl Old school Pickups haben. Da legt man aber inzwischen auch bis zu 3000 € für hin, was wiederum preislich einigen 70er Birds entspricht, die im Netz gehandelt werden.

Aber erstmal Dankeschön an alle für die vielen Infos!
 
So, um diesen Thread mal abzuschließen:

es gibt ja nun auch die Firebird T 2016, die wohl Alnicos haben soll. Merkwürdigerweise zu einem sehr günstigen Kurs, ich bin mir nicht sicher, an welcher Stelle Gibson da einspart.

Bei mir ist es dann doch eine neue B-Stock Firebird V 2015 in Vintage Sunburst zu einem guten Preis geworden.
Soundmäßig weiß ich noch nicht ganz woran ich bin, sie lädt auf jeden Fall sehr zum rocken ein und bringt einen Sound, den ich eigentlich von einer SG erwarte. Verarbeitung ist top, habe keine Klagen, wahrscheinlich war sie ein Ausstellungsstück.
Ob ich mir wirklich die Mühe machen werde Alnicos einzubauen, steht in den Sternen ;)
 
Aber eigentlich ist es bei Humbuckern doch nicht so schlimm, weil die Polepieces selbst nie magnetisch sind, sondern vom darunterliegenden Magneten magnetisiert werden - ob dieser Magnet aus Alnico oder Keramik ist, ist dem
Magnetfeld an sich erst mal egal.

Wo hast du das denn her? Humbucker mit Keramik-Magneten klingen grundlegend anders, als baugleiche mit Alnico.

Edit: Hab jetzt auch den Rest gelesen.

Du hast da ja noch einiges zum Besten gegeben. Grundsätzlich ist eine bestimmte Art von Magnet nicht entscheidend für die Qualität des PUs, sehr wohl aber für den Klang.
Natürlich müssen die Komponenten abgestimmt sein und ich kann mit Wicklungsdraht und den elektronischen Bauteilen eine Menge am Sound drehen.
In der Regel klingen Keramik-Magnete aber deutlich klarer und prägnanter und gerade die Höhen kommen stark zum tragen. Daher auch meist der Vorwurf, sie würden "kalt" klingen.

Dem kann man, wie oben geschrieben mit allerlei Maßnahmen entgegen treten. Aber es hat schon seinen Sinn, warum man für manche PUs eher Keramik bevorzugt und für andere Alnico V oder II.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Die Feldstärke des Magneten ist eine andere Sache, die muss man aber losgelöst vom Material betrachten.

Wie willst du das machen, wenn das Magnetfeld direkt durch die Materialart entsteht? Da bin ich jetzt zu sehr Laie. Eine fachliche Antwort würde mich da sehr interessieren.
 
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Wo hast du das denn her? Humbucker mit Keramik-Magneten klingen grundlegend anders, als baugleiche mit Alnico.

Da hast Du mich etwas falsch verstanden.
Den Eisen-Pole Pieces eines Humbuckers, die von unten magnetisiert werden, ist es egal, ob die magnetische Feldstärke von einem Alnico- oder Keramik-Magneten geliefert wird - wenn sie denn identisch ist.
Das Magnetmaterial an sich macht die Klangfarbe nicht aus.

Dem kann man, wie oben geschrieben mit allerlei Maßnahmen entgegen treten. Aber es hat schon seinen Sinn, warum man für manche PUs eher Keramik bevorzugt und für andere Alnico V oder II.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---


Der Magnet hat eine bestimmte Feldstärke aber keinen Frequenzgang, daher "klingt" ein Magnet auch nicht klarer, höhenreicher usw... er klingt genau genommen gar nicht.
Viele der alten Japan-Strats hatten zum Beispiel Single Coils mit Keramik-Magneten, aber sie trafen trotzdem haargenau
den Klang einer klassischen Strat mit Alnico Magneten.
Warum?
Weil der Rest des Pickups entsprechend konstruiert war.
Wenn Du einen Alnico Single-Coil nimmst, die Pole-Pieces entfernst, sie durch welche aus Weicheisen ersetzt und die keramischen Balkenmagnete
drunter klebst, dann hast Du höchstwahrscheinlich einen echt besch.... klingenden Single Coil.
Wenn Du aber stattdessen z.B. die Anzahl der Windungen anpasst, kannst Du auch aus dem Keramik-PU klassische Single Coil Klänge,
wie man sie von Alnico kennt, herausholen.

Der Onkel erklärt es ganz gut an einem Beispiel auf seiner Seite:

http://www.guitar-letter.de/Knowledge/PU_DataBase/Spec_Cimar2070Strat.htm

Er vergleicht den alten Keramik-PU aus seiner japanischen Cimar Strat mit dem
aktuell im Handel erhältlichen Tex Mex-Set von Fender mit Alnico V Magneten.
Beide Pickups sind von der Resonanzspitze und vom Output her fast identisch.
Hier wird dieselbe Klangfarbe einmal mit Keramik (Cimar) und einmal Alnico (Tex Mex) durch
eine entsprechende Anpassung der übrigen Komponenten des jeweiligen PUs erreicht.



Klar, die Magnetbezeichnung ist natürlich ein Indikator für den Typ des Pickups, weil es sich einfach so eingebürgert hat, dass man z.B. von einem Pickup mit Alnico II Magneten moderate Vintage-Klänge mit wenig Output erwartet, während ein Humbucker mit Keramik Magneten eher für die härtere Gangart steht.
Das ist ja im Groben auch richtig so, aber in Stein gemeißelt sind diese Regeln nicht.
 
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Oft ist es so, dass bestimmte Magnete für einen bestimmten Typ Pickup verwendet werden. Keramik kommt oft bei heißen Humbuckern zum Einsatz, um den Höhenverlust durch die längeren Drähte wieder auszugleichen. Außerdem sind die Bässe in der Regel straff, was für die härtere Fraktion schon von Vorteil ist, möchte man tighte Metalriffs spielen.
Je nach Pickupdesign sind die Höhen auch etwas harscher und härter, was viele dann als kalt bezeichnen. Ein Metalspieler wird das vielleicht genauso haben wollen, ein Blueser wird es vielleicht hassen. Daher kommt wahrscheinlich auch das Gerücht, dass alle Keramik-PUs kalt, steril und harsch in den Höhen klingen.

Die Keramik-HBs von Gibson (Dirty Fingers, 500T, 496R, 495 und 491T) haben in Reviews oft einen schlechten Stand, weil viele wohl die Marke Gibson eher mit PAFs und P90s in Verbindung bringen. Dabei sind diese PUs für bestimmte Musikrichtungen sehr gut geeignet und keineswegs "schlecht".

Man kann einen Keramik-PU auch so designen, dass er warm und rund in den Höhen klingt. Ein DiMarzio SDS-1 oder ein Seymour Duncan Hot Rails gehören zu der Sorte Pickups, die man mit der berühmt berüchtigten "Keramikkaälte" in Verbindung bringt.
Ich schätze mal, dass man auch einen PAF mit Keramikmagnet designen kann, der die Vintagefreaks verzücken würde. Man sollte vielleicht nicht erwähnen, welcher Magnet verwendet wurde, ansonsten gibt es wieder Aufschreie von der Musikerpolizei, die uns erklärt, wie man historisch korrekte PUs herstellt.
Dabei war Gibson damals knallhart und hat schön alles verbaut, was gerade so zur Hand war. Hätte es 1959 schon Keramikmagnete gegeben, wären die wahrscheinlich auch in den PUs gelandet.

Ein Alnico 2-Magnet kommt dagegen eher selten in heißen Pickups zum Einsatz. Der Magnet ist um einiges schwächer als ein Keramik oder Alnico 5 und PUs mit diesen Magneten klingen doch eher warm mit etwas zurückgenommenen Höhen und schlaffen Bässen. Würde man solch einen Magneten in einen PU, der um einen Keramikmagneten designt wurde einbauen, wäre der Sound wohl sehr dunkel und matschig.
Dabei gibt es sogar heiße PUs mit Alnico 2. Ein Beispiel ist der Gibson Tony Iommi Signature-Humbucker, der einen Alnico 2-Barrenmagneten verbaut hat, allerdings wird hier etwas gemogelt und es kommen noch zwei Keramikflankenmagnete zum Einsatz. Der Dirty Fingers Plus, der z.B. in der Government Series II verbaut ist, hat auch einen Alnico 2. Ich weiß aber nicht, ob der PU auch die obligatorischen Flankenmagnete verbaut hat. Normalerweise gehören die zum Design des Dirty Fingers.
Der El Diablo von Seymour Duncan (zweite Version, die erste Inkarnation war ein heißer SH-12 Screamin' Demon), hat eine stattliche DC von 22kOhm und auch einen Alnico 2 unter den Spulen. Man muss dazu sagen, dass der El Diablo mal der Signature-Humbucker von Tony Iommi in den 90ern war, bevor er zu Gibson gewechselt ist. Der Name durfte natürlich nicht weiterverwendet werden und Scott Ian von Anthrax hat ihn zu seinem neuen Signature-Humbucker gemacht. Um die Verwirrung perfekt zu machen hat er den Namen seines alten Signature-Modells übernommen, was schon einmal Verwirrung stiften kann.
Ein heißes Alnico 2-Design wird aber wohl eher von der Stonerfraktion bevorzugt, wo es nicht immer ganz so straff sein muss.

Ein weiteres Extrembeispiel, was man mit Keramik so anstellen kann, ist der Seymour Duncan SLUG. 48K und ein dicker Keramikmagnet. Sehr fetter Ton. Beißende Höhen sind nicht unbedingt ein Attribut, dass man mit diesem Monster in Verbindung bringt:

Ein Keramikmagnet in doppelter Dicke beeinflusst den Klang auch noch einmal und der PU klingt anders, als mit einem in üblicher Höhe.

Übrigens gibt es auch Alnico 2-PUs, die harsch sein können. Den Burstbucker 3 von Gibson finde ich persönlich auch nicht gerade rund in den Höhen. Ich musste bei dem Modell öfters mal das Tonepoti zurückdrehen.

DiMarzio verwendet mit Ausnahme des PAF Master Bridge-HBs (Alnico 4) ausschließlich Alnico 5 und Keramik. Andere Magnettypen und Aufladungen werden mit anderen Techniken simuliert (Airbucker, Dual Resonance). Sie haben weniger Kosten was Anschaffung und Lagerung betrifft und diese Magnettypen sollen angeblich auch stabiler sein, was die Aufladung angeht. Die Qualität ist also theoretisch konsistenter.

Ich würde auch nicht behaupten, dass Keramik-PUs einen gräßlichen Cleansound haben. Der EMG60 ist sehr beliebt für cleane Sounds. Zwar sehr klar, transparent und artikuliert, aber nicht so, wie man es von einem Keramik-PU erwarten würde. Den berüchtigten Ice-Pick sucht man vergebens.

Es stimmt schon, dass man bestimmte Magnete für bestimmte Einsatzzwecke bevorzugt. Trotzdem würde ich nicht pauschal behaupten, dass ein PU mit dem und dem Magneten so und so klingt. Die Gleichung Alnico= warmer, runder Sound, gut geeignet für "sanfte" Stile / Keramik= kalter, steriler, harscher Sound, klingt nur gut für harte Mucke geht nicht auf. Da spielen noch viele andere Faktoren mit rein. Den Klang eines PUs nur anhand von Widerstand und Magnettyp zu bestimmen wird nach hinten losgehen. Man kann eine Tendenz ablesen, wohin die Reise wohl führen wird, aber mehr auch nicht.
 
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Im Grunde hat ein Pickup ja auch keinen Klang, sondern eine Übertragungscharakteristik.

Das hier ist im Grunde das einzige worauf es ankommt:
(Beispiel von guitar-letters.de)
AmpG_Cimar2070Strat.jpg


Wie man das erreicht, mit welchem Magneten, welcher Wicklung etc. ist eigentlich egal.
 
Wie man das erreicht, mit welchem Magneten, welcher Wicklung etc. ist eigentlich egal.
Nicht ganz, weil das ist bloß das elektrische Verhalten der reinen Spule ohne jeden Einfluss des Magneten (bis auf die Induktivität), was aber nur die Hälfte der Übertragungsfunktion darstellt. Es muss auch keineswegs ein Magnet vorhanden sein um dieses Verhalten zu messen, was aber offensichtlich kein sinnvoll klingender PU sein wird. Aber es geht hier um subtilere Effekte, zB hat die Magnetstärke eine deutlichen Einfluss auf die Breite des Abtastfensters und damit auf die Höhenwiedergabe.

Das bedeutet : ähnliche PUs, die sich bei Anregung mit einer Sensorspule gleich messen (was schon mal trotzdem sehr gut ist, das so zu messen), klingen keineswegs zwingend gleich in der gleichen Einbausituation. Nicht-ähnliche PUs, die sich gleich elektrisch messen (also HB vs SC), werden erst recht nicht gleich klingen.

Das elektrische Übertragungverhalten ist zwar notwendig, aber eben nicht hinreichend für die vollständige Charakterisierung eines Tonabnehmers.
 
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Da der Rest der Diskussion eigentlich schon wieder am abgleiten ist hier noch kurz etwas zum originalen Thema:

Das die MiniHBs der Firebird(s) etwas arg kräftig sind ist etwas das IMHO den Charakter einer Firebird verdirbt und ihren Sound in Richtung Explorer verbiegt. Ich such ja selber auch immer noch nach einer FB und hatte bisher nur aktuelle Modelle in den Fingern die mir alle zu sehr rockten und nicht diesen süßen, runden, leicht choruslastigen Sound hatten den ich von einer alten FB her kenne. Ein Bekannter hat sich seine Firebird bei mir mit neuen PUs nachrüsten lassen und nach einiger Tauscherei wir haben wird schlussendlich die von David Barfuss verbaut und damit kommt man super an frühe Ronni Wood oder Johnny Winter Sounds ran, insofern wären die meine absolute Empfehlung in Sachen FB Replacement PU. Evtl den Steg durch den Deluxe AlniCo Mini ersetzen, dann rockts auch (wieder) weil den typischen FB Sound holt man sich doch eher am Hals...
 
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Das bedeutet : ähnliche PUs, die sich bei Anregung mit einer Sensorspule gleich messen (was schon mal trotzdem sehr gut ist, das so zu messen), klingen keineswegs zwingend gleich in der gleichen Einbausituation. Nicht-ähnliche PUs, die sich gleich elektrisch messen (also HB vs SC), werden erst recht nicht gleich klingen.

Das elektrische Übertragungverhalten ist zwar notwendig, aber eben nicht hinreichend für die vollständige Charakterisierung eines Tonabnehmers.

Ich habe mich immer gefragt, warum die Mexiko Fender Keramik-PUs immer zwei Magneten unten drunter geleimt haben und nicht nur einen.
Hat das irgendeine besondere Bewandnis? Wirbelströme?
 

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