Helmut Schmidt verstorben :(

  • Ersteller elmwood_3100
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An Schmidt mainifestierten sich denke ich viele Dinge, die gemeinhin an Politikern, ja eigentlich seit seiner Abwahl durch das konstruktive Mißtrauensvotum, schmerzlich vermißt werden, ob berechtigt oder nicht, möchte ich dahin gestellt lassen:

- Sprachgewalt und Ausstrahlung
- Bildungshorizont (nicht nur am Klavier)
- Politik als echte Überzeugung und nicht Eigeninteressenvertretung
- Demokratieverständnis
- Konsequenz
- eine gewisse Sehnsucht nach den 70ern

Dabei ist auffällig, dass Schmidt der große Coup verwehrt blieb, den Mauerfall mit anschließender Wiedervereinigung nahm Kohl mit, die Nachkriegszeit managte Adenauer, die große Geste erzeugte Brand. Bleibt im Grunde das Auftreten während der Sturmflut und gegenüber der RAF.
Ich glaub auch nicht, dass das immer ein sehr angenehmer Zeitgenosse war, da war schon auch viel Ignoranz im Spiel, wie man an seiner beharrlichen Schmökerei im Studio sehen konnte, aber das ist eben nicht das entscheidende, der Mann war nicht angesehen für sein gelebtes Gesundheitsbewußtsein im kleinlichsten Bereich. Den wollte man so oft wie möglich zu Zeitfragen hören.

R.I.P.
 
Schmidt war "Überzeugungstäter". Ein Demokrat und Politiker aus Überzeugung mit aller Konsequenz. Eben kein Fähnchen in den Wind-Hänger.
Ich war/bin mit Hr. Schmidt auch nicht immer einer Meinung gewesen. Gerade sein Spruch zum Thema Ausländer bzw. Gastarbeiter in Deutschland (der von einigen Betonköpfen jetzt missbraucht wird), fand ich daneben und wurde 30 Jahre später meiner Meinung nach deutlich widerlegt.

Schmidt war eine "klare Kante" und davon gibt es leider immer weniger. Politik wird heute eher zum persönlichen Krisenmanagement der eigenen Haltung. Heute hü, morgen hott. Wer am lautesten schreit (Medien, Lobby, Parteigenossen) bekommt jetzt recht und wird morgen an den Pranger gestellt.
Verantwortungsbewusstsein, Überzeugung und Konsequenz und das Vertreten der großen Interessen (nicht der kleinkarierte Mist), das fehlt heutzutage oft und genau dafür stand der Politiker Schmidt.
 
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Und mit ihm ging der letzte wahrhafte Sozialdemokrat.

Das haben seine Parteigenossen in den Achtzigern nicht über ihn gesagt. Im Gegenteil, er war in seiner eigenen Partei recht umstritten. International war der Christdemokrat Giscard d'Estaing sein engster politischer Freund. ;)

Alex
 

HS war ein streitbare Politiker. Aber argumentativ und nicht einfach nur auf Krawall gebürstet. Umstritten zu sein, ist in einer Demokratie für mich erstmal kein Makel.
 
Hallo,

...habe gestern noch in einer Sondersendung des NDR einen schönen Spruch gehört, warum Helmut Schmidt so geschätzt war und ist, da sagte ein etwas jüngerer Hamburger: "Weil er, wie wir hier in Hamburg sagen, nicht "gesabbelt", sondern "getan" hat..." Finde ich eine sehr schöne, treffende Aussage, auch gerade im Zusammenhang mit seiner Geradlinigkeit.

Viele Grüße
Klaus

P.S.: Ein anderer Spruch über ihn paßt zum Post von Alex: "Einer der besten Politiker, die die CDU je hatte..." ;)
 
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Hallo,

...aber immer jemand, der noch die große Entwicklung im Blick hatte, was sich teilweise erst später bestätigte, aber eben auch nicht immer erfolgreich war. Insofern eine sehr schöne Formulierung von Azriel: "Ein Demokrat und Politiker aus Überzeugung..."

Viele Grüße
Klaus
 
HS war ein streitbare Politiker. Aber argumentativ und nicht einfach nur auf Krawall gebürstet.
Wahrscheinlich ist das der Grund,warum eine gewisse Erika S. seinen Tod abwarten musste, bis sie sich aus der Hecke getraut hat. Argumentativ wäre die "Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" ihm nie gewachsen gewesen.
Helmut Schmidt hat immer einen sehr bestimmten Diskussionsstil gepflegt und bewundernswert fand ich, wie er hochbetagt seine Meinung auch mal durch nichts sagen zum Ausdruck gebracht hat. ;)
 
Also ich hab nicht seinen Tod abgewartet bis ich mich "aus der Hecke" getraut habe, sondern bereits
vor 8 Wochen Zitiert:
Ein Interview das Altkanzler Schmidt vor 10 Jahren gab (11.06.2005)

http://www.focus.de/politik/deutschland/helmut-schmidt-ii_aid_95473.html
Helmut Schmidt schrieb:
„Wir müssen eine weitere Zuwanderung aus fremden Kulturen unterbinden“, sagte Helmut Schmidt in dem Interview.
Als Mittel gegen die Überalterung komme Zuwanderung nicht in Frage. „Die Zuwanderung von Menschen aus dem Osten
Anatoliens oder aus Schwarzafrika löst das Problem nicht, schaffte nur ein zusätzliches dickes Problem.“

Deutschland habe sich damit in den vergangenen 15 Jahren übernommen. „Wir sind nicht in der Lage gewesen,
alle diese Menschen wirklich zu integrieren“, sagte Schmidt. „Sieben Millionen Ausländer in Deutschland sind eine
fehlerhafte Entwicklung, für die die Politik verantwortlich ist.“ Es sei deshalb falsch, Ausländer für die Arbeitslosigkeit
verantwortlich zu machen. Diejenigen, die sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren wollten oder könnten
„hätte man besser draußen gelassen“.

Mein Zitat ist allerdings auch nur 10 und keine 30 Jahre alt.
Merkwürdig bei einem verstorbenen nur die Dinge zu ehren die einem selber in den Kram passen.
Anton Hofreiter hat ihn ja gestern auch betrauert, weil er so ein ehrlich und gradliniger war, der jede Krise
besser gemeistert hat als die heutigen...


War die Politik von Schmidt nicht damals für die Gründung der Grünen verantwortlich
weil er für Kernenergie und den Nato Doppelbeschluss war?
 
War die Politik von Schmidt nicht damals für die Gründung der Grünen verantwortlich
weil er für Kernenergie und den Nato Doppelbeschluss war?

Schon. Und damit haben sie uns 16 Jahre Kohl gebracht. Natürlich mit Kernenergie und Nato Doppelbeschluss.
 
Hmmm... Ich stelle mir gerade folgendes Vor:

Ein kleiner Friedhof in einem kleinen Dorf. Draußen vor der Kapelle liegt das Kondolenzbuch für den gerade verstorbenen Herbert aus. Die ersten Seiten sind bereits beschrieben.

"Lieber Herbert mögest du ihn frieden Ruhen."
"Danke Herbert für die letzten 35 Jahre Freundschaft."
"Herbert ein Mann wie ein Baum, wir werden dich vermissen."
"Ruhe in Frieden Herbert. Dein alter Bauernhof, den du so liebevoll gehegt hast, werde ich nie vergessen."
"Wir vermissen dich. Das war gar nicht Herberts Bauernhof, den hat er nur von seiner Tante bewirtschaftet."
"R.I.P. - Ja, das stimmt schon. Er hat es auch gut gemacht, aber seine Art mit den Tieren umzugehen, fand seine Familie nicht so gut."
"Tschüß Herbert. Er hatte aber Erfolg mit seinem Bauernhof, auch wenn seine eigene Familie ihn nicht so mochte. Im Dorf kam er gut an. Die mochten ihn dort."
....

ließt sich in einem Kondolenzbuch irgendwie doof oder? Wollt ihr die Diskussionen darüber was "Herbert" gemacht und getan hat, nicht in einem Extra-Thread im OT-Politik weiterdiskutieren? Finde es hier etwas unpassend, tut mir leid.
 
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