Wil_Riker
Helpful & Friendly Akkordeon-Moderator
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Einleitung
Wer kennt das nicht: Auf einer kleinen Party gemeinsam Musik vom Smartphone oder MP3-Player hören, spontan jammen oder sich auf einem kleinen Gig (draußen) hörbar machen, ohne dabei Unmengen an schwerem Equipment schleppen zu müssen und das ganze ggf. sogar im Akkubetrieb? All dies soll folgende Box ermöglichen:Kürzlich stand mir eine Mackie FreePlay inkl. zugehörigem Akku-Pack zur Verfügung, und ich habe versucht, die "Personal PA" auf Herz und Nieren zu prüfen. Ein Dank geht dabei an Peter Brüning und Martin Hofmann für die Koordination der Teststellung.
Konzept und Bedienung
Das Äußere der Mackie FreePlay mutet recht futuristisch an - nicht so konservativ wie eine konventionelle Klein-PA oder ein Instrumentenverstärker.Markant in der Mitte der Mini-PA befindet sich ein 8"-Basslautsprecher, geschützt durch ein robustes Stahlgitter. Links und rechts davon sind zwei 1"-Hochtöner zu finden. Angetrieben über eine integrierte Endstufensektion mit einer Leistung von insgesamt 150 W/RMS bzw. 300 W/max. soll damit lt. Datenblatt
ein Frequenzgang 65 - 20000 Hz bei einer Schallausbreitung von 90° und einem maximalen SPL von 114 dB (1 m) erreicht werden. Für das Mackie-Logo lässt sich auf Wunsch eine Beleuchtung zuschalten (s. u.).
Im sauber verarbeiteten Kunststoffgehäuse ist eine Tragemöglichkeit integriert. Eine Transporttasche ist als Sonderzubehör zu erwerben.
Mit einer Größe (H x B x T) von 241 mm x 452 mm x 231 mm ist die FreePlay nicht größer als ein typischer 80er-Jahre-Ghettoblaster und wiegt ca. 5 kg.
Auf der Unterseite befinden sich vier rutschfeste Standfüße und außerdem das Batteriefach zur Aufnahme von acht handelsüblichen (D-) Monozellen. Es ist mittels zweier Schrauben gesichert, die sich auch ohne Werkzeug öffnen lassen, wenn man seine Finger als Schraubendreher für die unverlierbar mit dem Deckel verbundenen Schrauben verwendet .
Alternativ kann auch der o. g. Akku-Packs (5200 mAh, 7,4 V) eingesetzt werden, der einen Betrieb von bis zu 10 Stunden ermöglichen soll. Das Netzteil der Box dient gleichzeitig als Ladegerät für den o. g. Akku, der die selbe Buchse wie die Box besitzt. Leider ist es nicht möglich, den Akku-Pack direkt im Gerät zu laden .
Als weiteres Sonderzubehör erhältlich ist ein alternativer Batteriefachdeckel mit Stativflansch sowie Aufstellwinkel, um die Box in Monitor-Manier um 45° anzukippen.
Auf der Rückseite der FreePlay sind schließlich die Anschlüsse und Bedienelemente beheimatet:
Links findet man zunächst die Buchse für das mitgelieferte (Tisch-) Netzteil (Hohlstecker ohne Arretierung/Zugentlastung ) mit zugehörigem Netzschalter. Daneben sind zwei XLR-Klinken-Combo-Buchsen für Mikrofone und Instrumente angeordnet, ein Aux In (Miniklinke) für Zuspieler, sowie ein (Post Main-Fader-) Monitor-Ausgang (symmetrisch beschaltete Klinkenbuchse). Anzumerken ist hierbei, dass Aux In und Bluetooth Pairing nicht gleichzeitig verwendet werden können. Sobald ein Kabel in der Buchse steckt, besitzt diese Kabelverbindung Priorität gegenüber der Funkverbindung. Neben den XLR-Klinken-Combo-Buchsen befindet sich jeweils eine "OL"-LED, die Übersteuerungen der Eingänge signalisieren soll.
Die rechte Hälfte der Rückseite wird von den Bedienelementen und Anzeigen in Anspruch genommen. wobei die der große Level-Knopf und die 15-Segment-LED-Signalkette mehrere Funktionen gleichzeitig besitzen:
Standardmäßig wird der Pegel des Ausgangssignals beeinflusst bzw. angezeigt, und nach
5 Sekunden Inaktivität springt die Aktivierung auch wieder automatisch zurück auf "Main", egal was man vorher getan hat.
Möchte man Input 1 oder 2 bzw. den Bluetooth-/Aux-Eingang regeln bzw. anzeigen lassen, drückt man kurz auf den entsprechenden Knopf "1", "2" oder "BT / Aux", der dann beleuchtet wird, um zu signalisieren, dass der Endlos-Drehregler nun diesen Kanal beeinflusst und die LED-Kette den Level dieses Kanals anzeigt.
Drückt und hält man den Taster "1", "2" oder "BT / Aux", bis er dauerhaft grün leuchtet, aktiviert man den FX-Modus, d. h. der Endlos-Regler wird dann zum FX-Send-Regler, und er bestimmt den Anteil des Signals, der der Effektsektion zugespielt wird. Insgesamt sind 16 Effektprogramme integriert, wobei am Gerät selbst nur die wichtigsten vier (Verb1, Verb2, Dly1, Dly2) über den FX-Taster aktivierbar sind - die weiteren 12 ausschließlich über ein Smartphone mittels entsprechender App (s. u.). Ebenso ist der von Kleinmischpulten gewohnte 3-Band-Kanal-EQ für die Eingangskanäle nicht direkt am Gerät einstellbar, sondern nur per Smartphone.
Drücken und Halten von "BT / Aux" dient dem "Pairing" der Box mit einem Smartphone, d. h. sie sendet dann ihre Kennung und ist für die Gegenseite sicht- bzw. auswählbar.
Mit dem EQ-Taster lässt sich die Klangcharakteristik der FreePlay an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Hier stehen insgesamt vier Presets zur Verfügung (grafische Verdeutlichung im Kapitel "App und Praxistest"):
- Flat: Keine Klangbeeinflussung
- DJ: Anhebung von Bässen und Höhen ("Badewanne")
- Solo: LowCut und, Absenkung der Tiefmitten, Anhebung von Hochmitten und Höhen, lt. Handbuch für "Singer-Songwriter"
- Voice: LowCut und Anhebung von Mitten und Höhen, lt. Handbuch für reine Sprachanwendungen
Über bestimmte Tastenkombinationen lassen sich weitergehende Funktionen erreichen:
- "2" + "BT / Aux" drücken und halten: Stromversorgungsanzeige über das "Running Man"-Mackie-Logo auf der Vorderseite.
Grün bedeutet, Netzspannung ist vorhanden bzw. Batterie/Akku besitzt eine ausreichende Kapazität von mindestens 5% zum Betrieb der Box.
Gelb/Orange signalisiert, dass es Zeit ist, die Batterien zu wechseln bzw. das Netzteil einzustöpeln/zu verwenden.
Rot ermöglicht keinen Betrieb mehr, d. h. die Anzeigen/Bedienelemente sind aktiv, aber Verstärker/Lautsprecher sind deaktiviert. - "1" + "Main" drücken und halten: Dauerhafte Aktivierung/Deaktivierung der Beleuchtung des "Running Man"-Mackie-Logos auf der Vorderseite.
- "Main" + "2" + "FX" drücken und halten: Zurücksetzen der FreePlay auf Werkseinstellungen.
App und Praxistest
Wie bereits weiter oben erwähnt, sind einige Funktionen der FreePlay exklusiv über ein Smartphone und die zugehörige App abrufbar. Mackie bietet sie kostenlos für die beiden gängigsten mobilen Betriebssysteme, iOS und Android, im AppStore bzw bei Google play an.Auch ohne zugehörige Box lassen sich die Funktionen der App im Demo-Modus testen.
Direkt auf dem Startbildschirm sieht man die Ein- und Ausgangskanäle sowie den Effektweg inkl. zugehörigen Fadern und Mute-Tastern abgebildet. Die virtuellen LED-Ketten neben den Fadern signalisieren in Echtzeit die entsprechenden Pegel. "Nimmt" man einen Fader, um auf- oder zuzuziehen, wird unter dem Kanalnamen der Pegel als dB-Verhältnis angezeigt.
Drückt man bei den Eingangskanälen "1", "2" oder "BT / Aux" auf das Symbol unter dem Fader, erhält man Zugriff auf dessen 3-Band-EQ und Reverb Send.
Das Symbol im Reverb-Kanal öffnet die Auswahl der Effektprogramme.
Die Einstellungen des Main-Ausgangs ermöglichen es, die o. g. EQ-Presets auszuwählen.
Im Tab "Feedback" lässt sich der Feedback Destroyer an-/abschalten, und in der Abteilung "About" gibt es Infos zur Version von App bzw. Box und Links zum E-Mail-Support und den Online-Handbüchern.
Die App ist intuitiv und flüssig bedienbar und funktioniert problemlos mit der FreePlay, sobald diese über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist ("Pairing" siehe oben).
Da die FreePlay nun ohnehin schon mit meinem iPhone verbunden war, bot sich als erster Test die Wiedergabe der dort gespeicherten Musik an (MP3/AAC mit mindestens 192/256 kbit/s). Tatsächlich klingt die "Personal PA" bereits bei neutraler EQ-Stellung wie ein (guter) Ghettoblaster, und etwas mehr Tiefgang lässt sich noch durch die DJ-Option herauskitzeln. Discopegel ist zwar nicht erreichbar, selbst wenn alle Regler auf Vollausschlag stehen, aber für die Party im Wohnzimmer sollte es reichen.
Zur Eignung für Gesangs-/Sprachverstärkung habe ich ein Beyerdynamic TG-X58 angestöpselt und ein wenig mit den Einstellungen gespielt: Funktioniert, wenn auch nicht besonders laut. Die Effektprogramme klingen brauchbar, wenn man sie sparsam dosiert. In meiner Blaskapelle verwenden wir bei Proben zur einfachen Gesangsverstärkung zwei Røde M1-S an einer EV ZLX-12P - hier sieht die FreePlay leider kein Land, wobei dieser Test womöglich auch ein wenig unfair war.
Auch als Verstärker für eine Akustikgitarre schlägt sich der kleine Brüllwürfel wacker, kann einem herkömmlichen Akustikverstärker aber leider nicht ansatzweise das Wasser reichen, weder in puncto Lautstärke, noch in puncto Klang. Irgendwie ist der Klang leicht dröhnig, egal bei welcher EQ-Einstellung .
Der Einsatzzweck, der mich eigentlich am meisten gereizt und zur Testanfrage bewogen hatte, war die Verstärkung meines Akkordeons und der Geige meiner Musikerkollegin. Es wäre doch naheliegend, bei kleinen Auftritten unterwegs einfach die FreePlay im Handgepäck zu haben und drauflos zu spielen. Während die Wiedergabe der Geige in annehmbarer Lautstärke und bei akzeptablem Klang einigermaßen gut gelingt, fällt die "Personal PA" am Akkordeon glatt durch, denn es ist schlichtweg nicht möglich, sie lauter als das Akkordeon klingen zu lassen. Generell klingt das Akkordeon auch nicht nach Akkordeon, unabhängig von der EQ-Einstellung.
Zurück zur Paradedisziplin, der gemäßigten Konservenbeschallung, und hierbei noch ein paar weitergehende Worte zur Klangcharakteristik: Durch die beiden im Ohrabstand angeordneten Hochtöner ist eine gutes Stereowiedergabe möglich. Allerdings sollte man sich nicht allzu sehr seitlich außerhalb der Schallabstrahlung befinden, da die FreePlay doch sehr stark gerichtet spielt. Auch dies spricht neben der nicht sehr hohen Maximallautstärke gegen den Einsatz bei einer typischen Straßenmusik-Situation.
Fazit
Licht und Schatten bei der Mackie FreePlay: Auch wenn sie als "Personal PA" beworben wird, wird der PA-Aspekt meiner Meinung nach nicht so ganz erfüllt. Ihre Stärken spielt die hervorragend verarbeitete Box als Verstärker für Smartphones oder MP3-Player aus und kann bei kleinen Partys Computerboxen o. ä. locker an die Wand spielen, zumal sie durch Bluetooth-Anbindung und Batteriebetrieb wirklich flexibel und kabellos einsetzbar ist. Gut vorstellen könnte ich mir ihre Eignung auch als kleine Gesangsanlage, sprich Sänger mit Playback oder Akustikgitarre, allerdings nicht draußen und nur bei Mini-Gigs oder zu Hause im Wohnzimmer. Als Instrumentenverstärker ist sie nur bedingt geeignet.Konzept und Bedienung (speziell über die Smartphone-App) sind prima, die Zubehörpalette ist sinnvoll, lediglich eine höhere Lautstärke und ein etwas linearerer Klang fehlen für meinen Geschmack, um die FreePlay eher als PA- als als HiFi-System einzustufen.
- Eigenschaft
Grund: Bilder aus Album verlinkt
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