Reapy
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Liebe Lesenden, Musiker und Angehörige beider Gruppen,
bedingt durch Handlungsunfähigkeit infolge von Krankheit sitze ich oft vor dem Computer und habe natürlich entsprechend viel Langeweile. Spontan kam mir die Idee, dass ich doch ein Review über meinen Preamp schreiben könnte. Der Preamp hat in gewissen Fankreisen einen Legendenstatus und es gibt nicht wirklich viele Informationen über ihn im Internet, Modelle zum Kaufen findet man aufgrund der schon längst vergangenen Produktionszeiten noch weniger. Die Informationen zum Preamp sind oft spärlich gesät oder schlichtweg falsch, dazu meist noch auf englisch formuliert.
Ich dachte, ich schreibe mal einige der Fakten hier auf, damit Interessierte sich etwas über den Amp informieren können
Besonders interessant düfte das hier für Freunde von Alexi Laiho oder auch Zakk Wylde aus seiner Anfangsphase sein
Zum Gerät selbst:
Der Preamp ist im 19" Format gebaut und wurde von Lee Jackson (Metaltronix, Perfect Connection...) Ende der 80er entwickelt. Der Amp basierte ursprünglich auf einer Fender-Schaltung und war der Legende nach der erste Preamp im 19" Format. Der Preamp wurde irgendwann auf eine Marshall-Schaltung hin modifiziert. Das war der Durchbruch für den Amp. Im Laufe seiner Entwicklung gab es vier Modelle, drei davon noch Baujahr 87, wovon der letzte dann solangsam auf Marshall umgebaut wurde, und dann noch das fertige 88er Modell, welches gemeinhin als Marshall-Typ gesehen wird. Das ist auch das beliebteste Modell, meiner scheint aus der Übergangszeit zu sein. Vergleiche zu den anderen Modellen habe ich leider nicht, das finale 88er Modell scheint jedoch am häufigsten zu existieren. Das Ende des Preamps war gegen Ende des Jahres 1988, als der erste MIDI-Preamp einer Konkurrenzfirma auf den Markt kam (soweit ich das richtig im Kopf habe der ADA MP-1), denn der GP-1000 kann kein MIDI und das war ja damals der große Vorteil eines Racksystems.
Der Preamp wurde laut Schätzungen von Lee Jackson selbst circa 15.000 mal hergestellt. Vor einigen Jahren gab es glaube ich sogar für kurze Zeit eine recht teure Neuauflage.
Der Preamp hat auf der Vorderseite eine Inputbuchse, Volume und Gainregler, Treble, Middle, Mid-Shift, Bass und die Masterpotis 1 und 2. Auf der Rückseite befindet sich eine Aux-Input Buchse, eine Buchse für einen Footswitch (zwecks Kanalumschaltung) und Master Outputs 1 und 2. Zu den einzelnen Elementen später mehr.
Was den Aux-Input anbelangt, so hab ich keine Ahnung, wozu der gut sein soll. Ebenfalls hat der Amp keinen Line-Ausgang.
Hier gibt's noch Bilder des Amps in den vier Entwicklungsstufen, oben die erste, unten die letzte Stufe:
Der Unterschied von vorne lässt sich hauptsächlich durch die goldene Schrift feststellen. Was die XLR-Buchse auf der Rückseite angeht, keine Ahnung, wozu die gut war. Meiner hat noch diese Blende wie das zweite Modell von unten, hinter der Blende befindet sich dort jedoch nichts mehr.
Verarbeitung
Tja, was soll man hier sagen? Der Amp ist sehr solide gebaut, das Gehäuse besteht aus massivem Metall und wirkt einfach unverwüstlich. Die Potis rauschen selbst heute noch nicht und drehen sich unglaublich geschmeidig und gleichzeitig minimal schwergängig, was einen gewissen Eindruck von Wertigkeit vermittelt. Den Amp selbst habe ich übrigens auch nicht neu erworben, sondern aus einer Studioauflösung vor einem Jahr erhalten. Der Amp war jedoch seit Neukauf in einem Tonstudio im Studiorack eingebaut gewesen und sah dementsprechend noch fast neuwertig aus. Er hatte letztes Jahr sogar noch die originalen Röhren drin.
Lediglich die Schriftzüge am Bedienpanel lösen sich minimal auf. Da muss man aber genau hinsehen. Ansonsten ist das Gerät nach 27 Jahren echt noch Top!
Sound
Das ist wohl der wichtigere Punkt. Der Amp hat, wie eingangs bereits erwähnt, in gewissen Fankreisen (v.A. Children of Bodom) einen Kultstatus, insbesondere bei Fans von Alexi Laihos früherer Phase, ist der Amp doch Anfang der 2000er durch seinen Sound wieder populär geworden. Der Amp ist jedoch eigentlich ein Mysterium für sich, denn oft klingt das Ergebnis aus der Box einfach kacke, leblos, irgendwie mulmig, als ob etwas fehlen würde. Es kommt da extrem auf die Gitarre an, ich habe das schon oft ausprobiert:
-EMG 81 klingt einigermaßen, aber irgendwas fehlt
-Sämtliche bisher von mir besessenen Seymour Duncans, einschließlich des Blackouts, versetzten mich nicht in die Lage, irgendeinen brauchbaren Sound heraus zu bekommen
-Alter Jackson Pickup (J-50BC) mit Jackson Gainboost JE-1000 = Göttliches Ergebnis. Als wäre der Amp nur für diese Kombination entwickelt worden. Mit einem Jackson J-80 oder J-90 hingegen klingt es wieder richtig schön mies. Der JE-1000 macht sehr viel aus.
Roope Latvala, ebenfalls Gitarrist bei Children of Bodom und Nutzer des GP-1000, beschrieb das Phänomen folgendermaßen:"GP 1000 is also an 80s product and it's one sound, angry sounding little tube pre-amp. It's horrible as that, but if you add active electronics and gainboost from your guitar, the result is just great! Needs a little EQ though!"
Der JE-1000 ist einfach eine aktive Elektronik, welche in der Gitarre direkt hinter den Tonabnehmer geschaltet wird und als Gainboost mit einem Drei-Band-EQ funktioniert. Das wurde von Jackson oft mit dem J-50BC verwendet, da der Pickup eher P.A.F.-mäßigen Output hat, der JE-1000 kann diesen Output allerdings auf das etwa Vierfache anheben. Dazu schreibe ich vielleicht mal ein separates Review, allerdings ist das Teil ebenfalls uralt und fast nicht zu bekommen, daher spare ich mir das wohl eher
Soviel mal zum "Grundgerüst". Der Amp hat allerdings noch einige Besonderheiten. Prinzipiell ist der Amp zweikanalig ausgelegt. Die Kanalumschaltung erfolgt entweder durch den schon erwähnten Footswitch, oder aber über das Gainpoti (Push-Pull) auf der Vorderseite. Clean kann man schon einige ordentliche Klänge aus dem Amp locken, da ich jedoch wenig Clean spiele ist das für mich eher weniger von Belang. Fender-Freunde werden dem Sound wohl nichts abgewinnen, für mich ist er super
Zieht man das Gainpoti kommt man in den Zerrkanal. Der Amp hat für die 80er-Jahre schon HiGain produziert, bei den heutigen Gainregionen ist das allerdings schon fast wieder clean
Das Volumepoti am Amp hat natürlich ebenfalls einen Einfluss auf den Grad der Verzerrung. Ich habe Volume und Gain meistens voll, das ist dann recht verzerrt, aber nicht wirklich zu viel. Für heutige Verhältnisse auf jeden Fall kein HiGain. Die früheren Children of Bodom- oder Singery-Platten sind ein gutes Beispiel.
Das Treble- und Basspoti sind ebenfalls als Push-Pull konzipiert. Durch Ziehen der beiden Potis ändert man den Frequenzbereich etwas ab. Ich glaube, ähnlich funktioniert das auch beim Laney Ironheart. Ich persönlich hab da bisher noch nie was raus bekommen, was mich hundertprozentig überzeugt hat, daher lasse ich die immer in der Normalstellung. Das Middle-Poti arbeitet ganz normal, es gibt hier jedoch noch Mid-Shift. Mid-Shift ist kein normal regelndes Poti, sondern in fünf Stufen sowie Aus-Stellung verstellbar. Hier werden die Mittenfrequenzen permanent geändert, hier gefällt mir die dritte Einstellung am besten. Da hab ich ebenfalls sehr viel Zeit mit verbracht, auf jeden Fall ein super interessantes Feature.
Bass- und Middle-Poti haben meiner Meinung nach fast gar keinen Einfluss auf den Sound. Man kann echt daran rumdrehen, wie man möchte, es ändert sich immer nur Minimal. Zieht man das Bass-Poti, dann hört man zwar einen deutlicheren Unterschied, allerdings empfinde ich den Frequenzbereich dann einfach nur noch als mulmig. Bass und Middle hab ich meistens unter 12 Uhr, das klingt, obgleich es sowieso fast keine Veränderung gibt, für mich am besten. Aktuell stehen beide Potis auf 1, also fast ganz zu gedreht. Das Treble-Poti hat dagegen einen ganz anderen Effekt. Auch hier empfinde ich den gezogenen Zustand als sehr unangenehm, in Normalstellung wird der Amp jedoch richtig wach, je weiter man das Poti aufdreht. Der steht momentan auch fast ganz voll, der Amp hat dann was richtig knurriges, ist aber sehr ausgewogen.
Trotz der Extremstellung der Potis klingt der Amp so für mich am besten. Man sagt ja sowieso sehr oft, dass Hot-Rodded Marshalls am besten klingen, wenn der EQ nie über 12 Uhr gedreht wird. Das stimmt hier, mit Ausnahme des Treble-Potis.
Master 1 und 2 ist prinzipiell selbsterklärend. Jedoch nutze ich nur Master 2, der scheint zum einen mehr Output zu haben, zum anderen klingt alles aus Master 1 irgendwie merkwürdig. Das Signal ist dort auch sehr verzögert. Keine Ahnung, ob das vielleicht auch ein Defekt ist, mir auch egal, ich nutze ihn nicht.
Wenn ich wieder etwas fitter bin und mir Aufnahmeequipment aus dem Proberaum besorgt habe, dann kann ich gerne mal ein oder zwei schlechte Soundaufnahmen machen
Resümee
Der Amp hat auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung, ist aber sehr speziell. Man kann damit recht schöne, verzerrte Sounds, erzeugen, Freunde des modernen Metalsounds werden hier jedoch nicht auf ihre Kosten kommen. Dazu ist der EQ viel zu altmodisch ausgelegt und der Vorstufe mangelt es sehr an einem ordentlichen "Fundament".
Metal geht hiermit trotzdem, das hat Alexi Laiho meiner Meinung nach auf dem 2011er Album „Relentless, Reckless Forever“ recht deutlich gezeigt. Der Grundcharakter des Amps ist etwas dumpf, durch reindrehen von Höhen kann man da allerdings etwas entgegenwirken und hat einen Preamp, der sehr aggressiv, aber auch sehr durchsetzungsstark ist. Dreht man viele Höhen rein, hat der Amp witzigerweise ein richtiges Mittenbrett. Das Dumpfe bleibt als schöner Grundcharakter erhalten, wird durch die vielen Höhen jedoch etwas eliminiert und der Amp wird richtig Böse.
Er braucht etwas Fingerspitzengefühl bei den einzelnen Reglern, obgleich die meisten garkeinen großen Einfluss haben. Hat man aber erstmal den richtigen Sound gefunden, will man den Amp nicht mehr her geben.
Nicht zu vergessen ist natürlich der große Einfluss der Endstufe. Ich habe momentan noch eine Marshall 8008, damit klingt er richtig gut. Vorher war es eine Rocktron Velocity 120, welche selbst recht dumpf klang. Damit konnte man ebenfalls nichts brauchbares aus dem Amp rausholen. Aber Freunde von Racks wissen ja, wie groß der Einfluss der Endstufe auf den Gesamtklang sein kann.
Eins noch: Der Preamp ist ohnehin recht selten, wird gebraucht aber meistens zu unverschämten Preisen gehandelt. Preise von über 1000€ sind einfach absolut ungerechtfertigt. Meiner wurde mir für 330 verkauft, der Verkäufer wusste glaube ich aber nicht, was er da eigentlich hat. Gerechtfertigt halte ich persönlich alles bis 500€, mehr ist der Amp (für mich persönlich) nicht wert.
Ich hoffe, hiermit jemandem vielleicht ein paar Interessante Einblicke gegeben zu haben. Jedenfalls habe ich meine Langeweile erfolgreich bekämpfen können
Grüße,
Reapy
bedingt durch Handlungsunfähigkeit infolge von Krankheit sitze ich oft vor dem Computer und habe natürlich entsprechend viel Langeweile. Spontan kam mir die Idee, dass ich doch ein Review über meinen Preamp schreiben könnte. Der Preamp hat in gewissen Fankreisen einen Legendenstatus und es gibt nicht wirklich viele Informationen über ihn im Internet, Modelle zum Kaufen findet man aufgrund der schon längst vergangenen Produktionszeiten noch weniger. Die Informationen zum Preamp sind oft spärlich gesät oder schlichtweg falsch, dazu meist noch auf englisch formuliert.
Ich dachte, ich schreibe mal einige der Fakten hier auf, damit Interessierte sich etwas über den Amp informieren können
Besonders interessant düfte das hier für Freunde von Alexi Laiho oder auch Zakk Wylde aus seiner Anfangsphase sein
Zum Gerät selbst:
Der Preamp ist im 19" Format gebaut und wurde von Lee Jackson (Metaltronix, Perfect Connection...) Ende der 80er entwickelt. Der Amp basierte ursprünglich auf einer Fender-Schaltung und war der Legende nach der erste Preamp im 19" Format. Der Preamp wurde irgendwann auf eine Marshall-Schaltung hin modifiziert. Das war der Durchbruch für den Amp. Im Laufe seiner Entwicklung gab es vier Modelle, drei davon noch Baujahr 87, wovon der letzte dann solangsam auf Marshall umgebaut wurde, und dann noch das fertige 88er Modell, welches gemeinhin als Marshall-Typ gesehen wird. Das ist auch das beliebteste Modell, meiner scheint aus der Übergangszeit zu sein. Vergleiche zu den anderen Modellen habe ich leider nicht, das finale 88er Modell scheint jedoch am häufigsten zu existieren. Das Ende des Preamps war gegen Ende des Jahres 1988, als der erste MIDI-Preamp einer Konkurrenzfirma auf den Markt kam (soweit ich das richtig im Kopf habe der ADA MP-1), denn der GP-1000 kann kein MIDI und das war ja damals der große Vorteil eines Racksystems.
Der Preamp wurde laut Schätzungen von Lee Jackson selbst circa 15.000 mal hergestellt. Vor einigen Jahren gab es glaube ich sogar für kurze Zeit eine recht teure Neuauflage.
Der Preamp hat auf der Vorderseite eine Inputbuchse, Volume und Gainregler, Treble, Middle, Mid-Shift, Bass und die Masterpotis 1 und 2. Auf der Rückseite befindet sich eine Aux-Input Buchse, eine Buchse für einen Footswitch (zwecks Kanalumschaltung) und Master Outputs 1 und 2. Zu den einzelnen Elementen später mehr.
Was den Aux-Input anbelangt, so hab ich keine Ahnung, wozu der gut sein soll. Ebenfalls hat der Amp keinen Line-Ausgang.
Hier gibt's noch Bilder des Amps in den vier Entwicklungsstufen, oben die erste, unten die letzte Stufe:
Der Unterschied von vorne lässt sich hauptsächlich durch die goldene Schrift feststellen. Was die XLR-Buchse auf der Rückseite angeht, keine Ahnung, wozu die gut war. Meiner hat noch diese Blende wie das zweite Modell von unten, hinter der Blende befindet sich dort jedoch nichts mehr.
Verarbeitung
Tja, was soll man hier sagen? Der Amp ist sehr solide gebaut, das Gehäuse besteht aus massivem Metall und wirkt einfach unverwüstlich. Die Potis rauschen selbst heute noch nicht und drehen sich unglaublich geschmeidig und gleichzeitig minimal schwergängig, was einen gewissen Eindruck von Wertigkeit vermittelt. Den Amp selbst habe ich übrigens auch nicht neu erworben, sondern aus einer Studioauflösung vor einem Jahr erhalten. Der Amp war jedoch seit Neukauf in einem Tonstudio im Studiorack eingebaut gewesen und sah dementsprechend noch fast neuwertig aus. Er hatte letztes Jahr sogar noch die originalen Röhren drin.
Lediglich die Schriftzüge am Bedienpanel lösen sich minimal auf. Da muss man aber genau hinsehen. Ansonsten ist das Gerät nach 27 Jahren echt noch Top!
Sound
Das ist wohl der wichtigere Punkt. Der Amp hat, wie eingangs bereits erwähnt, in gewissen Fankreisen (v.A. Children of Bodom) einen Kultstatus, insbesondere bei Fans von Alexi Laihos früherer Phase, ist der Amp doch Anfang der 2000er durch seinen Sound wieder populär geworden. Der Amp ist jedoch eigentlich ein Mysterium für sich, denn oft klingt das Ergebnis aus der Box einfach kacke, leblos, irgendwie mulmig, als ob etwas fehlen würde. Es kommt da extrem auf die Gitarre an, ich habe das schon oft ausprobiert:
-EMG 81 klingt einigermaßen, aber irgendwas fehlt
-Sämtliche bisher von mir besessenen Seymour Duncans, einschließlich des Blackouts, versetzten mich nicht in die Lage, irgendeinen brauchbaren Sound heraus zu bekommen
-Alter Jackson Pickup (J-50BC) mit Jackson Gainboost JE-1000 = Göttliches Ergebnis. Als wäre der Amp nur für diese Kombination entwickelt worden. Mit einem Jackson J-80 oder J-90 hingegen klingt es wieder richtig schön mies. Der JE-1000 macht sehr viel aus.
Roope Latvala, ebenfalls Gitarrist bei Children of Bodom und Nutzer des GP-1000, beschrieb das Phänomen folgendermaßen:"GP 1000 is also an 80s product and it's one sound, angry sounding little tube pre-amp. It's horrible as that, but if you add active electronics and gainboost from your guitar, the result is just great! Needs a little EQ though!"
Der JE-1000 ist einfach eine aktive Elektronik, welche in der Gitarre direkt hinter den Tonabnehmer geschaltet wird und als Gainboost mit einem Drei-Band-EQ funktioniert. Das wurde von Jackson oft mit dem J-50BC verwendet, da der Pickup eher P.A.F.-mäßigen Output hat, der JE-1000 kann diesen Output allerdings auf das etwa Vierfache anheben. Dazu schreibe ich vielleicht mal ein separates Review, allerdings ist das Teil ebenfalls uralt und fast nicht zu bekommen, daher spare ich mir das wohl eher
Soviel mal zum "Grundgerüst". Der Amp hat allerdings noch einige Besonderheiten. Prinzipiell ist der Amp zweikanalig ausgelegt. Die Kanalumschaltung erfolgt entweder durch den schon erwähnten Footswitch, oder aber über das Gainpoti (Push-Pull) auf der Vorderseite. Clean kann man schon einige ordentliche Klänge aus dem Amp locken, da ich jedoch wenig Clean spiele ist das für mich eher weniger von Belang. Fender-Freunde werden dem Sound wohl nichts abgewinnen, für mich ist er super
Zieht man das Gainpoti kommt man in den Zerrkanal. Der Amp hat für die 80er-Jahre schon HiGain produziert, bei den heutigen Gainregionen ist das allerdings schon fast wieder clean
Das Volumepoti am Amp hat natürlich ebenfalls einen Einfluss auf den Grad der Verzerrung. Ich habe Volume und Gain meistens voll, das ist dann recht verzerrt, aber nicht wirklich zu viel. Für heutige Verhältnisse auf jeden Fall kein HiGain. Die früheren Children of Bodom- oder Singery-Platten sind ein gutes Beispiel.
Das Treble- und Basspoti sind ebenfalls als Push-Pull konzipiert. Durch Ziehen der beiden Potis ändert man den Frequenzbereich etwas ab. Ich glaube, ähnlich funktioniert das auch beim Laney Ironheart. Ich persönlich hab da bisher noch nie was raus bekommen, was mich hundertprozentig überzeugt hat, daher lasse ich die immer in der Normalstellung. Das Middle-Poti arbeitet ganz normal, es gibt hier jedoch noch Mid-Shift. Mid-Shift ist kein normal regelndes Poti, sondern in fünf Stufen sowie Aus-Stellung verstellbar. Hier werden die Mittenfrequenzen permanent geändert, hier gefällt mir die dritte Einstellung am besten. Da hab ich ebenfalls sehr viel Zeit mit verbracht, auf jeden Fall ein super interessantes Feature.
Bass- und Middle-Poti haben meiner Meinung nach fast gar keinen Einfluss auf den Sound. Man kann echt daran rumdrehen, wie man möchte, es ändert sich immer nur Minimal. Zieht man das Bass-Poti, dann hört man zwar einen deutlicheren Unterschied, allerdings empfinde ich den Frequenzbereich dann einfach nur noch als mulmig. Bass und Middle hab ich meistens unter 12 Uhr, das klingt, obgleich es sowieso fast keine Veränderung gibt, für mich am besten. Aktuell stehen beide Potis auf 1, also fast ganz zu gedreht. Das Treble-Poti hat dagegen einen ganz anderen Effekt. Auch hier empfinde ich den gezogenen Zustand als sehr unangenehm, in Normalstellung wird der Amp jedoch richtig wach, je weiter man das Poti aufdreht. Der steht momentan auch fast ganz voll, der Amp hat dann was richtig knurriges, ist aber sehr ausgewogen.
Trotz der Extremstellung der Potis klingt der Amp so für mich am besten. Man sagt ja sowieso sehr oft, dass Hot-Rodded Marshalls am besten klingen, wenn der EQ nie über 12 Uhr gedreht wird. Das stimmt hier, mit Ausnahme des Treble-Potis.
Master 1 und 2 ist prinzipiell selbsterklärend. Jedoch nutze ich nur Master 2, der scheint zum einen mehr Output zu haben, zum anderen klingt alles aus Master 1 irgendwie merkwürdig. Das Signal ist dort auch sehr verzögert. Keine Ahnung, ob das vielleicht auch ein Defekt ist, mir auch egal, ich nutze ihn nicht.
Wenn ich wieder etwas fitter bin und mir Aufnahmeequipment aus dem Proberaum besorgt habe, dann kann ich gerne mal ein oder zwei schlechte Soundaufnahmen machen
Resümee
Der Amp hat auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung, ist aber sehr speziell. Man kann damit recht schöne, verzerrte Sounds, erzeugen, Freunde des modernen Metalsounds werden hier jedoch nicht auf ihre Kosten kommen. Dazu ist der EQ viel zu altmodisch ausgelegt und der Vorstufe mangelt es sehr an einem ordentlichen "Fundament".
Metal geht hiermit trotzdem, das hat Alexi Laiho meiner Meinung nach auf dem 2011er Album „Relentless, Reckless Forever“ recht deutlich gezeigt. Der Grundcharakter des Amps ist etwas dumpf, durch reindrehen von Höhen kann man da allerdings etwas entgegenwirken und hat einen Preamp, der sehr aggressiv, aber auch sehr durchsetzungsstark ist. Dreht man viele Höhen rein, hat der Amp witzigerweise ein richtiges Mittenbrett. Das Dumpfe bleibt als schöner Grundcharakter erhalten, wird durch die vielen Höhen jedoch etwas eliminiert und der Amp wird richtig Böse.
Er braucht etwas Fingerspitzengefühl bei den einzelnen Reglern, obgleich die meisten garkeinen großen Einfluss haben. Hat man aber erstmal den richtigen Sound gefunden, will man den Amp nicht mehr her geben.
Nicht zu vergessen ist natürlich der große Einfluss der Endstufe. Ich habe momentan noch eine Marshall 8008, damit klingt er richtig gut. Vorher war es eine Rocktron Velocity 120, welche selbst recht dumpf klang. Damit konnte man ebenfalls nichts brauchbares aus dem Amp rausholen. Aber Freunde von Racks wissen ja, wie groß der Einfluss der Endstufe auf den Gesamtklang sein kann.
Eins noch: Der Preamp ist ohnehin recht selten, wird gebraucht aber meistens zu unverschämten Preisen gehandelt. Preise von über 1000€ sind einfach absolut ungerechtfertigt. Meiner wurde mir für 330 verkauft, der Verkäufer wusste glaube ich aber nicht, was er da eigentlich hat. Gerechtfertigt halte ich persönlich alles bis 500€, mehr ist der Amp (für mich persönlich) nicht wert.
Ich hoffe, hiermit jemandem vielleicht ein paar Interessante Einblicke gegeben zu haben. Jedenfalls habe ich meine Langeweile erfolgreich bekämpfen können
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