Okay, es hat etwas gedauert und Binh war auch arg beschäftigt... Eigentlich haette er ein bisschen mehr Fotos machen koennen, aber irgendwie hat's nicht geklappt.
In dem letzten Beitrag oben war ja schlussendlich die Spezifikation der neuesten Bestellung bei Binh. Und das ist jetzt daraus geworden...
Bei Binh werden die Gitarren noch mit viel Handarbeit gefertigt. Die "Exportmodelle", also die Customs werden von Binh selbst fertig gestellt. Die Fertigung vom Korpus und vom Hals laufen mit den "normalen" Modellen, werden aber dann aus der normalen Produktion, die wir ja schon eben gesehen haben herausgenommen und von Binh persönlich fertig gemacht.
Die Grenzen zwischen der "normalen" und der "Custom"-Produktion liegen bei den Einlegearbeiten. Alles vorher, also der Bau des Korpus', der nackte Hals, das geht in der "normalen" Produktion. Binding, Inlays Fretting, Setup ... all das wird von Binh selbst durchgeführt.
Und so sieht ein Binh-Korpus von innen aus. Binh baut prizipiell mit Reifchen, das gibt den Zargen etwas mehr Stabilität und grenzt auch mögliche Rissbildung ein.
Aber so tief schaut man normalerweise nicht in den Korpus hinein.
Binh nimmt die Gitarre aus der normalen Produktion und fängt mit den ersten Einegearbeiten an. Das heisst mit dem Binding und dem Purfling. Gleichzeitig werden die Kanäle für die Abalone-, Perlmutt- oder Edelholzeinlagen gestochen.
Der Korpus sieht dann etwa so aus:
Man sieht, dass die äußersten Einlegearbeiten, also hier das dunkle Binding und das Purfling bereits durchgeführt wurden und der Kanal für die Schalloch-Rosette ist auch fast fertig gestochen.
Der Boden ist auch schon bearbeitet und die Mittelfuge wartet bereits auf Abalone:
Auch die Zargen werden mit Binding, Purfling und einer Einlegearbeit versehen:
Aber fertig ist das noch lange nicht, denn das rohe Material muss natürlich jetzt noch beigeschliffen werden, dann muss die Abalone eingelegt werden, das ist noch eine ganze Menge Arbeit.
Handarbeit, übrigens. Mit viel liebe zum Detail
...und wer genau aufgepasst hat, Binh hat einen neuen Kompressor.
Der fertige Boden sieht dann so aus:
Man kann sich wohl kaum vorstellen, wie viele Arbeitsstunden alleine in den Einlegearbeiten stecken. Die Kanäle müssen ja alle gestochen werden, das alleine ist ja schon eine Kunst. Wenn der Beitel mal verrutscht, die Fräse etwas wandert, wenn die Ziehklinge im Material hakt, dann ist die ganze Investition in Holz und Arbeit bis dahin ruiniert. Solch hochqualitative Einlegearbeit ist eine Kunst. Und wenn man sich dann noch etwas ornamentale Einlegearbeit wünscht, die halt nicht - wie hier - den Radien des Korpus' folgt, dann steckt da noch viel, viel mehr Arbeit und Zeit drin.
Wenn die grundlegenden Einlegearbeiten am Korpus und am Griffbrett erledigt sind, werden Hals und Korpus verheiratet. Natürlich ist da noch eine Menge an Feinarbeit zu leisten, bis das richtig gut wird.
Auch hier wieder unendliche Feinarbeit. Schleifen, kontrollieren, anpassen, schleifen. Stunden die in eine richtig gute Gitarre gut investiert sind.
Meine absolute Hochachtung hat Binh für die freihändige Bundierung. Wer schonmal selber bundiert hat, wird wissen, wie schwer das ist und Binh..
...arbeitet freihändig auf etwas, was ich beim besten Willen nicht als "Werkbank" bezeichnen möchte. Man mag sich ja gern mal auf DuRöhre ein paar Videos ansehen, in denen z.B. bei StewMac mit einer ganzen Wagenladung an speziellen Hämmern, Zangen, Widerlagern ... bundiert wird und Meister Binh...
bundiert und arbeitet freihändig mit einem normalen Hammer. Unfassbar. Ich kann nur meinen Hut in Ehrfurcht vor einem wahren Meister ziehen. Vor allem, wenn man dann die fertige Gitarre in der Hand hat und das Ergebnis von Binh's Handarbeit mit gePLEKten Gitarren vergleicht.
Diese Gitarre wird einen Fishman Preamp bekommen, daher muss auch noch der Zargenausschnitt bearbeitet werden:
Fast fertig ... jedenfalls im Zusammenbau. Darauf kann Meister Binh wirklich stolz sein:
Das ganze geht jetzt noch zum Lackierer, zu der Politurgruppe und dann wieder zurück zu Meister Binh für die Schlusskonfektionierung:
Der Steg muss noch fixiert werden>
Die Saitenlöcher müssen noch gebohrt werden, die Mechaniken und die Elektronik eingesetzt und - natürlich - muss noch das finale Setup gemacht werden, aber man kann schon fast die fertige Gitarre erahnen:
Wenn man sich jetzt fragt, warum so ein Holzkasterl mit Stock 'dran tatsächlich vierstellige - und höher - Preise aufrufen kann, der hat jetzt einen kleinen Einblick in die Produktion einer Custom-Meistergitarre bekommen. Der eigentliche Kasten mit Stock - und ohne grossartige Einlegearbeiten - läßt sich tatsächlich schnell und gegebenenfalls auch einfach produzieren. Bei Yamaha sieht man das an der FG700MS. Oder halt bei den Sigma DRS1. Gutes Holz, einfache Verarbeitung, viel CNC, da geht schon was.
Aber das ist halt nur die halbe Miete. Eine richtige Meisterguitarre hat halt eine angepasste Beleistung, die Decke, Zargen und Boden sind passend abgerichtet, die Einlegearbeiten, die Lackierung und dann natürlich das Setup ... das sind die feinen aber doch arg den Klang und die Bespielbarkeit - und natürlich auch die Optik - einer guten Gitarre ausmachen und ich bin stolz darauf, ein paar der besten Gitarren von Meister Binh besitzen zu dürfen.
Wenn die Gitarre den Versand nach Irland überlebt hat und sich ein bisschen hier akklimatisiert hat und nochmal ein bisschen an die klimatischen Bedingungen hier angepasst wurde, dann mache ich auch ein Review mit Detailphotos und - wenn ich mich traue - Klangbeispielen.
Aber das dauert noch ein bisschen.....