Es ist nunmal so, dass single-source Systeme alle ihre Schwierigkeien haben.
Jedes einzelne Basissystem hat spezifische Vor- und Nachteile.
Durch Kombination der Basissysteme lassen sich gewisse Nachteile aber auskompensieren.
Aber: (und hier werde ich jetzt wohl gleich wieder der Ketzerei beschuldigt) der unverfälschte Gitarrenklang ist selten bis nie gewünscht.
Der Zuhörer erwartet etwas, das "wie Akustikgitarre" klingt. Aber das ist nicht, was wir darunter verstehen. Der Zuhörer kennt/erwartet meist einen Klang, den ich typischerweise irgendwo zwischen Ovation und Takamine verorten würde. Also Ovation mit dem "classic" Knopf gedrückt. Und das ist auch, was in vielen, in den meisten Bandkonzepten funktioniert. Viel Attack, gern auch ein paar Transienten, aber eher haerter klingend, nicht Perwoll-weich. Der Zuhörer erwartet das zu hören, wenn eine Band wie Aslan z.B. zu 100% mit einer Akustik als Rhythmusgitarre spielt. Und deswegen kriegt der Zuhörer das auch und es funktioniert ja auch. Es besetzt wichtige Positionen im Klangbild ohne mit anderen Positionen in Konflikt zu kommen. Klar, der Hobby/Schlafzimmermusiker wird sich jetzt mit Grausen abwenden "So klingt meine Gitarre nicht!". Aber das interessiert niemanden, weil das herrlich komplexe Tonbild der Gitarre in den meisten Kontexten genau gar nicht gebraucht wird, weil es da fast immer stört. Sorry, ihr könnt mich jetzt gerne teeren und federn.
Es gibt auch Kontexte, da will ich natürlich den unverfälschten Klang. So wie Tommy Emmanuel, ja?
Sch!ce...!
Tommy klingt verstärkt ganz anders als "trocken". Ich hatte das Vergnügen, TE beim letzten Gig in Cork einmal "trocken" und einmal im Haus über die PA zu hören. Tag und Nacht sage ich nur, Tag und Nacht.
Was haben wir denn nun an Systemen?
1) UST Transducer - Piezo oder Electret (hohe bis mittlere Impedanz)
Pro: Rückkopplungsfest
Contra: Spitzer, wenig natürlicher Klang
2) Deckenpickup - Piezo oder Electret (hohe bis mittlere Impedanz)
Pro: Natürlicher Klang
Contra: Sehr körperschallempfindlich, wenig rückkopplungsfest
4) internes Mikrofon Electret (meist nur mit Preamp tauglich)
Pro: Relativ natürlicher Klang
Contra: wenig rückkopplungsfest, plazierungsabhängig, körperschallempfindlich
5) magnetischer Pickup (niedrige Impedanz)
Pro: moderne Systeme funktionieren mittlerweile mit Bronzesaiten, sehr rückkopplungsfest
Contra: Nimmt nur den Saitenklang auf, wenig "Körper" im Klang
Wir sehen, ein einzelnes System allein kann den komplexen Klang (Saite, Körper...) nicht. Oder halt nur mit Kompromissen. Aber oftmals will ich ja
Wir sehen auch einfaches "zusammenschalten" von Systemen mit verschiedenen Impedanzen geht nicht. Wir brauchen also eine "Mischer"-Funktion und eine Impedanzanpassung/Wandlung.
Die meisten Bandkontexte kommen gut mit UST aus. Weil es das ist,was der Zuhörer erwartet, weil es das ist, was in den meisten Bandkontexten auch von der Positionierung her funktionert. Natürlich klingt das nicht so, wie die Gitarre klingt. Aber das will keiner.
Die meisten anderen Kontexte kommen gut mit 2 Komponenten aus. Meist ein rückkopplungsfester Teil für den Grundklang plus kleinere Anteile von "Körper" damit sich die Gitarre auch mehr wie eine Gitarre anhört. Meistens hat man hier UST/Micro oder mag/Micro Mischsysteme
Das, was am natürlichsten Klingt (Deckenpickup) hat auch die meisten Nachteile. Das, was an wenigsten natürlich klingt (UST, mag) ist am robustesten verwendbar.
Schlussendlich macht der Mensch ander Mische mehr Unterschied als das Aufnahmesystem. Der mensch an der Mische macht den Klang.
... und zu allerletzt. Wer glaubt, dass laut einfach nur lauter als leise ist, sollte sich mal bitte mit Psychoakustik befassen. Lauter ist nicht nur lauter, sonder lauter klingt auch noch anders als leise.