Mikrofonierung für erste Death Metal Aufnahme im Proberaum

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Hi Leutz,

nachdem ich all die Jahre meine eigene und eine befreundet Band aufgenommen habe welche sich immer im Pop/Rock-Bereich bewegten
steht nun die Aufnahme eine Melodic Death Metal Combo an.

Ich habe keine Ahnung von Death Metal und höre solche Musik auch nicht, dafür bekommen die Jungs das umsonst, ich will was dabei lernen,
es macht Freude und ich habe den kommenden Winter was zu tun.

Erste positive Überraschung war bei der ersten Testsession mit den netten Drummer, dass er sein Schlagzeug komplett alleine einspielen will
via schon fertigen Midi-Tracks über Kopfhörer und nicht getriggert werden soll.

Während alle anderen Bands immer Drums, Bass und Rhythmusgitarre live eingespielt haben (Drums 6 Spuren, die anderen je eine oder 2 wenn
der Gitarrist es Stereo haben wollte) stehen uns nun auf einmal 10 Spuren für das Schlagzeug zur Verfügung.

Bisheriges Setup:

2mal Audio Line CM3 als Overheads (ORTF)
SM57 für Snare
Shure Beta 52A für Kick (in der Trommel ca. 15cm vom Schlagfell im 45 Grad-Winkel auf den Beater gerichtet)
2mal Beyerdynamic TG D57C für die Toms

Nachdem ich mir nun die Testaufnahmen angehört habe und schoneinmal grob bearbeitert habe bin ich doch positiv überrascht, da der Drummer
wegen seinem weit entfernten Wohnort mein Gretsch spielen muß. Wenn es dann richtig losgeht bringt er seine Snare und seine Becken mit.

Fragen die sich nach dem ersten Testmixing für mich ergeben haben betreffen die Overheads, obwohl ich keine Ahnung von Metal Produktionen
habe war für mich schnell ersichtlich, dass die Overheads als Raummikro (in dem Sinne, dass das komplette Set räumlich abgebildet wird) nicht sehr hilfreich ist.
Mir leuchtete sofort ein, warum bei dieser Art von Schlagzeugspiel die Becken eigentlich einzeln abgenommen werden sollten.

Deswegen meine Frage an die Erfahrenen unter euch:

Klar sind:
Snare
Kick
2mal Toms

Optionen:
2mal Overheads (klassisch)
4mal Overheads (als Close Miking der Becken)
HiHat
Snare Bottom
Kick Schlagfell

Wie würdet ihr die 10 Spuren bei einer Metal-Schlagzeug-Aufnahme verteilen
oder gibt es auch Konfigurationen welche ich noch gar nicht auf dem Schirm habe?

Viele Grüße
Tom
 
Eigenschaft
 

Irgendwie nervt der Typ, trifft aber auch nen Nerv. Gerade für Metal sind die Tipps sehr gut und einfach umzusetzen... Wenig Bleed, alles möglichst weit auseinander positionieren... Das mit der Sitzposition ist ein wenig lächerlich und für mich eher lustig, was er da von sich gibt... Ansonsten ist das eine sehr individuelle Sache mit der Aufteilung der Mikros... Ich habe eher selten das Problem, dass ich zu wenig Hihat auf meinen OH´s habe, das liegt aber dann auch an der Spielweise und dem Genre (kein Metal). Ich würde auch ein spaced Pair nehmen und versuchen den Fokus auf die Becken zu legen, da die Signale der Toms/BD/Snare gerade im Metall sowieso sehr stark bearbeitet sind und das Signal aus den Overheads eher einem aufgeräumten Sound im Weg stehen.
 
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Zuerst mal sind 10 Spuren für Metal Drums sicher kein Overkill, aber genug um damit was schickes anzustellen.

Bass Drum muss ordentlich reinhauen, deshalb baue ich immer erst nur diese mit Fußmaschine und Hocker auf und schiebe das mini Kit mit Drummer paar cm in alle Richtungen und stelle fest wo am meisten Bums dahinter steckt. Da baue ich den Rest auf.

Becken einzeln würde ich nicht machen und ist wohl auch eher unüblich. Man kann aber neben ORTF auch mit AB und XY experimentieren. Mit XY und etwas offenerem Winkel hatte ich ganz gute Erfahrungen (120°); bei harten Metal Sachen mag ich (und andere) die Dinge eher breit.

HiHat war noch in keinem Mix den ich gemacht habe sehr leise auf den Overheads. Stützen brauch ich da gar nicht immer. Daher würde ich wenn ich mich entscheiden muss eher für ne Ride Stütze entscheiden. Das ist für mich heute Pflicht.

Snare Unterseite ist fein und eröffnet mehr Möglichkeiten im Mix und bei der Positionierung der Oberseite. Auch eine etwas seitliche Ausrichtung auf den unteren Rand fand ich schon mal zielführen, es gibt Fans vom Loch.

Bass Drum Schlagfell hab ich noch nie gemacht, probieren! Man kann auch Resofell, zweites Innen, Tunnel oder sonst was machen...

Ein zweites Stereo Set als Raum Mikros ist bei mir mittlerweile auch Standard; halte ich für sinnvoller als Becken einzeln.

Echt nur zwei Toms? Eher ungewöhnlich.
 
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Yo,

erst mal danke für die Tipps.

@schmatzi80:
Über den Vogel im obigen Video bin ich auch schon mal gestolpert, habe aber irgendwie über sein Gekasper die doch inhaltlich sinnigen Tipps nicht richtig vernehmen können.
Habe es mir somit nochmal angesehen und Spaiced Pair sowie Positionierung der Drumset-Elemente (HiHat/Snare) zwecks Minimierung des Übersprechens sind schon mal gute Ideen.
Danke für den Hinweis.

@Rubbl:
Kein Overkill ist gut aber du siehst wenn mann bisher mit 6 Spuren am Schlagzeug für alle Beteiligten äußerst gute Ergebnisse erziehlen konnte dann sind 4 Spuren mehr schon irgendwie eine mentale/tontechnische Überforderung :ugly:.

Ich denke nach euren Aussagen werden wir Folgendes machen:
Overheads wie gehabt aber Spaiced Pair um möglichst viel Becken und wenig Kessel einzufangen und Snare Bottom.
Zweites Kickmikro, entweder Schlagfell oder am/vorm Resoloch. HiHat Mikro erscheint nicht sinnvoll, wenn Stütze dann nur Ride.
Wäre dann noch eine Spur frei. Soll dann der Drummer entscheiden was ihm noch wichtig ist.

Echt nur zwei Toms? Eher ungewöhnlich.

Na ja, er muß halt aus logistischen Gründen mein Gretsch Brooklyn spielen.
Hat halt nur zwei Toms, dafür aber 'ne 24x18 Wumme. :D

Viele Grüße
Tom
 
Zweites Kickmikro, entweder Schlagfell oder am/vorm Resoloch.

Ich bin zwar auch kein Kenner dieser speziellen Musikszene, habe aber sinngemäss folgendes raushören können:

Erstes BD-Mic in der BD auf den Beater gerichtet (evtl. auch bis zu ca. 5 cm daneben), um die Anschlaggeräusche/Attack (zw. 1 - 4 KHz) gut aufnehmen zu können.
Zweites BD-Mic dann entweder an der Loch-Öffnung vom Reso-Fell oder doch lieber ca. 3-5 cm vom Rand des Reso-Fells (also nicht vor dem Reso-Loch, sondern auf die glatte Fläche des Reso-Fells gerichtet) weg aufgenommen. Ist halt Trial-and-Error, da keiner weiss, was für ein Beater genommen wir (Filz hart/weich, Holz, Plastik), welche Felle in welcher Stimmung aufgezogen werden und was ggfs. als Dämpfungsmaterial im Kessel selbst genutzt wird.

Ich selber stehe ja auf Daunenkissen (Pop, Funk usw.), Simon Phillips hat ja eine zeit lang gerne Handtücher gerollt und mit Gaffa-Tape befestigt. (Bewirkte aber mehr den "Boom-Sound")
Einige andere legen gerne mal einen Ziegelstein oder Kalksandstein in die BD auf eine gefaltete Decke, um die tieffregquenten Anteile zu kürzen....

Manche Tonis werfen nur gaaaaaanz viele geknüddelte Zeitungspapiere in die BD.

Also Möglichkeiten ohne Ende...:cool:
 
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Auch noch mal Dank an Trommler53842 für seine Tipps.

Da die Recordingsession demnächst ansteht werde ich danach hier mal berichten was dabei herausgekommen ist.

Viele Grüße
Tom
 
Wir sind gespannt! :great:
 
Ich selber stehe ja auf Daunenkissen (Pop, Funk usw.), Simon Phillips hat ja eine zeit lang gerne Handtücher gerollt und mit Gaffa-Tape befestigt. (Bewirkte aber mehr den "Boom-Sound")
Einige andere legen gerne mal einen Ziegelstein oder Kalksandstein in die BD auf eine gefaltete Decke, um die tieffregquenten Anteile zu kürzen....

Manche Tonis werfen nur gaaaaaanz viele geknüddelte Zeitungspapiere in die BD.

Also Möglichkeiten ohne Ende...:cool:




Solange es nicht die Unterhosen von Oma und Opa sind. Oder Mutters gute Bettwäsche.....:D

Simon hat/hatte einen Farbeimer (gefüllt) in seiner Bassdrum. Er schwört darauf. Und es darf kein Ziegel oder so sein, sondern der Farbeimer.

Und die Simon Phillips Muffle gabs mal (teuer) zu kaufen.
Den Farbeimer aber nicht. Keine Ahnung welche Farbe genau drin sein muß.;)
 
Hallo,

Den Farbeimer aber nicht. Keine Ahnung welche Farbe genau drin sein muß.;)

...hängt wahrscheinlich davon ab, welche individuelle Klangfarbe Du erreichen möchtest :D :D :D SCNR - die Vorlage war ZU gut!

Back to topic: Ich war da bislang immer sehr konventionell: Ein Klinkerstein auf einer gefalteten Wolldecke, und ich hatte auch nur ein Mic vor der BD (habe allerdings nie Death-Metal-Drums aufgenommen - hier könnte ich mir die Sache mit den zwei Mics sehr passend vorstellen...)

Viele Grüße
Klaus
 
Ich würde unbedingt zu zwei Mikros raten, da man in der Nachbearbeitung mehr Möglichkeiten hat den Sound anzupassen.
 
Einen modernen Metalsound ohne zu triggern, stelle ich mir später beim mischen schwierig vor. Alternativ kann man ja heute glücklicherweise aus jeder WAV Spur auch ne Midi Spur erzeugen. Gerade im Metalbereich hat der natürliche Klang ja (leider) nicht mehr viel mit dem fertigen Mix zu tun.
Also dann mal was hören :)

Gruß der Pearl Flo
 
Einen modernen Metalsound ohne zu triggern, stelle ich mir später beim mischen schwierig vor
Ist aber machbar...und man muss ja auch nicht immer den Trends folgen, sondern kann das Sound Design anders gestalten.
 
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Nun ja,

habe mir die Jungs jetzt auch mal live angesehen und der natürliche Drumsound passt schon zu denen und
wie schon gesagt, der Drummer möchte das auch so haben und er scheint sich mit aktuellen Recordingtechniken
im Metalbereich auseinandergesetzt zu haben.

Er klärte mich nämlich auf, dass inzwischen der Metal-Drummer im Studio im ersten Durchgang
echte Kessel mit stummen Becken spielt und im zweiten Take stumme Kessel mit echten Becken und das dann
hinterher zusammen gemischt wird damit es überhaupt keine Übersprechungen mehr gibt. Einzelmikrofonierung der
Becken scheint inzwischen sowieso Usus zu sein. Dies natürlich nur unter der Voraussetzung, dass
überhaupt noch akustische Kessel und Becken bearbeitet werden. Kick triggern ist sowieso wohl Pflicht.

Es wäre schon möglich nachträglich noch die Kesselsignale zu triggern um z.B. eine Pumpgun als Kick
umzufunktionieren aber ich bin froh, dass er das gar nicht will. Inwieweit das im Metalbereich
schon oldschool ist kann ich nicht sagen.
Jedenfalls ist es äußerst angenehm einen tiefenentspannten und lockeren Deathmetal-Drummer
beim erstes Recordingprojekt im Metalbereich zu haben. Gibt da bestimmt auch andere.

Gruß
Tom
 
Gretsch Brooklyn goes Death Metal....

DeathMetalGretsch1.jpg


DeathMetalGretsch3.jpg


:ugly::cool::D
 
Warum steht da ein Amp in der Bass Drum?
 
Wir hatten leider gerade keinen Farbeimer zur Hand... :rolleyes:

Also,

wir haben natürlich die hier von euch vorgelegten Tipps ausprobiert.

Was wurde umgesetzt:

Um die Kick möglichst "tot" zu bekommen zunächst das Reso ab, dann eine Decke rein
und in Ermangelung eines Farbeimers und eines Ziegelsteines einfach ein Bass-Top rein
gestellt.

Der Drummer bestand auf dem SM 57 vorm Schlagfell und ich auf dem MD 421 vorm
Kessel. So hatten wir schon mal einen Kompromiss gefunden um für alle Eventualitäten
gerüstet zu sein.
Eher experimentell stand noch ein MXL 990 im ca. drei Meter Entfernung vor der Bass Drum
(auf dem Bild nicht zu sehen).
Overheads blieben aus Zeitmangenl ORTF aber tiefer und direkt über den Becken und auf Wunsch
des Drummers kam noch ein SM57 als HiHat-Stütze dazu.
Snare Bottom brachte fürs schnelle Metal-Drumming keine signifikanten Vorteile, somit wurde darauf
verzichtet. Damit waren dann alle 10 Spuren vergeben.

Bis wir uns bis zu diesem Setup durchgearbeitet hatten waren ca. 5 Stunden mit Stativpositionieren,
Mikroausrichten, Probeaufnahmen und Abhören vergangen.

Gestern dann hat der Drummer 9 Songs mit durchschnittlich 3 Takes mit einer durchschnittlichen Songlänge von ca. 7 Minuten innerhalb von 8 Stunden rausgehauen.

Grobe Abhörung hat heute bisher keine tontechnischen Fehler/Ausfälle erkennen lassen.

Bin da jetzt auch mal gespannt was wir da so von machen.

Viele Grüße

Tom
 
Grund: Beschreibung des Setups hinzugefügt
Zuletzt bearbeitet:
Alter Schwede, da hat der Drummer aber gas gegeben. Respekt !
Wäre auf ein Soundschnipzel der Aufnahme gespannt (wenn möglich bzw erlaubt).

Gruß der Pearl Flo
 
Ich bin ja der Meinung, dass die Farbdose völlig missverstanden wird. Es geht nicht darum, den Kessel der Bassdrum zu beschweren. Der Kessel ist ein kleiner zylindrischer Raum und hat Resonanzen, die sich aus den räumlichen Dimensionen ergeben. Wenn man z.B. das Resonanzfell abmacht und mal rein spricht, merkt man, dass es in der Tat nach "Tonne" klingt, was es ja auch ist. Jedes Faß mit ähnlichen Dimensionen würde so klingen. Und die zylindrische Form ist was Resonanzen angeht ja besonders krass, denn radial hat man ja immer das gleiche Maß, also auch die gleiche Resonanzfrequenz.

Um diese Resonanzen zu beeinflussen, kann man wie in der Raumakustik auch Absorber und Diffusoren rein tun. Und ich denke, das ist der Effekt der Farbdose. Das ist in erster Linie ein Körper, der zur Schwingung angeregt wird und durch den dickflüssigen Inhalt bedämpft wird und so für eine spezielle Frequenz Energie herausnimmt. So eine Art kleine spezielle Basstrap.

Deswegen ist ein Ziegelstein auch kein Ersatz dafür. Auch nicht, wenn er genauso schwer ist.

Ist meine private Theorie. Ob Simon P. das auch so sieht, weiss ich nicht. Ich hab aber schon gute Sound-Ergebnisse mit flüssigkeitsgefüllten Gegenständen in der Bassdrum gehabt. Die meisten Drummer machen das aber nicht gerne mit. Ich würde wiederum meinen Gitarren-Amp nicht freiwillig in die Bassdrum stellen... Auch nicht, wenn man die Röhren vorher rausnimmt...
 
He He,

zu diesem Setup kamen wir natürlich nach der Diskussion hier im Thread und dann nach diversen Hörproben während der Testsession. Das Ziel war ein klassisches Rockset (nämlich meines, weswegen auch nie flüssigkeitsgefüllte Gegenstände in mein Gretsch gekommen wären) zu einem für einen Death-Metal Drummer annehmbaren Sound hinzubiegen.
Er war mit dem Ergebnis sehr zufrieden was Klang und Spielgefühl der Bass Drum anging.

Zudem kommen wir nicht umhin uns mit diesen Limitationen wie z.B ein "falsches" Drumset oder nur 10 Spuren und mangelnden Metal-Recording Erfahrungen auseinanderzusetzen.

Ist aber machbar...und man muss ja auch nicht immer den Trends folgen, sondern kann das Sound Design anders gestalten.

Uns bleibt also nichts anderes übrig als obigem Zitat zu folgen.

Übrigens ist der Amp ein Noname Transistor-Basstop welches zum letzen Male vor ca. 10 Jahren gespielt worden ist. Wir wissen nicht mal ob es überhaupt noch funktioniert. Inwieweit dies nun den Klang der Kick positiv oder negativ beeinflußt hat können wir momentan noch nicht sagen. ;)

Viele Grüße
Tom
 
Ein Röhrentopteil hätte wärmer geklungen.
 
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